Pauschenpferd
Das Pauschenpferd (auch: Seitpferd oder einfach Pferd) ist ein Turngerät mit einer dem Pferd ähnlichen Form. Der Pferdekörper ist bei aktuellen Wettkämpfen 160 cm lang, 115 cm hoch und 35 cm breit.[1]
Geschichte
Lange vor dem Aufkommen der Turnkunst und schon im Altertum waren Nachbildungen des lebendigen Pferdes im Gebrauch zu Vorübungen des Reitens, insbesondere des Auf- und Absitzens; so bei der römischen Reiterei und im Mittelalter zur Ausbildung ritterlicher Fertigkeiten.
Diese Übungen erhielten sich dann im Zusammenhang mit dem Fechtunterricht auch an Universitäten und an allgemeinbildenden Schulen für Adelige; dies wurde beispielsweise als Voltigieren bezeichnet.
Unter Friedrich Ludwig Jahn (1778–1852), dem so genannten „Turnvater“, wurden sie dann in die Turnkunst übernommen und hier entsprechend weitergebildet und bezeichnet. Jahn nannte die Übungen Schwingen und das Gerät danach Schwingel. Auch der zu verwandten Übungen gebrauchte Bock stammt aus Jahns Zeit.
Konstruktion
Das Turn-Pferd verfügte noch im 19. Jahrhundert über einen längeren, zuweilen auch etwas erhöhten, Hals und eine kürzere Kruppe, womit es noch stark an sein natürliches Vorbild erinnerte. Heutige Turn-Pferde sind seitengleich gebaut.
Bei vielen Übungen wird es mit Griffen, den Pauschen, versehen, welche die Mitte des Rückens, den Sattel, einschließen (Am echten Pferdesattel werden die Pauschen allerdings Zwiesel genannt).
Außerdem sind heutige Turn-Pferde durch in Hülsen oder Röhren laufende Beine höhenverstellbar.
Olympische Disziplin
Am Pauschenpferd werden Übungen des klassischen Gerätturnens der Männer durchgeführt, bei dem die Pauschen zur Abstützung mit den Händen bei gleichzeitig kreiselnder bzw. scherenartiger Bewegung der Beine verwendet werden. Seine korrekte Bezeichnung ist Pauschenpferd Mogilny (benannt nach dem sowjetischen Kunstturner Walentin Wiktorowitsch Mogilny) nach den beiden Griffen (Pauschen) am Gerätkörper.
Eine weitere Übung im Rahmen des klassischen Gerätturnens war der Pferdsprung, bei dem das Pferd je nach Geschlecht des Turners längs- oder querseitig übersprungen wurde. Diese Übung ging auf den schon in der Antike praktizierten Stiersprung zurück, wobei damals allerdings ein echter Stier zu überspringen war.
Beide Übungen werden im Rahmen von Wettkämpfen geturnt und sind Bestandteil des olympischen Turnprogramms.
Jeder Turner muss während der Kür alle drei Gerätteile (Mitte, beide Enden) beturnen, und zwar mit kontinuierlichen Kreisbewegungen beider Beine, die nur durch die geforderten Scheren-Elemente – als Übergang zwischen den Kreisbewegungen und dem Pendeln – unterbrochen werden. Schwingen durch die Handstandposition ist erlaubt. Die Hände sind die einzigen Körperteile, die das Gerät berühren dürfen. Die ganze Kür muss in gleichmäßigem, kontrolliertem Rhythmus vorgetragen werden.
Vor allem für die Kampfrichter bei Turnwettbewerben ist das Pauschenpferd wohl das schwierigste Gerät: Minimale Unterschiede in der Aufstützart der Hände am Pferd können z. B. bereits deutliche Wertungsunterschiede bewirken. Außerdem folgen die einzelnen Turnelemente so rasch aufeinander, dass sie nur ein erfahrener Beobachter korrekt beurteilen kann.
