Römerbrücke (Trier)

Die Römerbrücke von Süden
Römerbrücke bei Nacht
Römerbrücke, Blick von der Mariensäule
Kreuz und Statue auf der Mitte der Brücke

Die Römerbrücke (auch Alte Moselbrücke genannt), die über die Mosel in Trier (Augusta Treverorum) führt, ist die älteste Brücke Deutschlands.

Seit 1986 ist die Römerbrücke Teil des UNESCO-Welterbes Römische Baudenkmäler, Dom und Liebfrauenkirche in Trier.

Geschichte

Eine erste römische Moselbrücke aus Holz existierte ab 18 v. Chr. / 17 v. Chr.[1] Es handelte sich um eine Pfahljochbrücke; die Pfähle konnten 1963 mithilfe dendrochronologischer Untersuchungen datiert werden.

Die erste Steinbrücke wurde 45 n. Chr. ein kleines Stück flussabwärts vom heutigen Standort der Römerbrücke errichtet, wie dendrochronologische Untersuchungen gezeigt haben. Teile der Pfeiler kann man angeblich heute noch bei Niedrigwasser sehen.

Die Pfeiler der heutigen Steinbrücke wurden zwischen 142[2] und 150 n. Chr.[3] erbaut. Die neue Römerbrücke ist die dritte Brücke an dieser Stelle seit der Stadtgründung. Mit Hilfe von wasserdichten Spundwänden wurden auf dem Flussgrund die Pfeiler mit Basalt- und Blausteinquadern gegründet. Das Baumaterial stammte u. a. aus dem Abbaugebiet um den ehemaligen Vulkan Hohe Buche. Die Brücke hat flussaufwärts zugespitzte Pfeiler, um Hochwasser und Eis besser trotzen zu können. Auf den massiven Pfeilern war in römischer Zeit eine hölzerne Brückenkonstruktion, ein so genanntes Sprengwerk, erbaut worden. Dieses konnte durch eine zehn Meter breite Fahrbahn dem Verkehr gut standhalten. Da die Fahrbahn bei Normalpegel ca. 14 m über der Mosel lag, mussten die Masten der Schiffe nicht mehr umgeklappt werden, wenn sie flussabwärts segelten. Flussaufwärts mussten sie wegen der starken Strömung getreidelt werden.

Das im Mittelalter abgerissene Brückentor, die Porta Inclyta (Berühmtes Tor), gibt bis heute Rätsel auf. Die Wissenschaftler streiten sich derzeit, ob das der Porta Nigra ähnliche Tor auf der linken oder der rechten Moselseite stand.[4]

Die Steinwölbung ist erst im Mittelalter zwischen 1190 und 1490 entstanden, möglicherweise unter Kurfürst Balduin (1307–1354). Alle neun Brückenpfeiler sind bis heute erhalten geblieben; die ältere Annahme, dass zwei dieser neun 1717/18 erneuert wurden, ist nicht zutreffend. Die beiden ersten auf der Stadtseite sind bereits seit einem Umbau in römischer Zeit in der Uferaufschüttung verborgen.

1689 wurde die Brücke von französischen Truppen gesprengt, 1716–1718 erneuerte der kurfürstlich-trierische Hofzimmermann Johann Georg Judas die Wölbung. Bei dieser Gelegenheit errichtete man auf dem fünften Pfeiler von Westen ein Kruzifix und eine Statue des Hl. Nikolaus. 1806 brach man das westliche Brückentor ab, 1869 folgte das östliche. 1931 wurde die Brücke verbreitert und erhielt die heutigen, auskragenden Fußgängerstege.

Am Morgen des 2. März 1945 konnten die Amerikaner über die unzerstörte Römerbrücke in Richtung Trier-West gelangen. Die Brücke wurde aus ungeklärten Gründen von den deutschen Truppen nicht gesprengt. Laut einem Augenzeugen lagen bereits so viele Trümmer auf der Brücke, dass die Kabel für die Zündung der Sprengladungen wahrscheinlich beschädigt waren.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgten umfangreiche archäologische Untersuchungen im Zuge der Moselkanalisierung. 2012 schrieb die Stadt Trier einen Architektenwettbewerb zur Neugestaltung des Brückenumfeldes und der Brücke selbst aus, mit dem Ziel, das Baudenkmal besser zur Geltung zu bringen. Aus finanziellen Gründen ist eine Umsetzung der Vorschläge jedoch derzeit kaum möglich.

