Noddi

Noddi

Ausgewachsener Noddi

Systematik
Unterklasse:Neukiefervögel (Neognathae)
Ordnung:Regenpfeiferartige (Charadriiformes)
Familie:Möwenverwandte (Laridae)
Unterfamilie:Anoinae
Gattung:Noddiseeschwalben (Anous)
Art:Noddi
Wissenschaftlicher Name
Anous stolidus
(Linnaeus, 1758)

Der Noddi (Anous stolidus; auch Noddiseeschwalbe oder wie im Englischen Noddy) bildet eine Art innerhalb der Unterfamilie der Noddiseeschwalben (Anoinae) innerhalb der Ordnung der Regenpfeiferartigen. Es werden mehrere Unterarten unterschieden.

Merkmale

Der Stirnfleck spielt bei der Balz eine Rolle

Noddis erreichen eine Körperlänge von 38 bis 42 cm und ein Gewicht von 185 Gramm. Der Noddi wirkt unter anderem durch den relativ langen Hals möwenartig. Ihr schwarzer Schnabel ist lang und dünn, mit einem schwach hervorstehenden Gonyseck. Die Füße sind dunkelbraun. Die Grundfarbe ist ein dunkles Graubraun, welches auf den Armschwingen, den Handschwingen und den Steuerfedern eine noch dunklere Farbe annimmt.[1] Vom Mantel aus aufwärts wird die Färbung heller und bildet auf dem Kopf eine nach vorne heller werdende Kapuze. Die Stirn ist schließlich ganz weiß und ist nach unten hin durch eine dunklere Maske begrenzt. Unter dem Auge ist ein scharf begrenzter weißer Augenring vorhanden, welcher das Auge besonders hervorhebt. Immature Vögel haben an Mantel und Flügeln, besonders an den Armdecken, helle Federränder.[2] Der Kopf ist ganz dunkelgraubraun, nur direkt an der Stirn befindet sich ein weißer Fleck. Es besteht im Gefieder kein Geschlechtsdimorphismus.

Im Flug ist ein heller Flügelstreif zu sehen, welcher sich in Längsrichtung von Alula bis Schirmfedern zieht. Der lange keilförmige Schwanz ist am Ende stumpf gegabelt. In Ruheposition überragt er die Handschwingen etwas.

Der Noddi unterscheidet sich von anderen Arten der Gattung durch die hellere Grundfarbe, den kürzeren Schnabel, die hellen Flügelstreifen sowie den Abstand Steuerfederspitzen-Handschwingenspitzen.

Lebensweise

Ei eines Noddis

Stimme und Verhalten

In den Brutkolonien werden gurgelnde und krächzende Rufe abgegeben.[2]

Noddis sind die einzigen Seeschwalben, die über längere Zeit schwimmen können. Sie schlafen meist an Land auf Bäumen oder Felsen, manchmal aber auch auf dem Wasser.[3]

Ernährung

Noddis folgen auf hoher See Fischschwärmen. Auf dem Meer können große Fressgemeinschaften zusammenkommen. Auf der Jagd fliegen sie dicht über der Wasseroberfläche, teilweise rüttelnd. Ist die Beute erspäht, stößt er nicht hinab wie andere Seeschwalben, sondern nimmt sie mit dem Schnabel während des Überfliegens auf. Die Nahrung besteht aus Fischen und Tintenfischen. Von der Noddiseeschwalbe ist eine besondere Jagdstrategie bekannt. Wird ein Schwarm kleinerer Fische von Raubfischen verfolgt, springen einige der Erstgenannten – in der Hoffnung, den Beutegreifern unter Wasser zu entkommen – über die Wasseroberfläche oder dicht daran vorbei. Diese Fische werden dann von den Seeschwalben aus der Luft gegriffen. Ähnliches ist von der Rußseeschwalbe und der Feenseeschwalbe bekannt.[4][5]

Fortpflanzung

Noddis brüten auf Inseln tropischer und subtropischer Meere in Kolonien. Bei der Balz spielt der helle Stirnfleck eine große Rolle. Er wird dem potentiellen Partner vorgezeigt und es wird durch Kopfnicken auf ihn hingewiesen. Daher kommt auch der Name. Im Englischen heißt to nod "mit dem Kopf nicken".[3] Das Noddiweibchen legt ein einzelnes Ei, das große Nest bauen sie aus Tang und Zweigen. Meist wird es in 30 bis 160 Zentimetern Höhe in Büschen oder Bäumen (wie z. B. Mangroven) errichtet, gelegentlich auch auf Felsvorsprüngen oder auf dem Boden.