Olympiasieger am Pauschenpferd
- 1896: Louis Zutter
- 1924: Josef Wilhelm
- 1928: Hermann Hänggi
- 1932: István Pelle
- 1936: Konrad Frey
- 1948: Paavo Aaltonen und Veikko Huhtanen und Heikki Savolainen
- 1952: Wiktor Tschukarin
- 1956: Boris Schachlin
- 1960: Eugen Ekman und Boris Schachlin
- 1964: Miroslav Cerar
- 1968: Miroslav Cerar
- 1972: Wiktor Klimenko
- 1976: Zoltán Magyar
- 1980: Zoltán Magyar
- 1984: Li Ning und Peter Vidmar
- 1988: Zsolt Borkai und Dmitri Bilosertschew und Ljubomir Geraskow
- 1992: Pae Gil-Su und Witali Schtscherbo
- 1996: Donghua Li
- 2000: Marius Urzică
- 2004: Yeng Haibin
- 2008: Xiao Qin
- 2012: Krisztián Berki
- 2016: Max Whitlock
- 2020: Max Whitlock
Siehe auch
- Turnkunst
- Gymnastik
Literatur
- Lion: Übungen des gemischten Sprungs (3. Aufl.). Leipzig 1876
- Lion: Werkzeichnungen zu Turngeräten (3. Aufl.). Hof 1883
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Apparatus Norms. (pdf, 5,9 MB) Internationaler Turnerbund, S. 19, abgerufen am 31. Mai 2014 (englisch).
Auf dieser Seite verwendete Medien
Die quadratische Nationalfahne der Schweiz, in transparentem rechteckigem (2:3) Feld.
Flag of Hungary from 6 November 1915 to 29 November 1918 and from August 1919 until mid/late 1946.
National- und Handelsflagge des Deutschen Reiches von 1935 bis 1945, zugleich Gösch der Kriegsschiffe.
Das Hakenkreuz ist im Vergleich zur Parteiflagge der NSDAP um 1/20 zum Mast hin versetzt.
National- und Handelsflagge des Deutschen Reiches von 1935 bis 1945, zugleich Gösch der Kriegsschiffe.
Das Hakenkreuz ist im Vergleich zur Parteiflagge der NSDAP um 1/20 zum Mast hin versetzt.
this is the flag of the Soviet Union in 1936. It was later replaced by File:Flag of the Soviet Union (1955-1980).svg.
this is the flag of the Soviet Union in 1936. It was later replaced by File:Flag of the Soviet Union (1955-1980).svg.
(c) I, Cmapm, CC BY-SA 3.0
The flag of the Soviet Union (1955-1991) using a darker shade of red.
(c) I, Cmapm, CC BY-SA 3.0
The flag of the Soviet Union (1955-1991) using a darker shade of red.
Flag of the Socialist Federal Republic of Yugoslavia (1946-1992).
The design (blazon) is defined in Article 4 of the Constitution for the Republic of Yugoslavia (1946). [1]
Flag of the Socialist Federal Republic of Yugoslavia (1946-1992).
The design (blazon) is defined in Article 4 of the Constitution for the Republic of Yugoslavia (1946). [1]
Autor/Urheber: Scroch, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Flag of Bulgaria (1971-1990). Flag of Bulgaria with Bulgarian coat from 1971.
Autor/Urheber: Scroch, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Flag of Bulgaria (1971-1990). Flag of Bulgaria with Bulgarian coat from 1971.
Olympische Flagge
Flagge des Vereinigten Königreichs in der Proportion 3:5, ausschließlich an Land verwendet. Auf See beträgt das richtige Verhältnis 1:2.
Flagge des Vereinigten Königreichs in der Proportion 3:5, ausschließlich an Land verwendet. Auf See beträgt das richtige Verhältnis 1:2.
(c) Martin Rulsch, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0
Übung am Pferd während des Trainings beim 25. Rheintalcup 2022 in Widnau am 8. April 2022.
Autor/Urheber: Bauken77, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Olympiasieger Marius Urzica beim Weltcup-Finale 2002 in Stuttgart.
Autor/Urheber: Anefo, Lizenz: CC0
Collectie / Archief : Fotocollectie Anefo
Reportage / Serie : Wereldkampioenschappen turnen 1966 in Dortmund
Beschrijving : De Tsjecholowaakse Jana Kubickova in aktie op het paard
Datum : 22 september 1966
Locatie : Dortmund, West-Duitsland
Trefwoorden : sport, turnen
Persoonsnaam : Kubickova, Jana
Fotograaf : Ron Kroon / Anefo
Auteursrechthebbende : Nationaal Archief
Materiaalsoort : Negatief (zwart/wit)
Nummer archiefinventaris : bekijk toegang 2.24.01.05
(c) Bundesarchiv, Bild 102-12352 / CC-BY-SA 3.0
Das älteste Turnpferd, an welchem schon der bekannte Turnvater Jahn seine Turnübungen lehrte.