Olof Aschberg

Olof Aschberg (* 22. Juli 1877 in Stockholm, Schweden; † 21. April 1960 in Menton, Frankreich) war ein schwedischer Bankier.
Leben
Aschbergs Eltern hießen Herman Asch und Rosa Schlossberg. Der Vater war ein russisch-jüdischer Einwanderer, der aus bescheidenen Verhältnissen es bis zum Besitz eines Ladens gebracht hatte.[1] Olof erhielt eine kaufmännische Ausbildung in mehreren europäischen Städten wie Hamburg, London und Paris. Seine unternehmerische Karriere begann er im schwedischen Textilgeschäft. Aber schon bald wechselte er in die Finanzbranche.
Olof Aschberg war 1912 Gründer und Mehrheitseigentümer der schwedischen Genossenschaftsbank AB Nya Banken. Er blieb bis 1918 deren Bankdirektor.[2] Mit seinen hervorragenden Kontakten zum russischen Finanzminister Pjotr Bark (1869–1937) konnte er als dessen Repräsentant in den USA erfolgreich eine Anleihe des Zarenreiches in Höhe von 50 Millionen Dollar platzieren. Schwierigkeiten mit den Alliierten gab es 1918 wegen für das Deutsche Kaiserreich günstigen Finanztransaktionen und man nannte die Bank um in Svensk Ekonomiebolaget.[3]
Aschbergs Sympathien galten den Bolschewiki.[4] Er traf im Januar 1918 in Petrograd deren Wirtschaftsexperten Broński, Pjatakow sowie Menschinski, und musste Broński doch für einen Neuling in Wirtschaftsangelegenheiten halten, als dieser dem Bankier vom Beschluss der Nichtanerkennung aller russischen Auslandsschulden berichtete und auf dessen Warnung vor dem Verlust jeglicher internationaler Kreditwürdigkeit mit unbekümmertem Gelächter antwortete.[5] Er unterstützte die Revolution und in den Anfangsjahren die neue russischen Regierung finanziell. Zu diesem Zweck gründete er die Garantie- und Kreditbank für den Osten in Berlin. Aschberg war ebenfalls Berater von Aaron Scheinmann (1886–1944), dem Präsidenten der Zentralbank der Sowjetunion.[6] Er wurde Vorstandsvorsitzender der Russischen Handelsbank, die zur Unterstützung der Arbeit der russischen Regierung mit Finanzinvestoren im Ausland gegründet wurde.[7]

Mit seiner Frau Rosa „Siri“ Aschberg (geborene Kugelberg, 1891–1965) nahm er 1926 Frankreich als Wohnsitz, kaufte das nahe Paris gelegene Château du Bois du Rocher in Jouy-en-Josas und betrieb dort weiter das Bankgeschäft. Nach der Nazis Machtergreifung kaufte Aschberg 1936 das Château de la Brevière in Compiègne und brachte dort Emigranten unter, mit dabei Heinrich Mann, Lion Feuchtwanger und Anna Seghers. Während des Spanischen Bürgerkriegs beherbergten sie dort Kinder deutscher und spanischer Flüchtlinge.[8]
Er wurde Mehrheitseigner der Société Pathé Frères, einer der damals größten Filmgesellschaften.[9]
Als Freund[10] von Willi Münzenberg war er auch ein Finanzier von dessen Zeitungsprojekten. Schon 1917 war er ihm begegnet, als jener zur Internationalen Jugendkonferenz nach Stockholm kam.[1] Münzenberg wurde später Leiter der Agitprop-Abteilung der Komintern, bei der Aschberg die Rolle des „Finanzministers“[11] innehatte. Während des Spanischen Bürgerkriegs half er bei der Finanzierung der Volksfront. Die häufigen Kontakte mit Münzenberg fanden in Aschbergs Pariser Stadthaus am Casimir-Périer-Platz statt und Münzenberg erhielt die Mittel für den Start der politischen Wochenzeitung Die Zunkunft.[12]
Mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde Aschberg von den französischen Behörden im Camp du Vernet interniert.[11] Als Jude geriet er 1940 nach dem Einmarsch der Deutschen in Frankreich in Gefahr und er floh im Januar 1941 mit seiner Familie über Lissabon in die Vereinigten Staaten, nachdem die Vichy-Regierung ihn freigelassen hatte.[3] Voraussetzung für die Freilassung war die Übergabe seiner Pathé-Anteile an den französischen Staat.[9]
