Pietro Solari

Dom von Wiener Neustadt

Pietro Solari (* um 1530 in Verna bei Lanzo d’Intelvi (Italien); † 1592 oder davor, in Kaisersteinbruch) war ein italienischer Bildhauer und Steinmetzmeister, Bruder von Antonius Solari.

Es ist nicht möglich, alle die Künstler mit Namen Solari genealogisch zu reihen und zusammenzusetzen.

Leben und Wirken

Umfeld

Die im 16. Jahrhundert mit der Türkengefahr einsetzende, zunächst auf Fortifikationsbau (Befestigungsbau) beschränkte, dann auch auf künstlerische Bereiche ausgedehnte Baukonjunktur, ließ die Baumeister, Bildhauer und Steinmetzen Ausschau nach geeigneten Materialien halten.

Neuer Steinbruch am Leithaberg, 1551

Mit Erlaubnis des Abtes Konrad Schmid vom Stift Heiligenkreuz, oder der Niederösterreichischen Herren für den Landesfürsten[1], eröffneten sie im Jahre 1551 einen neuen Steinbruch am Leithaberg, der seit dem hier befindlichen römischen Castrum im Bewusstsein der Fachleute verankert war. Unter den frühesten, in Kaisersteinbruch arbeitenden Italiener finden sich Mitte des 16. Jahrhunderts Antonius und Pietro Solari, Antonius Gardesoni, Antonius Pozzo, Bartholomäus Pethan, Elias- und Alexius Payos, Pietro Maino Maderno. Ihre Namen sind vor allem durch die kaiserlichen Bauten dokumentiert.

Schweizerhofbrunnen

Solari arbeitete davor in Wiener Neustadt, war beim Amtshausbau beteiligt,[2] eine der Hauptladen des Steinmetz- und Maurerhandwerkes neben der Residenzstadt Wien, zu der auch die Steinmetzen des Steinbruchs „nahe bei Wilfleinsdorf, oder bei Winden“ (so die damalige Bezeichnung) zuständig waren. Dieser, nahe bei Wien wiederentdeckte weiße, sehr harte Kalkstein wurde für das Becken eines Röhrbrunnens im innersten Kern der Wiener Hofburg, dem Schweizerhofbrunnen, ausgewählt. In der gesamten Literatur wird dieser Brunnen dem Architekten und Maler Pietro Ferrabosco zugeordnet, dieser kann nur die Planzeichnung verfasst haben. In Stein gehauen hat ihn der in diesen Jahren einzige bekannte Bildhauer im Steinbruch, Pietro Solari.

Stallburg der Wiener Hofburg

Im Auftrag von Kaiser Ferdinand I. wurde der Renaissancepalast um den quadratischen Arkadenhof von 1558 bis 1562 in Hofstallungen umgebaut, unter der Leitung Hans Saphoy, Dombaumeister zu St. Stephan, mit den Brüdern Antonius und Pietro Solari und Antonius Gardesoni.

Heirat mit Elisabeth Wollerin

1563/1583 sind Arbeiten in Wiener Neustadt dokumentiert.[3] Pietro Solari heiratete Elisabeth, Tochter von Maurermeister Anton Woller. Der Maurer Anton Woller, von Trient gebürtig, arbeitete ab 1543 in Wiener Neustadt, erhielt 1550 das Bürgerrecht, wurde 1564 als Stadtmeister bezeichnet. Das bedeutet, dass er die Bauten der Stadt führte. Sein Sohn, der Steinmetz Jacob Woller, kaufte in Kaisersteinbruch ein Haus mit Garten.

Schloss Kottingbrunn

Im 16. Jahrhundert ließ Gandolf von Kienburg als Besitzer von Schloss Kottingbrunn eine neue Hauptfassade errichten. Im Renaissancestil erfolgte eine strenge Vereinheitlichung der mittelalterlichen Bausubstanz. Bei diesen Arbeiten ist Peter Solari dokumentiert.[4][5]

Genehmigung zu neuem Steinbruch, 1584

Abt Ulrich Müller (Molitor)

Abt Ulrich Molitor vom Stift Heiligenkreuz protokollierte am 6. Dezember 1584 .. dass wir auf Fürbitte ehrlicher Leute, auch emsiges Ansuchen des ehrbaren Antonius Solari, Steinmetz und Bildhauer zugelassen und bewilliget haben, dass er am Leithaberg auf des Gottshaus Heiligenkreuz Grund und Boden einen neuen Steinbruch suchen und darinnen arbeiten soll und mag, doch die hievorigen Steinmetzen, so die Steinbrüche vom Gottshaus in Bestand hatten, unbeirrt und ruhig bei den ihrigen verbleiben können. Von solchem Steinbruch soll er, Antonius Solari, den Zins und das Bestandsgeld, uns vom Gottshaus zu reichen schuldig und verbunden sein.

