Passow (Schwedt/Oder)

Passow
Koordinaten:53° 9′ N, 14° 7′ O
Höhe: 15 m ü. NHN
Eingemeindung:19. April 2022
Postleitzahl:16303
Vorwahlen:033331, 033336
Kirche Passow

Passow ist ein Ort im Landkreis Uckermark in Brandenburg (Deutschland). Bis zum 18. April 2022 war Passow Zentrum einer eigenständigen Gemeinde, seit dem 19. April 2022 ist es Ortsteil der Stadt Schwedt/Oder.

Geografie

Passow liegt zwischen Schwedt/Oder und Prenzlau in der Uckermark. Charakteristisch für das Gebiet sind die beiden Urstromtäler der Flüsse Welse und Randow, die hier zusammentreffen und sich in Richtung Südosten zur Oder fortsetzen. Die von zahlreichen Entwässerungsgräben durchzogenen Täler (Randowbruch und Welsebruch), die nur 8 bis 9 m über NHN liegen, werden von Endmoränen flankiert, die Höhen bis zu 69 m ü. NHN erreichen. Das Gemeindegebiet wird von weiten landwirtschaftlich genutzten Wiesen- und Ackerflächen geprägt.

Geschichte

Ort Passow

Der Name stammt vom altslawischen prah und deutet auf den slawischen Lokator hin, also Ort des Parš.[1] Als Parsowe wurde der als Angerdorf angelegte Ort 1296 erstmals schriftlich erwähnt. Über Porszow entwickelte sich der Ortsname zu Passow (Mitte des 15. Jahrhunderts). Ehemals in mecklenburgischem Besitz befindlich, kam Passow 1355 zusammen mit Crussow und der Burg Zichow an Pommern.

Archäologische Ausgrabungen im Areal der Umgehungsstraße westlich von Passow erbrachten zwischen November 2003 und Dezember 2005 rund 1.350 archäologische Befunde in sechs Arealen beiderseits der Welse (Oder). Entdeckt wurden Funde aus der späten Mittelsteinzeit, Keramikniederlegungen und Einzelgräber aus der Jungsteinzeit sowie vor allem aus der jüngeren Bronzezeit und der älteren Eisenzeit. Besonders erwähnenswert sind dabei linear angeordnete, parallele Reihen von Gruben, die mit zersprungenen Steinen verfüllt worden waren. Der Ausgräber Erwin Cziesla schreibt: „Zusammen mit den neolithischen Keramik-Deponierungen, den ebenfalls neolithischen Gräbern (inkl. jener aus der Umgebung von Passow) wie auch dem - wenn auch nur in Ausschnitten untersuchten - Areal von Passow 26 sowie den Funden aus Passow 20, wird hier eine ritualisierte Landschaft greifbar, die seit rund 4.000 v. Chr. Bestand hatte und vermutlich bis in die Römische Kaiserzeit von Bedeutung war, denn es fanden sich auch Befunde und ein Brunnen aus dieser Zeitstellung.“[2] Jüngere, frühslawische Befunde lassen den Ausschnitt einer dörflichen Siedlung erkennen.

Die Dorfkirche

Die Passower Feldsteinkirche frühgotischen Stils stammt aus dem 3. Viertel des 13. Jahrhunderts. Im 18. Jahrhundert wurde der Westturm angebaut, der 1822 um einen Turmaufsatz erweitert wurde. Zur Ausstattung der Kirche gehört ein spätgotischer Flügelaltar (Anfang des 16. Jahrhunderts) und eine Renaissance-Kanzel (Anfang des 17. Jahrhunderts).

Patron der Kirche war der jeweilige Besitzer des örtlichen Rittergutes, für viele Generationen die briefadelige Familie von Diringshofen, später von Schmeling-Diringshofen, genannt von Diringshofen. Das Gut hatte im 19. Jahrhundert einen Umfang von 902 ha. Davon waren 242 ha Forsten. Letzter namhafter Eigentümer war um 1930 Wilhelm von Diringshofen. Sein Besitz beinhaltete damals, vor der großen Wirtschaftskrise, 945 ha. Gut Passow hatte den Status eines Familienfideikommiss. Verwaltet wurden Teile des Anwesens durch einen Administrator A. Jaeger.[3]

1734 zählte man in Passow 226 Einwohner, 1895 konkret 590 und 1946 dann 808 (darunter viele Umsiedler). Von 1971 bis 1981 stieg die Einwohnerzahl von 748 auf 1.243 durch die Eingemeindung von Wendemark im Jahr 1974.

