Ralf Meister

Ralf Meister in der Marktkirche Hannover (2018)

Ralf Meister (* 5. Januar 1962 in Hamburg) ist ein lutherischer Theologe und seit 2011 Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. Seit 9. November 2018 ist er der Leitende Bischof der VELKD. Seit dem 5. September 2020 ist er auch Abt des Klosters Loccum.

Leben und Wirken

Ralf Meister studierte evangelische Theologie und Judaistik an den Universitäten Hamburg und Jerusalem. Nach dem Studium war er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität in Hamburg.

Von 1990 bis 1992 absolvierte Meister das Vikariat in Lauenburg/Elbe und wurde 1992 zum Dienst eines Pastors in der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche ordiniert.

Nach dem Vikariat wurde Meister 1992 Geschäftsführer der Universitäts-Arbeitsstelle „Kirche für die Stadt“. 1996 wechselte er als Referent in die Redaktion Kiel des Evangelischen Rundfunkreferates der Norddeutschen Kirchen. Durch zahlreiche Beiträge wurde er den Hörerinnen und Hörern des Norddeutschen Rundfunks (NDR) bekannt. Seit 1999 gehörte Meister der Redaktion der Zeitschrift Kunst und Kirche an. 2001 wurde er einer der Sprecher des Wortes zum Sonntag, was ihn einen bundesweit bekannt machte.

Im Jahre 2001 wurde Meister als Nachfolger von Niels Hasselmann Propst des Kirchenkreises Lübeck der Nordelbischen Kirche. Unter seiner Leitung setzte der Kirchenkreis als erster der Landeskirche die Gemeindereform um und führte Großgemeinden ein. Außerdem rief er die Spendenaktion „Sieben Türme“ für die Sanierung der Lübecker Altstadtkirchen ins Leben. Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt waren missionarische Angebote für die Stadt.

Am 1. November 2007 wählte die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz Meister zum Generalsuperintendenten des Sprengels Berlin, dem 800.000 Gemeindeglieder in 14 Kirchenkreisen Berlins und in dessen Brandenburger Randgebieten angehörten. Am Pfingstsonntag, dem 11. Mai 2008, wurde er in der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche als Nachfolger von Martin-Michael Passauer in sein Amt eingeführt.

Ralf Meister (2013)

Im Herbst 2010 wurde Meister zum Nachfolger Margot Käßmanns im Amt des Landesbischofs der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers gewählt.[1][2] Er wurde am 26. März 2011 in der Marktkirche Hannover vom Leitenden Bischof der VELKD, Johannes Friedrich, in das Amt des Landesbischofs eingeführt.[3] Seine Nachfolge in Berlin trat die Hessen-Nassauische Theologin Ulrike Trautwein an.

Angesichts des Flüchtlingszustroms in den Jahren 2015/2016 setzte sich Meister für die Integration der Zuwanderer ein und schuf Wohnraum für Geflüchtete in seiner Bischofskanzlei.[4] Er gehört zu den Gründern des Integrationsbündnisses „Niedersachsen packt an“.[5]

Von der Evangelischen Kirche in Deutschland wurde er in die Kommission Lagerung hoch radioaktiver Abfallstoffe entsandt, die bis 2016 Kriterien für die Suche nach einem Endlager erarbeitete.[6]

Ralf Meister unterstützt die Klimaschutzbewegung Fridays for Future. Bei der Tagung der Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers am 16. Mai 2019 unterbrach er seinen Bischofsbericht, um Aktivistinnen der Bewegung das Rednerpult zu überlassen.[7]

Als Co-Vorsitzender der Meissen-Kommission engagiert sich Meister für eine Kirchengemeinschaft zwischen der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Church of England.

Am 9. November 2018 wurde Meister zum Leitenden Bischof der Vereinigten Evangelisch-lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) gewählt.[8] Am 5. November 2021 erfolgte die Wiederwahl. 2020 wurde Meister durch den Konvent des Klosters Loccum unter Beteiligung der Landeskirche zum Abt bestimmt und am 5. September 2020 als 65. Abt des Klosters Loccum in sein Amt eingeführt.

Ralf Meister ist in zweiter Ehe verheiratet und hat drei Kinder.

Weitere Ämter / Mitgliedschaften

Durch das Amt des Landesbischofs der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers

Weitere und ehemalige Ämter- und Mitgliedschaften

Positionen

Im Juni 2023, 16 Monate nach dem Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine, sagte Meister in Osnabrück beim regionalen Ökumenischen Kirchentag, mitten im Krieg sei nicht die Zeit, Begriffe von Versöhnung und Vergebung in den Mund zu nehmen. „Wenn Menschen ihr Land verteidigen wollen, muss ich ihnen das zugestehen und ihnen die Hilfe geben, dass sie das tun können.“ Rechtserhaltende Gewalt sei unter bestimmten Bedingungen notwendig.

