Orisha

Als Orishas (Orisa; portugiesisch Orixá; spanisch Oricha; Yoruba: Òrìṣà) werden die Götter in der Religion der Yoruba und in den darauf beruhenden afroamerikanischen Religionen wie der kubanischen Santería und dem brasilianischen Candomblé und der Umbanda bezeichnet.

Die Òrìṣà zeichnen sich durch Nähe und Vertrautheit mit den Menschen aus, die sich durch Trancezustände in den ihn Eingeweihten offenbaren.

„Der Orixá ist eine reine Kraft, immaterielles Àṣe, das sich den Menschen nur wahrnehmbar macht, wenn es sich in einem von ihnen verkörpert. Dieser vom Orixá Auserwählte, einer seiner Nachfahren, heißt elégùn, derjenige, welcher das Privileg des Bereitens, gùn, durch ihn erfährt. Er wird zu seinem Träger, so dass dem Orixá die Möglichkeit gegeben wird, zur Erde zurückzukommen, um den Beweis des Respekts von seinen Nachfahren, die ihn anriefen, zu grüßen und zu erhalten.“

Pierre Fatumbi Verger: Orixás. 1981[1]

Alle Òrìṣà stehen mit einer Naturkraft in Verbindung, die das Wasser, die Erde, die Luft und das Feuer in seinen verschiedenartigen Unterteilungen sind, d. h., sie sind personifizierte Naturgewalten. Für die Feste, die eine Art theatrale Inszenierung der komplexen Yoruba-Mythologie vorführen, ist jedem eine bestimmte Musik, d. h. ein eigener Trommelschlag und Gesänge, sowie Tanzschritte mit den entsprechenden Körper- und insbesondere Handbewegungen eigen. Zwischen den einzelnen Òrìṣà gibt es diverse Verwandtschaftsbeziehungen, Liebesaffären und Streitigkeiten. Wie Menschen übertreten sie Grenzen und brechen Tabus, wodurch nicht nur die Götterwelt, sondern gleichzeitig das irdische Leben seine Dynamik erhält.[2]

Über den Orishas steht Olorun. Er ist als einziger allmächtig. Seine Macht ist so groß, dass es für die Gläubigen zu gefährlich wäre, direkten Kontakt mit ihm aufzunehmen. Daher gibt es keine Zeremonien, die Olorun direkt ansprechen. Die Orishas haben dagegen menschliche Züge mit Fehlern und Schwächen. Sie dienen als Vermittler zwischen den Menschen und Olorun. Die Orishas sind im Prinzip alle gleich mächtig, jedoch wird Obatala und Yemayá eine übergeordnete Rolle zugeordnet. Eine weitere Sonderrolle hat Eshu. Er ist menschlicher als die anderen Orishas und wird eher den Geistern zugerechnet. Er ist Türhüter und Götterbote und muss bei allen Ritualen als Erster begrüßt werden und auch als Erster seine Opfergaben erhalten.

Afrika

Bei den Yoruba mit dem Zentrum in Ile-Ife gibt es hunderte von Orishas. Die Orishas unterscheiden sich regional in ihrer Bedeutung, ihren Aspekten und ihren Beziehungen, die in Erzählungen (Patakis) überliefert werden.

In Afrika wird die Verehrung der Òrìşà in maskuliner Linie von Generation zu Generation innerhalb der Familien vererbt. Da die Frauen in der traditionellen yorubanischen Gesellschaft exogam und virilokal heiraten, bringen sie verschiedene andere Kulte in den Klan des Ehemannes, jedoch erhalten diese keine größere Bedeutung.[3]

Seit 2005 ist der Hain der Orisha Osun ein UNESCO-Welterbe[4] und das Ifá-Orakel des Orisha Òrúnmìlà ein UNESCO-Meisterwerk der Menschheit.[5]

Amerika

Das Orakel von Ifé kann in Brasilien durch das Werfen der Kaurischnecken durch eine Mãe-de-santo (Ialorixá) oder einen Pai-de-santo (Babalorixá) konsultiert werden. Òrúnmìlà-Ifá ist einer der bedeutendsten Òrìşà, doch bezieht sich dieser Begriff auch auf das Ifá-Orakel, das aus 16 Hauptodú (Kapiteln) und insgesamt aus 256 Odú besteht, die über die einzelnen Òrìşà berichtet.

