Optische Telegrafenlinie Metz–Mainz

Optische Telegrafenlinie von Metz nach Mainz
Strecke der Optische Telegrafenlinie Metz–Mainz
Kopfbahnhof – Streckenanfang
1Metz im Département Moselle (57)
Haltepunkt, Haltestelle
2Grimont
Haltepunkt, Haltestelle
3Vigy
Haltepunkt, Haltestelle
4St. Bernard
Haltepunkt, Haltestelle
5Freistroff (G.) Valmünster - Gypsgrube (S.)
Haltepunkt, Haltestelle
6Tromborn Anhöhe Theater (S.) 384 m
Grenze
heutige Staatsgrenze Frankreich / Deutschland
Haltepunkt, Haltestelle
7Ihn (G.) Gisingen (Auf der Steig) (S.)385 m
Haltepunkt, Haltestelle
8Siersburg Gauberg (Am Telegraph)308 m
Haltepunkt, Haltestelle
9Nalbach/Düppenweiler Litermont413 m
   
Département de la Sarre (101)
Haltepunkt, Haltestelle
10Lebach-Hoxberg 411 m
Haltepunkt, Haltestelle
11Humes Wackenberg405 m
Haltepunkt, Haltestelle
12Urexweiler Schalksberg
Haltepunkt, Haltestelle
13Leitersweiler Am Buchhäuschen (S.), Niederkirchen (G.)
Haltepunkt, Haltestelle
14Pfeffelbach Frühwald (Bayer. Grenze), Albessen (G.)
Haltepunkt, Haltestelle
15Ulmet Bayerische Pfalz Kreis Kusel
Haltepunkt, Haltestelle
16Homberg Husarenbusch
Haltepunkt, Haltestelle
17Desloch Weg zwischen Desloch und Lauschied
   
Département de Rhin-et-Moselle (103)
Haltepunkt, Haltestelle
18Boos Gangelsberg342 m
Haltepunkt, Haltestelle
19Kreuznach Höhe Hungriger Wolf223 m
   
Département du Mont-Tonnerre (102)
Haltepunkt, Haltestelle
20Sprendlingen Napoleonshöhe270 m
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Haltepunkt, Haltestelle
21Sauerschwabenheim Nähe Heidenhof (S.),
  Windhäuserhof (G.) auf dem Mainzer Berg
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Kopfbahnhof – Streckenende
22Mainz zuerst Zitadelle, ab Oktober 1813 Stephanskirche

Die optische Telegrafenlinie von Metz nach Mainz wurde am 29. Mai 1813 eröffnet.[1]

Damit war sie die erste optische Telegrafenlinie, die in einem Gebiet verlief, das sich heute zum größten Teil in den Grenzen der Bundesrepublik Deutschland befindet, in den damaligen Grenzen führte der Verlauf jedoch komplett durch das Kaiserreich Frankreich. Sie entstand als Streckenverlängerung der Linie ParisMetz.

Das bis Mitte Januar 1814 bestehende telegrafische Kommunikationssystem diente zur behördlichen und militärischen Nachrichtenübermittlung mittels optischer Signale über eine Distanz von fast 225 Kilometern (in direkter Linie). Die Telegrafenlinie bestand aus bis zu 22 Telegrafenstationen, die mit Signalmasten ausgestattet waren. Die Stationen waren mit Fernrohren ausgerüstet, mit denen Telegrafisten speziell codierte Informationen von einer signalisierenden Station ablasen und diese unmittelbar an die jeweils folgende weitergaben.

Die Anlage wurde in der Neujahrsnacht 1814, als das Korps Yorck, eine unter Generalfeldmarschall Blücher stehende Vorhut, Kreuznach erreichte, nach Mainz hin unterbrochen, circa zwei Wochen später wurde der Betrieb infolge der Belagerung von Mainz komplett eingestellt.

Geschichtlicher Hintergrund

Signalendstation auf dem Mainzer Drususstein von Mai bis Oktober 1813
St. Stephan zu Mainz großer Glockenturm, zuletzt Signalendstation in Mainz

Auf Basis der Konstruktion von Claude Chappe und seinen Brüdern kam optisch-mechanische Telegrafie in Frankreich bereits ab August 1794 auf der Linie Paris–Lille zum Einsatz. Der Karlsruher Physikprofessor Johann Lorenz Boeckmann schickte am 22. November 1794 seinem Markgrafen Karl Friedrich von Baden ein Glückwunschtelegramm aus 200 Buchstaben ins Karlsruher Schloss unter Verwendung des Systems des optischen Telegrafen des Priesters Claude Chappe. Claude Chappes jüngerer Bruder Abraham, der die Linie Paris–Lille erbaut hatte, verlängerte sie 1798 nach Dünkirchen, 1801 nach Boulogne-sur-Mer, 1809 nach Antwerpen und Vlissingen und schließlich 1810 nach Amsterdam. Ab Januar 1798 wurde eine zweite Linie ins Elsass gebaut, die bereits am 31. Mai des Jahres Straßburg, Metz und Chalons mit Paris verband. Anlass für den Bau gab nicht zuletzt der Rastatter Kongress (1797 bis 1799), bei dem der französische Gesandte auf den laufenden Informationsaustausch mit Paris angewiesen war.[2]

Der Abzweig nach Mainz wurde zur Anbindung der Hauptstadt des Département Donnersberg, einem französisch annektierten und 1798 in die Departementseinteilung übernommenen Gebiet, benötigt.

