Olympische Sommerspiele 1972/Leichtathletik – Speerwurf (Männer)

SportartLeichtathletik
DisziplinSpeerwurf
GeschlechtMänner
Teilnehmer23 Athleten aus 15 Ländern
WettkampfortOlympiastadion München
Wettkampfphase2. September 1972 (Qualifikation)
3. September 1972 (Finale)
Siegerzeit90,48 m Olympischer Rekord
Medaillengewinner
Deutschland Bundesrepublik Klaus Wolfermann (FRG)
Sowjetunion 1955 Jānis Lūsis (URS)
Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Bill Schmidt (USA)
19681976

Der Speerwurf der Männer bei den Olympischen Spielen 1972 in München wurde am 2. und 3. September 1972 im Olympiastadion München ausgetragen. 23 Athleten nahmen teil.

Olympiasieger wurde Klaus Wolfermann aus der Bundesrepublik Deutschland. Die Silbermedaille gewann der sowjetische Werfer Jānis Lūsis, Bronze ging an den US-Amerikaner Bill Schmidt.

Für die Bundesrepublik Deutschland – offiziell Deutschland – ging neben Olympiasieger Wolfermann außerdem Günter Glasauer an den Start, der in der Qualifikation ausschied.
Die DDR wurde durch Manfred Stolle vertreten. Er erreichte das Finale und belegte dort Platz neun.
Der Schweizer Urs von Wartburg scheiterte in der Qualifikation.
Athleten aus Österreich und Liechtenstein nahmen nicht teil.

Rekorde

Bestehende Rekorde

Weltrekord93,80 mJānis Lūsis (Sowjetunion 1955 Sowjetunion)Stockholm, Schweden6. Juli 1972[1]
Olympischer Rekord90,10 mFinale OS Mexiko-Stadt, Mexiko16. Oktober 1968

Rekordverbesserung

Der bundesdeutsche Olympiasieger Klaus Wolfermann verbesserte den bestehenden olympischen Rekord im Finale am 3. September mit seinem fünften Wurf um 38 Zentimeter auf 90,48 m. Den Weltrekord verfehlte er damit um 3,32 m.

Durchführung des Wettbewerbs

Die Athleten traten am 2. September in zwei Gruppen zu einer Qualifikationsrunde an. Sieben von ihnen – hellblau unterlegt – übertrafen die direkte Finalqualifikationsweite von 80,00 m. Damit war die Mindestanzahl von zwölf Finalteilnehmern nicht erreicht, sodass sich die Werfer mit den fünf nächstbesten Weiten – hellgrün unterlegt – für das Finale am 3. September qualifizierten.

In diesem Finale hatte jeder Werfer zunächst drei Versuche. Den besten acht Wettbewerbern standen anschließend weitere drei Würfe zur Verfügung.

Zeitplan

2. September, 10:00 Uhr: Qualifikation
3. September, 15:30 Uhr: Finale[2]

Legende

Kurze Übersicht zur Bedeutung der Symbolik – so üblicherweise auch in sonstigen Veröffentlichungen verwendet:

verzichtet
xungültig

Qualifikation

Datum: 2. September 1972, ab 10:00 Uhr[3]

Gruppe A

Der dreifache Gewinner olympischer Medaillen Gergely Kulcsár (1960/1968 jeweils Bronze und 1964 Silber) erreichte mit 77,24 m nicht das Finale

Der Pole Edmund Jaworski war aus Versehen für diesen Wettkampf gemeldet worden. Er war in München als Trainer der beiden polnischen Speerwerferinnen Ewa Gryziecka und Daniela Jaworska akkreditiert.

PlatzNameNation1. Versuch2. Versuch3. VersuchWeiteAnmerkung
1Klaus WolfermannDeutschland BR BR Deutschland86,22 m86,22 m
2Hannu SiitonenFinnland Finnland81,80 m81,80 m
3Fred LukeVereinigte Staaten USA81,34 m81,34 m
4Jorma KinnunenFinnland Finnland80,10 m80,10 m
5Bill SchmidtVereinigte Staaten USA75,28 m75,90 m78,96 m78,96 m
6Lolésio TuitaFrankreich Frankreich75,36 m78,78 m77,34 m78,78 m
7Bjørn GrimnesNorwegen Norwegenx77,54 mx77,54 m
8Gergely KulcsárUngarn 1957 Ungarnxx77,24 m77,24 m
9André ClaudeKanada Kanada75,56 mxx75,56 m
10Renzo CramerottiItalien Italien71,12 mxx71,12 m
11Abdul Atif al-QahtaniSaudi-Arabien Saudi-Arabienxx53,06 m53,06 m
DNSEdmund JaworskiPolen 1944 Polenversehentlich für den Wettkampf gemeldet

Gruppe B

PlatzNameNation1. Versuch2. Versuch3. VersuchWeite
1Jānis LūsisSowjetunion 1955 Sowjetunion82,92 m82,92 m
2Miklós NémethUngarn 1957 Ungarn70,90 m81,78 m81,78 m
3Manfred StolleDeutschland Demokratische Republik 1949 DDR80,78 m80,78 m
4Milt SonskyVereinigte Staaten USA79,96 m78,78 m74,24 m79,96 m
5József CsíkUngarn 1957 Ungarn79,08 mxx79,08 m
6Rick DowswellKanada Kanada66,54 m72,52 m77,42 m77,42 m
7Urs von WartburgSchweiz Schweiz76,36 mx76,20 m76,36 m
8Dave TravisVereinigtes Konigreich Großbritannien74,68 m70,10 m74,30 m74,68 m
9Günter GlasauerDeutschland BR BR Deutschlandxx73,12 m73,12 m
10Jacques Ayé AbehiElfenbeinküste Elfenbeinküste72,20 mxx72,20 m
11Donald VélezNicaragua Nicaraguax63,74 mx63,74 m
NMLeo PusaFinnland FinnlandxxxogV

