Royal National Lifeboat Institution

Die Royal National Lifeboat Institution (RNLI) ist eine britische Seenotrettungsorganisation. Als gemeinnützige Freiwilligenorganisation betreibt die RNLI über 400 Rettungsboote, welche im Jahr 2009 mehr als 9000 Einsätze hatten.[1] Einsatzgebiet der RNLI sind die Küsten Großbritanniens und Irlands sowie einige Binnengewässer des Vereinigten Königreiches und Jersey.

Entwicklung der britischen Seenotrettung

Boot der RNLI der ARUN-Klasse in Calshot
Lifeboat „David Kirkaldy“ in Kilronan, Inishmore, Irland

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab es zwar noch keine zentrale Organisation des Seenotrettungswesens in Großbritannien, aber schon unregelmäßig an der Küste stationierte Seenotrettungsboote mit teilweise unzureichender Ausrüstung.

Infolge eines Appells von Sir William Hillary auf der Isle of Man 1823 wurde am 4. März 1824 die National Institution for the Preservation of Life from Shipwreck (NIPLS) (dt.: „Nationale Einrichtung für die Lebenserhaltung bei Schiffbruch“) gegründet.

Obwohl diese Gesellschaft recht erfolgreich tätig war (6716 Gerettete zwischen 1824 und 1849), bestanden weiterhin lokale Seenotrettungsvereine. Um 1850 waren an den englischen Küsten etwa 61 Boote stationiert, davon gehörten 12 der Gesellschaft und 49 privaten Vereinen und Stiftungen.[2]

Nach einem Unglück am 4. Dezember 1849, bei dem 20 Lotsen während eines Rettungseinsatzes starben, stellte sich ein großer Teil der britischen Bevölkerung hinter den Seenotrettungsgedanken, und es kam zu einer Reform des Seenotrettungswesens. Der Herzog von Northumberland schrieb einen Preis in Höhe von 100 Guinee für den besten Rettungsbootentwurf aus. Diesen Preis gewann James Beeching aus Great Yarmouth für ein selbstaufrichtungsfähiges Boot, das von der Hafenbehörde in Ramsgate für 210 britische Pfund gekauft und dort stationiert wurde. Es wurde auf den Namen Northumberland getauft. Dieser Typ löste die Boote von Gateshead aus South Shields ab. Nach zwei Jahren wurde das Typboot Northumberland umgebaut, erhielt einen Eisenkiel, um Bodenbeschädigungen zu vermeiden, und festen Ballast anstelle von Wasserballasttanks.[3]

Aus der NIPLS und der 1839 gegründeten Gesellschaft Shipwrecked Fishermen And Mariners´ Benevolent Society (dt.: „Wohltätigkeitsgesellschaft für schiffbrüchige Fischer und Seeleute“) entstand 1854 die noch heute bestehende RNLI.

Im selben Jahr wurde durch den RNLI-Inspekteur Captain Ward die Korkweste entwickelt, die viele Jahre zur Standardausrüstung der Rettungsmannschaften in Großbritannien und auch in anderen Ländern gehörte.

In Stromness auf Orkney wurde 1867 die Saltaire als erstes Seenotrettungsboot der neuen Organisation stationiert.

Die RNLI feierte 1924 ihren hundertsten Geburtstag mit der ersten International Lifeboat Conference. Dort beschlossen die Anwesenden aus Dänemark, Frankreich, Japan, Niederlande, Norwegen, Spanien, Schweden und den USA die Gründung der International Lifeboat Federation (ILF). Dieses Bündnis der Seenotrettungsdienste hatte ihr Sekretariat anfangs bei der RNLI.[4][5] Die RNLI ist bis heute eins von 68 Vollmitgliedern der 2007 in International Maritime Rescue Federation umbenannten Organisation.[6]

Am 17. März 1969 verlor die Royal National Lifeboat Institution (RNLI) ihr Seenotrettungsboot TGB während einer Einsatzfahrt in einem Orkan. Es wurde vermutlich von einer über 30 Meter hohen Freak Wave getroffen und kenterte. Alle acht Besatzungsmitglieder starben bei diesem Unfall. Der Unfall war Anlass für deutliche konstruktive Verbesserungen bei den Rettungsbooten der RNLI.

Organisation

Wie die deutsche oder die niederländische Seenotrettungsorganisation finanziert sich die RNLI durch Spenden und Zuwendungen der Öffentlichkeit.

Anders als in Deutschland, wo die DGzRS für die Organisation des Seenotrettungswesens allein verantwortlich ist, ist die RNLI dem britischen Ministerium für Verkehr unterstellt. Das Ministerium hat ein so genanntes „Such- und Rettungskomitee des Vereinigten Königreiches“ eingesetzt, in dem Mitarbeiter verschiedener Organisationen, die bei der Seenotrettung beteiligt sein können – wie z. B. das Rote Kreuz, Küstenwache, Off-Shore-Industrie, RNLI – tätig sind.

Die RNLI unterhielt 2018 rund 350 Boote und Schiffe 11 verschiedener Klassen sowie 4 Luftkissenboote an insgesamt 238 Stationen. Außerdem standen rund 100 Reserveboote und mehrere Reserveluftkissenboote zur Verfügung. Die Flotte umfasst Einheiten von 5 bis 17 Metern.

Die RNLI ist inzwischen auch für die Rettung aus Inlandgewässern und an Badestränden zuständig. Rund 4800 Besatzungsmitglieder (überwiegend Freiwillige) fahren mit den Rettungsbooten hinaus, wenn jemand in Not ist. Die Kosten ihrer Organisation gibt die RNLI mit 500.700 Euro pro Tag an.

Seit der Gründung konnten über 140.000 Schiffbrüchige gerettet werden.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Royal National Lifeboat Institution – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. RNLI-Jahresbericht 2009. (Nicht mehr online verfügbar.) In: issuu.com. Royal National Lifeboat Institution, ehemals im Original; abgerufen am 27. Februar 2023 (englisch).@1@2Vorlage:Toter Link/issuu.com (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
  2. Richard Larn: Goowin Sands Shipwrecks. Dacid & Charles, Newton Abit/London 1977, S. 89.
  3. R. Larn 1977, S. 89.
  4. Royal National Lifeboat Institution, Webseite der International Life Saving Federation, abgerufen am 4. Juli 2018.
  5. History of the International Maritime Rescue Federation. Abgerufen am 4. Juli 2018.
  6. Full Members (Memento vom 3. Juli 2018 im Internet Archive), www.international-maritime-rescue.org, abgerufen am 3. Juli 2018.

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Lifeboat RNLB David Kirkaldy in Kilronan, Inishmore.jpg
Autor/Urheber: JoachimKohlerBremen, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Seenotrettungskreuzer "RNLB David Kirkaldy" liegt im Hafen von Kilronan, Insel Inishmore, Co. Galway, Irland.
Lifeboat RNLI.jpg
RNLI relief Arun class lifeboat, Margaret Russell Fraser at Calshot, Hampshire. Sold to Iceland in 2005 and renamed Ingibjorg.