Norton Commander

Norton Commander
Basisdaten

MaintainerEntwicklung eingestellt
EntwicklerSymantec, ursprünglich Peter Norton Computing
Erscheinungsjahr1986
Aktuelle Version5.51
(1998-07-01)
BetriebssystemPC-kompatibles DOS (1986–1999)
OS/2 (1992)
Windows (1996–2000)
ProgrammierspracheC und Assembler
KategorieDateimanager
LizenzShareware
deutschsprachigja

Der Norton Commander (meist verkürzt NC) ist ein Dateimanager für DOS und Windows. Das Programm diente in seiner Grundkonzeption als Vorbild für eine ganze Gruppe ähnlicher Dateimanager, die sich selbst meist als Norton-Commander-Klone bezeichnen.

Der Hauptkonkurrent in den 1980er Jahren war der DOS-Dateimanager Xtree, der bereits 1985 veröffentlicht worden war. Auch von Xtree gibt es zahlreiche Klone.[1]

Geschichte

Das Programm wurde 1984 vom damaligen Physikstudenten John Socha unter dem Namen Visual DOS, kurz VDOS, entwickelt, der es 1986 unter dem Namen Norton Commander bei der Firma Peter Norton Computing, die später auch für das bekannte Produkt Norton Utilities verantwortlich war, veröffentlichte. In den darauf folgenden Jahren erschienen noch drei weitere Versionen des Dateimanagers für das Betriebssystem DOS. Nach der Herausgabe des Norton Commander 4 wurde Norton Computing 1991 vom Unternehmen Symantec aufgekauft. Symantec veröffentlichte 1995 Version 5 des Norton Commander und danach 1998 noch Versionen 5.51 für MS-DOS und 2.01 für Windows 95/98/ME und Windows NT. Da aber mittlerweile mehrere andere Dateimanager sowohl für Windows als auch für DOS die Norton-Commander-Architektur kopierten und zum Teil funktionsreicher waren als das Original, wurde die Norton-Commander-Reihe aufgrund mangelnder Verkaufszahlen komplett eingestellt.

Eigenschaften

Oberfläche der Version 5 für DOS aus dem Jahre 1995 (typisch sind die zwei Verzeichnisfenster, die das Kopieren bzw. Verschieben von Dateien vereinfachen)

Der Norton Commander bietet unter DOS eine textbasierte Benutzeroberfläche, die aus zwei Fenstern und einer DOS-Kommandozeile besteht. Diese zweispaltige Präsentation von zwei individuellen Ansichtsfenstern wird auch als Zwei-Panel-Konzept[2] bezeichnet, von englisch twin panel oder twin pane. Jedes Panel, im Deutschen meist als Fenster oder Spalte bezeichnet, stellt in der Regel einen Ordner mit Dateien und Unterverzeichnissen dar, die sich auf verschiedene Arten anzeigen und sortieren lassen – etwa nach dem Namen, der Größe oder dem Änderungsdatum. Durch die zwei Panels, von denen jeweils eines aktiv ist, lassen sich Dateien und Verzeichnisse leicht zum inaktiven Panel kopieren, verschieben oder die Dateien und Verzeichnis miteinander vergleichen.

Dieses zweispaltige Bedienkonzept war ein Fortschritt verglichen mit der DOS-Kommandozeile, wo dafür oft mühsam längere Befehle fehlerfrei einzutippen sind.

Textdateien können mit einem integrierten Editor angelegt und bearbeitet werden. Der integrierte Dateibetrachter kann auf Wunsch Dateien auch im Hexadezimalformat anzeigen. Zusätzlich bieten spätere Versionen neben anderen Funktionen die Möglichkeit, Formate aller Art (wie etwa Bild- und Sounddateien) zu öffnen und Archive anzulegen.

