Ortgang

Verzierter Ortgang (Portland)
Bezeichnungen der Dachkanten (hellviolett: Ortgang)

Der Ortgang ist im Bauwesen die obere Begrenzung des Giebels durch die Kante des schrägen Daches.[1][2]

Begriff und Beschreibung

Der Begriff Ortgang setzt sich zusammen aus dem germanischen Wort Ort für Spitze, Kante oder Ecke und dem Begriff Gang im Sinne von Gehen. So bezeichnet der Ortgang das „Ende der Begehbarkeit“ am Dachrand bzw. an der Giebelkante.[3]

Der Ortgang bildet gemeinsam mit dem oft unterhalb anschließenden Dachüberstand den oberen Abschluss des Giebels und wird auch als Stirn des Hauses bezeichnet.

Das dem Verlauf des Ortgangs unterhalb folgende Gesims wird Giebelgesims oder Ortganggesims genannt. Im griechischen und römischen Tempelbau wird es auch als Schräggeison bezeichnet.

Die im Gegensatz zum Ortgang in der Regel waagerecht verlaufende Dachkante, über die das ablaufende Regenwasser abgeführt wird, heißt Traufe.

Giebelgesims, Windbrett, Stirnbrett

Traditionell wurde der Ortgang des überstehenden Daches mit Verzierungen versehen,[4] wozu die nötige Verkleidung der überstehenden Dachlattenköpfe als Stirnbrett (Giebelschutzbrett[5]) dient.

In der historischen Architektur wurden die Dachlatten unterhalb der entlang des Ortgangs verlegten Dachziegel oft durch ein unter den Ziegeln verlaufendes Stirnbrett abgedeckt. Um sich dem gezackten Verlauf der mit Überlappung verlegten Dachziegel anzupassen, wurde das Stirnbrett als Sägezahnlahnleiste ausgeführt.

Heute werden entlang des Ortgangs oft speziell geformte Ortgangziegel[6] verlegt, die um eine rechtwinklig nach unten hängende Fläche ergänzt sind und so das Stirnbrett ersetzen.[7]

Ortgang im Bergbau

Im Bergbau bezeichnet der Ortgang die Gesteinswand am Ende des Stollens, an der der Abbau fortzuführen ist.[8]

Einzelnachweise

  1. Hans Koepf, Günther Binding: Bildwörterbuch der Architektur. Mit englischem, französischem, italienischem und spanischem Fachglossar (= Kröners Taschenausgabe. Bd. 194). 4., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-19404-X (Digitalisat auf moodle.unifr.ch, abgerufen am 4. Februar 2024), S. 348.
  2. Ortgang. In: dwds.de (Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache). Abgerufen am 4. Februar 2024.
  3. http://www.sichtdachstuhl.de/Windfang.html
  4. Fachwissen Bau Zimmerer. Handwerk und Technik - Hamburg, 1995, ISBN 3-582-03506-9, S. 185, 186.
  5. Otto Lueger: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 4. Stuttgart und Leipzig 1906, S. 527: Giebelschutzbrett. (Abschrift auf zeno.org, abgerufen am 4. Februar 2024)
  6. Willi Bender: Lexikon der Ziegel, 1995, S. 209 f. - Online-Version auf dachziegelarchiv.de, abgerufen am 4. Februar 2024.
  7. a b Fachwissen Bau Zimmerer. Handwerk und Technik - Hamburg, 1995, ISBN 3-582-03506-9, S. 186.
  8. Oscar Mothes (Hrsg.): Illustrirtes Bau-Lexikon, Band 3: H bis P. Leipzig 1883, S. 479. (Digitalisat auf digi.ub.uni-heidelberg.de, abgerufen am 4. Februar 2024)

Weblinks

Wiktionary: Ortgang – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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1 Giebelgaube
2 Schleppgaube
3 Flachdachgaube
4 Walmgaube mit First
5 Gaube mit Bogendach
6 Walmgaube
7 Gaube mit zeltdachförmigem Dachaufbau
8 schräge Schleppgaube
9 liegende Schleppgaube
10 + 11 Zwerchdach mit Satteldach und gedecktem Dreiecksgiebel
12 Verfallsgrat bzw. Dachverfallung
13 einseitiger Dachreiter
14 Dachreiter
15 Fledermausgaube
16 Dreiecksgaube

17 Schornsteinkopf
Giebelschutzbrett (Lueger, Bd.4, 1906, S.527).jpg
Giebelschutzbrett (Lueger, Bd.4, 1906, S.527)
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Zweigeschossiger Giebelbau mit Satteldach, Ecklisenen, profiliertem Ortgang und Figurennische, 18. Jahrhundert, Augsburg-Oberhausen
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The Blaine Smith House at 5219 Southeast Belmont Street in Portland, Oregon, United States, is listed on the US National Register of Historic Places.

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Schweizerhaus im Schlosspark Ritzenbüttel
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