Operationszone Alpenvorland

Operationszone Alpenvorland
Zona d’operazioni delle Prealpi
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Lage in Italien
StatusOperationszone des Deutschen Reiches (de facto), bzw. der Italienischen Sozialrepublik (de jure)
AmtssprachenItalienisch, Deutsch
HauptstadtBozen
Einrichtung10. September 1943
Oberster KommissarFranz Hofer
EndeMai 1945
WährungLira

Die Operationszone Alpenvorland (OZAV) wurde am 10. September 1943 im Rahmen der Maßnahmen des nach dem Kriegsaustritt Italiens vom 8. September eingeleiteten Falls Achse durch die Heeresgruppe B deklariert und umfasste die Länder (Provinzen) Südtirol, Trentino und Belluno. Am gleichen Tag wurde auch die Operationszone Adriatisches Küstenland (mit den Provinzen Udine, Görz, Triest, Pola, Fiume, Kvarner und Laibach) errichtet. Formell gehörten beide Operationszonen ab dem 23. September zur Repubblica Sociale Italiana, die von Salò am Gardasee die restlichen besetzten Gebiete Italiens regierte. Der italienische Einfluss wurde hier aber zurückgedrängt, was sich auch in der Wiederherstellung der Provinzgrenzen von 1919 und dem Austausch der italienischen Amtsbürgermeister (Podestà) zeigte. Die Bürgermeister wurden durch (deutschsprachige) kommissarische Bürgermeister ersetzt, die aus den ortsansässigen Optanten rekrutiert wurden. In Südtirol, das als de facto an das Reichsgebiet annektiert galt, wurden die deutschen Orts- und Straßennamen neben den italienischen wieder zugelassen. Die Gestapo war im Armeekommando Bozen einquartiert, ein eigenes NS-Sondergericht wurde eingerichtet, das zahlreiche Todesurteile gegen Deserteure verhängte, und vom Sommer 1944 bis Anfang Mai ein von der SS geleitetes Durchgangslager Bozen in Betrieb genommen.

Die Zivilverwaltung in der Operationszone wurde vom Obersten Kommissar Franz Hofer, dem Reichsstatthalter und Gauleiter von Tirol-Vorarlberg, geleitet. Er wurde am 27. September 1943 ernannt und war von Adolf Hitler angewiesen, allein deutsche Interessen bei der Verwaltung zu berücksichtigen und befugt, dafür neue Zivilbehörden einzusetzen. Hofer verbot alle Parteien, ließ aber die italienische Verwaltung bestehen. Nur freie Stellen wurden in Südtirol durch geeignete Vertreter der deutschen Volksgruppe neu besetzt.

Zum Präfekten der Provinz Bozen wurde zunächst „VolksgruppenführerPeter Hofer bestellt, der aber schon im Dezember 1943 durch eine Fliegerbombe getötet und durch den ehemaligen Parlamentarier Karl Tinzl ersetzt wurde.

Für den Ordnungsdienst bzw. Polizeiaufgaben wurde unter anderem der SOD (Südtiroler Ordnungsdienst) eingesetzt, der aus der ADO (Arbeitsgemeinschaft der Optanten für Deutschland) hervorgegangen war. Der SOD war auch aktiv an der Verfolgung der Juden (insbesondere in Meran und Bozen) und der „Dableiber“ (Optanten für Italien) (darunter Franz Thaler, Michael Gamper, Friedl Volgger, Alois Puff und Josef Ferrari) beteiligt.

Der zeitweilig eingesetzte Militärbefehlshaber Oberitalien, General der Infanterie Joachim Witthöft, wurde im Oktober 1943 zum Befehlshaber im Sicherungsgebiet Alpenvorland ernannt. Er unterstand dem zivilen Obersten Kommissar der Operationszone nicht. Im Mai 1944 wurde Witthöft an die Adria versetzt, die Aufgaben des Befehlshabers im Operationsgebiet Alpenvorland wurden fortan von der Militärkommandantur Bozen unter Oberst Hans-Wolfgang von Schleinitz wahrgenommen.

Einziges zugelassenes Printmedium während der Besatzungszeit war das offiziöse Bozner Tagblatt.

Literatur

  • Margareth Lun: NS-Herrschaft in Südtirol. Die Operationszone Alpenvorland 1943–1945 (Innsbrucker Forschungen zur Zeitgeschichte; Bd. 22). Studienverlag: Wien-Innsbruck-München-Bozen 2004.
  • Margareth Lun: Südtirol unter NS-Herrschaft. In: Südtirol in Wort und Bild. 3. Quartal 2005/49. Jg., S. 26–32.
  • Gerald Steinacher (Hrsg.): Südtirol im Dritten Reich: NS-Herrschaft im Norden Italiens (1943–1945) / L’Alto Adige nel Terzo Reich: l’occupazione nazista nell’Italia settentrionale (1943–1945). Innsbruck-Wien-München-Bozen: Studienverlag 2003.
  • Michael Wedekind: Nationalsozialistische Besatzungs- und Annexionspolitik in Norditalien 1943 bis 1945. Die Operationszonen „Alpenvorland“ und „Adriatisches Küstenland“ (Militärgeschichtliche Studien 38), hrsg. vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt. R. Oldenbourg Verlag: München 2003, ISBN 3-486-56650-4.
  • Rolf Wörsdorfer: Deutsche Blicke auf den Adriaraum. Vom Bau der Südbahn bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs (1857–1945). In: Hannes Obermair et al. (Hrsg.): Regionale Zivilgesellschaft in Bewegung – Cittadini innanzi tutto. Festschrift für Hans Heiss. Wien-Bozen: Folio Verlag 2012, ISBN 978-3-85256-618-4, S. 94–116.
  • Gerald Steinacher: Südtirol und die Geheimdienste 1943–1945. Innsbruck-Wien: Studienverlag 2000.
  • Martha Verdorfer: Vertrauter Faschismus in der Operationszone Alpenvorland. In: Gottfried Solderer (Hrsg.): Das 20. Jahrhundert in Südtirol. Band 3 (1940–1959): Totaler Krieg und schwerer Neubeginn. Edition Raetia: Bozen 2001, ISBN 88-7283-152-0, S. 48–60.
  • Sabine Mayr: The Annihilation of the Jewish Community of Meran. In: Georg Grote, Hannes Obermair (Hrsg.): A Land on the Threshold. South Tyrolean Transformations, 1915–2015. Peter Lang, Oxford u. a. 2017, ISBN 978-3-0343-2240-9, S. 53–75.
  • Andrea Di Michele, Rodolfo Taiani (Hrsg.): Die Operationszone Alpenvorland im Zweiten Weltkrieg. Athesia: Bozen 2009, ISBN 978-88-8266-573-9.

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map of the Operationszone Alpenvorland in Kingdom of Italy (Regno d'Italia).