Paul von Hindenburg als Ehrenbürger

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Paul von Hindenburg

Die Liste der Ehrenbürgerschaften Paul von Hindenburgs führt die Ehrenbürgerschaften auf, die Paul von Hindenburg (1847–1934) verliehen wurden. Hindenburg bekam zunächst im Zusammenhang mit seinen Verdiensten im Ersten Weltkrieg vor allem in Preußen Ehrenbürgerschaften verliehen. Insbesondere anlässlich seines 70. Geburtstages im Jahr 1917 sprachen mehrere Städte diese Ehrung aus.

Mit der so genannten „nationalen Erhebung“, der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 („Machtergreifung“), gingen zahlreiche Städte des Deutschen Reichs dazu über, ihn neben führenden Politikern der NSDAP trotz fehlenden Ortsbezugs zu ihrem Ehrenbürger zu ernennen. Insgesamt war er laut dem Journalisten Rudolf Olden Ehrenbürger von 150 deutschen Städten; Hans-Otto Meissner, der Sohn des Büroleiters des Reichspräsidenten Otto Meissner, spricht sogar von Ehrenbürgerschaften in 3824 deutschen Städten und Gemeinden.[1] Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurden diese Ehrungen von einzelnen Städten symbolisch wieder aberkannt.[2]

Ehrenbürgerschaften (unvollständig)

StadtDatum der VerleihungDatum der Aberkennung
AachenOkt. 1930[3]
Amern (heute Schwalmtal/Niederrhein)12. Apr. 1933[4]
Ansbach20. Apr. 1933Mai 2021: Die Stadt Ansbach stellt offiziell fest, dass Hindenburg seit seinem Tod kein Ehrenbürger mehr sei – genauso wie namentlich Adolf Hitler, Julius Streicher und Ludwig Siebert. Der Stadtrat distanziert sich dabei ausdrücklich von den Entscheidungen während der NS-Zeit.[5]
Apolda1917
Aschersleben1917
Augsburg25. Apr. 193314. Jan. 1947
Bad Kreuznach1918
Bad Oeynhausen5. Apr. 19337. Mai 2014
Bad Salzuflen1933
Bad Tölz1. Sep. 1926:[6] Erste Verleihung in bayerischer Gemeinde[7]25. Juni 2013[8]
Balingen1933
Bamberg1933
Berlin193311. März 2015: Ein Antrag der Partei Die Linke auf Löschung wird vom Berliner Abgeordnetenhaus mehrheitlich abgelehnt.
30. Januar 2020: Das Abgeordnetenhaus erkennt mit der Mehrheit des rot-rot-grünen Senats den Ehrenbürgerstatus ab.[9]
Bochum1917
Bonn1933
Brandenburg an der Havel1933
Bremen1917
Büdingen1933
Coburg1917
Deggendorf1933
DietramszellSep. 192617. Dez. 2013[10]
Dortmund19171980
Dresden27. März 1933
Duisburg191721. Jan. 2013[11]
Düren2. Dez. 1917
Düsseldorf1917
Eggenfelden11. Juni 19335. April 2011[12]
Erlangen193328. Okt. 2020
Ettenkirch25. Nov. 2013[13]
Frankfurt am Main3. Apr. 193311. Juni 2015[14]
Fulda12. Apr. 1933
Fürth27. Apr. 193320. Mai 1945
Gelsenkirchen1933Ende 1945
Gotha1917[15]
Halberstadt1917
Halle (Saale)1933[16]29. Mai 1991[16]
Hamburg2. Okt. 1917 (zum 70. Geburtstag)
Hameln13. Apr. 1933 (auf Beschluss des Bürgervorsteherkollegs)20. Sep. 2017 [17]
Hannover26. Aug. 1915
Hennef10. Apr. 1933November 2013, „Distanzierung“ von Hindenburg
Herrenberg24. März 1933
Hildesheim3. Juli 1933
Höxter27. März 1933
Ilmenau2. Okt. 1917
Jena1917
Jever31. März 1933
Karlsruhe26. März 1915In der Gemeinderatssitzung vom 11. Dezember 2018 wurde dem Antrag auf Aberkennung mehrheitlich zugestimmt.[18]
Kassel1919
Kiel20. Juli 1933[19]16. Jan. 2014[20]
Kitzingen2. Okt. 1927[21]
Koblenz28. Sep. 191715. Mai 2020[22]
KolbergMai 1919[23]
Köln30. März 193327. Apr. 1989
Konstanz[24]1932Die Stadt Konstanz entzog ihm die Ehrenbürgerwürde in einem symbolischen Akt durch die Sitzung des Gemeinderates am 26. September 2019.[25]
Kötzschenbroda1933
Landau in der Pfalz193325. Nov. 2012, Löschung vom Rat der Stadt mehrheitlich abgelehnt
Leipzigim NationalsozialismusDezember 1990
Lübeck1917
Lüneburg1918[26]
Magdeburg1914
Marburg3. Apr. 1933Aberkennung 1946 auf Anordnung der amerikanischen Militärbehörde
Meißen1933
Memmingen27. Apr. 1933
Mittenwald29. Apr. 1933
München19291946
Mülheim an der Ruhr19331995
Münster19332012
Neustadt an der Aisch1933
Nordhausen1917[27]1990
Nürnberg1932[28]
Oldenburg1917[29]30. Sep. 2015[30]
Paderborn1933
Passau1933[31]
Plauen1933
Potsdam10. Apr. 1933[32]1. Dez. 2021[33]
Radebeul1933
Recklinghausen1933
Rheine13. Apr. 1939[34]
Rosenheim28. März 1933nicht aberkannt, jedoch mit dem Tode am 2. August 1934 erloschen[35]
Rostock193315. Mai 2013[36]
Saarbrücken1. Mai 1934[37]
Schrobenhausen19331. Aug. 1946
Schwandorf23. Feb. 1948 [38]
Sommerach11. Apr. 1933[39]
Speyer27. Apr. 1933[40]
Spremberg11. Apr. 19333. Nov. 2014[41]
Stuttgart19332010
Tegernsee19335. Apr. 2016[42]
Trier1930[43]9. Juli 2020[44]
Tübingen17. Juni 2013[45]
Volkach1933
Weiden i.d.Opf.1933[46]nach dem Zweiten Weltkrieg
Weinsberg16. März 1933
Wermelskirchen1933
Wiesentheid1933nach dem Zweiten Weltkrieg aus der Ehrenbürgerliste gestrichen
Wilsdruff19331990
Wilhelmshaven11. Apr. 1933
Worms2. Mai 1933
Wuppertal4. Apr. 1933nach dem Zweiten Weltkrieg
Zittau1917
Zwickau1933

