Oberamt Gammertingen

Das Obervogteiamt (ab 1827 Oberamt) Gammertingen war ein Verwaltungsbezirk im Süden des heutigen deutschen Bundeslandes Baden-Württemberg. Es bestand unter wechselnden Herrschaften bis 1925, zuletzt ab 1850 als preußisches Oberamt in den Hohenzollernschen Landen.

Geschichte

Zum Ende des Alten Reichs besaßen die Freiherren von Speth die reichsritterschaftlichen, zum Kanton Donau steuernden, Herrschaften Gammertingen und Hettingen. Anfang Dezember 1805 nahm Württemberg die Rittergüter in Besitz, musste sie aber im September des folgenden Jahres wieder räumen, weil Artikel 23 der Rheinbundakte die beiden Herrschaften dem Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen zuteilte. Da den Speth ihre Rechte als Grund- und Zehntherren belassen wurden, bestand das Spethsche Obervogteiamt Gammertingen weiter, stand aber unter der Landeshoheit Hohenzollern-Sigmaringens und erfüllte gleichzeitig die Aufgaben eines fürstlichen Oberamts. Als Amtshaus diente nach wie vor das 1724/25 vom späteren Oberschultheißen Clavell errichtete repräsentative Gebäude am Gammertinger Marktplatz (heute Hohenzollernstraße). 1814 wurde das grundherrlich Spethsche Obervogteiamt Hettingen aufgehoben und mit der Gammertinger Behörde vereinigt. Am 6. Juni 1827 verkauften die Familien Speth ihre verbliebenen Rechte, Grundstücke und Gebäude an den Sigmaringer Fürsten Anton Aloys. Fortan bestand das Oberamt Gammertingen als landesherrliche Behörde, auch nachdem die Souveränität 1850 an Preußen übergegangen war.

Durch das Gesetz zur Vereinfachung der Verwaltung vom 7. Oktober 1925 wurde das Oberamt aufgehoben und größtenteils dem neu gebildeten Landkreis Sigmaringen zugeschlagen. Lediglich die Gemeinden Melchingen, Ringingen und Salmendingen kamen zum Landkreis Hechingen.

Zugehörige Orte

Nach dem Übergang der Landeshoheit an Hohenzollern-Sigmaringen war die Gammertinger Behörde zunächst nur für das Gebiet der früheren Ritterherrschaft zuständig, die neben der Amtsstadt die Dörfer Feldhausen, Harthausen bei Feldhausen, Kettenacker (mit dem Lusthof) und Neufra (mit dem Birkhof) umfasste. 1814 kamen Hettingen und Hermentingen vom aufgelösten Obervogteiamt Hettingen hinzu. Durch Verordnung vom 15. Juni 1827 wurde das Oberamt als landesherrliche Behörde neu errichtet und gleichzeitig um die Orte Benzingen, Harthausen an der Scheer, Veringendorf und Veringenstadt, bislang Oberamt Sigmaringen, vergrößert. Durch Verordnung vom 15. Oktober 1840 wurde das Oberamt Gammertingen um die Orte Hochberg und Inneringen, bislang Obervogteiamt Jungnau, erweitert; gleichzeitig verlor es Benzingen und Harthausen an der Scheer ans Oberamt Straßberg. Letzteres wurde durch Verordnung vom 18. Januar 1854 aufgehoben und mehrheitlich dem Oberamt Gammertingen zugeschlagen. Eine abschließende Vergrößerung erfolgte am 9. August 1861, als dem Oberamt Gammertingen die fünf Gemeinden des aufgelösten Oberamts Trochtelfingen zufielen.

Von 1861 bis zu seiner Auflösung umfasste das Oberamt somit folgende Gemeinden:[1]

Nr.GemeindeFläche (ha)
1885
Einwohner
1885
Einwohner
1925
heutige Gemeinde
1Gammertingen, Stadt182711531206Gammertingen
2Benzingen1497645486Winterlingen
3Blättringen2116461Winterlingen
4Feldhausen1011297277Gammertingen
5Frohnstetten1469724814Stetten am kalten Markt
6Harthausen an der Scheer1671796704Winterlingen
7Harthausen bei Feldhausen681192207Gammertingen
8Hermentingen504176155Veringenstadt
9Hettingen, Stadt1986625572Hettingen
10Hochberg351142115Bingen
11Inneringen2618919768Hettingen
12Kaiseringen506190287Straßberg
13Kettenacker1063328315Gammertingen
14Melchingen1219623571Burladingen
15Neufra283712111224Neufra
16Ringingen1294599623Burladingen
17Salmendingen2058626626Burladingen
18Steinhilben1714641665Trochtelfingen
19Storzingen738231237Stetten am kalten Markt
20Straßberg1984795952Straßberg
21Trochtelfingen, Stadt301312461120Trochtelfingen
22Veringendorf1175445371Veringenstadt
23Veringenstadt, Stadt1445806600Veringenstadt

Amtsvorsteher

Literatur

  • Herbert Burkarth: Geschichte der Herrschaft Gammertingen-Hettingen. Thorbecke, Sigmaringen 1983, ISBN 3-7995-4062-8.
  • Ulrike Redecker: Verwaltungsgliederung in Baden, Württemberg und Hohenzollern 1815–1857. In: Karl Heinz Schröder (Hrsg.): Historischer Atlas von Baden-Württemberg. Karte VII,4. Stuttgart 1976, ISBN 3-921201-10-1.
  • Ulrike Redecker: Verwaltungsgliederung in Baden, Württemberg und Hohenzollern 1858–1936. In: Karl Heinz Schröder (Hrsg.): Historischer Atlas von Baden-Württemberg. Karte VII,5. Stuttgart 1976, ISBN 3-921201-10-1.
  • Wolfram Angerbauer (Red.): Die Amtsvorsteher der Oberämter, Bezirksämter und Landratsämter in Baden-Württemberg 1810 bis 1972. Herausgegeben von der Arbeitsgemeinschaft der Kreisarchive beim Landkreistag Baden-Württemberg. Theiss, Stuttgart 1996, ISBN 3-8062-1213-9, S. 132.

Einzelnachweise

  1. Zahlenangaben nach Gemeindelexikon, Ausgaben 1887 und 1930

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Nicht zu verwechseln mit dem Wappen von Hechingen.