Antonius Solari † 1586

Bruder Pietro schrieb am 7. Jänner 1587: Ich, Meister Peter Solar, Bildhauer, bekenne hiermit, nachdem Meister Hans Baptista Schio, Steinmetz am Leithaberg, selbiger meinem Bruder Antonius Solar an der Besoldung 212 Gulden Eidtlohn schuldig verblieben. Weil aber mein Bruder mit Tod abgangen und solche 212 Gulden mir erblich zufallen.

Konkurs

Der Hans Schio selbiges zur fälligen Bezahlung aller und jeder Gläubiger .. die Sache auf eine Crida gediehen .. so, dass mehrers nit als 5 Schilling ein Pfennig auf den Gulden gefallen und als für die 212 Gulden in barem Geld mir zugemessen ist worden 133 Gulden.

1592 hielt sich der italienische Steinmetzmeister Rochus Pollaci in Wiener Neustadt als Kurator des Vermögens von Pietro Solari auf, dieser war verstorben.

Literatur

  • Stift Heiligenkreuz Archiv, Königshof Protokolle, Steinmetz
  • Harald Prickler: Aus der Geschichte einer italienischen Künstlerkolonie (Kaisersteinbruch). Radio Burgenland am 27. Juni 1973. Manuskript in: Mitteilungen des Museums- und Kulturvereines Kaisersteinbruch. 9. Jg. Nr. 52, Dezember 1998, ISBN 978-3-9504555-3-3.
  • Harald Prickler: Die Komasken – italienische Künstler im Burgenland. In: Leben, Landesmagazin für Wirtschaft-Kultur-Fremdenverkehr, Heft 3/4, 1978.
  • Ingeborg Wallentin: Der Salzburger Hofbaumeister Santino Solari (1576-1646), Leben und Werk aufgrund der historischen Quellen (Brüder Antonius und Pietro Solar in Wiener Neustadt und Kaisersteinbruch). Dissertation der Geisteswissenschaftlichen Fakultät UNI-Salzburg, 1985.
  • DEHIO-Handbuch Die Kunstdenkmäler Österreichs, Niederösterreich südlich der Donau. Teil 1, A bis L. Kottingbrunn, Schloss Kottingbrunn Verlag Berger, Horn/Wien 2003, ISBN 3-85028-364-X, S. 1102.
  • Helmuth Furch: Historisches Lexikon Kaisersteinbruch. 2 Bde. 2004, ISBN 978-3-9504555-8-8.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. beide Möglichkeiten werden in der Literatur festgestellt, daraus entsteht ein Konflikt: Heiligenkreuzer-Steinbruch oder Kaiser-Steinbruch
  2. Gertrud Gerhartl: Wiener Neustadt. Geschichte, Kunst, Kultur, Wirtschaft. Rege Bautätigkeit in der Stadt. Wilhelm Braumüller Universitäts-Verlagsbuchhandlung, 1993, ISBN 3-7003-1032-3, S. 240.
  3. Max Pfister: Repertorium der Tessiner Künstler. Der vergessene grösste Kulturbeitrag der Schweiz an Europa. Solari Pietro. Band 2. 1994.
  4. Gertrud Gerhartl: Wiener Neustadt. Rege Bautätigkeit in der Stadt. S. 240.
  5. Josef Mayr: Geschichte von Wiener Neustadt. 4 Bände, 3. Bd. Wiener Neustadt, 1924-1928, S. 202 ff.

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Wasserschloss Kottingbrunn
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Die Hofburg zu Wien 1558
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Ulrich Müller was the Abbot of Stift Heiligenkreuz from 1558 to 1584. He is shown here on one side of a medal, the other side features his coat of arms. The medal is kept in the Heiligenkreuz Museum near Vienna.
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Steinadl
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Schweizerhofbrunnen
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Südwestansicht des Domes Mariä Himmelfahrt in der niederösterreichischen Bezirkshauptstadt Wiener Neustadt.
Das Langhaus mit dem Westturmpaar wurde von 1193 bis 1279 im spätromanischen-frühgotischen Stil errichtet. Im ersten Viertel des 14. Jahrhunderts wurde das Querschiff und der polygonale Chor mit den Seitenchören sowie eine zweigeschossige Sakristei im Norden errichtet. Unter Kaiser Friedrich III. erfolgten im 15. Jahrhundert Umbauten und eine Neuausstattung. Unter Bischof Ferdinand Graf von Hallweil wurde 1755 der Dom barockisiert. Nach einem Brand 1834 in der Glockenstube wurden die baufälligen Türme 1886 abgetragen und nach den alten Plänen unter der Leitung des Wiener Architekten Richard Jordan von 1892 bis 1899 wieder aufgebaut.