Pratt & Whitney R-4360

Pratt & Whitney
Pratt & Whitney R-4360
Pratt & Whitney R-4360

Pratt & Whitney R-4360

R-4360 Wasp Major
Produktionszeitraum:1944–1955
Hersteller:Pratt & Whitney
Funktionsprinzip:Otto
Motorenbauform:Vierfach-Sternmotor
Ventilsteuerung:OHV
Hubraum:71.490 cm3
Gemischaufbereitung:Vergaser
Motoraufladung:Radialverdichter, Turbolader, LLK
Leistung:2200 bis 3200 kW
Vorgängermodell:keines
Nachfolgemodell:keines
Boeing C-97A, angetrieben von vier Pratt&Whitney R-4360-65

Der US-amerikanische Pratt & Whitney R-4360 Wasp Major ist einer der größten Flugzeug-Sternmotoren, die während des Zweiten Weltkrieges entwickelt und gebaut wurden. Sein Hubraum beträgt 71,5 Liter oder 4.360 Kubikzoll; daher die Typenbezeichnung. Er ist der letzte der P & W-„Wasp“-Serie und der Höhepunkt der Kolbenmotorenentwicklung von Pratt & Whitney. Er wurde aber erst nach dem Ende des Krieges in die letzte Generation von großen Propellerflugzeugen eingebaut, die bald durch strahlgetriebene Flugzeuge ersetzt wurden.

Aufbau

Der R-4360 war ein vierreihiger luftgekühlter Sternmotor mit 28 Zylindern, wobei die Zylinder jeder Ebene zur besseren Kühlluftversorgung leicht versetzt angeordnet waren. Er war also kein Reihensternmotor, sondern ein Mehrfachsternmotor. Ein mit sechsfacher Kurbelwellendrehzahl laufender Kompressor sorgte für die Aufladung der Ansaugluft, während ein 2:1-Getriebe die Propellerdrehzahl reduzierte, um die Blattspitzen nicht mit Überschallgeschwindigkeit laufen zu lassen.

Die vier Siebenzylinder-Sterne waren um jeweils 12,857° versetzt angeordnet (360° / 7 Zylinder / 4 Reihen), so dass die hinteren Zylinder zwischen den vorderen hindurchschauten und jeweils einen möglichst effektiven Luftstrom zur Kühlung abbekamen. Seine einteilige, fünffach gelagerte Kurbelwelle hatte vier Kröpfungen, die nacheinander um jeweils 192,857…° versetzt waren – die Hubzapfenversatzwinkel betrugen also 0° (1. Hubzapfen), 192,857° (2. Hubzapfen), 25,714° (3. Hubzapfen) und 218,571° (4. Hubzapfen). Dadurch ergab sich eine gleichmäßige Zündfolge (pro 25,714° Kurbelwellenumdrehung eine Zündung). Für einen ruhigen Lauf wurden die oszillierenden Massen an den Hubzapfen jeweils durch zwei feste und zwei bifilare Gegengewichte ausgeglichen. Als zweiventiliger Motor hatte der Wasp Major insgesamt 28 Einlass- und 28 Auslassventile, die stoßstangengesteuert waren. Die Zündung übernahmen zwei Zündkerzen pro Zylinder.

Leistung

Die „Caroline Mars“ – das einzige Martin-Mars-Flugboot, das mit dem R-4360-4 ausgerüstet wurde

Die ersten Baureihen entwickelten 2200 kW (3000 bhp) Startleistung, während sie gegen Ende der Bauzeit bereits 2.834 kW (3800 bhp) abgeben konnten. Mit einem Gewicht von 1580 bis 1750 kg waren es effiziente Triebwerke mit einem geringen Leistungsgewicht, wie es von nur wenigen Motoren erreicht wurde. Ab 1947 arbeitete Pratt & Whitney am R-4360 VDT (variable discharge turbine), diese Variante sollte von einem Turbolader statt von einem Kompressor aufgeladen werden. Dadurch wurde der Teil der Motorleistung frei, die vorher vom Kompressor genutzt wurde; sie trug zu einer beträchtlichen Steigerung der Antriebsleistung auf 3.207 kW (4300 bhp) bei. Der R-4360 VDT wurde 1948 an einer Boeing B-50 im Flug erprobt. Entwicklungsprobleme und die großen Fortschritte in der Entwicklung der Strahltriebwerke führten jedoch zur Einstellung des VDT-Programms. Damit blieb die letzte und leistungsfähigste Entwicklungsstufe des R-4360 ein Prototyp und wurde nie an den dafür vorgesehenen Flugzeugen wie etwa der Convair B-36F oder Boeing B-54 verwendet.

Einsatz

XP-72 "Super Thunderbolt"

Dieser Motorentyp wurde von 1944 bis 1955 in einer Gesamtanzahl von 18.679 Stück produziert. Sie waren ursprünglich für die Boeing B-29 Superfortress geplant, allerdings wurden diese bei Einsatz der R-4360 dann in B-50 umbenannt.