Beim Sklaventransport nach Amerika verschwanden regionale und für das Leben in der Diaspora wirkungslose Orishas. In der kubanischen Santería werden nur noch ein paar Dutzend Orishas verehrt, die hier sehr viel weniger variieren als bei den Yoruba. Ihnen sind Farben, Zahlen, Pflanzen, Klänge, Rhythmen, Lieblingsspeisen und Lieblingsgetränke zugeordnet.

In Amerika werden die Orishas in den meisten Religionen synkretistisch mit katholischen Heiligen verbunden. Im haitianischen Voodoo entsprechen den Orishas die teilweise identischen Loas. Der brasilianische Candomblé hat drei Hauptnationen. Jede Nation hat eine unterschiedliche Sprache, unterschiedliche Lieder, Gebete und Heiligtümer. Die Orishas, N'kissis und Voduns haben einige Gemeinsamkeiten, aber sind trotzdem unterschiedliche Heilige.

Die sudanesischen Kulturen werden zum Beispiel von der Yoruba-Gruppe, die auch als Nago, und als Ketu erkannt, die von den Nationen vertreten ist bekannt vertreten und die beten für die Orishas:

Die Gruppe von Dahomey wird durch Jeje vertretenen Nationen und die haben Vodun als heilig:

Die Bantu-Zivilisationen der „Contra Costa“ werden durch „Moçambiques“ (Kaninchenfischen und Angicos) vertreten, nachdem er zu der Gruppe Bantu-Völker reduziert. Diese Nation hat die Nkissi als heilig:

