Pharus-Plan

Ausschnitt aus dem Pharus-Plan Berlin von 1902, den Platz Am Knie zeigend

Pharus-Plan war der Markenname, unter dem der 1902 von Cornelius Löwe, Eberhard Löwe und Ernst Knaudt in Berlin gegründete Pharus Verlag übersichtliche Stadtpläne herausgab. 2002, im Jahr seines hundertjährigen Bestehens, übernahm Rolf Bernstengel den gesamten Verlag und führt das Unternehmen fort.

Geschichte

Namensgebung

Der Name des Verlags hat seinen Ursprung im Pharos von Alexandria auf der Insel Pharos, einem der sieben Weltwunder. Der Leuchtturm der Insel Pharos zeigte den Seefahrern den Weg, ähnlich wie ein Stadtplan dem Unkundigen den Weg zeigen soll. Eingestreute perspektivische Zeichnungen von Sehenswürdigkeiten in die Pläne waren eine Besonderheit und bewirkten eine bessere Orientierung.

1902: Gründung

Umschlag des Pharus-Plans für Bozen und Gries von ca. 1910 mit den Dresdener (1903) und Brüsseler (1910) Auszeichnungen

Der erste Verlagssitz befand sich in der Königin-Augusta-Straße 3 (seit 1947 Reichpietschufer) in der Unteren Friedrichsvorstadt (heute: Berliner Bezirk Mitte).[1]

Ausschnitt einer historischen Pharus-Karte von 1903. Stadt Brück mit Dörfern und Umgebung im brandenburgischen Landkreis Potsdam-Mittelmark am Rand der Belziger Landschaftswiesen und des Naturparks Hoher Fläming

Pharus-Pläne wurden für Städte in Deutschland und im europäischen Ausland erstellt. Sie hingen auch als Umgebungskarten auf den Berliner S- und U-Bahnhöfen aus. Auf der Deutschen Städte-Ausstellung in Dresden (1903) erhielt der Verlag eine Silbermedaille für seine technisch vorzüglichen Stadtpläne und wurde 1910 im Rahmen der Teilnahme an der Weltausstellung in Brüssel mit der Bronzemedaille ausgezeichnet.

Pharus-Plan von Berlin aus dem Jahr 1905

1923: Pläne für sämtliche deutsche Großstädte

Der Verlag war in der Zwischenzeit nach Kreuzberg umgezogen. In der Lindenstraße 3, nahe dem Belle-Alliance-Platz, hatte er nun seinen Hauptsitz. Direktor war noch immer Cornelius Löwe, einer der drei Unternehmensgründer.[2]

Etwa 800 verschiedene Stadtpläne gehörten inzwischen zum Programm, alle deutschen Großstädte, viele Mittel- und zahlreiche Kleinstädte und viele Groß- und Mittelstädte des europäischen Auslands gehörten dazu. Außerdem wurden Wander-, Umgebungs-, Provinz- und Stadtkarten, Spezialpläne offiziellen Charakters (z. B. Gerichts- und Baupolizeipläne), Industrie- und Branchenpläne mit Adressbeilagen (des August Scherl Verlags) herausgegeben.

Eine Besonderheit waren Spezialpläne für Firmen zum Aushang und Versand, die z. B. für die Berliner Morgenpost (Ullstein-Verlag), Siemens und die Reederei Norddeutscher Lloyd hergestellt wurden.

Der Eigentümer der Druckerei Gutenberg, Wilhelm Möller, übernahm ab 1932 den Verlag in mehreren Schritten und druckte seitdem alle Pharus-Pläne und -Verzeichnisse.

1939–1956: Zweiter Weltkrieg und erschwerte Tätigkeit in der DDR

Die ersten Jahre nach dem Beginn der Nazi-Herrschaft lief das Verlagsgeschäft auf Hochtouren. Der Hauptsitz des Verlages befand sich 1940 in der Schwedter Straße 263.[3] Im Jahr 1942 übergab Wilhelm Möller die Geschäftsführung des Verlages und der Druckerei an seinen Sohn Heinrich.

Zum Ende des Zweiten Weltkriegs wurden bei einem alliierten Luftangriff im Jahr 1945 sämtliche Produktionsmittel vernichtet; erhalten blieben ein Teil der Druckunterlagen und der Kartographie sowie ein Teil des Archivs. Die Produktion begann nach Reparaturen nach Kriegsende unter sowjetischer Besatzung zunächst wieder. 1953 wurde der Verlag Pharus-Plan der Ost-Berliner Treuhandverwaltung unterstellt. 1956 gab die Treuhand das Unternehmen zwar wieder an die alten Gesellschafter zurück, Papierzuteilung und Druckgenehmigungen wurden jedoch verweigert. Heinrich Möller brachte daraufhin alle erhalten gebliebenen Unterlagen nach West-Berlin und zog mit dem Verlag nach Berlin-Charlottenburg. Hier wurde der Verlag 1956 wieder angemeldet, die Verlagstätigkeit ruhte allerdings zunächst.