Weitere Flugzeuge:

  • Boeing XF8B
  • Boeing XB-44 Superfortress
  • Curtiss XBTC
  • Lockheed R6V Constitution
  • Republic XP-72
  • SNCASE SE-2010 Armagnac

Das Triebwerk hatte aufgrund seines Aussehens auch den Spitznamencorn cob“ (engl.: Maiskolben). Einziges weiteres Beispiel eines solchen Vierfachsternmotors ist der sowjetische Schwezow ASch-2K, der ebenfalls 28 Zylinder und Luftkühlung aufweist.

Technische Daten R-4360-59B (Boeing KC-97F Stratofreighter)

(Quelle:[1][2])

  • Bauweise: luftgekühlter 28-Zylinder-Vierfachsternmotor mit je sieben Zylindern in vier Ebenen
  • Funktionsprinzip: ventilgesteuerter Viertakt-Ottomotor
  • Aufladung: ein einstufiger TurboladerLadeluftkühler – ein Radialkompressor
  • Propeller: Hamilton Standard 34G60
  • Treibstoff: AvGas 115/145
  • Hub: 152 mm
  • Bohrung: 146 mm
  • Hubraum: 71,5 Liter
  • Verdichtung: 6,7:1
  • Arbeitsdruck bei Startleistung und einem Brennstoffverbrauch von 1100 kg/h: ca. 16,22 bar
  • Maximale Startleistung: 2600 kW (3500 bhp) bei 2700/min (2 bar Ladedruck)
  • Höchste Dauerleistung: 2000 kW (2700 bhp) bei 2550/min (1,69 bar Ladedruck)
  • Reiseleistung: 1300 kW (1735 bhp) bei 2100/min (1,25 bar Ladedruck)
  • Kompressorübersetzung: 6,375:1
  • Propellerübersetzung: 0,375:1
  • Gemischbildung: Druckvergaser Bendix PR-100B3-4
  • Zündverteiler: 4 × Scintilla S14RN-15
  • Zündzeitpunkt: 20° vor OT (optional 30°)
  • Turbolader: GE 7SBH-4B1 (BH-4)
  • Trockenmasse: 1673 kg
  • Durchmesser: 1397 mm
  • Länge: 2451 mm
  • spezifische Leistung: 36,12 kW/l
  • Leistungsgewicht: 0,64 kg/kW
  • spezifischer Verbrauch: 265 g/kWh

Siehe auch

Weblinks

Commons: Pratt & Whitney R-4360 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Gerard L. Blake: Operating the Pratt&Whitney R-4360-59B. (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 5. November 2016; abgerufen am 6. November 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.enginehistory.org
  2. Graham White: R-4360 Pratt&Whitney’s Major Miracle. ISBN 978-1-58007-173-4.

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Autor/Urheber: Danilobu, Lizenz: CC BY 2.5
photo of Pratt & Whitney R-4360 Wasp Major engine taken at National Air Force Museum
Republic XP-72 XP-72, 43-36598. the XP-72 flew for the first time on 2 February 1944, equipped with a four-bladed propeller. The XP-72 Wasp Major-powered Super Thunderbolt would have been an (16325701144).jpg
PictionID:42002461 - Title:Republic XP-72 XP-72, 43-36598. the XP-72 flew for the first time on 2 February 1944, equipped with a four-bladed propeller. The XP-72 Wasp Major-powered Super Thunderbolt would have been an exceptional fighter, but favorable events for the Allies in World War II stopped its promising development. - Catalog:15_002991 - - Image from the Charles Daniel's Collection Seversky, Republic and P-47 Aircraft Album.Repository: San Diego Air and Space Museum Archive
Caroline Mars.jpg
The Martin JRM-2 Caroline Mars (BuNo. 76824) of U.S. Navy transport squadron VR-2 in flight. The aircraft set two records in 1948. On 28 August 1948 it landed at Chicago, Illinois (USA), with 42 persons on board and a 6,350 kg (14,000 lb) payload, after a record nonstop flight from Honolulu (Hawaii, USA) of 7,641 km (4,748 mi) in 24 hours, 12 minutes. On 5 September 1948 it carried a cargo of 30,972 kg (68,282 lb) over 628 km (390 mi) from Patuxent River, Maryland (USA), to Cleveland, Ohio (USA), the heaviest payload ever lifted in an aircraft up to that date. In 1956 it was stored at NAS Alameda, California (USA). It was converted to civilian airtanker configuration in 1961. The aircraft was parked on its beaching gear at Victoria International Airport, Sidney, British Columbia (Canada), for maintenance with Fairey Aviation of Canada, when its tie-down lines snapped during typhoon "Frieda" on 12 Oct 1962. The beaching gear collapsed, and the aircraft was blown across the tarmac for some distance until it ran into a highway shoulder. It was considered damaged beyond repair and was broken up for spares.
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Boeing C-97A Stratofreighter 48-399