1840 bis 1843 wurde die Bahnstrecke Berlin–Szczecin gebaut, an der Passow liegt. Vom Bahnhof Passow wurde damals der gesamte Post- und Personenverkehr nach Prenzlau, Pasewalk, Pommern und Rügen abgewickelt. 75 Postkutschen standen bei jedem Zug zur Weiterbeförderung der Passagiere und der Post bereit. Die Bahnstrecke nach Stralsund sollte ursprünglich in Passow von der Bahnstrecke Berlin–Szczecin abzweigen. Schließlich wurde die neue Strecke ausgehend von Angermünde aus gebaut. Der Passower Bahnhof verlor so seine überregionale Bedeutung, und viele Fuhrleute verloren ihre Arbeit.

Passow gehörte seit 1817 zum Kreis Angermünde in der preußischen Provinz Brandenburg. 1952 wurde der Ort in den Kreis Angermünde im DDR-Bezirk Frankfurt (Oder) eingegliedert. Seit 1993 liegt er im brandenburgischen Landkreis Uckermark.

In Passow findet seit 2014 wieder ein Erntefest statt.

Wohnplatz Wendemark

1552 erstmals in einem Schriftstück des Klosters Gramzow genannt, bedeutete der Ortsname eine geografische Wendemarke – in der Gemarkung des Ortes treffen die weiten Täler der Welse und Randow aufeinander und markieren somit einen landschaftlichen Wechsel. Der Ort (Wohnplatz) gehört seit sem 1. Januar 1974 zu Passow.[4]

Gemeinde Passow (1998–2022)

Die selbstständigen Gemeinden Briest, Jamikow und Passow schlossen sich am 31. Dezember 1998 zur Gemeinde Welsebruch zusammen, die vom Amt Oder-Welse verwaltet wurde.[5] Am 26. Oktober 2003 wurde die Gemeinde Schönow eingegliedert.[6] Am 1. Oktober 2004 wurde die Gemeinde nach dem zentralen Ort in Passow umbenannt.[7]

Am 3. Oktober 2018 pflanzten Hans-Joachim Gebert (ehemaliger Oberförster und Spender der Bäume), Bürgermeister Walter Henke und Ortsvorsteher Silvio Moritz bei der Kirche, zwischen Mittelstraße 6 und 8, ein Baumdenkmal für die Deutsche Einheit. Gebert (auch SDW-Mitglied) hatte eine Eiche zum 80. Geburtstag bekommen, die anderen Bäume zugekauft und die Stelle ausgesucht. Ulrich Grambauer (AHV Passow GmbH) spendete einen Findling. Steinmetz Thomas Busch aus Gartz setzte die Aufschrift „Deutsche Einheit 1990“. Eine Schrifttafel auf der Rückseite des Steins erklärt die Bedeutung des Denkmals.[8][9]

Die Gemeinde hatte 1445 Einwohner (Stand: 31. Dezember 2020) auf einer Fläche von 51,38 km². Neben den Ortsteilen Briest, Jamikow, Passow/Wendemark und Schönow gehören die Wohnplätze Ausbau und Wendemark zur Gemeinde.[10] Auf der Gemarkung Passow liegt das Areal des abgegangenen Vorwerks Friedensfolge.

Mit der Auflösung des Amtes Oder-Welse zum 19. April 2022 wurde die Gemeinde aufgelöst und als drei Ortsteile in die Stadt Schwedt/Oder eingemeindet. Dabei wurde Passow/Wendemark in Passow umbenannt.[11]

Bevölkerungsentwicklung

JahrEinwohner
1875594
1890570
1910607
1925638
1933588
1939542
1946808
1950851
JahrEinwohner
1964675
1971776
19811 243
19851 208
19891 245
19901 227
19911 207
19921 209
19931 199
19941 187
JahrEinwohner
19951 189
19961 173
19971 168
19981 546
19991 530
20001 545
20011 495
20021 462
20031 724
20041 713
JahrEinwohner
20051 717
20061 672
20071 619
20081 622
20091 611
20101 585
20111 537
20121 533
20131 510
20141 469
JahrEinwohner
20151 473
20161 464
20171 454
20181 431
20191 451
20201 445

Gebietsstand des jeweiligen Jahres, Einwohnerzahl[12][13][14]: Stand 31. Dezember (ab 1991), ab 2011 auf Basis des Zensus 2011

Der Bevölkerungszuwachs zwischen 1971 und 1981 ist auf die Eingemeindung von Wendemark im Jahr 1974 zurückzuführen.

