Peter Neururer

Peter Neururer
Peter Neururer (2011)
Personalia
Geburtstag26. April 1955
GeburtsortMarlDeutschland
Größe188 cm
Herren
JahreStationSpiele (Tore)1
SpVg Marl
DJK Gütersloh
VfB Remscheid
STV Horst-Emscher
ASC Schöppingen
Stationen als Trainer
JahreStation
1984–1985TuS Haltern
1985–1986Westfalia Weitmar
1987Rot-Weiss Essen
1988–1989Alemannia Aachen
1989–1990FC Schalke 04
1991Hertha BSC
1991–19931. FC Saarbrücken
1994–1995Hannover 96
1996–19971. FC Köln
1999Fortuna Düsseldorf
1999–2000Kickers Offenbach
2000–2001LR Ahlen
2001–2005VfL Bochum
2005–2006Hannover 96
2008–2009MSV Duisburg
2013–2014VfL Bochum
1 Angegeben sind nur Ligaspiele.

Peter Neururer (* 26. April 1955 in Marl) ist ein deutscher Fußballtrainer und -funktionär.

Karriere

Neururer war aktiver Fußballspieler in der Amateur-Oberliga. Um im Profifußball mitwirken zu können, entschied er sich früh für eine Laufbahn als Trainer.[1]

Erste Erfahrungen

Seine Trainerkarriere begann er nach seinem Sportlehrerdiplom beim TuS Haltern. Nachdem er bei einem Trainerlehrgang Horst Hrubesch kennen gelernt hatte, holte ihn dieser bei Antritt seiner ersten Trainerstation bei Rot-Weiss Essen als Trainerassistenten an seine Seite. Nach einem missglückten Saisonstart reichte es in der Spielzeit 1986/87 zum zehnten Tabellenplatz für den Zweitligisten. Der Aufwärtstrend aus der Rückrunde setzte sich jedoch nicht fort, im September 1987 wurde Hrubesch nach einer 1:3-Auswärtsniederlage bei Rot-Weiß Oberhausen auf dem drittletzten Tabellenplatz liegend freigestellt und Neururer zum Nachfolger befördert. Mit einem 3:0-Erfolg über den SSV Ulm 1846 durch Tore von Dirk Helmig, Detlef Laibach per Strafstoß und Ralf Regenbogen hatte er zusammen mit seinem Ko-Trainer Jürgen Röber einen erfolgreichen Start in seine erste Tätigkeit als Cheftrainer im Profifußball. Nach zwei Siegen und drei Unentschieden in acht Spielen entschied sich der Klub nach einer 1:5-Niederlage beim SC Fortuna Köln im November zum erneuten Trainerwechsel, ab dem 19. Spieltag saß Horst Franz auf der Trainerbank und führte den vormaligen Bundesligisten zum Klassenerhalt.

Im Januar 1988 fand der bekennende FC-Schalke-04-Fan[2] beim Ligakonkurrenten Alemannia Aachen eine nächste Anstellung, bevor er am 11. April 1989 zum Cheftrainer des FC Schalke 04, der seinerzeit ebenfalls in der 2. Bundesliga spielte, ernannt wurde. Obwohl er erste Erfolge aufweisen konnte (zweiter Tabellenplatz in der 2. Bundesliga), beurlaubte Klubpräsident Günter Eichberg den Trainer am 13. November 1990 überraschend.

„Feuerwehrmann“ (1. und 2. Bundesliga)

Peter Neururer (1996)

Neururer verließ das Ruhrgebiet und erwarb sich in den kommenden Jahren aufgrund zahlreicher kurzfristiger Anstellungen den Ruf eines „Feuerwehrmannes“, da er überwiegend Mannschaften übernahm, die sich im Abstiegskampf befanden. Mit Hertha BSC trainierte er seine erste Bundesligamannschaft. Nach 12 Spielen, seine Mannschaft hatte bis dahin 2 Punkte bei einem Torverhältnis von 16:43 erreicht, wurde er freigestellt.[3] Es folgten die Vereine 1. FC Saarbrücken, Hannover 96 und 1. FC Köln, Fortuna Düsseldorf, Kickers Offenbach und LR Ahlen. Bei keinem dieser Vereine blieb er länger als zwei Jahre im Amt.