  • Candomblé Bantu
  • Angola
  • Congo
  • Cabinda
Die Hauptorishas
OrishaAlternativnamenBedeutung, ZuordnungSynkretismus
Candomblé
Synkretismus
Santería[6]
Besonderheiten
OlodumareOlorum, OlofinSchöpferGott
ObatalaOshala, Orishala, Orixalá, Orisainlá, OxalaFriedenChristus, Nosso Sr. do BonfimVirgen de las MercedesIm Voodoo vergleichbar Damballah
YemayáYemoja, Iemanja, YemanjaMutter der Fische, Mutter der Menschheit, ÄstuarMaria, Stella marisVirgen de Regla
EshuElegua, Elegba, Eleda, Legba, Papa Legba, ExuGötterbote, Männer FruchtbarkeitHeiliger AntoniusNiño de Atocha
Antonius von Padua
Im Voodoo Legba
ShangoXango, Chango, SangoGerechtigkeit, Justiz, Krieg, Feuer, DonnerHieronymus, Johannes der Täufer, Michael (Erzengel), Sankt PeterBarbara
OshunỌṣun, Caridad, OxumFrauen Fruchtbarkeit, Fluss, Wasserfall, LiebeJungfrau von Candelaria, Unbefleckte EmpfängnisVirgen de la Caridad del Cobre
OgúnOgoun, Ogúm, Ogou, OgunEisen, Werkzeuge, Gefängnis, Politik, TechnologieAntonius, Sankt GeorgPetrus (in Havanna),
Paulus,
Johannes der Täufer (in Matanzas)
Im Voodoo Ogoun
OyáYansa, IansanSturm, Wind, Blitz, Tornado, OrkanBarbaraTheresa von Ávila
OrunmilaOrunmila-IfáWeisheit, SchicksalFranz von Assisi, Heiliger GeistFranz von Assisi
Weitere Orishas
OrishaAlternativnamenBedeutung, ZuordnungSynkretismus
Candomblé
Synkretismus
Santería[6]
Besonderheiten
AggayúAganju, Aganyu, AgayuVulkane, SteppeJosef von NazaretChristophorus
OmoluSoponna, Shonponno, Sakpata, Shakpana, Xapanã, Omulo, Asojano, ShokponnaDer Vater, Erde, Krankheit, Leid, Schmerz und HeilungLazarus, Rochus
Babalú AyéObaluaye, Obaluaiê, Obaluaê, Abaluaiê, Babaluaiê, Zodji, Dada Zodji, ObaluaiyeDer Sohn, Erde, Krankheit, HeilungLazarus, RochusLazarus
NanãNanã Buruku, Nana Buluku, Nanan-bouclouSumpf, Mangrove, Schlamm, SchwemmlandAnna (Heilige)
OshossiOsoosi, Odé, OxossiJagd, FülleGeorg, Sebastian (Heiliger)Norbert von Xanten, Albertus Magnus
OtínOti, OtimOchossis Frau, Jagd, Tierschützer
ErinleInle, Ibualamader Arzt, der Weidmann, der Fischer
LogunedeLaroDer Prinz, Prosperität, LiebeExpedit
AyraBlitz und Wind, der Krieger die nur Weiß trägtJohannes (Apostel)
Oricha OkoOkkoLandwirtschaft, ErnteIsidro
OkeBerg, Hügel
OriHerrscher des Kopfes
ObbaÓba, ObbáSeehandel, Wasser Wirbel, StrömungenRita von Cascia, Jeanne d’Arc
OduduwaOdudua„Erster Mensch“,
Ahnvater der Yoruba, weiblicher oder männlicher Orisa
BaianiBayani, Babayanmi, Dada Ajaca, Dada BaldoneSchützt das ungeborene Kind, der Oriṣa verbunden mit Gemüse und Obst
OlokunOlocum, LokunOzean, Wohlstand, weiblicher oder männlicher Orisa
OlosaLagune, See
Ajé SalugaAjé Chaluga, Ajé-Kalagá, Ajé Xalugã, Kowo, CoboReichtum, Schaum der Wellen, Muschel am Strand
OranmiyanOranian, OraniãSohn von Oduduwa,
König und Kulturheros, Zwei Farben Haut, Erdbeben
OsainOzain, Osain, Osanyin, OssanheWald, Pflanzen, HeilkräuterBenedikt der Mohr, RochusSilvester I.
OshumaréOshumare, Oxumare, BessémRegen, Regenbogen, TransformationBartholomäus
YewaEwáKeuschheit, Winter, Schnee, Nebel, MistLucia von Syrakus
BorumuBoromuWüste, Schützt den Friedhof
AxabóAsagbóKunst
IrocoTempo, Kitembo, Roco, LokoHeiliger Baum, JahreszeitLaurentius von Rom
Iyami-AjéIyami OxorongaEule, Mutter Hexe
EgungunEgunGeister unsere Vorfahren
OniléIléErde
OnilêBeschützer unsere Haus
IbejiDie Zwillinge, Lebensfreude, JugendCosmas und Damian
IkuDer Tod selbst
Die Voduns
VodunAlternativnamenBedeutung, ZuordnungSynkretismus
Candomblé
Synkretismus
Santería[6]
Besonderheiten
MawuGott-MutterGott (weibliche Seite)
LegbaEleggua, Exu, Papa LegbaTüröffner, Götterbote zwischen Göttern und Menschen, Kommunikation
LissáGott-VaterGott (männliche Seite)
LokoIroko, Tempo, Papa Loco
GuOgum, OgunKrieger, Herr des Eisens
HeviossôXango, Chango, SangoGott des Donners
SakpatáObaluayiê, Azonsu, Asojano
DanOxumare, Gbèsém JinkúRegenbogenschlange
BessémGbèsém, OxumaréRegenbogenschlange
Agbê
Ayizan
Agassu
AguéOxóssi, OssãeJäger
Aguê
AziriOxumLiebe, Fruchtbarkeit
FaOrunmilaWeisheit
DangbeOxalaSchöpfergott
Die N'kisis
N'kisiAlternativnamenBedeutung, ZuordnungSynkretismus
Candomblé
Synkretismus
Santería[6]
Besonderheiten
AluvaiáBara, Legba, Exu, Eleguá(männlicher Exu), Türöffner
Bombo NjilaExú, Bombojira(männlicher Exu), Türöffner
Pambu NjilaExúEsu, Eshu, (männlicher Exu), Türöffner
VangiraPombagira, Pomba Gira(weiblicher Exu)
VanjiraOgum, OgunKrieger
NkosiOgum, OgunKrieger
Roxi MukumbeOgum, Ogun, Nkosi MukumbeKrieger
KabilaOde, OxossiJäger
MutalambôLambaranguange, OxóssiJäger
GongobiraLogunedéjunger Jäger
KatendêOssain, Agué, OssanhaHeiler der Götter und Kenner der Heilkräuter
NzaziXango, Chango, SangoGott der Gerechtigkeit
LoangoXango, ZazeGott der Gerechtigkeit
KaviungoKavungo, Nsumbu, ObaluayiêMit den Tod verbunden
KafungêOmulu, Omolu;XapanaGott der Gesundheit und Tod
KigongoOmulu, Omolu, XapanaGott der Gesundheit und Tod
HongoloBessém, OxumaréRegenbogenschlange
KitemboTempoGott von Wetter und Jahreszeiten
MatambaOyáKriegerin, beherrscht die Toten
BamburussendaOyaKriegerin, beherrscht die Toten
NuvurucemavulaOyaKriegerin, beherrscht die Toten
Nvumbeder Tod, (Orisa Iku)Der Tod selbst
KisimbiOxumGöttin der Fruchtbarkeit und Flüsse und Seen
Samba-NkisiOxumGöttin der Fruchtbarkeit und Flüsse und Seen
Ndanda LundaOxumGöttin der Fruchtbarkeit und Flüsse und Seen
KaitumbáYemanjaGöttin des Meeres
KokuetoYemanjaGöttin des Meeres
ZumbarandáNzumbarandá, Nanã BurukuMit den Tod verbunden
NvunjiIbeji, HohoDie göttlichen Zwillinge
Lembá DilêOxaláMit der Erschaffung der Welt verbunden
LembarengangaOxaláMit der Erschaffung der Welt verbunden
JakatambaOxala, ObatalaMit der Erschaffung der Welt verbunden
Kassuté LembáOxala, ObatalaMit der Erschaffung der Welt verbunden
GangaiobandaOxala, ObatalaMit der Erschaffung der Welt verbunden
VumbeEgungun (Ahnen)Vorfahren (Urahnen)
WunjeIbejiGlück der Jugend, die göttlichen Zwillinge
AngoroAngoromeaKommunikation zwischen Göttern und Menschen