Typisch für das Programm ist, dass sich alle Funktionen über eine Vielzahl von Tastenkürzeln auslösen lassen. Oftmals übernahmen die Klone diese Kürzel, um Benutzern den Umstieg zu erleichtern. Damit ist der Norton Commander zum De-facto-Standard für zweispaltige Dateimanager avanciert. Die Hauptfunktionen des originalen Norton Commander sind schnell und einfach über die Funktionstasten abrufbar und beziehen sich in den meisten Fällen auf die Auswahl im aktiven Fenster. Diese sind auch unten eingeblendet:

  • ↹ (Tab) zum Wechsel der aktiven Spalte bzw. des Fensters (englisch panel oder pane)
  • F1: Hilfe
  • F2: Benutzermenü
  • F3: Anzeigen (im Dateibetrachter, englisch Viewer)
  • F4: Bearbeiten (im Editor)
  • F5: Kopieren (vom aktiven zum inaktiven Fenster bzw. Panel)
  • F6: Umbenennen (im aktiven) oder Verschieben (in das inaktive Fenster)
  • F7: Verzeichnis erstellen
  • F8: Löschen
  • F9: Menü
  • F10: Beenden

Vor allem die Dateioperationen mit den Funktionstasten F3 bis F8 für Anzeigen, Bearbeiten, Kopieren, Umbenennen oder Verschieben, Verzeichnis erstellen und Löschen, wurden in den meisten Norton-Commander-Klonen übernommen. Die Funktionstaste F1 ist ohnehin in den meisten Betriebssystemen der Standard, um die Hilfefunktion aufzurufen. Zu DOS-Zeiten wurde die Taste F10 oft zum Beenden genutzt. Obwohl das Menü z. B. unter Windows auch über das Drücken und wieder Loslassen der Alt-Taste möglich ist, wurde von Klonen auch oft die Taste F9 übernommen. Dennoch, F10 sowie F2 und F9 haben oft neue Funktionen erhalten, um mit den Konventionen aktueller Betriebssysteme nicht zu brechen.

Ab Version 4 enthielt der Norton Commander ein Terminalemulationsprogramm mit der Bezeichnung Term90; in der Version 5.0 lautete die Bezeichnung Term95. Term90 und Term95 waren für viele Modemneulinge die erste Software zur Datenkommunikation mit einem Modem.

Vorbild für Klone

In der Mitte der 1980er Jahre entstanden viele ähnliche Programme, die als Dateimanager die Arbeit unter MS-DOS oder PC DOS einfacher machen sollten. Darunter waren neben dem Hauptkonkurrenten Xtree auch Programme wie Q-DOS oder PathMinder.[3] In den 1990er Jahren wurden zwar sowohl XtreeGold als auch der Norton Commander auf Betriebssysteme mit grafischen Benutzeroberflächen portiert, allerdings aufgrund mangelnden kommerziellen Erfolgs bis zur Jahrtausendwende vollständig eingestellt. Doch gelten der Norton Commander und Xtree bis heute als Synonyme für orthodoxe Dateimanager und wurden daher vielfach für die unterschiedlichsten Betriebssysteme geklont.[4]

Norton Commander für Windows

Der Norton Commander für Windows war eine Windows-95-Variante des klassischen DOS-Dateimanagers.

1.0

Die Version 1.0 wurde erstmals 1996 veröffentlicht. Es unterstützte Windows 95 und Windows NT.

Diese Version ist vollständig mit Windows-Funktionen wie dem Papierkorb und QuickView (Schnellansicht) integriert. Die Quick View-Funktion wurde über die im Lieferumfang enthaltene grundlegende Quick View Plus-Funktion unterstützt.

Mit der Version 1.02 des Norton Commander wurde auch Windows 98 unterstützt.

2.0

Die Version 2.0 wurde im Jahr 2000 veröffentlicht. Es unterstützt Windows 2000 und funktioniert unter Windows XP, Windows Vista und Windows 7. Der Installer enthielt die Norton Network Utilities, den Norton Commander Scheduler und den Norton Commander.

