Pierrafortscha

Pierrafortscha
Wappen von Pierrafortscha
Wappen von Pierrafortscha
Staat:Schweiz Schweiz
Kanton:Kanton Freiburg Freiburg (FR)
Bezirk:Saanew
BFS-Nr.:2216i1f3f4
Postleitzahl:1723
Koordinaten:580633 / 181784
Höhe:751 m ü. M.
Höhenbereich:553–783 m ü. M.[1]
Fläche:5,06 km²[2]
Einwohner:154 (31. Dezember 2022)[3]
Einwohnerdichte:30 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
13,6 %
(31. Dezember 2022)[4]
Website:www.pierrafortscha.ch
Lage der Gemeinde
Karte von PierrafortschaGreyerzerseeLac de SeedorfSchiffenenseeKanton BernKanton BernKanton WaadtKanton WaadtBroyebezirkBroyebezirkBroyebezirkGlanebezirkGreyerzbezirkSeebezirk (Freiburg)SensebezirkAutigny FRAvryBelfauxBois-d’Amont FRChénensCorminboeufCottens FRFerpiclozFreiburg im ÜechtlandGiblouxGivisiezGranges-PaccotGrolleyHauterive FRLa BrillazLa SonnazLe MouretMarly FRMatranNeyruzPierrafortschaPonthauxPrez FRTreyvauxVillarsel-sur-MarlyVillars-sur-Glâne
Karte von Pierrafortscha
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Pierrafortscha (Freiburger Patois Pèrafortya) ist eine politische Gemeinde im District de la Sarine (deutsch: Saanebezirk) des Kantons Freiburg in der Schweiz. Trotz der Lage an der Sprachgrenze wird der frühere deutsche Name Perfetschied heute nur noch selten verwendet.

Geographie

Pierrafortscha liegt auf 751 m ü. M., 3 km südöstlich der Kantonshauptstadt Freiburg (Luftlinie). Die Streusiedlung erstreckt sich an aussichtsreicher Lage auf der Höhe östlich des Saanegrabens, im Molassehügelland des Freiburger Mittellandes.

Die Fläche des 5,1 km² grossen Gemeindegebiets umfasst einen Abschnitt der Molassehöhen zwischen der Saane und dem voralpinen Hügelland. Der zentrale Teil des Gebietes wird von einem leicht gewellten Hochland mit den Hügeln Chantemerle (756 m ü. M.), Pierrafortscha (758 m ü. M.), Le Croquelet (767 m ü. M.) und Bois de Morvin (mit 782 m ü. M. der höchste Punkt von Pierrafortscha) eingenommen. Nach Süden reicht der Gemeindeboden über ein Plateau bis an den Flusslauf der Ärgera (französisch: Gérine). Die westliche Grenze bildet die hier zum Pérolles-See aufgestaute Saane, die tief in die Molasseschichten eingeschnitten ist und von Sandsteinfelsen durchzogene Steilhänge besitzt. Von der Gemeindefläche entfielen 1997 7 % auf Siedlungen, 21 % auf Wald und Gehölze, 71 % auf Landwirtschaft, und rund 1 % war unproduktives Land.

Zu Pierrafortscha gehören die Weiler Granges-sur-Marly (704 m ü. M.) am Hang oberhalb von Marly, Morvin (740 m ü. M.; dt. Helmetingen) und Villars-sur-Marly (720 m ü. M.) auf der Hochfläche südlich des Bois de Morvin, Pfaffenwil (692 m ü. M.) auf dem Plateau östlich von Marly sowie verschiedene Einzelhöfe. Nachbargemeinden von Pierrafortscha sind Freiburg, Sankt Ursen, Tentlingen, Villarsel-sur-Marly und Marly.

Bevölkerung

Mit 154 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2022) gehört Pierrafortscha zu den kleinsten Gemeinden des Kantons Freiburg. Von den Bewohnern sind 70,6 % französischsprachig, 27,9 % deutschsprachig, und 1,5 % sprechen Italienisch (Stand 2000). Die Bevölkerungszahl von Pierrafortscha belief sich 1900 auf 185 Einwohner. Nach einem Höchststand 1930 mit 260 Einwohnern wurde seither durch kontinuierliche Abwanderung ein Bevölkerungsrückgang um über 45 % verzeichnet.

Wirtschaft

Pierrafortscha war bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts ein überwiegend durch die Landwirtschaft geprägtes Dorf. Noch heute haben der Ackerbau, der Obstbau, die Milchwirtschaft und die Viehzucht einen wichtigen Stellenwert in der Erwerbsstruktur der Bevölkerung. Einige weitere Arbeitsplätze sind im lokalen Kleingewerbe und im Dienstleistungssektor vorhanden. In den letzten Jahrzehnten hat sich das Dorf dank seiner attraktiven Lage auch zu einer Wohngemeinde entwickelt. Viele Erwerbstätige sind heute Wegpendler, die hauptsächlich in der Region Freiburg arbeiten.

Verkehr

Die Gemeinde liegt abseits der grösseren Durchgangsstrassen, die Hauptzufahrt erfolgt vom Ortsteil Bourguillon der Stadt Freiburg. Pierrafortscha ist selbst nicht an das Netz des öffentlichen Verkehrs angebunden.

