Peter Friedl

Peter Friedl (* 1960 in Oberneukirchen) ist ein österreichischer Konzeptkünstler. Er nahm 1997 an der Documenta X teil und vertrat 1999 Österreich auf der 48. Kunstbiennale in Venedig. Besondere Bekanntheit erlangte er 2007 durch seine Arbeit Zoo Story auf der documenta 12, die eine ausgestopfte Giraffe aus einem palästinensischen Zoo zeigte, die während der Zweiten Intifada zu Tode gekommen war.

Leben und Werk

Peter Friedl verließ Österreich 1982 im Alter von 22 Jahren.[1] Danach wohnte er unter anderem bei Venedig, in Argentinien, und in Wien.

Seine Arbeiten lassen sich am ehesten der Konzeptkunst zuordnen. Während die Themen seiner Arbeiten durchgängig politisch sind, verweigert er sich einer direkten Haltung zu den aufgeworfenen Fragen. Diese Distanziertheit wird durch den ironischen Ausdruck verstärkt. So brachte Friedl während der Biennale in Venedig 1993 um den Ausstellungsort Giardini Publicci 400 Poster mit der Aufschrift I survived the German Pavilion an. Im deutschen Pavillon war die Installation „Germania“ von Hans Haacke zu sehen, der den Steinboden des Pavillons zertrümmert hatte, und so die Brüchigkeit der deutschen Kultur thematisierte. Der Pavillon war 1938 von Ernst Haiger im neoklassizistischen Stil umgebaut worden. Durch den Gebrauch des Wortes survive, der im englischen Sprachraum im Kontext der NS-Zeit primär für Überlebende des Holocaust reserviert ist, beging Friedl einen subtilen Tabubruch. Der Künstler selbst sah darin nur eine „liebevoll kritische Infragestellung der Haacke-Rechthaberei“.[2]

Der Durchbruch in der Kunstwelt gelang Friedl 1997 mit der Teilnahme an der Documenta mit den Arbeiten Kino und Dummy. Für Kino ließ er an der neuen Ausstellungshalle der documenta am Friedrichsplatz die Leuchtbuchstaben „Kino“ anbringen. Die Installation Dummy befand sich in einem Schaufenster in einer Fußgängerunterführung neben der von Christine Hill betriebenen Volksboutique. Gezeigt wurde ein Video, in dem ein Mann (Friedl selbst) vergeblich versucht, Zigaretten aus einem Automaten zu ziehen. Der Mann wird über seinen Misserfolg wütend, stößt und tritt den Automaten, und wendet sich ab. Ein Junkie, der neben ihm steht, versucht nun vergeblich, den Mann anzuschnorren. Der Junkie wird über seinen Misserfolg wütend und tritt den Mann.

Friedl lebt und arbeitet in Berlin, gibt jedoch seinen Wohnort seit einigen Jahren als „in situ“ an.

Ausstellungen

Einzelausstellungen (Auswahl)

