Rasengleis

© Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)
Hochliegende Rasengleise der Stadtbahn Köln

Bei einem Rasengleis ist der Gleiskörper mit Rasen oder anderer Vegetation eingefasst und der Schienenzwischenraum begrünt. Es ist ein beliebtes Mittel, um den Bahnkörper von Straßen- und Stadtbahnen optisch aufzuwerten. Das Rasengleis hat neben dem positiven optischen auch einen akustischen Effekt. Die Schallabstrahlung der Fahrzeuge wird deutlich reduziert. Die in Humus gefasste Schiene hat keine Luftschallabstrahlung und eine stark gedämpfte Körperschallabstrahlung. Die Bepflanzung absorbiert zusätzlich den Luftschall, der von der Schienenoberfläche ausgeht.

Rasengleise gibt es in verschiedenen Bauformen:

  • Hochliegendes Rasengleis: Rillenschienen werden auf normalen Betonschwellen verlegt und bis zur Schienenoberkante mit Substrat aufgefüllt. Diese Bauart bietet den besten Schallschutz und das beste optische Ergebnis, da nur die Lauffläche und die Rille der Schienen zu sehen sind. Seitlich der Schienen werden üblicherweise spezielle Kammerfüllsteine eingebaut, so dass das Erdreich nicht direkt an die Schienen anstößt. Die Befestigungselemente unter den Profilblöcken bleiben dadurch sauber und korrosionsgeschützt. Werden solche Füllsteine nicht eingesetzt, korrodieren Schienen und Befestigungsmittel schneller. Zudem muss das Erdreich bei einem Schienenwechsel entfernt werden. Wegen der Korrosion durch die unvermeidlich im Erdreich gespeicherte Feuchtigkeit müssen in der Regel auch die Schienenbefestigungsmittel mit getauscht werden. Diese sind außerdem im Betrieb nicht zugänglich und damit ihr Zustand nur schlecht zu überwachen. Hochliegende Rasengleise sind in Ausnahmefällen mit Straßenfahrzeugen befahr- und überquerbar.
  • Hochliegendes Rasengleis mit Vignolschienen: Diese Bauform unterscheidet sich vom hochliegenden Rasengleis in der Verwendung von Vignolschienen statt Rillenschienen. Um den Raum für die Spurkränze der Räder freizuhalten, wird das Substrat nur bis zur Unterkante des Schienenkopfes aufgefüllt oder der Raum wird durch neben der Schienen verbaute Füllsteine freigehalten. Diese Bauform wird unter anderem bei der Stadtbahn Alicante verwendet.
  • Tiefliegendes Rasengleis: Ein Querschwellengleis wird auf Betonlängsbalken verlegt. Nun werden die Zwischenräume zwischen den Schwellen nicht wie üblich mit Schotter, sondern mit Substrat aufgefüllt. Die Schienen bleiben komplett frei, was die optische Wirkung ein wenig schmälert. Auch die Schalldämpfung ist bei dieser Bauweise etwas geringer. Dafür ist die Kontrolle und der Austausch der Schienen einfacher, die Befestigungsmittel korrodieren deutlich langsamer, da sie nicht im Erdreich liegen und daher nicht permanent Feuchtigkeit ausgesetzt sind. Der Anbau von Gleisschaltmitteln ist möglich, das Abirren des Triebrückstromes in die Erde ist besser zu verhindern, was bei Gleichstromspeisung vorteilhaft ist. Die Anwendung von Gleisstromkreisen ist ebenfalls möglich. Schließlich können bei dieser Bauweise statt Rillen- i. A. kostengünstigere und pflegeleichtere Vignolschienen verwendet werden.

Die Raseneindeckung erfordert einen dauerhaft lagesicheren Oberbau, in der Regel in Form einer festen Fahrbahn. Schotteroberbau wäre durch den Eintrag von Bodenmaterial und die dadurch verringerte Reibung zwischen den Schottersteinen und den Schwellen nicht lagesicher und durch die Raseneindeckung auch nicht stopf- und richtbar. Nachträgliche Änderungen und Erweiterungen, die nicht von vornherein berücksichtigt und vorbereitet werden, sind deutlich aufwändiger als bei klassischen, nichteingedeckten Schotteroberbau.