Erfolge mit Bochum

Längerfristigen Erfolg hatte Neururer mit dem VfL Bochum, bei dem er am 4. Dezember 2001 Nachfolger von Bernard Dietz in der 2. Bundesliga wurde. Auf Anhieb führte er den Verein zurück in die erste Bundesliga und zwischenzeitlich an die Tabellenspitze. Aufgrund dieses Erfolges verlängerte der VfL den Vertrag mit Neururer am 4. März 2004 um weitere zwei Jahre bis zum 30. Juni 2007. Der VfL erreichte in der Saison 2003/04 den fünften Platz in der Bundesliga und spielte somit in der Saison 2004/05 im UEFA-Pokal. Hier wurde die Qualifikation für die weitere Gruppenphase verpasst. Anhaltender Misserfolg in der Saison 2004/05 brachte den VfL in eine akut abstiegsgefährdete Situation, sodass der damalige Vorsitzende des Aufsichtsrats, Werner Altegoer, und Neururer im Mai 2005 gemeinsam die Aufhebung des Vertrages zum Ende der Saison vereinbarten, falls der VfL Bochum absteigen sollte. Der Klassenerhalt wurde nicht geschafft, Bochum belegte am Ende den 16. Tabellenplatz mit einem Punkt Rückstand auf Borussia Mönchengladbach und stieg somit ab. Als Nachfolger Neururers wurde am 23. Mai 2005 Marcel Koller der Öffentlichkeit vorgestellt.

Das drittletzte Spiel mit dem VfL Bochum gegen den 1. FC Nürnberg am 7. Mai 2005, das die Franken mit 2:1 gewannen, war Neururers 500. Spiel als Cheftrainer im Profibereich und zugleich sein 100. Bundesliga-Einsatz als Trainer auf der Bank des VfL. Auf dieses Spiel folgten noch zwei Siege in den letzten beiden Saisonspielen gegen Stuttgart und in Hamburg.

Hannover 96

Vom 9. November 2005 bis 30. August 2006 war Neururer Trainer beim Erstligisten Hannover 96. Am Ende der Saison 2005/06 war er dort bereits wieder umstritten, da der Verein in der Rückrunde nicht an die Anfangserfolge nach seiner Ernennung anknüpfen konnte und das Saisonziel – einstelliger Tabellenplatz – verfehlt wurde. Nach dem dritten Spieltag der Saison 2006/07 trennten sich Hannover 96 und Neururer einvernehmlich. Neururer stand bis Sommer 2007 bei Hannover weiter unter Vertrag. Im Jahr 2015 war er als Nachfolger von Tayfun Korkut im Gespräch.[4]

MSV Duisburg

Am 16. November 2008 verpflichtete der MSV Duisburg Neururer als Nachfolger von Rudi Bommer. Sein Vertrag, der zunächst bis zum Ende der Saison 2008/09 begrenzt war, wurde im Frühjahr 2009 um ein Jahr bis zum Ende der Spielzeit 2009/10 verlängert. Nach einem misslungenen Start in die Zweitligasaison 2009/10 trennten sich die Wege des MSV und Neururers am 29. Oktober 2009. Seine Nachfolge trat Milan Šašić an.

Rückkehr zum VfL Bochum

Am 8. April 2013 trat Neururer sechs Spieltage vor Saisonende die Nachfolge von Karsten Neitzel als Trainer beim VfL Bochum an, der zu diesem Zeitpunkt auf dem Relegationsplatz der 2. Bundesliga stand. Er erhielt zunächst einen Vertrag bis zum Ende der Saison 2012/13. Die ersten vier Spiele des VfL Bochum unter seiner Leitung konnten gewonnen werden, drei davon ohne Gegentor. Durch die anfänglichen Erfolge spielte der VfL am 4. Mai 2013 zum zweiten Mal in der Zweitligageschichte des Vereins in einer ausverkauften Heimspielstätte.[5] Am vorletzten Spieltag sicherte sich Bochum unter Neururer vorzeitig den Klassenerhalt.[6] Daraufhin einigte er sich mit dem Verein auf eine Vertragsverlängerung bis Juni 2015.[7] Am 9. Dezember 2014 wurde er wegen „vereinsschädigenden Verhaltens“ von seinen Aufgaben freigestellt.[8]