Politik

Gemeindevertretung

Die Gemeindevertretung von Passow bestand aus zehn Gemeindevertretern und dem ehrenamtlichen Bürgermeister. Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte zu folgendem Ergebnis:[15]

Partei / WählergruppeStimmenanteilSitze
Wählergruppe Briest, Jamikow, Passow/Wendemark, Schönow93,8 %9
CDU06,2 %1

Bürgermeister

  • 1998–2019: Walter Henke (FDP)[16]
  • 2019–2022: Silvio Moritz (Wählergruppe Briest, Jamikow, Passow/Wendemark, Schönow)

Moritz wurde in der Bürgermeisterwahl am 26. Mai 2019 ohne Gegenkandidat mit 85,2 % der gültigen Stimmen für eine Amtszeit von fünf Jahren[17] gewählt.[18]

Sehenswürdigkeiten

Siehe auch: Liste der Baudenkmale in Schwedt/Oder#Passow

Verkehr

Passow liegt an der Bundesstraße 166 zwischen Prenzlau und Schwedt. Sie führt seit 2006 als südliche Ortsumgehung an Passow vorbei. Damit ist sie als Autobahnzubringer zur A 11 Berlin–Stettin für die Tanklastzüge aus der Erdölraffinerie Schwedt ohne Ortsdurchfahrt.

Der Bahnhof Passow liegt an der Bahnstrecke Berlin–Szczecin. Er wird von der Regionalexpresslinie RE 66 Berlin-LichtenbergSzczecin Główny und der Regionalbahnlinie RB 66 Angermünde–Szczecin Główny bedient. Nördlich von Passow zweigt die Werkbahn der Schwedter Erdölraffinerie (PCK-Raffinerie) ab.

Persönlichkeiten

Literatur

Weblinks

Commons: Passow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Frank Stuckatz: Passow. (mp4-Video; 29,7 MB; 4:36 Minuten) In: RBB-Sendung „Landschleicher“. 31. Januar 2010;.
  • Bärbel Würfel: Chronik von Wendemark. In: wendemark.de. Archiviert vom Original am 9. Dezember 2013;.

Quellen

  1. Paul Kühnel: Die slavischen Ortsnamen in Meklenburg. in: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde. Band 46, Hrsg. G. C. F. Lisch (Gründer), F. Wigger, Selbstverlag, in Commission der Stiller`schen Hofbuchhandlung, Schwerin 1881, S. 3–168, hier S. 104.; Reprint: ISSN 0259-7772
  2. Deutsche Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte: Erwin Cziesla: Archäologie auf der Ortsumfahrung Passow (Lkr. Uckermark, Bundesland Brandenburg). Archäologische Quellen 3 (2019). 4. Dezember 2019, abgerufen am 4. Dezember 2019 (deutsch).
  3. Landwirtschaftliches Adressbuch der Rittergüter, Güter und Höfe der Provinz Brandenburg 1929. Verzeichnis. Hrsg. Ernst Seyfert, Hans Wehner, 4. Auflage, in: Niekammer`s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher, Band VII, Selbstverlag der Niekammer Adressbüchern GmbH, Leipzig 1929, S. 11.
  4. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7.
  5. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 1998
  6. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2003
  7. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2004
  8. a b Michael Dietrich: Festliche Würdigung der Einheit in: Uckermark Anzeiger (Märkische Oderzeitung), S. 1, 4. Oktober 2018
  9. a b Kerstin Unger: Grünes Geschenk zur Einheit in: Uckermark Anzeiger (Märkische Oderzeitung), S. 18, 5. Oktober 2018
  10. Dienstleistungsportal der Landesverwaltung Brandenburg. Gemeinde Passow
  11. Gesetz über die Gebietsänderung der amtsangehörigen Gemeinden des Amtes Oder-Welse, Berkholz-Meyenburg, Mark Landin, Passow und Pinnow (Uckermark). Vom 24. März 2022. Abgerufen am 19. April 2022.
  12. Historisches Gemeindeverzeichnis des Landes Brandenburg 1875 bis 2005. Landkreis Uckermark. S. 22–25
  13. Bevölkerung im Land Brandenburg von 1991 bis 2017 nach Kreisfreien Städten, Landkreisen und Gemeinden, Tabelle 7
  14. Amt für Statistik Berlin-Brandenburg (Hrsg.): Statistischer Bericht A I 7, A II 3, A III 3. Bevölkerungsentwicklung und Bevölkerungsstand im Land Brandenburg (jeweilige Ausgaben des Monats Dezember)
  15. Ergebnis der Kommunalwahl am 26. Mai 2019
  16. Ergebnisse der Kommunalwahlen 1998 (Bürgermeisterwahlen) für den Landkreis Uckermark.
  17. § 73 des Brandenburgischen Kommunalwahlgesetzes
  18. Ergebnis der Bürgermeisterwahl am 26. Mai 2019

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