Produktivität (Sprache)

Produktivität bezeichnet in der Sprachwissenschaft (Linguistik) zwei unterschiedliche Sachverhalte: im engeren Sinn die Fähigkeit eines Wortbildungsmusters, neue Wörter zu bilden, und im weiteren Sinn einen Aspekt der Sprachkompetenz.

Produktivität als Eigenschaft von Wortbildungsmustern

Produktivität meint hier die „Eigenschaft eines Wortbildungsmusters, (in größerem Umfang) neue Bildungen zu erzeugen“.[1]

Produktivität als Aspekt der Sprachkompetenz

Als Aspekt der Sprachkompetenz wird die Produktivität der Sprache zum einen als die „die Fähigkeit, beliebig viele Sätze zu verstehen, die für uns völlig neu sind“[2] beschrieben und zum anderen als „Phänomen, dass wir aus einer endlichen Anzahl von Wörter unendlich viele Sätze konstruieren können, darunter auch viele Sätze, die wir vorher nie gesehen oder gehört haben“.[3]

Als wichtige Voraussetzung der Produktivität wird auf der sprachlichen Seite das semantische Kompositionalitätsprinzip angeführt: die Zusammengesetztheit der Bedeutung eines sprachlichen Ausdrucks als Funktion der Bedeutung der einzelnen Teile des Ausdrucks.

Einzelnachweise

  1. Michael Schlaefer: Lexikologie und Lexikographie. 2., durchgesehene Auflage. Schmidt, Berlin 2009, ISBN 978-3-503-09863-7, S. 190.
  2. Jürgen Pafel, Ingo Reich: Einführung in die Semantik: Grundlagen – Analysen – Tendenzen. Metzler, Stuttgart 2016, ISBN 978-3-476-02455-8, S. 15–16 (Lehrbuch).
    Charles W. Kreidler: Introducing English Semantics. Routledge, London u. a. 1998, S. 303 (englisch; Nachdruck 2002); Zitat: “The ability of humans to produce and understand constantly new utterances.”
  3. Dagfinn Føllesdal; Lars Walløe; Jon Elster: Rationale Argumentation: Ein Grundkurs in Argumentations- und Wissenschaftstheorie. De Gruyter, Berlin/New York 1988, S. 209 (Nachdruck 2010: ISBN 978-3-11-086137-2).