Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion in Abhängigkeit von σ {\displaystyle \sigma } In der Wahrscheinlichkeitstheorie und Statistik wird mit Rayleigh-Verteilung (nach John William Strutt, 3. Baron Rayleigh ) oder Betragsverteilung 2. Art eine kontinuierliche Wahrscheinlichkeitsverteilung bezeichnet.
Wenn die Komponenten eines zweidimensionalen Zufallsvektors normalverteilt und stochastisch unabhängig sind, dann ist der Betrag Rayleigh-verteilt. Dies tritt zum Beispiel in einem funktechnisch genutzten Übertragungskanal bei Mobilfunksystemen auf, wenn zwischen dem Sender, wie einer Basisstation, und dem Empfänger, beispielsweise einem Mobiltelefon, kein direkter Sichtkontakt besteht. Der durch die Mehrwegeausbreitung über verschiedene, zufällige Reflexion und Streuungen, beispielsweise an Gebäudewänden und anderen Hindernissen, beeinträchtigte Übertragungskanal lässt sich dann mit Hilfe der Rayleigh-Verteilung als sogenannter Rayleigh-Kanal modellieren.
Die Verteilung von 10-Minutenmittelwerten der Windgeschwindigkeit werden ebenfalls des Öfteren durch eine Rayleigh-Verteilung beschrieben, wenn nicht eine zweiparametrige Weibull-Verteilung gewählt werden soll.
Definition Eine stetige Zufallsvariable X {\displaystyle X} heißt Rayleigh-verteilt mit Parameter σ > 0 {\displaystyle \sigma >0} , wenn sie die Wahrscheinlichkeitsdichte
f ( x | σ ) = { x σ 2 e − x 2 2 σ 2 x ≥ 0 0 x < 0 {\displaystyle f(x|\sigma )={\begin{cases}\displaystyle {\frac {x}{\sigma ^{2}}}e^{-{\frac {x^{2}}{2\sigma ^{2}}}}&x\geq 0\\0&x<0\end{cases}}} besitzt. Daraus ergibt sich die Verteilungsfunktion
F ( x ) = { 1 − e − x 2 2 σ 2 x ≥ 0 0 x < 0 {\displaystyle F(x)={\begin{cases}\displaystyle 1-e^{-{\frac {x^{2}}{2\sigma ^{2}}}}&x\geq 0\\0&x<0\end{cases}}}
Eigenschaften
Momente Die Momente beliebiger Ordnung können über folgende Formel errechnet werden:
μ k = σ k 2 k / 2 Γ ( 1 + k / 2 ) {\displaystyle \mu _{k}=\sigma ^{k}2^{k/2}\,\Gamma (1+k/2)\,} ,wobei Γ ( ⋅ ) {\displaystyle \Gamma (\cdot )} die Gammafunktion darstellt.
Erwartungswert Der Erwartungswert ergibt sich zu
E ( X ) = σ π 2 {\displaystyle \operatorname {E} (X)=\sigma {\sqrt {\frac {\pi }{2}}}} .
Varianz Die Varianz der Verteilung ist
Var ( X ) = 4 − π 2 σ 2 {\displaystyle \operatorname {Var} (X)={\frac {4-\pi }{2}}\sigma ^{2}} .Somit ist das Verhältnis zwischen Erwartungswert und Standardabweichung bei dieser Verteilung konstant:
E ( X ) Var ( X ) = π 2 2 4 − π = π 4 − π ≈ 1 , 91 {\displaystyle {\frac {\operatorname {E} (X)}{\sqrt {\operatorname {Var} (X)}}}={\sqrt {\frac {\pi }{2}}}{\sqrt {\frac {2}{4-\pi }}}={\sqrt {\frac {\pi }{4-\pi }}}\approx 1{,}91} .
Schiefe Für die Schiefe erhält man
v ( X ) = 2 π ( π − 3 ) ( 4 − π ) 3 / 2 ≈ 0,631 1 {\displaystyle \operatorname {v} (X)={\frac {2{\sqrt {\pi }}(\pi -3)}{(4-\pi )^{3/2}}}\approx 0{,}6311} .
Wölbung (Kurtosis)Die Wölbung ergibt sich zu
β 2 ( X ) = − 6 π 2 − 24 π + 16 ( 4 − π ) 2 ≈ 0,245 1 {\displaystyle \beta _{2}(X)=-{\frac {6\pi ^{2}-24\pi +16}{(4-\pi )^{2}}}\approx 0{,}2451} .
Charakteristische Funktion Die charakteristische Funktion ist
φ ( t ) = 1 − σ t e − σ 2 t 2 / 2 π 2 ( erf ( σ t 2 ) − i ) {\displaystyle \varphi (t)=1-\sigma te^{-\sigma ^{2}t^{2}/2}{\sqrt {\frac {\pi }{2}}}\!\left(\operatorname {erf} \!\left({\frac {\sigma t}{\sqrt {2}}}\right)-i\right)} .wobei erf ( ⋅ ) {\displaystyle \operatorname {erf} (\cdot )} die komplexe Fehlerfunktion ist.
Momenterzeugende Funktion Die momenterzeugende Funktion ist gegeben durch
M ( t ) = 1 + σ t e σ 2 t 2 / 2 π 2 ( erf ( σ t 2 ) + 1 ) {\displaystyle M(t)=1+\sigma te^{\sigma ^{2}t^{2}/2}{\sqrt {\frac {\pi }{2}}}\left(\operatorname {erf} \left({\frac {\sigma t}{\sqrt {2}}}\right)+1\right)} ,wobei erf ( ⋅ ) {\displaystyle \operatorname {erf} (\cdot )} wiederum die Fehlerfunktion ist.
