Petersgmünd

Petersgmünd
Koordinaten: 49° 11′ 7″ N, 11° 1′ 28″ O
Höhe: 346–363 m ü. NHN
Fläche:4,71 km²[1]
Einwohner:389 (25. Mai 1987)[2]
Bevölkerungsdichte:83 Einwohner/km²
Eingemeindung:1. Juni 1972
Postleitzahl:91166
Vorwahl:09172

Petersgmünd (umgangssprachlich: Bäjdaschgmind[3]) ist ein Gemeindeteil der Gemeinde Georgensgmünd im Landkreis Roth (Mittelfranken, Bayern).

Geografische Lage

Das Kirchdorf liegt, nur durch die Schwäbische Rezat getrennt, direkt angrenzend östlich von Georgensgmünd. Der Stöckachgraben mündet hier als rechter Zufluss in die Schwäbische Rezat. Im Osten grenzt das Waldgebiet „Ackerlohe“ an, im Süden das Waldgebiet „Schindach“, 0,75 km südwestlich liegen die Flurgebiete „Holzwiesen“ und „Winkel“.

Eine Gemeindeverbindungsstraße führt nach Georgensgmünd zur Staatsstraße 2224 (0,6 km westlich) bzw. zur Kreisstraße RH 9 (1,4 km südöstlich). Ein Wirtschaftsweg führt nach Wernsbach (3,4 km östlich).[4]

Geschichte

Der Ort wurde möglicherweise 1295 erstmals urkundlich erwähnt,[5] in einer Urkunde von 22. Juni 1442 erfolgte die Nennung als „Petersgmünd“ zur Unterscheidung von Georgens- und Friedrichsgmünd, wodurch dies die erste sichere urkundliche Erwähnung ist. Das Bestimmungswort ist Peter, das Patrozinium der Ortskirche.[6] Petersgmünd unterstand im 13. Jahrhundert den Herren von Hausen, denen zu dieser Zeit auch der größte Teil der umliegenden Dörfer gehörte. Das bäuerlich geprägte Dorf lag an der Via Imperii, einer wichtigen Handelsstraße des Mittelalters. 1590, nach Aussterben der Herren von Hausen, fiel das ganze Petersgmünder Lehen an den Markgrafen von Brandenburg-Ansbach zurück. Nach einer damaligen Beschreibung gab es in dem Ort „1 Gotzhaus [= Kirche], 1 Hirtenhaus, 7 Höf, 14 Güter [= Halbhöfe] und eine Mühl“.

Bis 1532, als in Petersgmünd die Reformation eingeführt wurde, gab es einen eigenen Kaplan mit zugehörigem Frühmesserhaus, der die Gottesdienste in der St. Peterskirche abhielt. Danach wurde die Gemeinde von der Pfarrei in Georgensgmünd versorgt, was zu anhaltenden Streitigkeiten führte, die erst 1710 durch einen Vertrag mit dem Ansbacher Markgrafen Wilhelm Friedrich ein Ende fanden, in dem geregelt wurde, dass jeder dritte Gottesdienst in Petersgmünd abgehalten werden darf, alle übrigen in Georgensgmünd.

Während des Dreißigjährigen Krieges wurde Petersgmünd mehrfach geplündert und verwüstet, so dass der Ort 1640 völlig zerstört und verödet war.

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Petersgmünd 30 Anwesen. Das Hochgericht übte das brandenburg-ansbachische Oberamt Roth aus, die Dorf- und Gemeindeherrschaft hatte das Richteramt Georgensgmünd. Grundherren waren das Fürstentum Ansbach (21 Anwesen; Richteramt Georgensgmünd: 1 Ganzhof, 1 Ganzhof mit Mahlmühle und Schmiede, 7 Köblergüter, 1 Gut mit Tafernwirtschaft, 6 Gütlein, 1 Leerhaus; Kirche Roth: 1 Köblergut, 1 Gütlein; Kirche Petersgmünd: 1 Halbhof, 1 Köblergut), die Reichsstadt Nürnberg (St.-Klara-Klosteramt: 2 Ganzhöfe, 1 Köblergut; Landesalmosenamt: 1 Ganzhof, 1 Dreiviertelhof, 1 Gütlein) und Nürnberger Eigenherrn (von Grundherr: 1 Ganzhof; von Holzschuher: 1 Köblergut; von Nützel: 1 Dreiviertelhof). Neben den Anwesen gab es noch die Kirche St. Peter, das Forsthaus, das ein herrschaftliches Gebäude war, und das Hirtenhaus als kommunales Gebäude.[7]

