Pendler (Zug)

Nachempfundener Pendler mit BBÖ N28 und einer Elektrolokomotive ÖBB 1062 (2007)

Der Pendler, offiziell als Kurzzug bezeichnet, war eine österreichische Sonderform des Wendezugs im Nahbereich von Wien und ein Vorgänger der Wiener Schnellbahn.

Geschichte

Nach der Schaffung der Wiener Elektrischen Stadtbahn fielen die vorher bestehenden Verbindungen ins Umland von Wien speziell auf der Westbahn in den Wienerwald weg. Um dem insbesondere an Wochenenden großen Andrang an Ausflüglern zu bewältigen, schufen die BBÖ im Jahr 1927^[1] – nach anderen Quellen erst im Mai 1931^[2] – den sogenannten Purkersdorfer Pendler.

Bei dieser Form des Kurzzuges ist die Lokomotive zwischen zwei oder vier Personenwagen mittig im Zugverband „eingewickelt“. Dies ersparte nach der eher kurzen Wegstrecke das zeitraubende Umspannen der Lokomotive. Alternativ dazu gab des den „halben Pendler“, bei dem zwei Wagen von einer Lokomotive geschoben wurden. Die Zugbeobachtung erfolgte in der Regel durch den Lokomotivführer sowie durch einen hinter der Tür der vordersten Plattform stationierten Zugführer, welcher notfalls das Notbremsventil betätigen konnte.^[3] Die Personenwagen wurden nur rudimentär mit Spitzenlichtern bzw. Zugschlusssignalen und notdürftigen Bahnräumern ausgestattet. Die Höchstgeschwindigkeit betrug 40 km/h.

Anfangs fuhr der Pendler nur auf der Westbahn zwischen Wien Hütteldorf (Endpunkt der Stadtbahn) und Hadersdorf-Weidlingau bzw. Purkersdorf im Wienerwald (Purkersdorfer Pendler). Aber auch auf der Südbahn bis Leobersdorf wurden solche Züge später in Verkehr gesetzt.^[4] Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde aufgrund des Erfolges ein gleichartiger, allerdings als Bäderzug bezeichneter Pendler auf der Franz Josefs-Bahn zwischen Wien FJB und Kritzendorf bzw. St. Andrä-Wördern eingesetzt. Die Pendler verkehrten bis zur Betriebsaufnahme der Nahverkehrstriebwagen Reihe 4030 (1956) auf der Westbahn bzw. dem mit Dieseltriebwagen 5046 geführten Taktverkehr auf der Franz Josefs-Bahn in den Jahren um 1965.

Bespannung und Wagensatz

Es kamen stets maximal vier zweiachsige Personenwagen zum Einsatz. Während der Wagensatz des Pendlers bzw. der Bäderzüge mit (zu Anfangs) 14-fenstrigen ehemalige Südbahn-Wagen bzw. später BBÖ N28 Wagen und Spantenwagen eher homogen war, zeichnete sich der Lokomotiveneinsatz durch eine bunte Vielfalt aus. Zu Dampflokomotivenzeiten waren neben den eher überdimensionierten Reisezug-Lokomotiven der Reihen 52, ÖBB 77 und den Schnellzugslokomotiven ÖBB 33 vor allem Maschinen der Reihen ÖBB 75 und 175, ÖBB 392 und die Dampftriebwagen BBÖ DT (ÖBB 3071) im Einsatz. Aber auch Sonderexemplare wie die BBÖ 112, die Reihen ÖBB 657 (preuß. G10), ÖBB 64 und ÖBB 693 (preuß. T14) wurden am Pendler gesichtet.^[3] Nach der Elektrifizierung der Westbahn kamen vor allem die 1´C´1 Stangen-Elektrolokomotiven der Reihe 1073 und die Rangierlokomotiven der Reihe 1062 zum Einsatz, mitunter eine ÖBB 1080. Nach der Verdieselung der FJB führten dort die Diesellokomotiven der Reihen 2060 und 2062, seltener auch eine ÖBB 2050 den dortigen Bäderzug.

Literatur

• Alfred Horn: Eisenbahn-Bilderalbum 4. Die Zeit Die Zeit von 1918 bis 1938. Bohmann-Verlag, Wien, Seite 148.
• Peter Wegenstein: Bahn im Bild 24: Die Franz-Josefs-Bahn. Verlag Pospischil, Wien 1982.
• Lothar Rihosek: Verkehrsknoten Wien. EK-Verlag, Freiburg 2016, ISBN 978-3-8446-6212-2.
• Helmut Griebl: Wien-Dampf in den frühen 50er-Jahren. Bilder Buch Bogen Klassik. Railway-Media-Group, Wien 2015, ISBN 978-3-902894-27-4.
• Gerhard Zauner (Hrsg.): 125 Jahre Kaiser Franz Josef-Bahn. Verein Waldviertler Eisenbahnmuseum Sigmundsherberg 1995.

Weblinks

• Thread zum Pendler im Kleinbahnsammler-Forum
• Bericht über die Sonderfahrten 2007

Einzelnachweise

1. ↑ Rihosek: Verkehrsknoten Wien. S. 38 ff. 
2. ↑ Purkersdorf: Heimatmuseum - Pendler. Abgerufen am 28. Juli 2022. 
3. ↑ ^{a b} Pendler nach HaWei und "Umgebung" - Beiträge zum legendären Nahverkehrszug - 1:1 und 1:87. Abgerufen am 28. Juli 2022. 
4. ↑ Alfred Horn: Eisenbahn-Bilderalbum 4. Bohmann-Verlag, S. 148.