Peter Kirchner (Mediziner)

Von links nach rechts: Peter Kirchner, Siegmund Rotstein, Hans Levy (1988)
(c) Bundesarchiv, Bild 183-1990-1018-027 / Reiche, Hartmut / CC-BY-SA 3.0
Mit Hermann Simon und der Kultursenatorin Anke Martiny vor der Neuen Synagoge (1990)

Peter Kirchner (* 20. Februar 1935 in Berlin; † 9. Dezember 2018 ebenda) war ein deutscher Facharzt für Neurologie und Psychiatrie. Von 1971 bis 1990 war er Vorsitzender der jüdischen Gemeinde von (Ost-)Berlin. Als inoffizieller Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit wählte er den Namen IM Burg.

Leben

Peter Kirchner wurde 1943 zusammen mit seiner jüdischen Mutter in das Durchgangslager in der Großen Hamburger Straße eingewiesen, konnte jedoch von seinem nichtjüdischen Vater herausgeholt werden und lebte bis Kriegsende bei Verwandten in Neustadt (Dosse). Er studierte ab 1954 Medizin an der Humboldt-Universität und arbeitete ab 1967 als Facharzt für Neurologie und Psychiatrie im Krankenhaus Berlin-Lichtenberg.

Seit 1971 Vorsitzender der jüdischen Gemeinde von Berlin (Ost), wurde er 1985 bis 1990 zum Vizepräsidenten des Verbandes der Jüdischen Gemeinden in der DDR gewählt.

Kirchner gelang es zu verhindern, dass eine Straße quer durch den Jüdischen Friedhof Weißensee gebaut wurde. Er erhob auch Einspruch gegen die einseitige Berichterstattung der DDR-Presse über Israel und bekämpfte zunehmende antisemitische Alltagstendenzen. Schließlich setzte er sich gegen den Abriss der Synagogenruine Oranienburger Straße und für ihren Wiederaufbau ein. Ab 1988 wurde er auch Präsident der Stiftung Neue Synagoge. 1988 erhielt er den Vaterländischen Verdienstorden in Silber.[1]

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands arbeitete er von 1992 bis 1998 als Gutachter bei der Bundesversicherungsanstalt für Angestellte.[2]

Die Zuordnung des IM Burg zu Peter Kirchner gelang erst 1997 dem Historiker Michael Wolffsohn.[3]

Peter Kirchner war verheiratet mit Renate Kirchner, bis 2002 Leiterin der Jüdischen Gemeindebibliothek Berlin.[4]

Peter Kirchner verstarb am 9. Dezember 2018 in Berlin. Er wurde am 13. Dezember 2018 auf dem Jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee beigesetzt.

Literatur

  • Alfred Etzold, Joachim Fait, Peter Kirchner, Heinz Knobloch: Die jüdischen Friedhöfe in Berlin. Henschel Verlag, Berlin (ab 1988). ISBN 3-362-00557-8
  • Nachrichtenblatt der Jüdischen Gemeinden in der DDR (Mitherausgeber)
  • Jan Wielgohs: Kirchner, Peter. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 1. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
  • Beitrag in Überleben heißt Erinnern, hrsg. von Wolfgang Herzberg, Berlin 1990.

Weblinks

Commons: Peter Kirchner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Neues Deutschland, 9. November 1988, S. 2
  2. Jüdische Berliner: Leben nach der Shoa
  3. Heiner Emde, Michael Wolffsohn: DDR – Der goldene Fußtritt. In: Focus-Magazin, Ausgabe 45 von 1997
  4. https://www.zeit.de/1988/17/von-new-york-nach-ost-berlin

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Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein. Info non-talk.svg
ADN-ZB-Hiekel-13.3.88-Dresden: Der neue Vorstand des Verbandes der Jüdischen Gemeinden der DDR wurde gewählt. v.l. Dr. Peter Kirchner, Vizepräsident und Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Berlin, Siegmund Rotstein, Präsident und Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Karl-Marx-Stadt, Hans Levy, Vizepräsident und Vorsitzender der Synagogegemeinde Magdeburg.
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ADN-Hartmut Reiche 18.10.90 Berlin: Synagoge
Über den Stand des Wiederaufbaus der Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße informierte sich die Berliner Kultursenatorin Anke Martiny (2.v.l., SPD) im Beisein des Direktors und des Präsidenten der Stiftung "Neue Synagoge Berlin - Centru Judaicum", Dr. Hermann Simon (l) und Dr. Peter Kirchner (2.v.r.). Schwerpunkt der 1988 begonnenen Arbeiten ist gegenwärtig die Gestaltung der Außenfassade des vorderen Gebäudetraktes.