Paul Finet

Paul Finet, 1959.

Paul C. E. Finet[1] (* 4. November 1897 in Montignies-sur-Sambre; † 18. Mai 1965 in Luxemburg[2]) war ein belgischer Politiker und Gewerkschafter.

Leben

Finet wurde in einer Kleinstadt in der Nähe von Charleroi geboren und war der Sohn eines Hochofenarbeiters. Im Alter von 14 Jahren ging er von der örtlichen Volks- und Mittelschule ab und begann zunächst in der Usine Sambre et Moselle zu arbeiten, wo er als Bürobote beschäftigt war. Paul Finets Vater starb als er 19 Jahre alt war. In der Folge musste er seine Ausbildung in einer Lokomotivwerkstatt abbrechen, um als Maurergehilfe, Gärtner, und schließlich als Metallarbeiter die Familie zu ernähren.[1]

Von Jugend auf in der sozialistischen Gewerkschaftsbewegung tätig entwickelte er sich anschließend zu einem prominenten Mitglied der lokalen, später der nationalen Arbeiterbewegung: 1925 wurde Finet Ortssekretär der Metallarbeiter-Gewerkschaft von Montignies-sur-Sambre, von 1929 bis 1936 war er stellvertretender Sekretär der Metallarbeiter-Gewerkschaft im Distrikt Charleroi, 1930 stellvertretender Sekretär des gesamtbelgischen Verbandes.[1] Ab 1936 war er Landessekretär des belgischen sozialistischen Gewerkschaftsbundes (Fédération Générale du Travail de Belgique, FGTB).[3]

Kurz nach der deutschen Invasion Belgiens während des Zweiten Weltkriegs flüchtete er nach Frankreich und arbeitete als Landarbeiter in der Nähe von Toulouse, bis er 1942 sein Ziel erreichte, der belgischen Exilregierung unter Hubert Pierlot beizutreten. Er verbrachte in London zwei Jahre damit, im Informationsministerium der Exilregierung zu arbeiten und sprach von dort aus als ihr Sozialberater über den Rundfunk zu seinen Landsleuten.[1] Im Dezember 1949 kehrte er als Generalsekretär des Allgemeinen Belgischen Gewerkschaftsbunds nach England zurück, um am Eröffnungskongress des Internationalen Bundes Freier Gewerkschaften teilzunehmen. Während des Kongresses wurde Finet zum ersten Präsidenten des IBFG gewählt,[4] er übte dieses Amt bis 1951 aus; auf ihn folgte Vincent Tewson.[5] Im Februar 1952, auf dem Kongress der Metallarbeitergewerkschaften in Brüssel, hielt Finet eine viel beachtete Rede, in der er den Schuman-Plan gegen sozialistische Kritik verteidigte.[1]

Paul Finet teilte den Eifer seines lebenslangen Freunds und sozialistischen Gesinnungsgenossen Paul-Henri Spaak, für ein vereintes Europa: Im Anschluss an seine Gewerkschaftstätigkeit setzte er sich für die europäische Integration ein. Seit seiner Wahl durch die Christliche Gewerkschafts-Internationale und den Internationalen Bund freier Gewerkschaften war er von 1952 bis 1958 Mitglied der Hohen Behörde der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS)[6] und von Januar 1958 bis September 1959 deren Präsident.[5] Als Leiter der Arbeitsgruppe Soziale Fragen[3] beschäftigte er sich besonders mit arbeitspolitischen und sozialen Themen wie den Rechten von Gastarbeitern, der Ausbildung und dem Wohlergehen von Arbeitern der Montanindustrie und dem Schaffen preiswerten Wohnraums.[5]

Die Londoner Tageszeitung The Times schrieb in einem Nachruf auf Finet, er sei während seiner Präsidentschaft mitunter in einen heftigen Konflikt mit den Großindustriellen geraten, seine persönlichen Qualitäten wie Integrität und Aufrichtigkeit hätten ihm jedoch großen Respekt verschafft.[5]

Finet verstarb im Alter von 67 Jahren nach langer, schwerer Krankheit.[1] Er war verheiratet.[5]

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Paul Finet, Internationales Biographisches Archiv – Personen aktuell 29/1965 vom 12. Juli 1965, im Munzinger-Archiv, abgerufen am 19. April 2023 (Artikelanfang frei abrufbar)
  2. GESTORBEN : PAUL FINET - DER SPIEGEL 22/1965. Archiviert vom Original am 27. Mai 2017; abgerufen am 19. Oktober 2022.
  3. a b Archivgut: Die Kabinettsprotokolle der Bundesregierung. Finet, Paul. Bundesarchiv. Link
  4. MEN ON THE LABOR FRONT. In: Labor Law Journal. Band 1, Nr. 7, April 1950, ISSN 0023-6586, S. 546.
  5. a b c d e M. Paul Finet: The European Community. Nachruf. In: The Times. 21. Mai 1965, ISSN 0140-0460, S. 19 (englisch).
  6. Mitglieder der Hohen Behörde der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS). CVCE, 27. Juli 2016, abgerufen am 19. Oktober 2022.

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Die Europaflagge besteht aus einem Kranz aus zwölf goldenen, fünfzackigen, sich nicht berührenden Sternen auf azurblauem Hintergrund.

Sie wurde 1955 vom Europarat als dessen Flagge eingeführt und erst 1986 von der Europäischen Gemeinschaft übernommen.

Die Zahl der Sterne, zwölf, ist traditionell das Symbol der Vollkommenheit, Vollständigkeit und Einheit. Nur rein zufällig stimmte sie zwischen der Adoption der Flagge durch die EG 1986 bis zur Erweiterung 1995 mit der Zahl der Mitgliedstaaten der EG überein und blieb daher auch danach unverändert.