Omo (Fluss)

Omo
Daten
Lageim Südwesten von
Athiopien Äthiopien
Mündung in
Kenia Kenia
FlusssystemOmo
Quellhöheca. 2400 m
Mündungin den TurkanaseeKoordinaten: 4° 24′ 19″ N, 36° 0′ 38″ O
4° 24′ 19″ N, 36° 0′ 38″ O
Mündungshöhe361 m
Höhenunterschiedca. 2039 m
Sohlgefälleca. 2,7 ‰
Länge760 km
Einzugsgebiet79.000 km²[1]
Abfluss[2]
AEo: 79.000 km²
an der Mündung
MNQ
MQ
Mq
MHQ
170 m³/s
660 m³/s
8,4 l/(s km²)
1680 m³/s
Rechte NebenflüsseGojeb, Gibe, Gibe Shet
GroßstädteSoddo (in der Nähe)
GemeindenOmorate

Verlauf des Omo und seiner Nebenflüsse

Der 760 km lange Omo (amharisch ኦሞ ወንዝOmo wenizi) ist ein Fluss im Südwesten von Äthiopien (Ostafrika).

Verlauf

Mündungsdelta des Omo

Der ganzjährig Wasser führende Fluss entspringt westlich von Addis Abeba und östlich von Nekemte im Äthiopischen Hochland. Im Quellgebiet des Omo befindet sich die Heilquelle von Wolliso. Er fließt überwiegend in südliche Richtung. Der südliche Flussteil, also sein Unterlauf, bildet die Grenze zwischen der Region der südlichen Nationen, Nationalitäten und Völker und der Region der südwestäthiopischen Völker; dort bildet er auch die Ostgrenze des Omo-Nationalparks. Nach dem Durchfließen des Mago-Nationalparks mündet der Omo kurz nach der nördlichen Grenze zu Kenia in den Turkanasee. Der Omo schiebt sein Delta kontinuierlich nach Süden. Seit den neunziger Jahren hat er dabei die Grenze zu Kenia überschritten.

Hydrometrie

Der Bau von Gibe III hat einen großen Einfluss auf das Abflussverhalten des Omo. Der Fluss hatte vor dem Bau des Kraftwerks starke saisonale Schwankungen. Im folgenden Diagramm ist das Verhalten vor und nach dem Bau an der Mündung in m³/s dargestellt (Werte aus Diagramm abgelesen).[2]

Nutzung

Wasserkraft

Der Omo soll mit mehreren Wasserkraftwerken ausgebaut werden (Gilgel Gibe I bis V). Davon sind Gibe I, II und Gilgel Gibe III bereits in Betrieb, Gibe IV und V geplant. Im Juli 2006 unterzeichnete die äthiopische Regierung einen Vertrag mit dem italienischen Unternehmen Salini Impregilo zum Bau von Gilgel Gibe III. Das zugehörige Kraftwerk ging im Oktober 2015 in Betrieb.[3]

Menschenrechtsorganisationen wie Survival International gehen davon aus, dass der Bau nicht nur die Umwelt im Omo-Tal bedroht, sondern auch die Lebensgrundlage von mehreren hunderttausend Angehörigen indigener Gruppen in Äthiopien und Kenia.[4]

Industrie, Landwirtschaft

Eine von der autoritären Regierung des Landes mit ehrgeizigen Zielen unter chinesischer Führung angelegte gigantische Zuckerrohrplantage im Omotal soll neben dem Neubau entsprechender Industrieanlagen 250.000 Hektar umfassen, darunter ein Drittel der Fläche des Omo-Nationalparks. Sie wird auch den nomadisch lebenden ca. 10.000 Mursi die Lebensgrundlage entziehen.[5]

Ethnologie

Hamar-Frau 2015

Entlang des Omo leben viele äthiopische Volksstämme, z. B. die Arbore, Bodi, Dassanetch (Geleb), Dizi, Hamar, Kara, Mursi, Nyangatom (Bume) und Surma. Viele von ihnen sprechen eine der nach dem Fluss benannten omotischen Sprachen.

