Petra Tschörtner

Petra Tschörtner (2009)

Petra Tschörtner (* 6. Mai 1958 in Potsdam-Babelsberg; † 25. Juli 2012 in Berlin) war eine deutsche Dokumentarfilm-Regisseurin.

Leben

Petra Tschörtner, die Tochter von Heinz Dieter Tschörtner, war schon als Kind im Pionierfilmstudio in Babelsberg tätig. Nach dem Abitur 1976 arbeitete sie beim VEB Deutsche Schallplatten, anschließend folgte ein Volontariat im DEFA-Studio für Spielfilme, wo sie auch Angelika Andrees kennenlernte. Mit ihr drehte sie ihren ersten Dokumentarfilm Im Heim (1978), der ursprünglich als Vorfilm für Roland Gräfs P.S. gedacht war. Aufgrund der Erzählungen der Kinder, die von Eltern geschlagen wurden oder ihnen beim Trinken zusahen, wurde er jedoch von staatlichen Organen nicht zugelassen und fand erst 1990 bei den Kurzfilmtagen in Oberhausen seine Aufführung.

1980 wurde ihre Tochter Lilly Marie Tschörtner geboren.

In ihrem Diplomfilm Hinter den Fenstern (1983) befragte sie drei junge Paare eines Potsdamer Neubaublocks und dokumentierte damit den ernüchterten Blick auf das junge Eheleben. Ein Kritiker sagte: „Durch die aufgeschlossene Position der Filmemacherin zu ihren Gesprächspartnern ergeben sich immer wieder überraschende Einblicke in das Selbstverständnis durchschnittlicher DDR-Mentalität.“ Der Film erhielt 1983 in Oberhausen einen der Hauptpreise.

Schon in frühen Jahren überraschte die zart wirkende Tschörtner durch ihre Themenauswahl und ihre eigene Art der Dokumentation. Sie zeigte in ihren Filmen immer wieder das ganz normale Leben, den Alltag ganz normaler Menschen. Oft beschäftigte sie sich Wochen vorher mit den Protagonisten und ihren Leben, in vertrauten Gesprächen, noch bevor die Kamera angemacht wurde.

Ende der 1980er zählte sie neben Helke Misselwitz und Thomas Heise zu den großen Hoffnungen des ostdeutschen Dokumentarfilms.

Im Mai und Juni 1990 dokumentierte sie in Berlin – Prenzlauer Berg das Leben in ihrem Kiez in Zeiten des Wandels. Mittlerweile gibt es den Film auch auf DVD. 1993 folgte mit Marmor, Stein und Eisen eine Reise in die Vergangenheit, zu ihren einstigen Kommilitonen der Babelsberger Filmhochschule und den Wendungen ihres Lebens.

1991, 1995/96 und 2010/11 kehrte sie für Lehraufträge an die Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ zurück, unter anderem als Gastprofessorin für Dokumentarfilm.

In ihren letzten Jahren arbeitete sie vorwiegend als Regieassistentin für Fernsehspiele und Serien und schrieb an eigenen Drehbuchideen. Sie arbeitete regelmäßig mit Peter Kahane zusammen. Bis zu ihrem Tod lebte sie in Berlin und erlag im Juli 2012 nach langem Kampf dem Darmkrebs.

Galerie

Gremien

Neben ihren eigenen Filmarbeiten war sie auch immer wieder in verschiedenen Filmgremien und Festivaljurys tätig:

  • 1988–1990: Vorstandsmitglied und Mitglied des Präsidiums des Verbandes der Film- und Fernsehschaffenden der DDR
  • 1987/1988: Auswahlgremium und Jury der Leipziger Dokumentarfilmwoche
  • 1989: Europäisches Kurzfilmfestival
  • 1992: Jurymitglied Filmfest Schwerin
  • 1992/93: Filmförderung Land Bremen und Mecklenburg-Vorpommern

Filmographie

Literatur

  • Barbara Felsmann: Petra Tschörtner – Radikal, versöhnlich und immer fasziniert von den Menschen. In: Ralf Schenk & Cornelia Klauß (Hrsg.): Sie – Regisseurinnen der DEFA und ihre Filme, Schriftenreihe der DEFA-Stiftung, Bertz + Fischer Verlag, Berlin: 2019, ISBN 978-3-86505-415-9, S. 353–357.
  • Claus Löser: Auf Augenhöhe. Notizen zum filmischen Werk Petra Tschörtners. In: Leuchtkraft – Journal der DEFA-Stiftung, Onlineveröffentlichung 2020, abrufbar als PDF (S. 81–92) von DEFA-Stiftung, zuletzt abgerufen am 26. Dezember 2020.

Weblinks

Commons: Petra Tschörtner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Grabdenkmal für die Regisseurin Petra Tschörtner auf dem Neuen Friedhof St. Marien-St. Nikolai in Berlin-Prenzlauer Berg
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Autor/Urheber: Stefanie Probst, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Die Potsdamer Dokumentarfilm-Regisseurin Petra Tschörtner, 2009 in Erfurt
Petra Tschörtner & Peter Kahane.JPG
Autor/Urheber: Stefanie Probst, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Dreharbeiten zu "Meine schöne Nachbarin"