Brütende Vögel zeigen Abwehrverhalten gegenüber anderen Tierarten, die der Brut zu nahekommen; von Menschen lassen sie sich jedoch ohne Widerstand während des Brütens aus dem Nest heben.[4][5] Die Jungvögel bleiben im Nest oder in dessen Nähe, bis sie flugfähig sind. Sie werden – im Gegensatz zu anderen Seeschwalben – mit hochgewürgter Nahrung versorgt, wie es für Möwen typisch ist.[4][5]

Lebensraum und Verbreitung

Brutgebiete sind die Inseln der tropischen und subtropischen Gewässer im Pazifik, Atlantik und Indischen Ozean. Die nördlichsten Brutgebiete liegen am Roten Meer und in der Karibik, die südlichsten auf den südpazifischen Inseln. Die Vögel sind Teilzieher.[3]

In der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN ist die Art als Least Concern (nicht gefährdet) eingestuft.

Unterarten

Der Noddi wurde 1758 von Carl von Linné unter dem Namen Sterna stolida beschrieben. Es existieren vier Unterarten:

  • A. st. stolidus (Linnaeus, 1758) – Atlantic Brown Noddy – Atlantik (Karibik, Kamerun)
  • A. st. pileatus (Scopoli, 1786) – Noddy Tern – Indischer Ozean (Ostafrika, Arab. Halbinsel, Südostasien, Ozeanien)
  • A. st. galapagensis Sharpe, 1879 – Galapagos Brown NoddyGalápagos-Inseln, Ecuador
  • A. st. ridgwayi Anthony, 1898 – Mexiko, Costa Rica, Cocos Island

Gelegentlich wird noch eine fünfte Unterart von Anous stolidus pileatus abgespalten:

  • A. st. plumbeigularis Sharpe, 1879 – Red Sea Noddy – Rotes Meer

Andere Noddi-Arten

Die Unterfamilie der Noddiseeschwalben enthält folgende weitere Arten, die ebenfalls als „Noddi“ mit einem Namenszusatz bezeichnet werden:

  • Weißkappennoddi (Anous minutus)
  • Schlankschnabelnoddi (Anous tenuirostris)
  • Blaunoddi (Procelsterna cerulea)
  • Graunoddi (Procelsterna albivitta)

Einzelnachweise

  1. Steven L. Hilty, Rodolphe Meyer de Schauensee: Birds of Venezuela. Princeton University Press, 2002, ISBN 978-0691092508, S. 313.
  2. a b van Perlo
  3. a b c Harrison, Greensmith
  4. a b c Grzimek
  5. a b c Jahn

Literatur

  • Theo Jahn: Brehms neue Tierenzyklopädie. Band 7 – Vögel 3. Verlag Herder KG, Freiburg im Breisgau Sonderausgabe für Prisma Verlag GmbH, Gütersloh 1982, ISBN 3570086062, S. 196
  • Ber van Perlo: Birds of New Zealand, Hawaii, Central and West Pacific. HarperCollins Publishers, 2011, S. 152–153
  • Colin Harrison & Alan Greensmith: Vögel. Ravensburger Buchverlag, Otto Maier GmbH, 1994, ISBN 3473460761, S. 154
  • Bernhard Grzimek: Grzimeks Tierleben. Band 8 – Vögel 2. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co.KG, München 1968, ISBN 3423059702, S. 224–225
  • Joseph Forshaw: Enzyklopädie der Vögel. Weltbild Verlag GmbH, Augsburg 1999, ISBN 3828915574, S. 112.

Weblinks

Commons: Noddi (Anous stolidus) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Starr 080606-6880 Tribulus cistoides.jpg
(c) Forest & Kim Starr, CC BY 3.0
Tribulus cistoides (used for brown noddy nest). Location: Midway Atoll, Abandoned runway Eastern Island
Starr 080612-8680 Lobularia maritima.jpg
(c) Forest & Kim Starr, CC BY 3.0
Lobularia maritima (habit with brown noddy). Location: Midway Atoll, South Beach Sand Island
Starr 080606-6912 Casuarina equisetifolia.jpg
(c) Forest & Kim Starr, CC BY 3.0
Casuarina equisetifolia (stump with noddy). Location: Midway Atoll, Revetments Eastern Island