Paläoanthropologie

Das Tal am Unterlauf des Omo spielt eine große Rolle bei der geplanten touristischen Erschließung Äthiopiens. Es gehört seit 1980 zum Weltkulturerbe der UNESCO, da von Paläoanthropologen – vor allem an den Hängen entlang des Flusses – zahlreiche hominine Fossilien geborgen wurden.[6] Hier wurden unter anderem die Fossilien Omo 1 und Omo 2 geborgen, die dem frühen anatomisch modernen Menschen (Homo sapiens) zugeschrieben werden und mit einem Alter von mindestens 130.000 Jahren (nach neuerer Datierung vermutlich sogar 195.000 Jahren) zu den ältesten Funden der Art zählen.

Schutzgebiete

Der Omo-Nationalpark, mit 4.068 km² der größte Äthiopiens, gehört zu den wildreichsten, aber am seltensten besuchten Nationalparks Afrikas.

Paleo-See Turkana

Ursprünglich floss der Omo am Südende des heutigen Turkana-Sees Richtung Indischer Ozean. Durch tektonische Hebungen entstand vor etwa 4,1 Millionen Jahren ein Becken und der See staute sich auf. Zunächst floss der Omo nach dem Verlassen des Sees weiterhin zum Indischen Ozean. Der See verlandete nach etwa 100.000 Jahren. Vor etwa 3,5 Millionen Jahren entstand ein neuer See, der ebenfalls nach 60.000 Jahren verlandet war. Vor etwa 2,4 Millionen Jahren versperrte ein Ausbruch des Mount Kulal den Abfluss des Omo. Vor etwa 2 Millionen Jahren entstand ein dritter See, der etwa 400.000 Jahre überdauerte. Der heutige See entstand vor etwa 200.000 Jahren. Während der letzten Feuchtphase in Afrika vor etwa 10.000 Jahren lag die Seeoberfläche 130 m über dem heutigen Niveau und der See floss im Nordwesten über die Lotigipi-Sümpfe und den Kangen, einem Quellfluss des Pibor, in das Nil-System. Vor 3250 Jahren schließlich war dann der Seespiegel so niedrig, dass der Turkana endorheisch wurde.[7][8]

Weblinks

Commons: Omo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Proceeding of The Second National Consultative Workshop on Integrated Watershed Management of Omo-Gibe Basin
  2. a b Hydrological Impacts of Ethiopia’s Omo Basin on Kenya’s Lake Turkana Water Levels & Fisheries
  3. Gregory Poindexter: Power generation begins at 1,870-MW Gibe III hydroelectric project in Ethiopia. Mitteilung vom 14. Oktober 2015 auf www.hydroreview.com (englisch, PDF)
  4. survivalinternational.de: Staudammbau und Lebensweise indigener Völker im Omo Tal
  5. deutschlandradiokultur.de, Weltzeit, 28. April 2016, Josepha Elmar: Nomaden sollen sesshaft werden (30. April 2016)
  6. Francis Clark Howell: Hominidae. Kapitel 10 in: Vincent J. Maglio und H. Basil S. Cooke (Hrsg.): Evolution of African Mammals. Harvard University Press, Cambridge (MA) 1979, S. 154–248, ISBN 978-0-674-27075-6
  7. Paleogeography of Lake Turkana
  8. Hydrological Impacts of Ethiopia’s Omo Basin on Kenya’s Lake Turkana Water Levels & Fisheries

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Flag of Ethiopia.svg
Flag of Ethiopia
Washare from the Hamer tribe in Logara, near Turmi, Omo Valley, Ethiopia (16882803797).jpg
Autor/Urheber: Alfred Weidinger from Vienna, Austria, Lizenz: CC BY 2.0
Hamer are one of the most known tribes in southwestern Ethiopia. They inhabit the territory east of the Omo river and have villages in Turmi and Dimeka. They are a semi-nomadic, pastoral people, numbering about 40,000. There is a division of labour in terms of sex and age. The women and girls grow crops (the staple is sorghum, alongside beans, maize and pumpkins). They’re also responsible for collecting water, doing the cooking and looking after the children – who start helping the family by herding the goats from around the age of eight. The Hamar only marry members of their own tribe, but they have nothing against borrowing – songs, hairstyles, even names – from other tribes in the valley like the Nyangatom and the Dassanech. Girls tend to marry at about 17.
Omo river delta.jpg
Delta des Omo im Turkana-See.
Omo OSM.png
Autor/Urheber: Hans Braxmeier & Peter in s, Lizenz: CC BY-SA 2.0
The Omo Basin