Obernesselbach

Obernesselbach
Koordinaten: 49° 34′ 53″ N, 10° 29′ 16″ O
Höhe: 324 (300–331) m ü. NHN
Fläche:5,71 km²[1]
Einwohner:168 (31. Dez. 2019)[2]
Bevölkerungsdichte:29 Einwohner/km²
Eingemeindung:1. Juli 1972
Eingemeindet nach:Unternesselbach
Postleitzahl:91413
Vorwahl:09164
Obernesselbach

Obernesselbach (umgangssprachlich: Ejbeʳnässlbach[3]) ist ein Gemeindeteil der Kreisstadt Neustadt an der Aisch im Landkreis Neustadt an der Aisch-Bad Windsheim (Mittelfranken, Bayern).

Geografie

Unmittelbar nördlich des Dorfes fließt der Nesselbach, der ein linker Zufluss der Aisch ist, und südlich der Schachengraben, der weiter östlich als rechter Zufluss in den Nesselbach mündet. 0,25 km westlich des Ortes erhebt sich der Bernhardsbühl (338 m ü. NHN), 0,5 km südlich der Ellerberg (335 m ü. NHN) und 1 km südöstlich der Eulenberg (421 m ü. NHN). Der Ort ist von Flurgebieten umgeben: 0,25 km nordwestlich Hundsruck, 0,5 km nordöstlich Kraftsleiten, 0,5 km östlich Alte Gasse, 0,75 km südwestlich Griesfeld, 1 km westlich Aufeld. Das Güterholz liegt 0,75 km nördlich, der Güterwald 1,5 km westlich.

Die Kreisstraße NEA 6 verläuft nach Unternesselbach (1,5 km östlich) bzw. nach Rehhof (3,2 km westlich). Eine Gemeindeverbindungsstraße verläuft nach Hausenhof (1,2 km südlich).[4]

Geschichte

Obernesselbach ist eine Ausgründung des seit 881 als „Nezzilbach“ urkundlich belegten (Unter-)Nesselbach.[5] 1300 wurde es als „inferiorem villam Nezzelbach“ erstmals eindeutig zuordenbar urkundlich erwähnt. Das Bestimmungswort des ursprünglichen Gewässernamens ist die Nessel.[6]

Als die Obernesselbacher 1602 einen Maibaum aufstellten, duldete dies der Kastner von Neustadt nicht, da er den Vorgang als Wahrzeichen der „Dorffsgerechtigkeit“ ansah.[7]

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Obernesselbach 28 Anwesen. Das Hochgericht übte das brandenburg-bayreuthische Vogtamt Lenkersheim aus. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft hatte das Kastenamt Ipsheim. Grundherren waren das Kastenamt Ipsheim (20 Anwesen: 1 Hof, 17 Güter, 1 Gütlein, 1 Haus), das Spital Neustadt an der Aisch (3 Häckersgüter), die Pfarrei Neustadt (2 Häckersgüter), die Herrschaft Sugenheim (1 Sölde) und das Rittergut Ullstadt (1 Gut, 1 Gütlein).[8]

Im Geographischen statistisch-topographischen Lexikon von Franken (1801) wird der Ort folgendermaßen beschrieben:

Ober-Nesselbach, Bayreuthisches Dorf im Amte Neustadt, eine Stunde von Schauerheim, wurde mittelst eines 1365 zwischen Andreas Ringsmaul und Burggraf Friedrich IV. zu Nürnberg getroffenen Kaufes diesem übergeben.“[9]

1810 kam Obernesselbach an das Königreich Bayern. Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde es dem 1811 gebildeten Steuerdistrikt Altheim und dem 1817 gebildeten Ruralgemeinde Altheim zugeordnet. Mit dem Zweiten Gemeindeedikt (1818) entstand die Ruralgemeinde Unternesselbach.[10][11] Diese war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Windsheim zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Ipsheim. Die freiwillige Gerichtsbarkeit und die Polizei für ein Anwesen hatte jedoch bis 1848 das Patrimonialgericht Ullstadt inne, für ein weiteres das Patrimonialgericht Sugenheim.[12] Ab 1862 gehörte Obernesselbach zum Bezirksamt Uffenheim (1939 in Landkreis Uffenheim umbenannt) und ab 1856 zum Rentamt Windsheim (1919 in Finanzamt Windsheim umbenannt, seit 1972 Finanzamt Uffenheim). Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Windsheim (1879 in Amtsgericht Windsheim umbenannt), seit 1973 ist das Amtsgericht Neustadt an der Aisch zuständig. Die Gemeinde hatte eine Gebietsfläche von 5,707 km².[1]