1972: Wiederaufnahme der Verlagstätigkeit

Die Verlagstätigkeit wurde 1972 wieder aufgenommen, zunächst mit Fachbuchillustrationen und kartographischen Auftragsarbeiten. Zur 750-Jahr-Feier Berlins kam ein Nachdruck des ersten Pharus-Plans von Groß-Berlin aus dem Jahr 1905 heraus. Weitere Nachdrucke aus dem Archiv des Verlages folgten.

Nach 1989

Nach der politischen Wende im Jahr 1989 kehrte der Verlag an eine seiner früheren Produktionsstätten in den Berliner Bezirk Prenzlauer Berg zurück. Zu dieser Zeit trat Rolf Bernstengel in den Verlag ein, modernisierte die Produktion und erweiterte die Kartographie. Als erstes Verlagsprodukt erschien 1993 der Historische Städtekalender Brandenburg, unmittelbar danach ein aktueller Pharus-Plan von Potsdam mit umfangreichem Begleitheft. Seither wurde das Verlagssortiment systematisch ergänzt. In Zusammenarbeit mit dem Mauermuseum entstand 1996 der Innenstadtplan Wo die Mauer war in einer deutsch- und einer englischsprachigen Auflage.

Verlagssitz in der Rubensstraße 107

Zum hundertjährigen Bestehen des Verlags im Jahr 2002 übernahm der Teilhaber Rolf Bernstengel das gesamte Unternehmen. Der Verlag hat seit 1. Juli 2013 in der Rubensstraße 107 in Berlin-Schöneberg seinen Sitz, der Standort in Prenzlauer Berg wurde aufgegeben.

Weblinks

Commons: Pharus-Plan – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Königin Augustastraße 3. In: Berliner Adreßbuch, 1905, Teil 3, S. 359 (Pharus Verlag, Gesellschaft m.b.H.).
  2. Pharus Verlag GmbH. In: Berliner Adreßbuch, 1923, Teil 2, S. 2385.
  3. Kartographische Anstalten. In: Berliner Adreßbuch, 1940, Teil 2, S. 274 (Werbeanzeige des Pharus-Verlags).

Koordinaten: 52° 27′ 54,8″ N, 13° 20′ 41″ O

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Karte knie berlin.jpg
Ausschnitt aus dem Pharus-Plan Berlin von 1902, den Platz "Am Knie" zeigend. Gemeinfrei (Urheberrechtsschutz abgelaufen)
Berlin Pharus-Plan c1905.jpg

Pharus-Plan Berlin Pharus-Verlag G.m.b.H., Berlin W.9 Königin Augustastr. 3.

  • Format: 49,0 x 32,9 cm (nur der Plan)
  • Maßstab: 1:20.000
  • Farblithografie
Sog. "Kleine Ausgabe". Der Titel steht 3-zeilig links oben in einem abgegrenzten Rechteck - die letzte Zeile ist flankiert von zwei Pharus-Schutzmarken. Unter dem Titel eine Legende mit 15 Zeichenerkärungen. Im schraffierten Rand sind Planquadrate von B-N und 3-10 dargestellt. Das Fehlen der Planquadrate A/1-2 ist ein Kennzeichen der "kleinen Ausgabe" des Pharus-Plan von Berlin. Unter der Karte steht mittig "Entwurf und Stich der kartogr. Anstalt des Pharus-Verlag G.m.b.H."
Umschlag Pharus Plan Bozen-Gries ca 1910.jpg
Autor/Urheber: Pharusplan Bozen-Gries 1910 (authors unknown), Lizenz: CC BY-SA 4.0
Umschlag Pharus Plan Bozen-Gries ca 1910
2013 07 19 Berlin Pharus Plan IMG 7418 P k.JPG
Autor/Urheber: Dr. Karl-Heinz Hochhaus, Lizenz: CC BY 3.0
Blick auf den neuen Standort von Pharus Plan
Goemnigk Karte1903 1.JPG
Ausschnitt einer historischen Pharus-Karte von 1903. Stadt Brück mit Dörfern und Umgebung im Brandenburger Landkreis Potsdam-Mittelmark am Rand der Belziger Landschaftswiesen und des Naturparks Hoher Fläming. Die Belziger Landschaftswiesen liegen "links oben"; die am rechten Bildrand verzeichneten "Landschaftswiesen" gehören zu Linthe.