Piazza dei Miracoli

Die Piazza del Duomo in Pisa
UNESCO-Welterbe


Blick auf den Domplatz
Vertragsstaat(en):Italien Italien
Typ:Kultur
Kriterien:(i)(ii)(iv)(vi)

Fläche:008,87 ha
Pufferzone:254,00 ha
Referenz-Nr.:395

UNESCO-Region:Europa und Nordamerika
Geschichte der Einschreibung
Einschreibung:1987  (Sitzung 11)

Erweiterung:2007

Die Piazza dei Miracoli (italienisch für „Platz der Wunder“), offiziell Piazza del Duomo, ist der Domplatz der toskanischen Stadt Pisa. Das Areal liegt im Nordwesten der Altstadt nahe an der mittelalterlichen Stadtmauer und bildet einen abgeschlossenen Sakralbezirk, dessen Bedeutung weit über Pisa hinausreicht. Auf dem Platz stehen die vier Hauptwerke der pisanischen Baukunst: der Dom Santa Maria Assunta mit seinem freistehenden Campanile, dem Schiefen Turm von Pisa, das Baptisterium San Giovanni sowie der Friedhof Camposanto Monumentale. Seit 1987 gehört dieses Ensemble zum UNESCO-Welterbe.

Der Begriff „Piazza dei Miracoli“ geht nicht auf die mittelalterliche Tradition zurück, sondern auf den Dichter Gabriele D’Annunzio, der den Platz in seinem Roman Forse che sì, forse che no als „prato dei miracoli“ – „Wiese der Wunder“ – bezeichnete.

Geschichte

Die Piazza del Duomo entstand in einer Zeit, als Pisa im 11. und 12. Jahrhundert als eine der bedeutenden Seerepubliken des Mittelmeerraums wirtschaftliche und politische Blüte erlebte. Um die Rolle der Stadt sichtbar zu machen, begann man 1063 mit dem Bau des Domes Santa Maria Assunta. Der Baumeister Buscheto entwarf eine neuartige Architektur, die frühchristliche, romanische und byzantinische Elemente verband. Damit entstand der sogenannte pisanische Stil, eine eigene Ausprägung der Romanik, die später auch andere Bautraditionen des Mittelmeerraums beeinflusste.[1]

Wenige Jahrzehnte später folgte das Baptisterium San Giovanni, dessen Errichtung 1152 unter der Leitung von Diotisalvi begann. Mit einem Außendurchmesser von über 34 Metern ist es das größte Baptisterium der Welt. Während der Unterbau durch seine schlichte Romanik gekennzeichnet ist, zeigen die oberen Zonen und die Galerie gotische Schmuckformen. Im Inneren fällt vor allem die besondere Akustik auf, die durch die doppelwandige Kuppelkonstruktion entsteht und das Gebäude zusätzlich berühmt machte.

Der Bau des freistehenden Campanile, heute bekannt als Schiefer Turm von Pisa, begann 1173. Bereits während der Anfangsphase führte der weiche Untergrund zu einer zunehmenden Neigung. Obwohl zahlreiche Versuche unternommen wurden, die Schieflage zu korrigieren, gelang erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine Stabilisierung. Die Neigung blieb jedoch charakteristisch und machte den Turm zu einem Sinnbild der Stadt.

Der Camposanto Monumentale wurde ab 1278 als rechteckiger Friedhof mit einem umlaufenden Kreuzgang begonnen und im 14. Jahrhundert vollendet. Seine Innenwände waren mit umfangreichen Freskenzyklen geschmückt, die zu den bedeutendsten Werken der toskanischen Malerei des späten Mittelalters gehören. Viele von ihnen, darunter Arbeiten von Benozzo Gozzoli, wurden im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, dennoch gilt der Camposanto weiterhin als herausragendes Beispiel mittelalterlicher Friedhofsarchitektur.

