Polychromie

Polychromer Figurenschmuck an einem Tempelturm in Chennai

Als Polychromie (Vielfarbigkeit) wird die in Malerei, Kunsthandwerk, Skulptur und Baukunst angewendete farbige Gestaltung bezeichnet.

Beschreibung

Figurengruppe Die hl. Elisabeth einen Bettler beschenkend von Rudolf Moroder, polychromiert von dem Fassmaler Christian Dellage, St. Ulrich

Die Polychromie findet sich in fast allen Epochen und Kulturbereichen, so in den altorientalischen Skulpturen,[1] den ägyptischen Pyramiden, den minoischen Palästen, in griechischen und römischen Tempeln, in islamischen Kuppeln, in der mittelalterlichen Kunst und im Figurenschmuck indischer Hindutempel. In der Steinskulptur der Renaissance setzte sich jedoch die Einfarbigkeit (Monochromie) durch, die auch im Barock und Klassizismus bestimmend blieb. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts brach sich die Polychromie wieder Bahn und verbreitete sich vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg in Film, Werbung, Pop Art und Plastik.

In den letzten Jahrzehnten ist die Farbigkeit antiker griechischer und römischer Skulptur, aber auch die Farbfassung der romanischen und gotischen Plastik der Kirchenbauten untersucht worden. Es wurden auch Rekonstruktionen zur Farbigkeit der Skulpturen vom Aphaiatempel der griechischen Insel Ägina angefertigt und farbige Wiedergaben der Skulptur der Kathedrale von Amiens veröffentlicht.

Das Gegenteil von Polychromie ist Monochromie, bei der nur mit einer Farbe gearbeitet wird. Polychromie, die auf der Verwendung verschiedenfarbiger Steine beruht, wird auch als Polylithie bezeichnet. Siehe auch Inkrustation (Baukunst).

Siehe auch

Literatur

  • Karina Türr: Farbe und Naturalismus in der Skulptur des 19. und 20. Jahrhunderts. Sculpturae Vitam Insufflat Pictura. Mainz 1994, ISBN 3-8053-1443-4.
  • Rachael B. Goldman (Hrsg.): Essays in Global Color History. Interpreting the Ancient Spectrum (= Gorgias Studies in Classical and Late Antiquity. Band 19). Gorgias Press, Piscataway 2016, ISBN 978-1-4632-0582-9.
  • Architekturpolychromie. In: Hans-Herbert Möller (Hrsg.): Restaurierung von Kulturdenkmalen. Beispiele aus der niedersächsischen Denkmalpflege (= Berichte zur Denkmalpflege. Beiheft 2). Niemeyer, Hameln 1989, ISBN 3-87585-152-8, S. 139–190.
Historische Schriften

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Astrid Nunn, Barbara Jändl, Rupert Gebhard: Polychromy on Mesopotamian Stone Statues. Preliminary Report. In: Studia Mesopotamica. Jahrbuch für altorientalische Geschichte und Kultur. Band 2, 2015, S. 187–206.

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Gopuram Madras.jpg
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Detail of a gopuram, Chennai, India
Elisabeth of Hungary Moroder.jpg
Autor/Urheber: Rudolf Moroder , Lizenz: CC BY-SA 3.0
Hl. Elisabeth-Gruppe in Holz geschnitzt, gefasst von Christian Delago in der Pfarrkirche von St. Ulrich in Gröden des Rudolf Moroder entstanden 1900