Oberamt Neresheim

Karte der württembergischen Oberämter, Stand 1926

Das Oberamt Neresheim war ein Verwaltungsbezirk im östlichen Württemberg (auf beigefügter Karte #37), der 1934 in Kreis Neresheim umbenannt wurde. Bei der Kreisreform 1938 kamen der größere Teil zum Landkreis Aalen (seit 1973 Teil des Ostalbkreises) und die südlichsten Gemeinden zum Landkreis Heidenheim. Allgemeine Bemerkungen zu den württembergischen Oberämtern siehe Oberamt (Württemberg).

Geschichte

Oberamt Neresheim, Gebietsstand 1813, mit den früheren Herrschaftsgebieten:
  • Fürstentum Oettingen-Wallerstein
  • Fürstentum Thurn und Taxis
  • Fürstpropstei Ellwangen und Reichsabtei Neresheim
  • Reichsstädte Bopfingen und Nördlingen
  • Deutscher Orden
  • Das ehemalige Oberamtsgebäude in Neresheim, heute Touristinfo und Bürgerbüro der Stadt Neresheim

    Das 1810 gebildete Oberamt Neresheim bestand größtenteils aus Gebieten, die zwischen 1803 und 1806 unter bayerische Hoheit gelangt waren. Auf der Basis des Pariser Vertrags vom 28. Februar 1810 zwischen Frankreich und Bayern, der eine Verständigung über Gebietsarrondierungen zum Gegenstand hatte, wurden diese Gebiete im Grenzvertrag zwischen dem Königreich Bayern und dem Königreich Württemberg vom 18. Mai 1810 an Württemberg abgetreten.[1] Nachbarn des von 1818 bis 1924 dem Jagstkreis zugeordneten Bezirks waren die württembergischen Oberämter Ellwangen, Heidenheim, Aalen sowie die bayerischen Bezirksämter Nördlingen und Dillingen.

    Ehemalige Herrschaften

    1813, nach Abschluss der Gebietsreform, setzte sich der Bezirk aus Bestandteilen zusammen, die im Jahr 1800 zu folgenden Herrschaften gehört hatten:

    Über kleinere Anteile, bis herunter zu einzelnen Gütern und Untertanen, verfügten weitere Herrschaften: Pfalz-Neuburg, Ansbach, die Klöster Kaisheim und Maria Medingen, die Johanniterkommende Kleinerdlingen, das Amt Oettingen des Deutschen Ordens und auch das Herzogtum Württemberg, dessen Besitz auf die Klöster Anhausen und Herbrechtingen zurückging.

    Gemeinden

    Einwohnerzahlen 1871

    Folgende Gemeinden waren 1872 dem Oberamt Neresheim unterstellt:

    frühere GemeindeEinwohnerzahl 1871heutige Gemeinde
    kathol.evangel.jüd.gesamt
    Neresheim, Stadt10398681133Neresheim
    Auernheim52470531Nattheim
    Aufhausen55937162758Bopfingen
    Baldern61150616Bopfingen
    Ballmertshofen33540339Dischingen
    Bopfingen119141331550Bopfingen
    Demmingen44201443Dischingen
    Dirgenheim19300193Kirchheim am Ries
    Dischingen10172801045Dischingen
    Dorfmerkingen83200832Neresheim
    Dunstelkingen54820550Dischingen
    Ebnat997901106Aalen
    Eglingen67250677Dischingen
    Elchingen70150706Neresheim
    Flochberg419320451Bopfingen
    Frickingen53110532Dischingen
    Goldburghausen33170320Riesbürg
    Großkuchen68940693Heidenheim an der Brenz
    Hülen375280403Lauchheim
    Kerkingen63830641Bopfingen
    Kirchheim4414040845Kirchheim am Ries
    Kösingen43820440Neresheim
    Schloß Neresheim117170134Neresheim
    Oberdorf707293511159Bopfingen
    Ohmenheim72050725Neresheim
    Pflaumloch185171125481Riesbürg
    Röttingen52000520Lauchheim
    Schloßberg539110550Bopfingen
    Schweindorf13470348Neresheim
    Trochtelfingen298340863Bopfingen
    Trugenhofen23900239Dischingen
    Unter-Riffingen47630479Bopfingen
    Utzmemmingen574250599Riesbürg
    Waldhausen82330826Aalen
    Summe16528453765021727

    Änderungen im Gemeindebestand seit 1813

    Gemeinden und Markungen um 1860

    Nachdem die Verfassung von 1819 die Grundlage für die kommunale Selbstverwaltung bereitet hatte, konstituierten sich die Gemeinden im modernen Sinne. Flochberg wurde 1820 zur selbständigen Gemeinde erhoben, Hülen folgte 1823. Auch Dehlingen erlangte die Eigenständigkeit, wurde aber bereits 1825 wieder nach Ohmenheim eingegliedert.