In Qualifikationsgruppe B ausgeschiedene Speerwerfer:

Finale

Datum: 3. September 1972, 15:30 Uhr[4]

PlatzNameNation1. Versuch2. Versuch3. Versuch4. Versuch5. Versuch6. VersuchEndresultatAnmerkung
1Klaus WolfermannDeutschland BR BR Deutschland86,68 m85,14 mx88,40 m90,48 m OR84,70 m90,48 mOR
2Jānis LūsisSowjetunion 1955 Sowjetunion88,88 mx89,54 mx81,66 m90,46 m90,46 m
3Bill SchmidtVereinigte Staaten USA75,96 m84,92 mx79,92 m84,12 mx84,92 m
4Hannu SiitonenFinnland Finnland84,32 mxxxxx84,32 m
5Bjørn GrimnesNorwegen Norwegen71,86 m82,38 m83,08 mxxx83,08 m
6Jorma KinnunenFinnland Finnlandx82,08 m75,76 mxx77,60 m82,08 m
7Miklós NémethUngarn 1957 Ungarn80,80 m81,98 m78,58 m81,88 mx81,40 m81,98 m
8Fred LukeVereinigte Staaten USA66,64 mx80,06 m79,70 m71,46 mx80,06 m
9Manfred StolleDeutschland Demokratische Republik 1949 DDRxx79,32 mnicht im Finale der
besten acht Werfer
79,32 m
10Milt SonskyVereinigte Staaten USA77,62 m77,94 m72,38 m77,94 m
11Lolésio TuitaFrankreich Frankreich76,34 mx69,38 m76,34 m
12József CsíkUngarn 1957 Ungarn75,52 m76,14 mx76,14 m

Als Topfavorit galt der sowjetische Olympiasieger von 1968 und Weltrekordinhaber Jānis Lūsis aus Lettland, u. a. auch Europameister der letzten vier EM-Austragungen. Der bundesdeutsche Werfer Klaus Wolfermann hatte kurz vor den Spielen mit 90,68 m Platz 2 der Weltjahresbestenliste erreicht und galt als Hauptkonkurrent des Letten.

Das Finale wurde zu einem Zweikampf zwischen den beiden favorisierten Werfern. Der Bronzemedaillengewinner lag am Ende mehr als fünfeinhalb Meter zurück. Lūsis übernahm in der ersten Runde mit 88,88 m die Führung, hinter ihm lagen Wolfermann – 86,68 m – und der Finne Hannu Siitonen – 84,32 m, dem in der Folgezeit kein gültiger Versuch mehr gelingen sollte. Der US-Athlet Bill Schmidt zog im zweiten Durchgang mit 84,92 m an dem Finnen vorbei. Die nächsten beiden Runden brachten keine Veränderungen in den vorderen Platzierungen. Im fünften Versuch erreichte Wolfermann mit seinem besten Wurf die neue Olympiarekordweite von 90,48 m. Lūsis letzter Versuch übertraf ebenfalls deutlich sichtbar die 90-Meter-Marke und mit großer Spannung warteten die Zuschauer auf das Ergebnis der Weitenmessung. Mit 90,46 m lag das Resultat lediglich zwei Zentimeter unter Wolfermanns erzieltem Ergebnis.

Damit waren die Medaillen verteilt. Klaus Wolfermann wurde Olympiasieger, die Silbermedaille ging an Jānis Lūsis und Bill Schmidt gewann mit seinem Wurf aus Durchgang zwei die Bronzemedaille.[5]

Klaus Wolfermann war der erste bundesdeutsche Olympiasieger im Speerwurf – Gerhard Stöck hatte 1936 als Teilnehmer für das damals ungeteilte Deutschland die Goldmedaille gewonnen.

Literatur

Video

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Athletics - Progression of outdoor world records, Javelin throw – Men, sport-record.de (englisch), abgerufen am 2. Oktober 2021.
  2. Offizieller Report 1972: Die Spiele, Band 3: Die Wettkämpfe (PDF; 28.754 KB) S. 43 (englisch, französisch, deutsch), abgerufen 2. Oktober 2021.
  3. Offizieller Report 1972: Die Spiele, Band 3: Die Wettkämpfe (PDF; 28.754 KB) S. 62 (englisch, französisch, deutsch), abgerufen 2. Oktober 2021.
  4. Offizieller Report 1972: Die Spiele, Band 3: Die Wettkämpfe (PDF; 28.754 KB) S. 63 (englisch, französisch, deutsch), abgerufen 2. Oktober 2021.
  5. Athletics at the 1972 München: Men's javelin throw, archiviert bei wayback (Internet Archive), sports-reference.com (englisch), abgerufen 2. Oktober 2021.

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(c) Bundesarchiv, Bild 183-J0705-0001-001 / CC-BY-SA 3.0
Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
Manfred Stolle Zentralbild Demme 05.07.1970 Erfurt: XXI.DDR-Leichtathletik-Meisterschaften vom 03.-05.07.1970 - 2.Tag-Als sechster Speerwerfer der Welt übertraf Manfred Stolle im fünften Versuch mit Glänzenden 90,64 Meter die begehrte 90-Meter-Marke. Der Potsdamer ASK-Sportler verbesserte seinen eigenen Rekord gleich um 4,78 Meter und stellte mit dieser Weite eine neue Jahres-Weltbestleistung auf.
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Foto des Speerwerfers Günter J. Glasauer im Jahr 1971 bei einem 78m-Wurf
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