Vereinigung der Vertragsfußballspieler

2017–2018 sowie seit August 2020 ist er für die Spielergewerkschaft Vereinigung der Vertragsfußballspieler (VDV) tätig, wo er arbeitslose ehemalige Profi-Fußballspieler trainiert, um sie für eine Rückkehr in das Profi-Geschäft fit zu halten.[9]

Karriere als Fernsehexperte

Seit der Saison 2012/13 ist Neururer Stammgast in der Fußball-Talkshow Fantalk von Sport1. Diese Tätigkeit gab Neururer auch nicht auf, als er 2013 beim VfL Bochum wieder einen Trainerjob innehatte. Seit Sommer 2015 ist Neururer Experte bei der Sport1-Talkshow Doppelpass.[10] Zudem kommt Neururer auch bei von Sport1 übertragenen Fußballspielen am Spielfeldrand als Experte zum Einsatz. An der Seite von Hans Sarpei wirkt er seit Anfang 2017 in der Sport1-Sendung „Das T steht für Coach“ mit.[11] Seine Tätigkeit bei der Vereinigung der Vertragsfußballspieler war Gegenstand der sechs-teiligen Doku-Reihe FC Arbeitslos – Zurück ins große Spiel, die im Herbst 2018 bei Nitro ausgestrahlt wurde.[12]

Karriere als Funktionär

Im März 2019 wurde Neururer als neuer Sportlicher Leiter des Regionalligisten SG Wattenscheid 09 vorgestellt[13], zog sich jedoch bereits fünf Monate später wieder zurück, nachdem es um die Finanzen des Klubs immer schlechter stand.[14] Von Mai 2021 bis September 2022 war Neururer Vorstandsmitglied beim Regionalligist Wuppertaler SV.[15][16]

Stationen als Trainer

VereinvonbisLiga
TuS Haltern1. Juli 198430. Juni 1985
SV Westfalia Weitmar 091. Juli 198530. Juni 1986
Rot-Weiss Essen15. September 198717. November 19872. Bundesliga
Alemannia Aachen11. Januar 19889. April 19892. Bundesliga
FC Schalke 0411. April 198913. November 19902. Bundesliga
Hertha BSC13. März 199127. Mai 19911. Bundesliga
1. FC Saarbrücken1. Juli 199130. Juni 19931. + 2. Bundesliga
Hannover 967. November 199430. Mai 19952. Bundesliga
1. FC Köln1. April 199630. September 19971. Bundesliga
Fortuna Düsseldorf20. April 199930. Juni 19992. Bundesliga
Kickers Offenbach25. Oktober 19996. August 20002. Bundesliga + Regionalliga Süd
LR Ahlen20. September 200027. November 20012. Bundesliga
VfL Bochum4. Dezember 200130. Juni 20051. + 2. Bundesliga
Hannover 9610. November 200530. August 20061. Bundesliga
MSV Duisburg16. November 200829. Oktober 20092. Bundesliga
VfL Bochum8. April 20139. Dezember 20142. Bundesliga

Sonstiges

Neururer wurde bereits zweimal beim Autofahren mit Blaulicht von der Polizei gestoppt. Das erste Mal 2004, als er auf dem Weg zur Arbeit beim VfL Bochum war, fiel er mit dem Blaulicht auf dem Auto einer Zivilstreife auf. Das zweite Mal fuhr er im November 2009 in Luxemburg mit mehr als 60 km/h in eine Geschwindigkeitskontrolle. Bei der anschließenden Kontrolle wurde das Blaulicht auf dem Beifahrersitz, sowie eine Schreckschusspistole im Handschuhfach entdeckt, für die er zwar einen Waffenschein besitzt, aber welche er dennoch nicht in Luxemburg hätte mit sich führen dürfen.[17]

Am 9. Juni 2012 erlitt Neururer beim Golfspielen in Gelsenkirchen einen Herzinfarkt und wurde für mehrere Tage sediert.[18][19]

Im Oktober 2012 erschien seine von Thomas Lötz verfasste Biografie „Peter Neururer: Aus dem Leben eines Bundesligatrainers“.[20]

Seit April 2019 ist Neururer Botschafter der Björn Steiger Stiftung.[21]