Teilnahme an Gruppenausstellungen (Auswahl)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. artnet Questionnaire: Where is Peter Friedl?. In: artnet Magazin vom 5. Juli 2007. Online verfügbar (Abgerufen am 4. Juni 2008.)
  2. Code in Venedig. In: Der Spiegel. Nr. 27, 1993 (online).
  3. Peter Friedl – Working, Kunsthalle Basel, 18. Januar – 30. März 2008. Kuratiert von Adam Szymczyk. Katalog unter dem Titel Working at Copan / Trabalhando no Copan erschienen bei Sternberg Press, Berlin 2007. ISBN 978-1-933128-37-5. Peter Friedl – Working (Memento vom 11. Juni 2008 im Internet Archive) (Abgerufen am 28. Mai 2008.)
  4. Gerrit Gohlke: Annäherungen an den Ausweg. Besprechung der Peter-Friedl-Ausstellung in der Kunsthalle Basel. In: Artnet Magazin vom 7. Februar 2008. Online verfügbar (Abgerufen am 28. Mai 2008.)
  5. Peter Friedl – Work 1964–2006, Museu d´Art Contemporani de Barcelona, 26. Mai – 3. September 2006. Kuratiert von Bartomeu Marí. Katalog unter dem Titel Theory of Justice erschienen bei MACBA, Barcelona 2006. ISBN 84-89771-26-X. Online verfügbar (Abgerufen am 28. Mai 2008.)
  6. Peter Friedl – Out of the Shadows, Witte de With, Rotterdam, 7. November 2004 – 9. Januar 2005. OUT OF THE SHADOWS (Memento vom 15. Januar 2008 im Internet Archive) (Abgerufen am 28. Mai 2008.)
  7. Peter Friedl: Four or Five Roses, Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Main, 28. Januar – 14. März 2004. Katalog erschienen bei Lukas & Sternberg, New York 2004. ISBN 0-9726806-8-3. Peter Friedl: Four or Five Roses (Memento vom 27. Mai 2010 im Internet Archive) (Abgerufen am 28. Mai 2008.)
  8. Peter Friedl. Gesellschaft für Aktuelle Kunst, Bremen, 10. März – 21. April 2002. Katalog erschienen bei Revolver, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-934823-49-1. Online verfügbar (Memento vom 15. Oktober 2007 im Internet Archive) (Abgerufen am 28. Mai 2008.)
  9. Casino Luxembourg – Forum d'Art Contemporain, Luxembourg. 15. Dezember 2001 – 24. Februar 2002.
  10. Institute for Contemporary Art, Capetown, 1. Mai – 21. Mai 2002.
  11. Peter Friedl, NBK – Neuer Berliner Kunstverein, 16. Januar - 28. Februar 1999. Online verfügbar (Abgerufen am 30. Mai 2008.)
  12. Peter Friedl – Zeichnungen, Museum Moderner Kunst Passau, 2. Dezember 1994 – 22. Januar 1995. Online verfügbar (Memento vom 10. Juni 2008 im Internet Archive) (Abgerufen am 30. Mai 2008.)
  13. Vertrautes Terrain – Aktuelle Kunst in und über Deutschland. ZKM Karlsruhe, 22. Mai – 21. September 2008. Kuratiert von Gregor Jansen und Thomas Thiel.
  14. Bildpolitiken, Salzburger Kunstverein, 24. April – 6. Juli 2008. Kuratiert von Hemma Schmutz. Online verfügbar (Memento vom 23. Juni 2008 im Internet Archive) (Abgerufen am 30. Mai 2008.)
  15. documenta 12, Kassel. 16. Juni – 23. September 2007. Über die gezeigten Werke von Peter Friedl auf dem offiziellen documenta-Blog.
  16. A theatre without theatre, MACBA (Barcelona), 25. Mai – 11. September 2007. Kuratiert von Bernard Blistène und Yann Chateigné. Katalog erschienen bei MACBA / Fundaçao de Arte Moderna e Contemporanea, Lissabon 2007. ISBN 978-84-89771-50-5. Online verfügbar (Abgerufen am 30. Mai 2008.)
  17. A theatre without theatre. Museu Colecção Berardo (Lissabon), 16. November 2007 – 17. Februar 2008. Online verfügbar (Abgerufen am 30. Mai 2008.)
  18. 2o Bienal Internacional de Arte Contemporánde der Sevilla (BIACS 2), 26. Oktober 2006 – 8. Januar 2007. Kuratiert von Okwui Enwezor. Katalog unter dem Titel The Unhomely: Phantom Scenes in Global Society erschienen bei BIACS, Sevilla 2006. ISBN 8-493-48793-7.
  19. play station, Sprengel Museum Hannover. MUSEUM, 5. März – 2. Juli 2006. Katalog herausgegeben von Gabriele Sand, Hannover 2006. Online verfügbar (Abgerufen am 2. Juni 2008.)
  20. Zur Vorstellung des Terrors: Die RAF-Ausstellung. KW Institute for Contemporary Art in Berlin, 30. Januar – 16. Mai 2005. Kuratiert von Klaus Biesenbach, Ellen Blumenstein und Felix Ensslin. Katalog erschienen bei Steidl, Göttingen 2005. ISBN 3-86521-102-X.