Eine erste Aktion in den USA war die Unterstützung der Free World Association, von der das Monatsmagazin Free World herausgegeben wurde.[9] Nach Schweden zurückgekehrt, begann er 1946 mit der Veröffentlichung seiner Memoiren und er lud Margarete Buber-Neumann ein, dort ihre Autobiographie zu schreiben. Sein Château du Bois du Rocher wurde 1950 der UNESCO angeboten und anschließend dem Département Yvelines verkauft.[3]
Aschberg Ikonen Sammlung
Eine Sammlung von 245 russischer Ikonen plus ca. 30 (seit 1953), eine der größten Sammlungen außerhalb der Sowjetunion, geht auf seine Schenkung im Jahre 1933 an das Schwedische Nationalmuseum in Stockholm zurück.[13] Nach eigenen Angaben hatte Aschberg die Ikonen auf Flohmärkten zusammengekauft.[14]
Werke
- Den ryska revolutionen och vad vi skola lära därav, 1918
- En vandrande jude från Glasbruksgatan, 1946
- Återkomst: memoarer II., 1947
- Gästboken, 1955
- Gryningen till en ny tid: ur mina memoarer, 1961
Literatur
- Antony C. Sutton: Wall Street and the bolshevik revolution, 2001. (pdf; 600 kB)
- David Ash: The Role of Evil in Human Evolution, 2007, ISBN 978-0-9802561-3-0, S. 182f. (Online bei Google Book Search).
Weblinks
- Olof Aschberg im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
- The New York Times: Says war aids Russia vom 4. August 1916
- Carl Marklund, Andreas Mørkved Hellenes: The Diplomat and the Entrepreneur: Olof Aschberg – Converter of Capital, Trader in Trust. In: Diplomatica 5 (2023) S. 248–262. 13. Oktober 2023, abgerufen am 15. April 2025.
Einzelnachweise
- ↑ a b Babette Gross: Willi Münzenberg: Eine politische Biographie, Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1967, S. 142.
- ↑ Gerd Koenen: Der Russland-Komplex, S. 124
- ↑ a b c Alain Dugrand / Frédéric Laurent: Willi Münzenberg. Artiste en révolution (1889–1940), Librairie Arthème Fayard, Paris 2008, S. 218–219, 585.
- ↑ Elisabeth Heresch: Geheimakte Parvus: Die gekaufte Revolution, S. 178.
- ↑ Babette Gross: Willi Münzenberg. Eine politische Biographie, Stuttgart 1967, S. 143.
- ↑ Institut für Zeitgeschichte: Beamtentum im Dritten Reich, S. 141.
- ↑ Margarete Buber-Neumann: „Freiheit, du bist wieder mein...“ Die Kraft zu überleben, Georg Müller Verlag, 1978, S. 171ff.
- ↑ Olof and Siri Aschberg. Gruppe Christie’s Auktionen, abgerufen am 10. April 2025 (englisch).
- ↑ a b c Carl Marklund / Andreas Mørkved Hellenes 2023: S. 257 f.
- ↑ Astrid von Pufendorf: Otto Klepper (1888–1957): deutscher Patriot und Weltbürger, S. 196.
- ↑ a b Thierry Wolton: Le grand recrutement, Bernard Grasset, Paris 1993, S. 180–183.
- ↑ Sean McMeekin, The red millionaire: A political biography of Willi Münzenberg, Moscow’s secret propaganda tsar in the West, Yale University Press, New Haven & London, 2003, S. 135, 138, 296, 297, 301.
- ↑ Ostkirchliche Studien, Band 52, Augustinus-Verlag, 2003, S. 222.
- ↑ Carl Marklund: The Icons of “the Red Banker”. Olof Aschberg and the transactions of social capital , veröffentlicht auf balticworlds.com am 18. Juni 2018
Personendaten | |
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NAME | Aschberg, Olof |
KURZBESCHREIBUNG | schwedischer Bankier |
GEBURTSDATUM | 22. Juli 1877 |
GEBURTSORT | Stockholm |
STERBEDATUM | 21. April 1960 |
STERBEORT | Menton, Frankreich |
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Château de la Brévière.
Olof Aschberg (1877 – 1960), Swedish banker and businessman