Im Geographischen statistisch-topographischen Lexikon von Franken (1801) wird der Ort folgendermaßen beschrieben:

„Petersgmünd, an der Rednitz, anderthalb Stunden hinter Roth gegen Weissenburg, Filialkirchdorf des Ansbachischen Oberamts Roth mit 20 in dasselbe gehörigen Unterthanen; 20 sind fremdherrisch.
In weniger Entfernung von diesem Orte ist die Quinatische und Meyerische Papiermühle. Die Papiere, welche beyde verfertigen, sind von vorzüglicher Güte. Das Fabrikzeichen ist eine Fichte. In der Quinatischen Fabrike werden besonders auch verschiedene Sorten holländischer Papiere sehr gut nachgemacht.“[8]

1806 kam Petersgmünd an das Königreich Bayern. Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde es dem 1808 gebildeten Steuerdistrikt Georgensgmünd zugewiesen. 1811 entstand die Ruralgemeinde Petersgmünd. Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Pleinfeld (1858 in Landgericht Roth umbenannt) zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Spalt (1919 in Finanzamt Spalt umbenannt). Ab 1862 gehörte Petersgmünd zum Bezirksamt Schwabach (1939 in Landkreis Schwabach umbenannt). Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Roth (1879 in Amtsgericht Roth umbenannt), seit 1970 ist das Amtsgericht Schwabach zuständig. 1932 wurde das Finanzamt Spalt aufgelöst. Seitdem gehört Petersgmünd zum Finanzamt Schwabach.[9] Die Gemeinde hatte eine Gebietsfläche von 4,713 km².[1]

Mit der Anbindung durch die Ludwig-Süd-Nord-Bahn im Jahre 1849 konnten sich im Ort neben den landwirtschaftlichen Betrieben nun auch Handwerksbetriebe und Geschäfte etablieren.

Am 1. Juni 1972 wurde Petersgmünd nach Georgensgmünd eingegliedert.[10]

Baudenkmäler

  • Bauernhäuser und Scheunen
  • ehemaliges Forsthaus
  • ehemaliges Wildmeisterhaus
  • ehemaliges Mühlenanwesen
  • St. Peter (Petersgmünd), evang.-luth. Kirche, Langhaus-Saalbau 18. Jahrhundert, Turmuntergeschosse 15. Jahrhundert, -obergeschosse 19. Jahrhundert; mit Ausstattung; Freitreppen; Friedhof mit Ummauerung

Einwohnerentwicklung

Jahr1818184018521855186118671871187518801885189018951900190519101919192519331939194619501952196119701987
Einwohner236229244241242275269256268279242266274248237252245265275392367345390399389
Häuser[11]5042485353516280118
Quelle[12][13][14][14][15][14][16][14][14][17][14][14][18][14][14][14][19][14][14][14][20][14][1][21][2]

Religion

Der Ort ist seit der Reformation überwiegend protestantisch. Die Einwohner evangelisch-lutherischer Konfession sind nach St. Georg (Georgensgmünd) gepfarrt, die Einwohner römisch-katholischer Konfession nach St. Wunibald (Georgensgmünd).

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, Abschnitt II, Sp. 825 (Digitalisat).
  2. a b Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 347 (Digitalisat).
  3. E. Wagner: Stadt und Landkreis Schwabach, S. 21. Dort nach den Regeln des HONB folgendermaßen transkribiert: bęidɒšgmìnd.
  4. Petersgmünd im BayernAtlas. Sämtliche Entfernungsangaben jeweils Luftlinie.
  5. W. Ulsamer (Hrsg.): 100 Jahre Landkreis Schwabach, S. 421.
    Anders Petersgmünd auf der Website georgensgmuend.de: Hiernach soll der Ort 1418 erstmals namentlich erwähnt worden sein.
  6. E. Wagner: Stadt und Landkreis Schwabach, S. 21 f. = F. Eigler: Schwabach, S. 176.
  7. F. Eigler: Schwabach, S. 412f.
  8. J. K. Bundschuh, Bd. 4, Sp. 324.
  9. F. Eigler: Schwabach, S. 479.
  10. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 568.
  11. Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Im Jahre 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser und 1871 bis 1987 als Wohngebäude.
  12. Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, S. 71 (Digitalisat).
  13. Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, S. 218 (Digitalisat).
  14. a b c d e f g h i j k l m n Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, S. 184, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
  15. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, Sp. 1090, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  16. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1257, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  17. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp. 1191 (Digitalisat).
  18. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 1264 (Digitalisat).
  19. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 1302 (Digitalisat).
  20. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 1126 (Digitalisat).
  21. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, S. 179 (Digitalisat).

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