    Bis 1828 wurden Stetten von Auernheim nach Neresheim sowie Affalterwang von Waldhausen nach Ebnat umgemeindet, um 1830 die Kahlhöfe von Baldern nach Röttingen.

    1833 wurde Unterriffingen (mit Oberriffingen) von Dorfmerkingen getrennt und zur selbständigen Gemeinde erhoben, die 1837 um Michelfeld (zuvor bei Waldhausen) vergrößert wurde.

    1842 wurde Dirgenheim, das bis 1829 zu Kerkingen, dann zu Kirchheim gehört hatte, zur selbständigen Gemeinde erhoben.

    1847 wurden Säg- und Steinmühle von Auernheim nach Neresheim Dorf umgemeindet.

    1850 wurde Schloßberg von Flochberg getrennt und zur selbständigen Gemeinde erhoben.

    1851 wurde Pflaumloch von Goldburghausen getrennt und zur selbständigen Gemeinde erhoben.

    1853 wurde Trugenhofen von Ballmertshofen getrennt und zur selbständigen Gemeinde erhoben.

    1891 wurde die Gemarkung des abgegangenen Weihnachtshofs von Frickingen nach Kösingen umgemeindet.

    1892 wurde Neresheim Dorf nach Neresheim (Stadt) eingemeindet.

    1932 wurde Berg von Baldern nach Lippach (Oberamt Ellwangen) umgemeindet.

    1933 wurden Hohenberg und Neubau von Unterkochen (Oberamt Aalen) nach Waldhausen umgemeindet.

    1935 wurde Michelfeld von Unterriffingen nach Aufhausen umgemeindet.

    Amtsvorsteher

    • 1810–1811: Heinrich Aaron Spittler
    • 1811–1819: Joseph Diemer
    • 1819–1833: Friedrich Ovelog
    • 1833–1850: Conrad Christoph Preu
    • 1851–1858: Ludwig Adolph Friedrich Müller
    • 1858–1865: Rentschler
    • 1865–1870: Max Ferdinand Constantin Schüßler
    • 1870–1877: Julius Leipprand
    • 1877–1885: Paul Schickhardt
    • 1885–1887: Joseph Stamer
    • 1888–1892: Wilhelm Lang
    • 1892–1894: Eduard Quintenz
    • 1894–1899: Josef Baur
    • 1899–1904: Julius Schlaich
    • 1904–1911: Karl Weihenmaier
    • 1911–1916: Karl Knapp
    • 1916–1919: Emil Schmid
    • 1920–1921: Paul Hofmeister
    • 1921–1928: Artur Fiederer
    • 1929–1934: Hermann Bareth
    • 1934–1938: Wilhelm Reich

    Literatur

    • Wolfram Angerbauer (Red.): Die Amtsvorsteher der Oberämter, Bezirksämter und Landratsämter in Baden-Württemberg 1810 bis 1972. Herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft der Kreisarchive beim Landkreistag Baden-Württemberg. Theiss, Stuttgart 1996, ISBN 3-8062-1213-9.
    • Karl Eduard Paulus (Hrsg.): Beschreibung des Oberamts Neresheim (= Die Württembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824–1886. Band 54). H. Lindemann, Stuttgart 1872 (Volltext [Wikisource]). – Reprint: Bissinger, Magstadt 1962, ISBN 3-7644-0052-8.

    Weblinks

    Commons: Oberamt Neresheim – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
    • Bestand F 188 des Staatsarchivs Ludwigsburg (Akten des Oberamts Neresheim)

    Einzelnachweise

    1. Grenzvertrag zwischen Bayern und Württemberg von 1810 (Wikisource)

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    Ehemaliges Oberamtsgebäude des Oberamts Neresheim. Heute Bürgerbüro und Touristinfo.
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    Territorien und Ämtergliederung, Stand 1800
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    Württemberg, Karte der Verwaltungsgliederung (Oberämter), Stand 1927. Zuordnung der Zahlen zu Oberämtern siehe hier.