Als Neururer über Doping befragt wurde, erzählte er, dass Captagon und Ephedrin Ende der Achtziger verbreitet gewesen seien. Seiner Schätzung nach hatten ungefähr 50 % Captagon konsumiert. Dadurch seien die Spieler nicht mehr müde geworden. Hans-Werner Moors und Benno Möhlmann unterstützten die Aussage, dass das Aufputschmittel verbreitet war. Jens Lehmann, Günter Schlipper, Dieter Schatzschneider und Jürgen Röber vermeldeten, ebenso etwas mitbekommen zu haben.[22][23][24]

Literatur

  • Thomas Lötz: Peter Neururer: Aus dem Leben eines Bundesligatrainers. Delius Klasing, Bielefeld 2012, ISBN 3-7688-3527-8
  • Porträt Peter Neururers. In: Die Zeit, Nr. 51/2003.

Weblinks

Commons: Peter Neururer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Kai Griepenkerl: „Heiß, fit und will noch was machen“. In: Lauterbacher Anzeiger, 9. März 2011 (Interview).
  2. Michael Wittershagen: Ruft ihn an! In: FAZ.net. 2. März 2008, abgerufen am 14. August 2018.
  3. Leistungsdaten auf transfermarkt.de
  4. ndr.de, 20. April 2015
  5. Abschied von Todt und Neitzel, Neururer übernimmt. (Memento vom 10. April 2013 im Internet Archive) vfl-bochum.de; abgerufen am 8. April 2013
  6. „Retter“ Neururer bald mit blau-weißen Haaren. In: Westfalenpost, 13. Mai 2013.
  7. VfL verlängert mit Neururer (Memento vom 7. Juni 2013 im Internet Archive) vfl-bochum.de, abgerufen am 21. Mai 2013
  8. David Nienhaus: „Vereinsschädigendes Verhalten“ – Bochum beurlaubt Trainer Neururer. In: WAZ, 9. Dezember 2014.
  9. VDV-Proficamp startet am Montag – Neururer als Cheftrainer. 29. Juli 2020, abgerufen am 29. Juli 2020.
  10. Volkswagen Doppelpass: Mit Moderator Thomas Helmer in die neue Saison. In: sport1.de. Abgerufen am 9. August 2015.
  11. Neururer neuer Coach neben Sarpei. In: sport1.de. Abgerufen am 1. Dezember 2017.
  12. FC Arbeitslos. In: nitro-tv.de. Abgerufen am 28. März 2019.
  13. „Ich freue mich, es ehrt mich“: Neururer steigt bei Wattenscheid ein, kicker.de, abgerufen am 14. März 2019
  14. Insolvenzantrag! SG Wattenscheid 09 vor dem Aus, weltfussball.de, abgerufen am 1. September 2019
  15. kicker: Neururer ab sofort Vorstandsmitglied des Wuppertaler SV. 11. Mai 2021 (abgerufen am 20. Oktober 2021)
  16. Westdeutsche Zeitung: Peter Neururer tritt beim WSV als Vorstand zurück.
  17. Neururer mit Blaulicht und Schreckschusswaffe erwischt bei t-online.de vom 3. November 2009, abgerufen am 11. August 2019
  18. „Ich war tot“. Spiegel Online, 20. Juni 2012, abgerufen am 4. Oktober 2012
  19. Bangen um Neururer. transfermarkt.de, 10. Juni 2012
  20. Peter Neururer. (Memento vom 23. Oktober 2012 im Internet Archive) Delius Klasing
  21. Fussball – Neururer wird Botschafter der Björn Steiger Stiftung. 15. April 2019, abgerufen am 18. Mai 2019.
  22. Süddeutsche Zeitung: Peter Neururer: Doping im Fußball war "gang und gäbe". 17. Mai 2010, abgerufen am 19. Juli 2022.
  23. WELT: Doping: Peter Neururer erhält Unterstützung. In: DIE WELT. 15. Juni 2007 (welt.de [abgerufen am 19. Juli 2022]).
  24. Kistner, Thomas: Schuss. Die geheime Dopinggeschichte des Fußballs. Droemer Verlag, 2015, ISBN 978-3-426-27652-5.

Auf dieser Seite verwendete Medien

Peter Neururer 2011.jpg
Autor/Urheber: xtranews.de, Lizenz: CC BY 2.0
Peter Neururer, 2011
Peter Neururer.jpg
Autor/Urheber: Florian K., Lizenz: CC BY-SA 3.0
Peter Neururer