Literatur

  • Gary Edwards, John Mason: Black Gods. Orisa Studies in the New World. 4. Auflage, illustriert, überarbeitet. Yorùbá Theological Archministry, 1998, ISBN 1-881244-08-3 (englisch; durchsuchbar in der Google-Buchsuche).
  • Pierre Fatumbi Verger, Carybé: Lendas Africanas dos Orixás. Corrupio, São Paulo 1997 (portugiesisch; durchsuchbar in der Google-Buchsuche).
  • Charles Spencer King: Nature’s Ancient Religion. Orisha Worship and IFA. C. S. King, USA 2008, ISBN 978-1-4404-1733-7 (englisch; Leseprobe in der Google-Buchsuche).
  • Pierre Fatumbi Verger: Orixás. Deuses Iorubás na África e no Novo Mundo. Aus dem Französischen ins Portugiesische von Maria Aparecida da Nóbrega. Corrupio, São Paulo 1981 (Neuauflage 2002: ISBN 85-86551-02-3; Original durchsuchbar in der Google-Buchsuche).
  • Inga Scharf da Silva: Umbanda. Eine Religion zwischen Candomblé und Kardezismus. Über Synkretismus im städtischen Alltag Brasiliens. Lit, Münster 2004, ISBN 3-8258-6270-4, S. 37 ff.

Dokumentarfilme

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Pierre Fatumbi Verger: Orixás. Deuses Iorubás na África e no Novo Mundo. Corrupio, São Paulo 1981, S. 19: „O Orixá é uma força pura, àse imaterial que só se torna perceptível aos seres humanos incorporando-se em um deles. Esse ser escolhido pelo orixá, um de seus descendentes, é chamado seu elégùn, aquele que tem o privilégio de ser ‘montado’, gùn, por ele. Torna-se o veículo que permite ao orixá voltar à terra para saudar e receber as provas de respeito de seus descendentes que o evocaram.“
  2. Pierre Fatumbi Verger: Orixás. Deuses Iorubás na África e no Novo Mundo. Corrupio, São Paulo 1981, S. 76.
  3. Pierre Fatumbi Verger: Orixás. Deuses Iorubás na África e no Novo Mundo. Corrupio, São Paulo 1981, S. 17–18 und 20.
  4. UNESCO-Welterbe: Osun-Osogbo Sacred Grove (Hain der Osun). 1992–2013, abgerufen am 16. Oktober 2013 (englisch).
  5. UNESCO-Meisterwerk der Menschheit: Ifa Divination System in Nigeria. 2005, abgerufen am 16. Oktober 2013 (englisch).
  6. a b c d Zu Details und Referenzen siehe im Artikel Santería: Verschmelzungen.