Die evangelisch-reformierte Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wieden hatte zuvor gefordert, „mehr zu differenzieren“. Es sei wichtig, auch die zerstörerischen Folgen des Krieges und eines neuen Wettrüstens für die Ukraine selbst und beispielsweise für Länder in Afrika zu bedenken. Wichtig seien Versöhnungsprozesse auch während des Krieges. Bundesverteidigungsminister Pistorius antwortete ihr: „Das Streben nach Differenzierung von Dingen, die sonnenklar sind, verwischt die Verantwortlichkeiten.“[18]

Ehrungen

Schriften

  • mit Wolfgang Grünberg, Dennis L. Slabaugh: Lexikon der Hamburger Religionsgemeinschaften: Religionsvielfalt in der Stadt von A - Z. Dölling und Galitz, Hamburg 1994, ISBN 3-926174-55-2.
  • mit Thies Gundlach: Glauben: ein Lexikon für Jugendliche. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2001, ISBN 3-579-00853-6.
  • mit Kai Eckstein: Judentum: die 100 wichtigsten Daten. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2003, ISBN 3-579-01387-4.
  • als Herausgeber: Mein Patenkind begleiten. Lutherisches Verlagshaus, Hannover 2011, ISBN 978-3-7859-1056-6.
  • als Herausgeber: Fünf Minuten mit Gott: Denkanstöße für jeden Tag. Neukirchener Verlagsgesellschaft, Neukirchen-Vluyn 2012, ISBN 978-3-7615-5967-3.

Literatur

  • Thomas Krüger und andere: Wer ist wo in der evangelischen Kirche? Personen und Funktionen. Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-932194-29-2.

Weblinks

Commons: Ralf Meister – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Michael B. Berger: Zwei Männer wollen Käßmann beerben. In: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 16. September 2010, S. 5
  2. Ralf Meister als neuer Landesbischof gewählt, Pressemeldung der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers vom 25. November 2010
  3. Ralf Meister feierlich als neuer hannoverscher Bischof eingeführt, Pressemeldung der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers vom 26. März 2011
  4. Simon Benne: Landesbischof Meister kritisiert Asyldebatte. In: Hannoversche Allgemeine Zeitung. 12. Juli 2018, abgerufen am 9. Juni 2020.
  5. epd Landesdienst Niedersachsen-Bremen: Neues Aktionsbündnis will sich für Flüchtlinge einsetzen. Landeskirche Hannovers, 29. November 2015, abgerufen am 9. Juni 2020.
  6. Kommission Lagerung hoch radioaktiver Abfallstoffe: Abschlussbericht. (PDF) Deutscher Bundestag, 19. Juli 2016, abgerufen am 9. Juni 2020.
  7. Landeskirche Hannovers: Bischofsbericht 6: Klimaschutzkonzept – Verantwortung und Handeln. 16. Mai 2019, abgerufen am 9. Juni 2020.
  8. Ralf Meister ist neuer Leitender Bischof der VELKD: Landesbischof der Hannoverschen Landeskirche folgt auf Nordkirchen-Bischof Gerhard Ulrich, Pressemitteilung der VELKD vom 9. November 2018, abgerufen am 9. November 2018
  9. Mitglieder der Bischofskonferenz, auf velkd.de
  10. Landeskirchliche Zusammenschlüsse (Memento vom 8. März 2016 im Internet Archive), auf landeskirche-hannovers.de
  11. Landesbischof Ralf Meister neuer Vorstandsvorsitzender der Evangelischen Studiengemeinschaft, abgerufen am 19. Juli 2022.
  12. Der Vorstand der Stiftung KiBa abgerufen am 19. Juli 2022.
  13. Rat der Konföderation: Landesbischof Ralf Meister übernimmt Vorsitz, auf landeskirche-hannovers.de
  14. Protestantismus bündelt Kräfte für das Reformationsjubiläum, auf landeskirche-hannovers.de
  15. Ergänzende Informationen zur „Kommission zur Überprüfung der Finanzierung des Kernenergieausstiegs (KFK)“, auf bmwi.de
  16. Kammern der EKD Kammer für nachhaltige Entwicklung (Memento vom 7. Januar 2017 im Internet Archive)
  17. Landesbischof Meister ist neuer Vorsitzender der Stiftung Pfadfinden, auf landeskirche-hannovers.de
  18. NATO-Chef Stoltenberg warnt vor einem Scheinfrieden (faz.net)
VorgängerAmtNachfolgerin
Martin-Michael PassauerGeneralsuperintendent für Berlin
20082011
Ulrike Trautwein

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