Am 1. Juli 1972 wurde Obernesselbach im Zuge der Gebietsreform nach Unternesselbach eingemeindet.[13] Am 1. Januar 1980 wurde schließlich die Gemeinde Unternesselbach nach Neustadt eingegliedert.[14]

Baudenkmäler

  • Haus Nr. 7: Wohnhaus eines Dreiseithofs
  • Haus Nr. 25: Wohnstallhaus
  • Haus Nr. 36a: Bauernhaus
  • Haus Nr. 38: Bauernhaus

Einwohnerentwicklung

Jahr18181840185218551861186718711875188018851890189519001905191019191925193319391946195019521961197019872019
Einwohner208208248239229231231212246247238229212213198225193189170221232217200181194168
Häuser[15]323939404341434148
Quelle[16][17][18][18][19][18][20][18][18][21][18][18][22][18][18][18][23][18][18][18][24][18][1][25][26][2]

Sonstiges

Nordwestlich des Ortes liegt ein heute aufgelassener Steinbruch. Dort wurde bis ca. 1960 der grünliche Nesselbacher Sandstein abgebaut. Er wurde als Baumaterial oder für Schleifsteine verwendet.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. a b c Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, Abschnitt II, Sp. 830 (Digitalisat).
  2. a b Einwohner, Ortsteile und Religion auf der Website neustadt-an-der-aisch.de
  3. E. Fuchshuber: Uffenheim, S. 155. Dort nach den Regeln des HONB folgendermaßen transkribiert: eibɘnęsɘlbax.
  4. Obernesselbach im BayernAtlas. Entfernungsangaben jeweils Luftlinie.
  5. Max Döllner: Entwicklungsgeschichte der Stadt Neustadt an der Aisch bis 1933. 2., unveränderte Auflage. Ph. C. W. Schmidt, Neustadt an der Aisch 1978, ISBN 3-87707-013-2, S. 125 (Erstausgabe: 1950).
  6. E. Fuchshuber: Uffenheim, S. 196 f.
  7. Max Döllner: Entwicklungsgeschichte der Stadt Neustadt an der Aisch bis 1933. 2., unveränderte Auflage. Ph. C. W. Schmidt, Neustadt an der Aisch 1978, ISBN 3-87707-013-2, S. 130 (Erstausgabe: 1950).
  8. H. H. Hofmann: Neustadt-Windsheim, S. 119.
  9. J. K. Bundschuh: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken, Band 4, Sp. 206.
  10. Adreß- und statistisches Handbuch für den Rezatkreis im Königreich Baiern. Kanzlei Buchdruckerei, Ansbach 1820, S. 73 (Digitalisat).
  11. H. H. Hofmann: Neustadt-Windsheim, S. 226.
  12. H. H. Hofmann: Neustadt-Windsheim, S. 215.
  13. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 536.
  14. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 733.
  15. Es werden nur bewohnte Häuser angegeben. 1818 wurden diese als Feuerstellen bezeichnet, 1840 als Häuser, 1871 bis 1987 als Wohngebäude.
  16. Alphabetisches Verzeichniß aller im Rezatkreise nach seiner durch die neueste Organisation erfolgten Constituirung enthaltenen Ortschaften: mit Angabe a. der Steuer-Distrikte, b. Gerichts-Bezirke, c. Rentämter, in welchen sie liegen, dann mehrerer anderer statistischen Notizen. Ansbach 1818, S. 68 (Digitalisat).
  17. Eduard Vetter (Hrsg.): Statistisches Hand- und Adreßbuch von Mittelfranken im Königreich Bayern. Selbstverlag, Ansbach 1846, S. 263 (Digitalisat).
  18. a b c d e f g h i j k l m n Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, S. 186, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
  19. Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, Sp. 1097, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  20. Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1264, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  21. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, Abschnitt III, Sp. 1198 (Digitalisat).
  22. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, Abschnitt II, Sp. 1271 (Digitalisat).
  23. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, Abschnitt II, Sp. 1309 (Digitalisat).
  24. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, Abschnitt II, Sp. 1133 (Digitalisat).
  25. Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, S. 177 (Digitalisat).
  26. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, S. 341 (Digitalisat).

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