Historische Ansichten

Literatur

  • Dehio: Rheinland-Pfalz/Saarland, 2. Aufl., München 1984, S. 1052.
  • Heinz Cüppers: Die Trierer Römerbrücken, von Zabern, Mainz 1969, ISBN 3-923319-91-6 (Trierer Grabungen und Forschungen 5).
  • Mechthild Neyses, Ernst Hollstein in: Rheinisches Landesmuseum Trier (Hrsg.): Trier – Augustusstadt der Treverer. 2. Auflage, Mainz 1984, S. 180–182.
  • Heinz Cüppers: Trier – die Römerbrücke. in: H. Cüppers (Hrsg.): Die Römer in Rheinland-Pfalz. Lizenzausgabe, Nikol, Hamburg 2002, ISBN 3-933203-60-0, S. 608–614.
  • Jens Fachbach: Zur Baugeschichte der Trierer Römerbrücke nach 1718, in: Kurtrierisches Jahrbuch 47, 2007, S. 383–416.
  • Klaus Grewe: Die Moselbrücken von Trier. In: Derselbe: Meisterwerke antiker Technik. Von Zabern, Mainz 2010, ISBN 978-3-8053-4239-1, S. 120–122.
  • Heinz Cüppers: Die Römerbrücken. In: Hans-Peter Kuhnen (Hrsg.): Das römische Trier. Theiss, Stuttgart 2001, ISBN 3-8062-1517-0, S. 158–165 (Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland 40).
  • Jens Fachbach: Wiederaufbau der Trierer Moselbrücke 1700/1716-18, in: ders.: Johann Georg Judas : (um 1655 - 1726) ; zur Architektur eines geistlichen Kurfürstentums an Rhein und Mosel im späten 17. und frühen 18. Jahrhundert. Schnell + Steiner, Regensburg 2013, ISBN 978-3-7954-2685-9, S. 109–139 (Zusammenfassung: uni-heidelberg.de).
  • Karl-Josef Gilles: „Zeit im Strom“ – Römerzeitliche und nachrömerzeitliche Funde von der Römerbrücke in Trier. In: H.-P. Kuhnen (Hrsg.): abgetaucht, aufgetaucht. Flussfundstücke. Aus der Geschichte. Mit ihrer Geschichte. Trier 2001, ISBN 3-923319-48-7, S. 87–92 (Schriftenreihe des Rheinischen Landesmuseums Trier 21).
  • Sabine Faust: Römerbrücke. In: Rheinisches Landesmuseum Trier (Hrsg.): Führer zu archäologischen Denkmälern des Trierer Landes. Trier 2008, ISBN 978-3-923319-73-2 (Schriftenreihe des Rheinischen Landesmuseums Trier 35) S. 60f.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Römerbrücke (Trier) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Holger Dietrich: Römische Kaiser in Deutschland. Der archäologische Führer, Holger Sonnabend und Christian Winkel, Darmstadt / Mainz 2013, S. 75 Abs. 2
  2. Petzholdt Hans: 2000 Jahre Stadtentwicklung Trier: Katalog zur Ausstellung, Selbstverlag des Baudezernates der Stadt Trier, Trier 1984, S. 24 Abs. 2
  3. Holger Dietrich: Römische Kaiser in Deutschland. Der archäologische Führer, Holger Sonnabend und Christian Winkel, Darmstadt / Mainz 2013, S. 95 Abs. 2
  4. Roland Morgen: Sprengwerk gegen den Engpass. Trierischer Volksfreund, 8. Januar 2004, abgerufen am 17. Oktober 2022.

Koordinaten: 49° 45′ 7″ N, 6° 37′ 36″ O

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Trier Roemerbruecke BW 1.JPG
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Trier, Römerbrücke
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Römerbrücke in Trier von der Mariensäule aus fotografiert
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Notgeld: 100 Millionen Mark (1923), Trier, Entwurf: Fritz Quant, RS: Römerbrücke, Maße: 84 mm x 155 mm.
Trier - 50Pf. b.jpg
Ein deutscher Notgeldschein aus Trier, mit einer Darstellung der Römerbrücke, im Wert von 50 Pfennig, aus dem Jahr 1920.
Roemerbruecke trier.jpg
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Fritz Quant Römerbrücke.jpg
Radierung von Fritz Quant: „Römerbrücke“ in Trier, Maße: 223 mm x 168 mm, 1920 oder früher.
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Trier, Römerbrücke
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Amerikanische Besatzungstruppen der 1. Infanteriedivision marschieren über die Trierer Römerbrücke, November 1918.
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Roman bridge in Trier at night
Trier Porta Nigra BW 1.JPG
Porta Nigra in Trier, besterhaltenes römisches Bauwerk nördlich der Alpen, UNESCO Weltkulturerbe,
SC 270838 - Men and tanks of the 10th Armored Div. cautiously advance across a bridge spanning the Moselle River at Trier, Germany, which they captured intact in the 3rd Army's push towards the Rhine. (52325594149).jpg
US-Soldaten überqueren die Römerbrücke in Trier am 5. März 1945. Im Hintergrund das Johanniter- bzw. St.-Barbara-Ufer. Die Gebäude in Queransicht im Vordergrund wurden fast alle abgerissen - das siebenachsige Gebäude links erst in den 1960ern oder Anfang der 1970er Jahre, die anderen schon früher. Nur das Gebäude ganz rechts mit Kniestock (St.-Barbara-Ufer 1b) ist bis heute erhalten.
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Deckblatt der Zeitschrift „Kur-Trier“ vom Mai 1919 mit einer Darstellung der Römerbrücke (Trier) um 1815.
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Trier, Verbreiterung der Römerbrücke
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Stadtplan der römischen Stadt Trier (de:Augusta Treverorum).
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Die Römerbrücke in Trier (über die Mosel). Ausschnitt aus einem Kupferstich aus dem Buch „Topographia Archiepiscopatuum Moguntinensis“ von 1646. Ansicht vermutlich von 1548, siehe Kommentar auf De Merian Mainz Trier Köln 045.jpg.