Begrünt wird Rasengleis entweder mit Rasen oder mit pflegeleichten Bodendeckern. Rasen muss verhältnismäßig aufwändig gepflegt und bewässert werden. Bodendecker werden zwar in Dürrezeiten welk, kommen aber mit minimaler Bewässerung aus. Statt den Raum zwischen den Schienen ausschließlich mit Erdreich aufzufüllen, können auch Rasengittersteine verlegt werden.

Bei der Straßenbahn Braunschweig sollen in Zusammenarbeit mit dem Julius Kühn-Institut, welches sich am dortigen Standort mit Bienen beschäftigt, Wildblumen gesät werden.[1][2]

Verbindung zum Boden

In Würzburg sieht die Allianz Mobilität und Regionalentwicklung der Agenda 21 Würzburg die Ursache für die schlechte Dürreverträglichkeit des Rasens bei den seit ca. 2000 angelegten Rasengleisen z. B. in der äußeren Zellerau darin, dass sie keine Verbindung zum Boden haben, sondern nur aus einer Erdschicht auf einer Betonschicht bestehen. Verglichen wird der Zustand in diesen Rasengleisen mit den älteren Gleisen, z. B. an der Mergentheimer Straße (gebaut 1985), bei denen das Grün unter gleichen klimatischen Bedingungen weniger Schaden genommen hat. Ein ähnliches Phänomen wurde auch von der TU Dresden in einer Langzeitstudie untersucht.[3] Die Verbindung zum Boden erfordert allerdings eine feste Fahrbahn.

Einzelnachweise

  1. Jörn Stachura: Forscher entwickeln neue Braunschweiger Wildblumenmischung In: braunschweiger-zeitung.de, 18. Mai 2021, abgerufen am 10. Februar 2023.
  2. Naturschutz für Wildbienen: Blühstreifen statt Straßenbahnschotter In: vodafone.de, 5. Februar 2023, abgerufen am 10. Februar 2023.
  3. Würzburg in Bewegung: Richtiges Rasengleis für die Linie 6!, abgerufen am 16. September 2013

Weblinks

Commons: Rasengleis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Gleise mit Bodendeckern – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Triebwagen 305, in der Straßenbahnhaltestelle Frankenstraße der Straßenbahnlinie 5, in Nürnberg (Jan. 2012).
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Rasengleis mit Löwenzahn zwischen Augustinerstraße und Elogiusplatz, Köln
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Zwei Siemens Combino (102 und 107) in der Rautenstraße in Nordhausen (Thüringen)
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A variation on lawn track with low growing plants being used to delineate the tram's swept path. As seen in Zwickau, Germany.

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U-Bahn Linie 4 in Richtung Untertürkheim in der Nähe der Russischen Kirche in Stuttgart.
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Abschnitt zwischen den Eisenbahnstrecken LC/6361 und ELSt/6375 und der Richard-Lehmann-Straße. Hier bestand bis 1967 schon einmal eine Straßenbahnverbindung mit einer provisorischen Holzbrücke. Die als Ersatz gebaute Fußgängerbrücke ist dem vorgesehenen Neubau im Weg, das verzögert die Fertigstellung der Strecke um gut ein Jahr.
Der Oberbau ist feste Fahrbahn mit Schwellen auf Betonlängsbalken, sie wird mit Mutterboden verfüllt zum tiefliefenden Rasengleis.
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Rasengleis während des Baus. Die Schienen sind zugedeckt, während die Erde eingebracht und gesät wird.
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Nachschuss Richtung Bernsdorf bzw Stadlerplatz. Der Zug der Linie C15 kommt von Hainichen. Auch in der Reitbahnstraße wurden hochliegende Rasengleise verlegt, die Weichen der Gleisverbindung sind einbezogen und deshalb in Rillenschienenbauart ausgeführt worden. Die Leit- und Rillenweiten im Radlenkerbereich entsprechen wegen der hier ebenfalls verkehrenden reinen Straßenbahnfahrzeuge klassischen Straßenbahnmaßen.
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Rasengleis – Rillenschiene
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Überleitstelle, damit ist auch bei Unterbrechung der Schleifenstrecke in Playa de San Juán ein Restbetrieb möglich. Die Lichtkästen sind der Beschriftung nach Einfahrsignale.
Der Oberbau besteht aus hochliegenden Rasengleisen mit dafür untypischen Vignolschienen, den vertrockneten Stellen ohne Verbindung zum Erdboden. In einigen Jahren wird sich zeigen, ob die Korrosion der Schienenbefestigungsmittel auf Dauer beherrschbar ist.