Die Norton Network Utilities ermöglichten die Anzeige von Geräten und Systemen im Netzwerk, die Verbindung zu Remote-Systemen, die Zuordnung von Netzwerklaufwerken, die Netzwerküberwachung und vieles mehr.

Der Norton Commander unterscheidet sich kaum von früheren Versionen und umfasst Dateikomprimierung- und dekomprimierung verschiedener Formate, Netzwerkdienstprogramme, Datenträgerbereinigung, Dateien- und Ordnervergleich sowie FTP-Verbindungsverwaltung.

Die letzte Windows-Version des Norton Commander war die Version 2.01.

Norton Commander für OS/2

Die Version 1.0 wurde im Dezember 1992 veröffentlicht. Sie unterstützte OS/2 2.0 mit HPFS- oder FAT-Dateisystem.

Sie enthielt nicht die Eingabeaufforderung wie andere Versionen des Norton Commander.

Im Juni 1993 senkte Symantec den Preis des Norton Commander für OS/2 auf 49 US-Dollar und stellte bald darauf den Verkauf ein.

Klone

Der Norton Commander gehörte zu den populärsten Programmen der DOS-Ära und wurde von verschiedenen Unternehmen, oft als Shareware, nachprogrammiert. Zu den bekannteren dieser Klone gehören (alphabetisch geordnet):

  • Altap Salamander (Windows; Shareware; Homepage)
  • CBM-Command (Commodore VC 20, C64, C128, Plus/4, PET/CBM; Freeware; weitere Infos)
  • Directory Opus (Windows und AmigaOS; Shareware)
  • Dos Navigator (DOS; Freie Software)
  • Double Commander (Windows und Unix-artige Systeme; Freeware)
  • emelFM2 (für Unix-artige Systeme, GPL)
  • FAR Manager (Windows; Shareware/BSD-Lizenz)
  • File Commander (OS/2, Windows und Linux; Shareware)
  • Free Commander (Windows; Open Source; Homepage)
  • Gnome Commander (Linux; GPL)
  • Krusader (für Unix-artige Systeme mit KDE; GPL)
  • MCAmiga (Amiga-artige Systeme; Freeware; Blog)
  • Midnight Commander (Unix-artige Systeme, Windows; GPL)
  • muCommander (plattformunabhängig durch Java; GPL)
  • Operation Center (Windows; Shareware)
  • Servant Salamander (Windows; Freeware; Homepage)
  • SpeedCommander (Windows; Shareware)
  • Total Commander, bis 2002 unter der Bezeichnung Windows Commander (Windows, Windows CE, Android; Shareware/Freeware)
  • Volkov Commander (DOS und Windows; Shareware)

Einzelnachweise

  1. XTree:\History. In: XTree Fan Page. Mathias Winkler, abgerufen am 12. August 2018 (englisch): „… by the way, released one year *before* the first version of its long-time rival, the Norton Commander“
  2. TotalCommander vs. Windows Standard Tools. (Blog) In: jaz#blog. 6. Januar 2010, abgerufen am 13. August 2018: „… Zwei-Panel-Konzept. Das bedeutet, dass es standardmässig eine linke und eine rechte Panel-Seite gibt. Dateioperationen wie kopieren, verschieben, zippen usw. werden jeweils von Links nach Rechts oder umgekehrt ausgeführt. Mit dem Tabulator kann von einer Seite in die andere gewechselt werden.“
  3. Nikolai Bezroukov: Chapter 5 – History of Windows Orthodox File Managers. Softpanorama, 12. September 2017, abgerufen am 12. August 2018 (englisch).
  4. 10 Total Commander Alternatives for Linux. Linux.com, 20. Oktober 2008, abgerufen am 12. August 2018 (englisch): „…we all remember that everything started with legendary Norton Commander…“

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Norton Commander 5.0, deutsch