Peristyl
Das Peristyl (altgriechisch περίστυλονperístylon, lateinisch peristylium) ist in der antiken Architektur ein rechteckiger Hof, der auf allen Seiten von durchgehenden Säulenhallen (Kolonnaden) umgeben ist. Das griechische Wort setzt sich aus περίperi, deutsch ‚um herum‘ und στῦλοςstylos, deutsch ‚Säule‘ zusammen und bedeutet eigentlich ‚das von Säulen Umgebene‘. Gelegentlich werden totum pro parte auch nur die umgebenden Säulenhallen als Peristyl bezeichnet.
Altägyptische Architektur
Einige Tempelanlagen ab dem Neuen Reich haben Höfe, die von Peristylen umgeben sind.
Griechische Architektur
Das Peristyl wurde als Bautyp in der griechischen Architektur entwickelt und tritt seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. auf. Es verbindet den Gedanken des Innenhofes mit dem der Stoa (Säulenhalle).[1] Der gepflasterte Innenhof hat einen rechteckigen Grundriss und ist auf allen vier Seiten von gleichmäßig gestalteten Hallen umgeben, die sich mit Säulenstellungen zum Hof hin öffnen. Die Rückseiten der Hofhallen können entweder an weitere Gebäudeteile oder an eine Außenwand angrenzen. Peristyle können auch zweistöckig gebaut werden, der dabei im Obergeschoss entstehende Umgang verfügt dann über eine kleinere Säulenstellung mit eingezogenen Brüstungen. Das Peristyl ist oft ein zentraler Bestandteil des herrschaftlichen Wohngebäudes (beispielsweise in den Palästen auf dem Burgberg von Pergamon) und über die Säulenhallen unmittelbar mit weiteren repräsentativen Räumen wie dem Andron verbunden.
Römische Architektur
Im Verlauf des 2. Jahrhunderts v. Chr. wurde das Peristyl in die römische Architektur übernommen und zum so genannten Gartenperistyl weiterentwickelt.[2] Das traditionelle italische Stadthaus (domus) besaß im hinteren Bereich des Hauses einen ummauerten Garten (hortus), der nun bei repräsentativeren Häusern zunehmend nach dem Vorbild eines griechischen Peristyls umgestaltet wurde. Auf der Hoffläche wurde bevorzugt ein Ziergarten angelegt, dessen Anblick von den angrenzenden Speiseräumen (z. B. triclinien) aus genossen werden konnte. Auch in den luxuriösen Villen (villae urbanae) der römischen Oberschicht auf dem Land wurde das Peristyl ein wichtiger Bestandteil. Viele Villen besaßen mehrere Peristyle beträchtlicher Größe, von denen dann oft eines als Gartenperistyl, häufig mit Wasserbecken und Brunnenanlagen ausgestattet, und eines als gepflastertes Peristyl im Wohnbereich angelegt wurden (Beispiel: Villa dei Papiri bei Herculaneum).[3] Der römische Architekturtheoretiker Vitruv empfahl für die Villa die Abfolge von Eingang, Peristyl und Atrium in der Mittelachse des Gebäudes, während für das Stadthaus die umgekehrte Abfolge üblich war, bei der im Eingangsbereich das Atrium liegt und das Peristyl im hinteren, privateren Bereich des Hauses.
Christliche Sakralarchitektur
Bei der frühchristlichen Basilika werden die den Vorhof umgebenden Säulenhallen ebenfalls als Peristyl bezeichnet, der Innenhof selbst auch als Atrium (siehe Narthex). Die Begriffe stimmen mit den antiken Bauformen gleichen Namens nur noch teilweise überein. Die Hofhallen wurden in der Regel als Arkaden (Bogengänge) ausgeführt.
Bildbeispiele
- Pompeji, Peristyl des Hauses der Vettier nach der Wiederherstellung.
- Römisches Peristyl, Darstellung aus dem 19. Jh. (John William Waterhouse)
- Kleines Peristyl im Getty-Museum, rekonstruiert nach dem Vorbild der Villa dei Papiri bei Herculaneum
- Peristyl des Diokletianpalastes in Split
- Peristyl bei der frühchristlichen St.-Peters-Basilika (Vorgängerbau des Petersdoms)
Siehe auch
Literatur
- Wilfried Koch: Baustilkunde. Bertelsmann Lexikon Institut, 2003, ISBN 3-577-10457-0.
Weblinks
Anmerkungen
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Peristylhof des Horus-Tempels von Edfu, Ägypten
Zeichnung bzw. zeichnerische Rekonstruktion der konstantinischen Basilika über dem Grab des heiligen Petrus. Die Darstellung zeigt laut Bildtext die Bausubstanz um 1450. Im Hintergrund rechts ist allerdings die Sixtinische Kapelle zu erkennen, mit deren Bau erst 1475 begonnen und die 1483 vollendet wurde. Da die Grundsteinlegung für den neuen Petersdom 1506 erfolgte, zeigt die Zeichnung also den Zustand zwischen 1483 und 1506. Zeichnung von H.W.Brewer, 1891
Denkmäler der Kunst in Dalmatien, Herausgegeben von Georg Kowalczyk, mit einer Einleitung von Cornelius Gurlitt.
132 Lichtdrucktafeln nach Naturaufnahmen des Herausgebers Georg Kowalczyk sowie nach Kupfern aus dem Werke von Robert Adam:
Ruins of the Palace of the Emperor Diocletian at Split, 1764
Wien, 1910, Verlag von Franz MalotaAltchristliche Basilika, aus Meyers Konversationslexikon
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House of Vettii in Pompei, Italy
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Central Courtyard Garden the of the Getty Villa Roman gardens, Los Angeles.