Prostatamassage

Rektales Ertasten der Prostata

Der Begriff Prostatamassage bezeichnet das gezielte Reizen der Prostata entweder als medizinisch erforderliche Handlung zur Gewinnung von Prostatasekret für die ärztliche Diagnostik, als manuelle Methode zur Spermagewinnung von männlichen Zuchttieren oder beim Menschen als Sexualpraktik zur Stimulation des Mannes. Weitere Begriffe für die Prostatamassage beim Mann sind Prostatastimulation, Prostatadrainage oder griechische Massage.

Ausführungsvarianten

Eine Stimulation der Prostata ist in mehreren Kontexten und verschiedenen Ausführungsvarianten möglich:

Eine innere, direkte Stimulation erfolgt durch Einführen eines Fingers oder eines zur Stimulation geeigneten Gegenstandes in das Rektum. Die Verwendung eines Einmalhandschuhs, der danach beim Herausziehen des Fingers umgestülpt wird, gewährleistet die erforderliche Hygiene ebenso wie bei einer ärztlichen rektalen Untersuchung.

Eine äußere Massage des Damms (Perineum), des Bereichs zwischen Hodensack und After, bewirkt eine sanftere indirekte Stimulation.

Anwendung in der Medizin

Die Prostatastimulation wird in der Medizin bei Verdacht auf eine chronische Prostatitis (Prostataentzündung) angewendet, um die Bakterien im Prostatasekret mittels einer Bakterienkultur nachweisen zu können; bei akuter Entzündung ist die Massage wegen der Gefahr einer Bakteriämie kontraindiziert.[1]

Anwendung als sexuelle Praktik

Hinsichtlich der Empfindlichkeit für sexuelle Stimuli wird die Prostata als Entsprechung zur G-Zone gesehen. Viele Männer empfinden es als sexuell erregend, wenn außer auf den Penis zusätzlich auf die Prostata Berührungsreize ausgeübt werden.

Dammmassage

Streichen mit Druck und sanftes rhythmisches Drücken auf den Damm bewirken eine Druckübertragung in die darunter liegenden Gewebe bis zur Prostata. Eine Dammmassage kann sexuelle Erregung auslösen oder diese verstärken.

Innere Prostatamassage

Bei intensiver innerer Stimulation kann ein Orgasmus ausgelöst werden, auch ohne dass der Penis selbst stimuliert wird. Dieses kann durch Einführen eines mit einem Einmalhandschuh aus Latex geschützten und mit Gleitgel bestrichenen Fingers in den Anus und den unteren Enddarm eines Mannes in Rückenlage geschehen, worin nach behutsamem Durchdringen der beiden Schließmuskeln bauchwärts mit der Fingerbeere die Prostata gefühlt und zusammen mit dem Penis massiert werden kann. Je nach Dauer und Intensität kann eine geringe bis große Menge an Prostatasekret, welches auch Bestandteil des Spermas ist, langsam fließend durch den Penis ausgeschieden werden.[2]

Im Rahmen einer Tantramassage für den Mann kann auch eine Prostatamassage (mit gleichzeitiger Stimulation des Penis) vereinbart werden, die ein intensives Orgasmuserleben auslöst, mit anschließender tiefer Entspannung. Diese Technik findet auch privat bei manchen Paaren Anwendung.[3]

Im Rahmen verschiedener BDSM-Praktiken wird das sogenannte Prostatamelken angewandt. Hierbei kommt unter anderem auch eine erotische Elektrostimulation zum Einsatz. Ein Ziel kann es sein, ohne Stimulation des Penis das Sekret und Sperma des Bottom zu gewinnen, so dass er keinen gefühlten Orgasmus erlebt, und ihn damit einer im Jargon des BDSM sogenannten Keuschhaltung zu unterziehen.

Anwendung in der Spermagewinnung

Zur Gewinnung von Sperma von großen männlichen Zootieren, im Speziellen von Elefantenbullen, wird die Prostata bis zum Samenerguss rektal massiert. Das derart gewonnene Ejakulat wird entweder gleich vor Ort zur künstlichen Besamung der Elefantenkühe eingesetzt oder als Gefriersperma an andere zoologische Gärten zur dortigen Nachzucht verkauft.

Literatur

  • Berndt Rieger: Die Prostata – Ganzheitlich behandeln und heilen. Herbig, München 2009, ISBN 978-3-77662-604-9.
  • Jack Morin: Anal Pleasure and Health – A Guide for Men, Women and Couples. 4. Auflage, Down There Press, San Francisco 2010, ISBN 978-0-94020-837-7.
  • Charlie Glickman, Aislinn Emirzian: The Ultimate Guide to Prostate Pleasure. Cleis Press, Berkeley 2013, ISBN 978-1-57344-904-5
  • Roy J. Levin: Prostate-Induced Orgasms – A Concise Review Illustrated with a Highly Relevant Case Study. In: Clinical Anatomy. Band 31, 2018, S. 81–85, doi:10.1002/ca.23006.

Einzelnachweise

  1. Helmut Geiger, Dietger Jonas, Tomas Lenz, Wolfgang Kramer (Hrsg.): Nierenerkrankungen – Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie. Schattauer Verlag, Stuttgart/ New York 2003, ISBN 3-7945-2177-3, S. 355.
  2. Stephan Dressler et al. (Hrsg.): Pschyrembel Wörterbuch Sexualität. de Gruyter, Berlin 2003, ISBN 3-11-016965-7, S. 415.
  3. Micha Schulze, Christian Scheuß: Das Orgasmusbuch – Öfter und intensiver kommen. Gmünder, Berlin 2007, ISBN 3-86187-997-2, siehe hierzu im Kapitel Der anale Orgasmus.

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Esame rettale.
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Streichen mit etwas Druck und rhythmisches Drücken auf das Perineum bewirken eine Druckübertragung zur Prostata und regen sie an.
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Prostatamassage: Einführen eines mit einem Latexhandschuh hygienisch geschützen sowie großzügig mit Gleitgel bestrichenen Fingers in den Anus und den unteren Enddarm eines Mannes in Liegepostion, wo nach behutsamem Durchdringen der beiden Schließmuskeln mit der Fingerbeere bauchwärts die Prostata getastet und zusammen mit dem Penis massiert werden kann.