Rechenwerk Computer- & Technikmuseum Halle

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Das RECHENWERK Computer- & Technikmuseum Halle ist ein privates Museum in Halle (Saale), das sich primär mit der Geschichte der Rechentechnik, Automatisierungstechnik und Elektronik in der DDR beschäftigt.

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Zweck

Obwohl es auf dem Gebiet der ehemaligen DDR an vielen Orten Produktionsstätten und Einsatzorte von Computertechnik, mikroelektronischen Systemen sowie deren Vorläufern den mechanischen Rechenmaschinen sowie Maschinensteuerungen gab, haben sich nur wenige Museen dieses Thema zu ihrem Kernziel gemacht. Neben dem „Rechenwerk“ sind dies das „Automatikmuseum“ der HTWK Leipzig und das ZCOM in Hoyerswerda. Daneben gibt es einige weitere technische Museen und Sammlungen, die die lokale Rechentechnik als Teilgebiet bearbeiten oder ausgewählte Exponate aufgrund der geschichtlichen Verbindung zum Ort führen.

In der Ausstellung kann man die Geschichte der Rechentechnik erleben, angefangen von einfachen mechanischen Addiermaschinen. Die gesammelten Geräte erinnern auch an den Pionier der mechanischen Rechentechnik Christel Hamann, der die ausgestellte „Mercedes Euklid“ konstruiert hat. Zusammen mit seinem Mitarbeiter Heinrich Wilhelmi hat er zugleich wesentliche Grundlagen für diese Rechenmaschinen geschaffen, die bis in die 1960er Jahre produziert und erst dann durch elektronische Bürorechner abgelöst wurden. Wilhelmi hat weiterhin mit seinen Grundlagenarbeiten zum analogen elektronischen Rechnen (Doktorarbeit 1941) eine Basis für industrielle elektronische Rechen-, Regel- und Steuergeräte gelegt. Somit kann der Besucher auch die Brücke von den verschiedenen Generationen der Rechneranlagen und Personalcomputer bis hin zum kompletten Prozessleitsystemaudatec“ auf Mikrorechnerbasis von 1990 nachvollziehen.

Die Museumsmannschaft, gebildet durch die digital Computer- & Elektronik Arbeitsgemeinschaft Halle und Helfern, hat sich zum Ziel gesetzt, so viele der Maschinen wie möglich wieder zu reparieren und damit „lebendig“ zu erhalten. Neben der Pflege der Exponate geht die Suche nach weiteren Geräten und historischen Unterlagen weiter.

Geschichte

Der Gedanke an eine feste Techniksammlung geht auf die digital AG Halle zurück, die seit 1996 auf dem Gebiet der DDR-Computertechnik sammelt und forscht. Mit der Zeit wuchs der Bestand an Exponaten und Dokumentationsmaterialien allerdings so, dass nicht mehr nur ein Raum, sondern ein Gebäude gebraucht wurde. Seit 2005 arbeitete die digital AG Halle mit dem Deutschen Chemie Museum Merseburg zusammen und konnte vorhandene Räumlichkeiten nutzen. Allerdings stießen auch diese bald an ihre Grenzen, und außerdem war das Gebäude durch Umnutzungsentscheidungen auf Landesebene vom akuten Abriss bedroht. Daher entschlossen sich die Mitglieder der digital AG Halle, ab Anfang 2012 nach neuen Räumen im Großraum Halle/Leipzig zu suchen. Eine Lösung und ein damit verbundener (Rück-)Umzug nach Halle konnte im November 2013 in Form einer ehemaligen Kaufhalle gefunden werden. Eine thematisch wohlgegliederte Dauerausstellung auf mehreren hundert Quadratmetern soll das technische Wissen und die Leistungen früherer Ingenieure erhalten. Die offizielle Einweihung fand am 1. November 2014 statt. Durch weiterhin anhaltenden Ausbau der Sammlung, u. a. durch Großgeräte, stellt sich seit Anfang 2015 erneut die Platzfrage. Derzeit versucht das Museumsteam, durch „intelligentes Verdichten“ die Ausstellung auszubauen, ohne sie unbegehbar vollzustellen. Parallel wird an einem interaktiven Besucherführungssystem über WLAN gearbeitet.

Sammlung

Die Sammlung umfasst rund 2000 Exponate,[1] die auf der Homepage der digital AG Halle stichpunktartig, teilweise mit Fotos dokumentiert sind. An einem Ausstellungskonzept, in welchem die Exponate sinnvoll miteinander verbunden werden, wird gearbeitet.

Themengruppen

Neben den technischen Zeitzeugnissen sammelt das Museum auch die zur Wiederinbetriebsetzung erforderlichen Ersatzteile, Software und Dokumentationen. Letztere werden nach und nach digitalisiert und auf der Webseite der Arbeitsgemeinschaft barrierefrei für Forschungszwecke zur Verfügung gestellt.

Das Museum finanziert sich momentan rein privat.

Es ist das einzige Museum rein für Rechentechnik/Elektronik in Sachsen-Anhalt. Es werden gute Kontakte zu den Technischen Sammlungen Dresden, dem Industriemuseum Chemnitz sowie einigen weiteren Institutionen gepflegt.

Museumsgebäude

Das Museum befindet sich in einer ehemaligen Kaufhalle. Die Ausstellungsfläche umfasst momentan ca. 520 m² und ist darauf ausgelegt, weitestgehend barrierefrei für Rollstuhlfahrer zu sein. Lediglich zum Befahren des Doppelfußbodenbereiches ist eine Rampe nötig. Probleme im Bereich der Behindertenfreundlichkeit gibt es derzeit noch bei den sanitären Einrichtungen. Das Gebäude befindet sich auf der Saalfelder Straße 11 in Halle (Saale).

Literatur

  • Werner Kriesel: Automatikmuseum in Leipzig. In: Verein Deutscher Ingenieure, VDI/VDE-GMA (Hrsg.): Jahrbuch 1997 VDI/VDE-Gesellschaft Mess- und Automatisierungstechnik. VDI-Verlag, Düsseldorf 1997, ISBN 3-18-401611-0.
  • Werner Kriesel; Hans Rohr; Andreas Koch: Geschichte und Zukunft der Mess- und Automatisierungstechnik. VDI-Verlag, Düsseldorf 1995, ISBN 3-18-150047-X.
  • Lothar Starke: Vom Hydraulischen Regler zum Prozessleitsystem. Die Erfolgsgeschichte der Askania-Werke Berlin und der Geräte- und Regler-Werke Teltow. 140 Jahre Industriegeschichte, Tradition und Zukunft. Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-8305-1715-3.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Axel Kannenberg (axk); Sabrina Gorges, dpa: "Rechnende Schrankwand": Computermuseum bewahrt DDR-Technik. Heise online, 24. September 2015, abgerufen am 24. September 2015.

Koordinaten: 51° 29′ 25,5″ N, 12° 0′ 0,3″ O

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Logo des RECHENWERK Computer- & Technikmuseums Halle (Saale), Saalfelder Straße 11