Nach der Zerstörung der Mainzer Linie durch die Preußen dauerte es noch 18 Jahre, bis sie die optische Telegrafie ab 1832 selbst auf einer staatlich Preußischen Telegrafenlinie von Berlin nach Koblenz einsetzten. Während Schweden, Dänemark und England dem französischen Modell wesentlich früher nacheiferten, brachten die auf deutschem Gebiet bestehenden Klein- und Teilstaaten weder Interesse an einer das eigene Hoheitsgebiet überschreitenden Kommunikationstechnik auf, noch gab es die politischen Bedingungen für die erforderlichen Abkommen und Einigungen.[3]

Übertragungsgeschwindigkeit

Für die ungefähr gleich lange Strecke von etwa 225 Kilometern von Paris nach Lille mit 25 Telegrafenstationen konnte 1794 eine Nachricht zwischen zwei Minuten[4] und sechs Minuten[5] übermittelt werden.

Stationen

Nachbau eines französischen optischen Telegrafen nach Claude Chappe auf dem Litermont
Nachbau eines optischen Telegrafen auf der Napoleonshöhe bei Sprendlingen (Rheinhessen)

Rekonstruktionen

Auf dem Hoxberg wurde 1973 eine Rekonstruktion des Chappe-Signalmastes errichtet, der sich auch auf einem Sonderstempel befand.

Auf der Napoleonshöhe nordöstlich von Sprendlingen wurde 2014 ein Turm (Napoleonsturm)[6] errichtet, der als „technikgeschichtliches Denkmal“ an die Anfänge der Nachrichtenübertragung über weite Distanzen erinnern soll und außerdem als Aussichtsturm dient.

Die Signalarme auf dem Turm entsprechen dem Chappeschen System, wurden aus Sicherheitsgründen aber nicht mit beweglichen, sondern feststehenden Zeigern ausgestattet. Die Richtungs-Markierungen auf der Aussichtsplattform weisen auf die ehemaligen Standorte der Nachbartürme Hungriger Wolf bei Bad Kreuznach (Richtung Metz) und Heidenhof bei Schwabenheim an der Selz (Richtung Mainz) hin.

Siehe auch

Literatur

  • Holger Umkehr: Vom Bronzedraht zum Lichtwellenleiter – Moderne Übertragungstechniken. Teil 1. In: WissenHeute, 11/2004
  • Thomas Wagner: Amateurfunk – ein Funkdienst für Experimente und weltweite Kommunikation. In: Deutsche Telekom Unterrichtsblätter, Jahrgang 52, 4/1999, S. 205
  • Birgit-Susann Mathis: Alltag des Telegrafisten. In: So weit das Auge reicht: Die Geschichte der optischen Telegrafie. ISBN 3-7650-8150-7 (Publikation des Museums für Post und Kommunikation, Frankfurt am Main, anlässlich der gleichnamigen Ausstellung vom 27. April bis 30. Juli 1995)
  • Hans Pieper: Aus der Geschichte der Nachrichtentechnik von der Antike bis zur Gegenwart - unter besonderer Berücksichtigung der optischen Telegraphie in Frankreich und Preußen. In: Die Telegraphenstation Köln-Flittard. Eine kleine Geschichte der Nachrichtentechnik. Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv zu Köln, Köln 1973, S. 21–58, ISBN 3-933025-19-2
  • 80 bzw. 75 Jahre Telegraphenamt Mainz. In: Deutsche Verkehrs-Zeitung – Wochenschrift für das Post-, Telegraphen-, Fernsprech- und Funkwesen, 53. Jahrgang, 31. August 1929, Ausgabe A, Nr. 35, S. 639–640

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Historische Daten (Inhalt der Webseite hat sich komplett geändert. Die Seite www.knorscheid-hoxberg.de/html/opttel1.html ist daher nicht mehr abrufbar)
  2. Hans Pieper: Aus der Geschichte der Nachrichtentechnik von der Antike bis zur Gegenwart, S. 35–36
  3. Dieter Herbarth: Die Entwicklung der optischen Telegrafie in Preussen, S. 19ff, S. 34
  4. Thomas Wagner, S. 205
  5. Holger Umkehr, S. 610
  6. Napoleonsturm auf der Webseite der Verbandsgemeinde Sprendlingen-Gensingen

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OptischerTelegraf.jpg
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"Optischer Telegraf" (Replikation) von Claude Chappe auf dem "Litermont" bei Nalbach in Deutschland.
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Strecke mit ex Grenze
Napoleonsturm Sprendlingen.JPG
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Nachbau eines optischen Telegrafen auf der Napoleonshöhe bei Sprendlingen (Rheinhessen)
Drususstein Ende 19. JH.jpg
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Erste Fotografie des Drusussteins, 1892 beziehungsweise 1895/96