Einzelnachweise

  1. Rudolf Olden: Hindenburg oder der Geist der preussischen Armee. Nest-Verlag, Nürnberg 1948, S. 183; Hans-Otto Meissner: Junge Jahre im Reichspräsidentenpalais, Bechtle, Esslingen und München 1988, S. 245.
  2. Oder die Aberkennung zumindest diskutiert, z. B. in Berlin und Potsdam, vgl. "Es ist eine schwere Last, mit diesem Namen zu leben". In: welt.de, 4. März 2003, abgerufen am 23. Juli 2022.
  3. Website der Stadt Aachen, abgerufen am 20. August 2010.
  4. Website der Stadt Schwalmtal/Niederrhein, abgerufen am 20. August 2010 (Doc-Datei: Antrag Rat; 50 kB)
  5. Winfried Wennemann: Hitler und Hindenburg keine Ehrenbürger. In: Fränkische Landeszeitung vom 20.5.2021.
  6. Informationsweg Hindenburgstraße Bad Tölz
  7. Stelentexte des Informationswegs Hindenburgstraße. (PDF; 37 kB) In: infoweg-hindenburgstrasse.de. Stadt Bad Tölz, abgerufen am 11. November 2020.
  8. Medaillen, Ringe, Wappen: Bad Tölz bringt System in den Ehrungs-Dschungel. In: Merkur.de. Abgerufen am 11. November 2020.
  9. Berlin beschließt Streichung Hindenburgs von der Liste der Ehrenbürger. In: tagesspiegel.de, 30. Januar 2020, abgerufen am 23. Juli 2022.
  10. Im zweiten Anlauf auf Distanz zu Hitler. sueddeutsche.de, 18. Dezember 2013
  11. Duisburger Rat erklärt Hindenburgs Ehrenbürgerschaft für beendet. derwesten.de, 22. Januar 2013
  12. NS-Größen Ehrenbürgerschaft aberkannt. PNP
  13. symbolische Aberkennung durch Beschluss des Gemeinderats der Stadt Friedrichshafen; Schwäbische Zeitung, 27. November 2013
  14. Hindenburg von der Liste der Ehrenbürger gestrichen. fnp.de, 12. Juni 2015
  15. „83 Thüringer Städte (u. a. Coburg, Friedrichroda, Gotha, Ohrdruf, Waltershausen) haben dankerfüllt für die geniale Führung im Weltkrieg, die im deutschen Volk unbeirrbaren Siegeswillen erhalten und ungeahnte Kräfte erzeugt, das Vaterland vor Demütigung und Knechtschaft bewahrt und den festen Grund für eine glückverheißende Weltgeltung Deutschlands gelegt hat, dem Generalfeldmarschall von Hindenburg zu seinem 70. Geburtstag, den 2. Oktober 1917, das Ehrenbürgerrecht verliehen.“ 1917: Generalfeldmarschall und Reichspräsident Paul von Beneckendorff und von Hindenburg (1847–1934), Webseiten von Gotha
  16. a b Ehrenbürger von Halle auf der Homepage der Stadt Halle/Saale vom 20. August 2010.
  17. Stadt Hameln erkennt Hitler Ehrenbürgerwürde ab
  18. Tagesordnung mit Abstimmungsergebnissen der GR-Sitzung am 11. Dezember 2018 in Karlsruhe
  19. Ehrenbürgerinnen und Ehrenbürger der Landeshauptstadt Kiel
  20. Landeshauptstadt Kiel erkennt Ehrenbürgerwürde ab
  21. Kitzinger Ehrenbürger. Stadt Kitzingen, abgerufen am 20. November 2017.
