Pramipexol

Strukturformel
Struktur von Pramipexol
Allgemeines
FreinamePramipexol
Andere Namen

(S)-2-Amino-6-(propylamino)-4,5,6,7-tetrahydrobenzothiazol (IUPAC)

SummenformelC10H17N3S
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
ECHA-InfoCard100.124.761
PubChem119570
ChemSpider106770
DrugBankDB00413
WikidataQ421304
Arzneistoffangaben
ATC-Code

N04BC05

Wirkstoffklasse

Parkinsonmittel

Wirkmechanismus

Dopamin-D2/3-Rezeptoragonist

Eigenschaften
Molare Masse211,33 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Schmelzpunkt

296–301 °C (Dihydrochlorid-Monohydrat)[1]

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [2]

Achtung

H- und P-SätzeH: 302​‐​317​‐​412
P: ?
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Pramipexol ist ein Dopaminagonist und wird zur Therapie des Morbus Parkinson eingesetzt, entweder in Monotherapie oder in Kombination mit L-DOPA. Als weitere Indikation ist die symptomatische Behandlung des mittelgradigen bis schweren idiopathischen Restless-Legs-Syndroms zu nennen.[3][4] Weiterhin ergaben Studien, dass Pramipexol eine Effizienz bei der Behandlung bipolarer Störungen zeigt.[5][6][7]

Wirkungsweise

Pramipexol ist ein Dopaminagonist mit hoher Selektivität und Spezifität an D2/3-Dopamin-Rezeptoren. Im Frühstadium der Krankheit Morbus Parkinson stimuliert Pramipexol die präsynaptischen D2-Autorezeptoren und hemmt dadurch die übermäßige Dopaminsynthese und -freisetzung. Im Spätstadium verstärkt Pramipexol die versiegende Dopaminsynthese durch Stimulierung und Modulierung postsynaptischer D2- und D3-Rezeptoren.[8]

Therapie

Pramipexol wird in den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie bei Patienten mit Morbus Parkinson, die jünger als 70 Jahre sind, als Standardtherapie empfohlen.[9] Pramipexol kann bei Parkinson-Patienten im frühen Krankheitsstadium depressive Symptome bessern.[10]

Risiken und Nebenwirkungen

Da es keine Ergolin-Struktur aufweist, sind, anders als bei den Mutterkornalkaloiden, keine pleuropulmonalen und retroperitonealen Fibrosen oder periphere vaskuläre Nebenwirkungen zu befürchten.

Aufgrund des Auftretens möglicher „Schlafattacken“, ist das Führen eines KFZ bzw. die Ausführung von Arbeiten mit potentiellem Verletzungsrisiko unter Nonergolin-Dopaminagonisten (Pramipexol, Ropinirol) zu unterlassen.

Der Begriff der „Schlafattacke“ bezeichnet dabei ein gesteigertes imperatives Schlafbedürfnis bei allerdings ansonsten ebenfalls erniedrigter Vigilanz und erhöhter Schläfrigkeit und ist nicht mit dem Begriff der eigentlichen Schlafattacke bei Narkolepsie identisch. Zu berücksichtigen gilt ferner, dass Schlafstörungen bereits als Folge des Morbus Parkinson auftreten und „Schlafattacken“ auch bei Gesunden auftreten können. Da es jedoch unter Behandlung mit Pramipexol und Ropinirol zu vermehrten Hinweisen auf o. g. Schlafattacken gekommen ist, wird vom Führen eines KFZ abgeraten. Ein pathophysiologischer Zusammenhang mit der Aktivierung von D3-Rezeptoren wird diskutiert.[11]

Häufig ist das Auftreten von Impulskontrollstörungen (z. B. Spielsucht, Kaufsucht).

Die Behandlung des Restless-Legs-Syndroms mit Pramipexol kann zu einer Verschlimmerung der Beschwerden führen (so genannte Rebound- bzw. Augmentationseffekte). Ähnliche Störwirkungen sind von L-DOPA und anderen Dopaminagonisten bekannt.

Handelsnamen

Monopräparate
Daquiran (A), Mirapexin (USA), Oprymea (A), Oprymea Retardtabletten (D, A), Sifrol (D, A, CH), Vasiprax (A), zahlreiche Generika (A), Pexola (TR und einige andere Staaten); zahlreiche Generika (D, seit Dez. 2010)

Einzelnachweise

  1. The Merck Index. An Encyclopaedia of Chemicals, Drugs and Biologicals. 14. Auflage, 2006, S. 1323, ISBN 978-0-911910-00-1.
  2. Vorlage:CL Inventory/nicht harmonisiertFür diesen Stoff liegt noch keine harmonisierte Einstufung vor. Wiedergegeben ist eine von einer Selbsteinstufung durch Inverkehrbringer abgeleitete Kennzeichnung von (S)-2-Amino-6-propylamino-4,5,6,7-tetrahydrobenzothiazole im Classification and Labelling Inventory der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), abgerufen am 11. Juli 2020.
  3. F Brindani, F Vitetta, F Gemignani: Restless legs syndrome: differential diagnosis and management with pramipexole. In: Clinical Interventions in Aging. 4, 2009, S. 305–313. PMID 19750232. PMC 2739631 (freier Volltext).
  4. L Ferini-Strambi, D Aarskog, M Partinen et al.: Effect of pramipexole on RLS symptoms and sleep: a randomized, double-blind, placebo-controlled trial. In: Sleep Medicine. 9, Nr. 8, Dezember 2008, S. 874–881. doi:10.1016/j.sleep.2008.09.001. PMID 18952497.
  5. CA Zarate, JL Payne, J Singh et al.: Pramipexole for bipolar II depression: a placebo-controlled proof of concept study. In: Biol. Psychiatry. 56, Nr. 1, Juli 2004, S. 54–60. doi:10.1016/j.biopsych.2004.03.013. PMID 15219473.
  6. JF Goldberg, KE Burdick, CJ Endick: Preliminary, randomized, double-blind, placebo-controlled trial of pramipexole added to mood stabilizers for treatment resistant bipolar depression.. In: American Journal of Psychiatry. 161, Nr. 3, März 2004, S. 161:564–566. PMID 14992985.
  7. Guy M. Goodwina, A. Martinez-Aranb, David C. Glahn c, Eduard Vieta b: Cognitive impairment in bipolar disorder: Neurodevelopment or neurodegeneration? An ECNP expert meeting report. In: European Neuropsychopharmacology. 18, Nr. 11, November 2008, S. 787–793. PMID 18725178.
  8. RG Holloway, I Shoulson, S Fahn et al.: Pramipexole vs levodopa as initial treatment for Parkinson disease: a 4-year randomized controlled trial. In: Archives of Neurology. 61, Nr. 7, Juli 2004, S. 1044–1053. PMID 15262734.
  9. H.C. Diener, N. Putzki: Leitlinien für die Diagnostik und Therapie in der Neurologie. 4. überarb. Auflage. Georg Thieme Verlag, 2008; Kurzversion. (PDF; 241 kB) S. 20.
  10. P. Barone et al.: Pramipexole for the treatment of depressive symptoms in patients with Parkinson’s disease: a randomised, double-blind, placebo-controlled trial. In: The Lancet Neurology, 2010 Jun, 9(6), S. 573-580, PMID 20452823.
  11. J.C. Möller et al.: Schlafattacken bei Parkinson-Patienten - Eine Nebenwirkung von Nonergolin-Dopaminagonisten oder ein Klasseneffekt von Dopamimetika? In: Der Nervenarzt, 2000, (71), S. 670–676; doi:10.1007/s001150050645.

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