Raimond Aumann

Raimond Aumann
Raimond Aumann (2009)
Personalia
Geburtstag12. Oktober 1963
GeburtsortAugsburgDeutschland
Größe182 cm
PositionTor
Junioren
JahreStation
1970–1976Stadtwerke SV Augsburg
1976–1980FC Augsburg
1980–1982FC Bayern München
Herren
JahreStationSpiele (Tore)1
1982–1994FC Bayern München216 (0)
1994–1995Beşiktaş Istanbul33 (0)
Nationalmannschaft
JahreAuswahlSpiele (Tore)
1980Deutschland U161 (0)
1980–1982Deutschland U1813 (0)
1984–1985Deutschland U217 (0)
1989–1990Deutschland4 (0)
1 Angegeben sind nur Ligaspiele.

Raimond Aumann (* 12. Oktober 1963 in Augsburg) ist ein ehemaliger deutscher Fußballtorwart. Als Ersatztorwart der A-Nationalmannschaft wurde er 1990 Weltmeister, mit dem FC Bayern München sechsmal Deutscher Meister und mit Beşiktaş Istanbul einmal Türkischer Meister.

Karriere

Vereine

Jugend

Aumann begann 1970 in der Fußballabteilung des Stadtwerke SV Augsburg und wechselte 1976 in die Jugendabteilung des FC Augsburg, in der er vier Spielzeiten absolvierte und mit der B-Jugend-Mannschaft am 29. Juli 1979 im Finale um die Deutsche Jugendmeisterschaft Blau-Weiß 90 Berlin mit 4:5 im Elfmeterschießen unterlag.

1980 verpflichtete ihn der FC Bayern München, für deren A-Jugend-Mannschaft er zwei Jahre lang spielte und 1982 als vierter Torhüter hinter Manfred Müller, Walter Junghans und dem Belgier Jean-Marie Pfaff in den Profikader aufrückte.

FC Bayern München

Nach dem Weggang von Junghans (September 1982) und Müller (Sommer 1984) trugen Aumann und Pfaff fortan einen harten Konkurrenzkampf um den Stammplatz im Bayern-Tor aus, der darin gipfelte, dass Pfaff Aumann während einer Trainingseinheit eine Ohrfeige gegeben haben soll. Am 25. August 1984 (1. Spieltag) absolvierte Aumann sein erstes Bundesligaspiel, das er mit seiner Mannschaft mit 3:1 im Auswärtsspiel gegen Arminia Bielefeld gewann. Von diesem Moment an war er die „Nummer 1“ und blieb es bis zu seinem Kreuzbandriss im März 1986. Für die Saison 1986/87 fiel er daraufhin aus und kehrte erst am 26. September 1987 (10. Spieltag) – beim 4:1-Sieg im Auswärtsspiel gegen den FC Schalke 04 – in den Spielbetrieb zurück. Am Saisonende 1987/88 – die Bayern-Führung war den ewigen Streit zwischen Pfaff und Aumann leid – verließ Pfaff den Verein und Aumann blieb Stammtorwart bis 1994. Mit Ausnahme der von einer Verletzung geprägten Saison 1991/92 bestritt er in seinen letzten sechs Bayern-Spielzeiten stets 32 oder mehr Ligapartien.[1]

Seinen endgültigen Durchbruch hatte er am 7. Dezember 1988 im San-Siro-Stadion beim 3:1-Sieg gegen Inter Mailand im Rückspiel des Achtelfinales um den UEFA-Pokal, als er mit einer glänzenden Leistung den Einzug ins Viertelfinale ermöglichte.

Im Rückspiel des Europapokal-Halbfinales am 24. April 1991 gegen Roter Stern Belgrad, dem späteren Sieger des Europapokals der Landesmeister verursachte er in der 90. Minute ein Eigentor zum 2:2-Unentschieden. Dadurch verhinderte er, aufgrund der im Olympiastadion München erlittenen 1:2-Niederlage im Hinspiel, eine mögliche Verlängerung um den Einzug ins Finale.

Nach dem 6. Spieltag der Saison 1991/92 erlitt Aumann wieder eine schwere Knieverletzung und fiel erneut monatelang aus. Da auch Sven Scheuer als etatmäßiger Ersatztorhüter verletzungsbedingt ausgefallen war, engagierten die Bayern, auf Aumanns Ratschlag hin, dessen Freund Toni Schumacher, der bis zur Winterpause acht Bundesligaspiele bestritt, nachdem die beiden anderen Ersatztorhüter Gerald Hillringhaus und Uwe Gospodarek nicht zu überzeugen wussten. Aumann bestritt in seiner letzten Saison 32 von 34 Bundesligaspielen, sein letztes am 7. Mai 1994 (34. Spieltag) beim 2:0-Sieg im Heimspiel gegen den FC Schalke 04. In den zwölf Spielzeiten in München wurde er sechsmal Deutscher Meister, je zweimal DFB-Pokal- und DFB-Supercup-Sieger. Von 1992 bis 1994 war er Mannschaftskapitän des FC Bayern München, legte dieses Amt allerdings – nach Differenzen mit Trainer Erich Ribbeck – im Januar 1994 nieder. Von 1988 bis 1994 zählte er zu den besten Torhütern Deutschlands und wurde 1994 vom Kicker-Sportmagazin auch zum besten „Torwart der Saison“ gekürt.

Beşiktaş Istanbul

Nachdem die Bayern zur Saison 1994/95 Oliver Kahn als Neuzugang verpflichtet hatten, wechselte Aumann in die Türkei zum Erstligisten Beşiktaş Istanbul, mit dem er 1995 unter Trainer Christoph Daum Meister wurde.