Geschichte

Erratischer Block Pierrafortscha
Chalet de Diesbach in La Schürra

Der Ortsname Pierrafortscha bezeichnet den Patois-Ausdruck für pierre fourchue (gegabelter Stein) in Anlehnung an einen erratischen Block auf der Flur Champ de la Pierre. Im Verlauf des 15. Jahrhunderts gelangte Pierrafortscha unter die Herrschaft von Freiburg und wurde der Alten Landschaft (Burgpanner) zugeordnet. Nach dem Zusammenbruch des Ancien Régime (1798) gehörte das Dorf während der Helvetik und der darauf folgenden Zeit zum Bezirk Freiburg, bevor es 1848 mit der neuen Kantonsverfassung in den Saanebezirk eingegliedert wurde.

Natur und Umweltschutz

Auf dem Gemeindegebiet befinden sich zwei national bedeutende Objekte. Die zum Pérollessee aufgestaute Saane, die auf dem Gebiet von Pierrafortscha von steilen Molassefelsen gekennzeichnet und kaum zugänglich ist, stellt ein Auengebiet von nationaler Bedeutung dar, das sich von Rossens bis zur Staumauer in der Magerau der Stadt Freiburg erstreckt und auf diesem über 20 km langen Abschnitt durch neun Gemeinden fliesst und in Hauterive ein Kraftwerk passiert. Dank der saisonalen Hochwasser werden immer wieder neue Lebensräume wie Sand- und Gesteinsbänke, Altwasser und Tümpel geschaffen, die für viele Pflanzen und Tiere lebensnotwendig sind. Simon Friedli zeigte in seiner Studie von 2017, dass im untersuchten Flussabschnitt zwischen dem Staudamm in Rossens und dem Kraftwerk in Hauterive die Abflussdynamik seit dem Bau des Staudamms (1944–1948) in Rossens vor allem in den ersten 20 bis 25 Jahren nach dem Bau des Staudamms abgenommen hat. Damit nahm in den zurückliegenden 70 Jahren auch die Fläche der offenen Kiesflächen um 35 % (-39 ha) ab, während der (Auen-)Wald sich um 24 % (+29 ha) ausdehnte. Neben dem Restwasserregime ist auch das Zurückhalten von Geschiebe durch den Staudamm ein Grund für den starken Rückgang der offenen Kiesflächen. Mit der abnehmenden Dynamik entwickelte sich auch die Habitätdiversität und -verteilung negativ. Friedli weist darauf hin, dass auch selten starke Hochwasser wie das von 2005 nicht mehr in der Lage seien, die etablierte Vegetation zu roden und neue Kiesflächen durch Erosion und Deposition zu bilden.[5]

Das zweite Objekt ist die national bedeutende Trockenwiese Monivert im Westen der Gemeinde.

Sehenswürdigkeiten

In den verschiedenen Weilern von Pierrafortscha befinden sich Kapellen und entlang der Strassen Wegkreuze. Einige charakteristische Bauern- und Patrizierhäuser aus dem 18. und 19. Jahrhundert sind erhalten.

Weblinks

Commons: Pierrafortscha – Sammlung von Bildern und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  2. Generalisierte Grenzen 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 7. September 2023.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2022. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2022 zusammengefasst. Abruf am 5. September 2023
  5. Simon Friedli: Veränderung der Habitatvielfalt in der Restwasserstrecke der Sarine nach dem Bau des Rossens-Staudamms (Kt. FR). Eine GIS-Auswertungen historischer Luftbilder. Institut für Umwelt und Natürliche Ressourcen, ZHAW Wädenswil (unveröffentlicht), 2017, S. 4 (zhaw.ch [PDF; abgerufen am 15. Februar 2023]).

Auf dieser Seite verwendete Medien

Chalet de Diesbach FR 01.jpg
(c) Martin Thurnherr, CC BY-SA 4.0
Dies ist ein Bild von einem Kulturgut von nationaler Bedeutung in der Schweiz mit KGS-Nummer
Herrenhaus Kuenlin 01.jpg
(c) Martin Thurnherr, CC BY-SA 4.0
Dies ist ein Bild von einem Kulturgut von regionaler Bedeutung in der Schweiz mit KGS-Nummer
Pierrafortscha.jpg
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Bloc erratique de la Pierrafortscha dans le canton de Fribourg en Suisse
Dry Grassland Montivert 01.jpg
(c) Martin Thurnherr, CC BY-SA 4.0
Hinter dem Ackerfeld erhebt sich der Hügel Montivert mit der Trockenwiese von nationaler Bedeutung in Pierrafortscha, Canton of Fribourg Kanton Freiburg in der Schweiz Schweiz.
Frp-greverin-Pèrafortya.ogg
Autor/Urheber: Terfili, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Francoprovençal pronunciation of the municipality "Pèrafortya" (French: Pierrafortscha). Speaker is Anne-Marie Yerly (born 25.7.1949) from Treyvaux.
Karte Gemeinde Pierrafortscha 2022.png
Autor/Urheber: Tschubby, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Municipality Pierrafortscha