  21. How do we want to be governed?, Museu d’Art Contemporani de Barcelona, 2004. Kuratiert von Roger Buergel und Ruth Noack. Online verfügbar (Memento vom 27. November 2008 im Internet Archive) (Abgerufen am 27. Mai 2008.)
  22. How do we want to be governed? (Figure and Ground), Miami Art Central. Kuratoren: Roger Buergel und Ruth Noack. 29. November 2004 – 30. Januar 2005. Katalog How Do We Want to Be Governed? Figure and Ground erschienen bei Miami Art Central, 2005.
  23. DIE REGIERUNG – Paradiesische Handlungsräume Wiener Secession, Wien, 24. Februar – 24. April 2005. Kuratiert von Roger Buergel und Ruth Noack. Online verfügbar (Memento vom 4. Juni 2008 im Internet Archive) (Abgerufen am 19. Mai 2008.)
  24. Be what you want but stay where you are. Witte de With Center for Contemporary Art, Rotterdam. 29. April – 19. June 2005. Kuratiert von Ruth Noack and Roger M. Buergel. Witte de With presents from April 29 till June 19 the exhibition ?Be what you want but stay where you are? (Memento vom 2. November 2007 im Internet Archive) (Abgerufen am 22. Mai 2008.)
  25. Sommerfrische. Künstlervideos mit Esprit, Hamburger Kunsthalle, 25. Juli – 31. Oktober 2004. Kuratiert von Frank Barth und Dirck Möllmann. Online verfügbar (Memento vom 23. Januar 2008 im Internet Archive) (Abgerufen am 2. Juni 2008.)
  26. Formen der Organisation, Galerie der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, 11. April – 10. Mai 2003. Online verfügbar (Abgerufen am 3. Juni 2008.)
  27. Formen der Organisation, Kunstraum der Universität Lüneburg, 9. Juli – 24. Juli 2003. Kuratiert von Roger M. Buergel und Ruth Noack. Online verfügbar (Memento vom 23. Oktober 2007 im Internet Archive) (Abgerufen am 3. Juni 2008.)
  28. based upon TRUE STORIES, Witte de With Center for Contemporary Art, Rotterdam, 23. Januar – 30. März 2003. Kuratiert von Catherine David und Jean-Pierre Rehm. based upon TRUE STORIES (Memento vom 9. März 2008 im Internet Archive) (Abgerufen am 3. Juni 2008.)
  29. non-places, Frankfurter Kunstverein, 16. – 28. Februar 2002. Katalog erschienen bei Lukas & Sternberg, New York 2002. ISBN 978-0-9711193-3-8. Online verfügbar (Memento vom 27. Mai 2010 im Internet Archive) (Abgerufen am 3. Juni 2008.)
  30. Malerei ohne Malerei, Museum der bildenden Künste Leipzig, 2002. Katalog erschienen bei Seemann, Berlin 2002. ISBN 3-363-00763-9.
  31. Au-delà du spectacle, Centre Pompidou, Paris, 22. November 2000 – 8. Januar 2001. Kuratiert von Bernard Blistène. Online verfügbar (Abgerufen am 3. Juni 2008.)
  32. Play – use, Witte de With – Center for Contemporary Art, Rotterdam, 9. Juli – 24. September 2000. PLAY USE (Memento vom 6. Februar 2008 im Internet Archive) (Abgerufen am 3. Juni 2008.)
  33. gouvernementalität, Kulturprogramm Österreichs zur EXPO 2000, Alte Kestner Gesellschaft, Hannover, 7. Juni – 30. Juli 2000. Kuratiert von Roger M. Buergel und Ruth Noack. Online verfügbar (Memento vom 9. Januar 2006 im Internet Archive) (Abgerufen am 27. Mai 2008.)
  34. Dinge, die wir nicht verstehen. Generali Foundation Wien, 28. Januar – 16. April 2000. Kuratiert von Roger Buergel und Ruth Noack. Katalog erschienen bei Generali Foundation, Wien 2000. ISBN 3-901107-26-6. Online verfügbar (Memento vom 21. Dezember 2007 im Internet Archive) (Abgerufen am 20. April 2008.)
  35. Rosa für Jungs Hellblau für Mädchen, Neue Gesellschaft Für Bildende Kunst Berlin, 1. Mai – 13. Juni 1999. Katalog erschienen bei NGBK, Berlin 1999. ISBN 3-926796-58-8.
  36. Do all Oceans have walls?, Gesellschaft für Aktuelle Kunst Bremen, 17. MAI - 26. JULI 1998. Kuratiert von Horst Griese. Katalog erschienen bei All Oceans e.V., Bremen 1998. ISBN 3-926865-18-0. Do all Oceans Have Walls? (Memento vom 15. Oktober 2007 im Internet Archive) (Abgerufen am 8. Oktober 2019.)