  22. Vgl. Rhein-Zeitung Nr. 117, 20.05.2020, S. 18.
  23. Die Pommersche Zeitung. Nr. 19/2010, S. 7.
  24. Lothar Burchardt, Dieter Schott, Werner Trapp: Konstanz im 20. Jahrhundert. Die Jahre 1914 bis 1945. Band 1, Stadler, Konstanz 1990, ISBN 3-7977-242-6, S. 240.
  25. konstanz.de
  26. Ehrenbürger der Hansestadt Lüneburg (seit 1832) (Memento vom 23. Januar 2013 im Internet Archive), Hansestadt Lüneburg
  27. Webseite der Stadt Nordhausen
  28. Michael Diefenbacher, Rudolf Endres (Hrsg.): Stadtlexikon Nürnberg. 2., verbesserte Auflage. W. Tümmels Verlag, Nürnberg 2000, ISBN 3-921590-69-8, S. 1232 (Gesamtausgabe online).
  29. Webseite der Stadt Oldenburg (Memento vom 19. September 2012 im Webarchiv archive.today)
  30. Keine Oldenburger Ehrenbürger mehr NWZ online 30. September 2015
  31. Stefan Rammer: Nationalsozialismus in Passau
  32. | 2003 und 2013, „Distanzierung“ Webseite Kampagne gegen Wehrpflicht, Zwangsdienste und Militär in Potsdam vom 20. August 2010 (Abschrift der Verleihungsurkunde)
  33. Die letzte Stadtverordnetenversammlung in Potsdam 2021
  34. Der Ehrenbürger Hindenburg (Memento vom 25. Dezember 2012 im Webarchiv archive.today)
  35. Mit dem Tod erlischt das Ehrenbürgerrecht. In: ovb-online.de. 10. Mai 2013, abgerufen am 2. Januar 2021.
  36. Hindenburg nicht mehr Ehrenbürger. (Memento vom 21. August 2013 im Internet Archive) das-ist-rostock.de, 16. Mai 2013
  37. Homepage der Stadt Saarbrücken, 20. August 2010
  38. Reinhold Willfurth: Der Makel in der Ehrenbürger-Liste. Mittelbayerische Zeitung, 19. September 2014.
  39. Kraus, Winfried: Sommerach. Neue Chronik des romantischen Weinortes an der Mainschleife. Sommerach 2007. S. 70.
  40. Homepage der Stadt Speyer vom 18. September 2017
  41. Stadtverordnete machen Ehrenbürger-Beschluss rückgängig In: Lausitzer Rundschau Online vom 4. November 2014
  42. Nina Häußinger: Tegernsee erkennt Adolf Hitler Ehrenbürgerschaft ab. In: Tegernseer Stimme. 6. April 2016, archiviert vom Original am 10. April 2016; abgerufen am 6. April 2016.
  43. Homepage der Stadt Trier vom 20. Februar 2014
  44. Hindenburgstraße wird umbenannt. trier.de. 10. Juli 2020. Abgerufen am 20. Juli 2020.
  45. Mehrheit im Rat gegen Scheef, Haering, Hindenburg: Ehrenbürgerwürde aberkannt. Tübinger Tagblatt, 17. Juni 2012.
  46. Die Fahne erst später gehisst, OberpfalzNetz.de, 2. Februar 2008.

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Generalfeldmarschall Paul von Beneckendorf und Hindenbug geboren: 2.10.1847 in Posen, gestorben: 2.8.1934 in Neudeck (Ostpreußen)

deutscher Heerführer im I. Weltkrieg und Reichspräsident der Weimarer Republik seit 1925