Paul Thorer

Paul Albert Thorer

Paul Albert Thorer (* 5. März 1858 in Görlitz; † 7. April 1920 in Leipzig) war ein deutscher Unternehmer und Verbandsfunktionär der Rauchwarenindustrie.[1] Er leitete viele Jahre das international operierende Rauchwarenunternehmen Theodor Thorer, das sein Vater gegründet hatte. Auf Thorer geht die bedeutende Persianerzucht in Namibia zurück, durch die das bisherige russisch-vorderasiatische Persianermonopol gebrochen wurde.

Werdegang

Villa Thorer in der Beethovenstraße 35, Ecke Karl-Tauchnitz-Straße (1898)
Grabstätte Familie Paul Thorer, Südfriedhof Leipzig, XV. Abteilung (2014 aufgelassen)

Paul Thorer war der dritte Sohn des aus Görlitz stammenden Kürschners und Rauchwarenhändlers Theodor Thorer. Pauls ältere Brüder waren Ernst und Curt Thorer, die jüngeren Theodor, Max und Fritz, alle waren Rauchwarenhändler.[2] Da sein Vater ihm die Leitung der russischen Geschäftsbeziehungen anvertrauen wollte, wurde Paul 1875 nach Moskau geschickt, um Russisch zu lernen.

Paul Thorer initiierte Anfang des 20. Jahrhunderts die Etablierung der Zucht von aus Russland stammenden Karakulschafen (Persianer) in Deutschland und vor allem deren Etablierung im damaligen Deutsch-Südwest-Afrika, dem heutigen Namibia. Im Frühjahr 1903 veranlasste Thorer zusammen mit Julius Kühn, Tierzucht-Institut Halle/Saale, dass vier Böcke und 28 Muttertiere aus Buchara (Zentralasien) nach Deutschland importiert wurden.[3] Auf Bitten des damaligen deutschen Gouverneurs von Südwest-Afrika, Friedrich von Lindequist kaufte Paul Thorer aus einem für Österreich bestimmten Transport von Karakulschafen zehn Mutterschafe sowie zwei bereits in Groß-Enzersdorf gezüchtete Karakulrammen. Er veranlasste 1907 den ersten Transport reinrassiger Tiere, aus der sich die bedeutende Karakulzucht in Namibia entwickelte (Swakara).[4] Swakara-Persianer bildeten zeitweilig einen der bedeutendsten Exportartikel Namibias.

Im Jahre 1912 betrug sein Vermögen fast 2 Millionen Mark und er war zum Königlich Sächsischen Kommerzienrat berufen worden. Er besaß ein Rittergut und die Häuser Brühl 70, Ritterstraße 31, 33 und 35 in Leipzig. Er selbst wohnte im Haus Beethovenstraße 35 – damals Villa Thorer genannt – im Leipziger Musikviertel.[5]

Kurz nach seinem Tod im Jahr 1921 – und noch auf seine Anregung hin – wurde der 1908 gegründete Verband der Leipziger Rauchwarenfirmen e. V. in Reichsverband der deutschen Rauchwarenfirmen, Sitz Leipzig e. V. umbenannt und damit zu einer mehr überregionalen Interessenvertretung.[6] Erster Vorsitzender wurde sein Schwiegersohn Paul Hollender.[7]

Siehe auch

Literatur

  • Erich Dittrich: Theodor und Paul Thorer. In: Lebensbilder sächsischer Wirtschaftsführer. Sächsische Lebensbilder Band 3. Leiner, Leipzig 1941, S. 346–362.
  • Karin Löffler, Iris Schöpa, Heidrun Sprinz: Der Leipziger Südfriedhof. Edition Leipzig, Leipzig 2000, S. 146.

Quellen

  • Die Einzelnachweise sind teilweise zitiert nach www.biogramme.de siehe hier, abgerufen am 14. März 2013

Weblinks

Commons: Firma Thorer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Karin Löffler, Iris Schöpa, Heidrun Sprinz: Der Leipziger Südfriedhof. Edition Leipzig, Leipzig 2000, S. 146.
  2. Karin Löffler, Iris Schöpa, Heidrun Sprinz: Der Leipziger Südfriedhof. Edition Leipzig, Leipzig 2000, S. 146; Hessisches Wirtschaftsarchiv, Abt. 121: Thorer & Co. GmbH & Co. Übersicht online verfügbar@1@2Vorlage:Toter Link/www.hessischeswirtschaftsarchiv.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. ; abgerufen am 13. April 2013; 325 Jahre Familie Thorer - 75 Jahre Theodor Thorer. Selbstverlag Thorer, Leipzig 1937, Stammbaum vor S. 13.
  3. Wolf Eberhard Trauer: Karakulschafe in aller Welt, in Das Pelzgewerbe, Jahrgang XVI, Neue Folge, 1965 Nr. 2, S. 59–66.
  4. Franke/Kroll: Jury Fränkel’s Rauchwaren-Handbuch 1988/89. Rifra-Verlag.
  5. Rudolf Martin: Jahrbuch des Vermögens und Einkommens der Millionäre im Königreich Sachsen. Verlag Rudolf Martin, Berlin 1912, S. 46.
  6. Otto Feistle: Rauchwarenmarkt und Rauchwarenhandel. Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 1931, S. 69. Inhaltsverzeichnis.
  7. www.bundesarchiv.de, online verfügbar, abgerufen am 15. April 2013

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Die Villa für den Rauchwarenfabrikanten und Pelzhändler Paul Albert Thorer stand in der Beethovenstraße 35 an der Ecke Karl-Tauchnitz-Straße (dort wo heute der überdimensionierte villenähnliche Neubau steht) Beschreibung und Abbildung in Blätter für Architektur und Kunsthandwerk Bd. 11 (1898), S. 18 und Tafel 24. Anmerkung: die Hausnummer 15 stimmt definitiv nicht, Hausnummer 15 war die Villa Wölker.
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300 Jahre Familie Thorer - 50 Jahre Theodor Thorer. Seite 33. Paul Albert Thorer (*5.3.1858 in Görlitz, + 8.4.1920 in Leipzig), Rauchwarenkaufmann.
Farbige Reproduktion aus: 325 Jahre Familie Thorer - 75 Jahre Theodor Thorer. Leipzig 1937, Seite 25.
WilHowardGrabmalThorer.JPG
(c) Exspectabo in der Wikipedia auf Deutsch, CC BY-SA 3.0
Wil Howard: Grabmal Paul Thorer (Rauchwarenkaufmann und -veredler), Südfriedhof Leipzig