Priapeus

Der Priapeus (griech. Priapeion) ist in der antiken Verslehre ein nach dem Fruchtbarkeitsgott Priapos benanntes äolisches Versmaß, das aus einer durch Dihärese getrennten Verbindung eines (1. oder 2.) Glykoneus und eines Pherekrateus besteht, also gl ‖ pher in metrischer Formelnotation.

Er erscheint in der Lyrik der Sappho und des Anakreon, in Komödie, Satyrspiel und Priapea und wurde in der lateinischen Dichtung insbesondere von Catull nachgebildet (Carmina 17), wobei er die Form

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verwendete, also eine Verbindung von 2. Glykoneus und 2. Pherekrateus. Der achte und der neunte Vers[1]:

quendam municipem meum de tuo volo ponte
ire praecipitem in lutum per caputque pedesque,

In der Übersetzung von Theodor Friedrich Heyse[2]:

Einen unserer Bürgersleut' wünsch ich über die Brücke,
Kopf hinunter und Füße nach, strudelwärts zu befördern;

Außerdem findet sich der Priapeus bei Vergil und Maecenas.

In der deutschen Dichtung findet sich der Priapeus unter anderem bei Friedrich Rückert, der ihn für ein Ghasel verwendet, also als Reimvers. Die ersten vier Verse von An J. von Hammer[3]:

Jüngst am blühenden Rosenhag sprach mit wichtiger Miene
Gegen Sängerin Nachtigall Honigsammlerin Biene:
Immer saugest du Rosenduft, immer Duft nur der Rosen,
Kosest immer vom glühenden Rosenlippenrubine.

Literatur

  • Sandro Boldrini: Prosodie und Metrik der Römer. Teubner, Stuttgart & Leipzig 1999, ISBN 3-519-07443-5, S. 144.
  • Christiaan Marie Jan Sicking: Griechische Verslehre. (= Handbuch der Altertumswissenschaft. Abt. 2, Teil 4) Beck, München 1993, ISBN 3-406-35252-9, S. 131.
  • Gero von Wilpert: Sachwörterbuch der Literatur. 8. Aufl. Kröner, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-520-84601-3, S. 634.

Einzelnachweise

  1. C. Valerius Catullus: Carmen XVII (ad coloniam) online
  2. Theodor Friedrich Heyse: Catull's Buch der Lieder in deutscher Nachbildung, Herz 1889, S. 17 online
  3. Friedrich Rückert, An J. von Hammer online