Künstlerische Bedeutung

Die Piazza del Duomo ist nicht nur ein religiöses Zentrum, sondern auch ein bedeutendes Zentrum der Kunst- und Architekturgeschichte. Charakteristisch ist die Verwendung von hellem Carrara-Marmor mit farbigen Einlegearbeiten, die den Bauten ein einheitliches und zugleich prägnantes Erscheinungsbild verleihen. Der architektonische Stil des Platzes verbindet Einflüsse der Antike und der byzantinischen Kunst mit der strengen Formsprache der Romanik und den verfeinerten Formen der Gotik. Aus dieser Mischung entwickelte sich die charakteristische „pisanische Romanik“, die als Vorbild für weitere Bauten in Italien und im Mittelmeerraum diente.[2]

Auch die Bildhauerei erlebte in Pisa eine Blütezeit. Nicola Pisano und sein Sohn Giovanni Pisano gestalteten Kanzeln und Reliefs, die als wegweisend für die Entwicklung von der Romanik zur Gotik gelten.[3] In der Malerei waren es die Fresken im Camposanto, die, trotz ihrer späteren Zerstörung, eine wichtige Rolle im Übergang von der Spätgotik zur Frührenaissance spielten.

Welterbestatus

Die UNESCO nahm die Piazza del Duomo 1987 in die Liste des Weltkulturerbes auf. In ihrer Begründung hob sie die Anlage als ein Meisterwerk menschlicher Schöpferkraft hervor, das in einzigartiger Weise den Kulturaustausch im Mittelmeerraum widerspiegelt und zugleich ein herausragendes Beispiel romanischer und gotischer Architektur bildet. Zugleich kommt der Piazza durch ihre religiöse und symbolische Bedeutung ein außergewöhnlicher universeller Wert zu. 2007 wurde die geschützte Pufferzone erweitert, um das Ensemble stärker in den urbanen Kontext Pisas einzubinden.[4]

Commons: Piazza dei Miracoli – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Riccardo Barsotti: Pisa, der Domplatz, (la piazza dei miracoli): die Kathedrale, der Glockenturm, das Baptisterium, der "Camposanto" (= Italia artistica). Bonechi - Ed. "Il Turismo", Firenze 1968.
  • Pisa: Denkmäler, Kunstwerke des Domes und der Stadt ; kompletter Reiseführer zur Besichtigung der Stadt ; mit besonderer Beschreibung der Denkmäler Piazza dei Miracoli. Éd. Italcards, Bologna 1989.
  • Mario Tobino: Der Domplatz in Pisa mit dem Schiefen Turm (= Klassische Reiseziele : Italien). Atlantis, Herrsching 1989, ISBN 978-3-88199-561-0.
  • Herbert Wippel: Der Schiefe Turm von Pisa - eine unendliche Geschichte - Die Stadt - Der Platz - Der Turm. In: Bautechnik. Band 82, Nr. 10, Oktober 2005, ISSN 0932-8351, S. 689–697, doi:10.1002/bate.200590208 (wiley.com).
  • Bruno Klein: Vier Kolosse. Rudolf Borchardt und die Architektur des "Campo dei Miracoli" in Pisa. Heidelberg University Library, 2017, doi:10.11588/artdok.00004928 (uni-heidelberg.de).

Einzelnachweise

  1. Romanesque Art and Architecture Overview. In: The Art Story. Abgerufen am 27. September 2025 (englisch).
  2. Anton Giuroiu: Leaning Tower Of Pisa: An Architecture Landmark To Visit In Pisa. In: architecture lab. 21. Februar 2024, abgerufen am 27. September 2025 (englisch).
  3. Madeline Cirillo Archer: Nicola Pisano and Giovanni Pisano. In: EBSCO Research. 2022, abgerufen am 27. September 2025 (englisch).
  4. Eintrag auf der Website des Welterbezentrums der UNESCO (englisch und französisch).

Koordinaten: 43° 43′ 24″ N, 10° 23′ 43″ O

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The Leaning Tower of Pisa
Piazza dei miracoli - aerial panorama.jpg
Autor/Urheber: Guglielmo Giambartolomei, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Aerial picture of piazza dei Miracoli, Pisa, Tuscany. A view to Alpi Apuane and Monti Pisani mountains.