Entropie Die Entropie , ausgedrückt in nats , ergibt sich zu
1 + ln ( σ 2 ) + γ 2 {\displaystyle 1+\ln \left({\frac {\sigma }{\sqrt {2}}}\right)+{\frac {\gamma }{2}}} ,wobei γ {\displaystyle \gamma } die Euler-Mascheroni-Konstante bezeichnet.
Modus Das Maximum erreicht die Rayleigh-Verteilung für x = σ {\displaystyle x=\sigma } , denn für x ≥ 0 {\displaystyle x\geq 0} gilt
0 = d f d x ( x ) = e − x 2 2 σ 2 σ 2 − x 2 e − x 2 2 σ 2 σ 4 ⟺ x = σ {\displaystyle 0={\frac {\mathrm {d} f}{\mathrm {d} x}}\left(x\right)={\frac {e^{-{\frac {x^{2}}{2\sigma ^{2}}}}}{\sigma ^{2}}}-x^{2}{\frac {e^{-{\frac {x^{2}}{2\sigma ^{2}}}}}{\sigma ^{4}}}\quad \Longleftrightarrow \quad x=\sigma } .Damit ist σ {\displaystyle \sigma } der Modus der Rayleigh-Verteilung.
Im Maximum hat f {\displaystyle f} den Wert
f ( σ ) = 1 σ e − 1 2 {\displaystyle f\left(\sigma \right)={\frac {1}{\sigma }}e^{-{\frac {1}{2}}}} .
ParameterschätzungDie Maximum-Likelihood-Schätzung von σ {\displaystyle \sigma } aus Messwerten x 1 , … , x n {\displaystyle x_{1},\ldots ,x_{n}} erfolgt über:
σ ≈ 1 2 n ∑ i = 1 n x i 2 {\displaystyle \sigma \approx {\sqrt {{\frac {1}{2n}}\sum _{i=1}^{n}x_{i}^{2}}}}
Beziehungen zu anderen Verteilungen Die Chi-Verteilung , Weibull-Verteilung und Rice-Verteilung sind Verallgemeinerungen der Rayleigh-Verteilung.
Beziehung zur Chi-Quadrat-Verteilung Wenn R ∼ R a y l e i g h ( 1 ) {\displaystyle R\sim \mathrm {Rayleigh} (1)} , dann ist R 2 {\displaystyle R^{2}} Chi-Quadrat-verteilt mit zwei Freiheitsgraden : R 2 ∼ χ 2 2 {\displaystyle R^{2}\sim \chi _{2}^{2}}
Beziehung zur Weibull-Verteilung R a y l e i g h ( σ 2 ) = W e i ( 1 2 σ 2 , 2 ) {\displaystyle \mathrm {Rayleigh} (\sigma ^{2})=\mathrm {Wei} \left({\frac {1}{2\sigma ^{2}}},2\right)}
Beziehung zur Rice-Verteilung R a y l e i g h ( σ ) = R i c e ( 0 , σ ) {\displaystyle \mathrm {Rayleigh} (\sigma )=\mathrm {Rice} (0,\sigma )}
Beziehung zur Exponentialverteilung Wenn X {\displaystyle X} exponentialverteilt mit X ∼ E x p ( λ ) {\displaystyle X\sim \mathrm {Exp} (\lambda )} ist, dann ist Y = X ∼ R a y l e i g h ( 1 2 λ ) {\displaystyle Y={\sqrt {X}}\sim \mathrm {Rayleigh} \left({\frac {1}{\sqrt {2\lambda }}}\right)} .
Beziehung zur Gammaverteilung Wenn R ∼ R a y l e i g h ( σ ) {\displaystyle R\sim \mathrm {Rayleigh} (\sigma )} , dann ist ∑ i = 1 N R i 2 {\displaystyle \sum _{i=1}^{N}R_{i}^{2}} gammaverteilt mit den Parametern N {\displaystyle N} und 2 σ 2 {\displaystyle 2\sigma ^{2}} : Y = ∑ i = 1 N R i 2 ∼ Γ ( N , 2 σ 2 ) {\displaystyle Y=\sum _{i=1}^{N}R_{i}^{2}\sim \Gamma (N,2\sigma ^{2})} .
Beziehung zur Normalverteilung X 2 + Y 2 {\displaystyle {\sqrt {X^{2}+Y^{2}}}} ist Rayleigh-verteilt, wenn X ∼ N ( 0 , σ 2 ) {\displaystyle X\sim {\mathcal {N}}(0,\sigma ^{2})} und Y ∼ N ( 0 , σ 2 ) {\displaystyle Y\sim {\mathcal {N}}(0,\sigma ^{2})} zwei stochastisch unabhängige normalverteilte Zufallsgrößen sind.
Literatur Edgar Dietrich, Alfred Schulze: Statistische Verfahren zur Maschinen- und Prozessqualifikation . 6. Auflage. Carl Hanser Verlag, 2009, ISBN 978-3-446-41525-6 . Multivariate Verteilungen
Diskrete multivariate Verteilungen: Dirichlet compound multinomial | Ewens | gemischt Multinomial | multinomial | multivariat hypergeometrisch | multivariat Poisson | negativmultinomial | Pólya/Eggenberger | polyhypergeometrisch
Kontinuierliche multivariate Verteilungen: Dirichlet | GEM | generalized Dirichlet | multivariat normal | multivariat Student | normalskaliert invers Gamma | Normal-Gamma | Poisson-Dirichlet
Multivariate Matrixverteilungen: Gleichverteilung auf der Stiefel-Mannigfaltigkeit | Invers Wishart | Matrix Beta | Matrix Gamma | Matrix invers Beta | Matrix invers Gamma | Matrix Normal | Matrix Student-t | Matrix-Von-Mises-Fisher-Verteilung | Normal-invers-Wishart | Normal-Wishart | Wishart