Nationalmannschaft

Aumann debütierte im Nationaltrikot am 23. April 1980 in Bern beim 3:0-Sieg der U-16-Nationalmannschaft gegen die Auswahlmannschaft der Schweiz.[2]

Für die U-18-Nationalmannschaft bestritt er von 1980 bis 1982 13 Länderspiele. Sein Debüt gab er am 4. November 1980 in Tongern beim 2:2-Unentschieden gegen die Auswahl Belgiens. Er nahm mit der Auswahlmannschaft an der vom 21. bis 30. Mai 1982 in Finnland ausgetragenen U-18-Europameisterschaft teil und bestritt alle drei Gruppenspiele. Das letzte, das am 25. Mai in Turku mit 0:1 gegen die Auswahl der Sowjetunion verloren wurde, war zugleich auch sein letztes in dieser Auswahl.[3]

Vom 16. Oktober 1984 bis 15. Oktober 1985 bestritt Aumann sieben Länderspiele für die U-21-Nationalmannschaft. Sein Debüt in Münster im EM-Qualifikationsspiel gegen die Auswahl Schwedens beendete er siegreich mit 1:0, wie auch seinen letzten Einsatz in Karlsruhe, beim 2:0-Sieg gegen die Auswahl Portugals.[4]

Sein Debüt in der A-Nationalmannschaft gab er am 6. September 1989 in Dublin beim 1:1-Unentschieden im Testspiel gegen die Auswahl Irlands mit Einwechslung zur zweiten Halbzeit für Bodo Illgner. Sein letztes von vier Länderspielen absolvierte er am 10. Oktober 1990 in Solna gegen die Auswahl Schwedens;[5] beim 3:1-Erfolg spielte er das erste Mal über 90 Minuten.[6] Er gehörte zum Aufgebot der Nationalmannschaft, die bei der Weltmeisterschaft 1990 in Italien den Titel gewann.

Im Vorfeld dieser WM war die Diskussion um die „Nummer 1“ wieder aufgeflammt, als Aumann in den beiden Halbfinalspielen des Europapokals der Landesmeister gegen den AC Mailand (0:1 A und 2:1 n. V. H) gut bewertet wurde. Die Diskussion verstummte am 25. April 1990, als Aumann beim 3:3-Unentschieden im WM-Vorbereitungsspiel gegen die Auswahl Uruguays – für Illgner zur zweiten Halbzeit eingewechselt – alle drei Gegentore hinnehmen musste und keinen guten Eindruck hinterließ; fortan war Aumann der Torwart hinter Illgner. Er nahm an der Weltmeisterschaft 1990 teil, bei der die deutsche Mannschaft Weltmeister wurde, hatte aber keinen Einsatz. Seine schwere Knieverletzung 1991 und Meinungsverschiedenheiten mit Bundestrainer Berti Vogts beendeten seine Karriere in der Nationalmannschaft frühzeitig; Andreas Köpke trat an seine Stelle und avancierte im weiteren Verlauf zum Stammtorhüter.

Erfolge

Nationalmannschaft

Verein

Auszeichnungen

  • Kicker-Torhüter des Jahres: 1988, 1990

Sonstiges

  • Im Alter von 16 Jahren brach er eine Lehre zum Einzelhandelskaufmann ab, um sich ganz dem Fußball zu widmen.[7]
  • Sein 1982 bei einem Fußballspiel verstorbener Vater schärfte ihm den Leitspruch „Ein Aumann gibt nicht auf“ ein.[7]
  • Aumann erhielt wegen einiger Kilogramm, die er in den Anfangsjahren bei den Bayern zu viel hatte, den Beinamen „Balu“ nach dem gemütlichen Bären aus dem Dschungelbuch.
  • Aumann wurde nach seiner Rückkehr aus der Türkei Fanbeauftragter des FC Bayern München[8] und später Leiter der „Direktion Fan- und Fanclubbetreuung“.[9]
  • Nach 27 Jahren Tätigkeit in der Fanbetreuung wird er ab 1. Februar 2023 ein weiteres Mitglied der FC Bayern Legenden. Als solcher bekleidet er repräsentative Aufgaben.[10]

Weblinks

Commons: Raimond Aumann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Matthias Arnhold: Raimond Aumann – Matches and Goals in Bundesliga. RSSSF, 13. Oktober 2016, abgerufen am 13. Oktober 2016.
  2. Aumanns U-16-Länderspiel gem. Kicker Almanach 1987, ISBN 3-7679-0245-1, S. 400.
  3. Aumanns U-18-Länderspiele gem. Kicker Almanach 1987, ISBN 3-7679-0245-1, S. 393/394.
  4. Aumanns U-21-Länderspiele (Memento vom 6. Juni 2015 im Internet Archive) auf dfb.de
  5. Matthias Arnhold: Raimond Aumann – International Appearances. RSSSF, 13. Oktober 2016, abgerufen am 13. Oktober 2016.
  6. Aumanns A-Länderspiele (Memento vom 6. Juni 2015 im Internet Archive) auf dfb.de
  7. a b Menschlich gesehen. „Ein Aumann gibt nicht auf“. (PDF) In: Hamburger Abendblatt. 26. April 1990, abgerufen am 30. Oktober 2022.
  8. Interview auf 11freunde.de
  9. Kontaktseite auf der Homepage des FC Bayern München
  10. Raimond Aumann wird Legende. 18. Januar 2023, abgerufen am 20. Januar 2023.

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