Nildelta

Nildelta in Hieroglyphen


Ta-mehet
T3-mḥt
Land des Mündungswassers

Nildelta von den MODIS-Satelliten der NASA aufgenommen

Das Nildelta (altägyptisch Ta-Mehet) (arabisch دلتا النيل) stellt das Mündungsdelta des afrikanischen Nils dar. Dieses Flussdelta befindet sich in Unterägypten direkt nördlich (aus Flussperspektive gesehen unterhalb) von Kairo an der Küste des südöstlichen Mittelmeers.

Der Nil legt vom Viktoriasee bis zur Mündung 5588 km zurück; von seiner weitest entfernten Quelle am Luvironza in Burundi sind es insgesamt 6852 km.

Das Nildelta bildet das wohl bekannteste Mündungsdelta, weil es auch die Bezeichnung „Delta“ prägte, da es die charakteristische, aus dem griechischen Buchstaben Delta (Δ) abgeleitete Dreiecksform aufweist.

Hintergrund

Beschreibung

Karte des Nildeltas (um 1930)

Etwa 25 km nördlich von Kairo fächert sich der Nil zum etwa 24.000 km² großen Nildelta auf, nach dessen Durchfließen der Nil schließlich in das Mittelmeer mündet. Heute gibt es nur noch zwei Mündungsarme: den westlichen Rosette-Arm und den östlichen Damietta-Arm. Sie wurden nach den Städten Rosette und Damietta, die an ihren Mündungen liegen, benannt. Diese fruchtbarste Region Nordafrikas zählt etwa 60 Millionen Einwohner. In der Antike erfolgte die Benennung sowohl nach den Mündungsstädten (Kanopus, Bolbitine, Pelusion) als auch nach Großstädten, die weiter südlich im Delta an den jeweiligen Armen lagen (Sais, Sebennytos, Mendes, Tanis).

Dem griechischen Geschichtsschreiber Herodot zufolge gab es in der Antike des 6. und 5. Jahrhunderts v. Chr. fünf natürliche Mündungsarme (Historien, 2. Buch 17). Damals spaltete sich der Nil bei der Stadt Kerkasoros in drei Hauptarme auf:

  1. den östlichen Pelusischen Arm (Mündungsort: Pelusion, später nach Deltaerweiterung Ostium Pelusiacum)
  2. den mittleren Sebennytischen Arm (Mündungsort: Ostium Sebennyticum, heute verlandet)
  3. den westlichen Kanobischen Arm (Mündungsort: Kanopus (Kanobos), Ostium Canobicum, heute verlandet)

Vom mittleren Sebennytischen Mündungsarm zweigten weitere Arme ab:

  • der Saitische Arm
  • der Mendesische Arm nach Osten (antiker Mündungsort: Ostium Mendesicum, verlandet)

Zudem gab es laut Herodot zwei künstlich angelegte Mündungsarme:

  • der Bolbitinische Arm (Mündungsort: Bolbitine, Ostium Bolbitinum, heute Rosette)
  • der Bukolische oder Phatnische Arm nach Osten (antiker Mündungsort: Ostium Phatnicum oder Bucolicum, heute Damiette-Arm)

Plinius der Ältere und Strabon (Geographie, 801) nennen übereinstimmend einen Phatnischen und einen Tanitischen Mündungsarm, kennen aber keinen Saitischen und keinen Bukolischen Arm. Der Saitische Arm, an dem Sais liegt, entspricht dem Bolbitinischen Arm, der Bukolische Arm dem Phatnischen Arm. Er erwähnte insgesamt sieben Arme (von Ost nach West), den Pelusi(aki)schen, Tanitischen, Mendesischen, Phatn(it)ischen (oder Phatmetischen), Sebennytischen, Bolbitinischen und Kanopischen (Kanobischen oder Herakleotischen) Arm beziehungsweise Nil. Es ist dabei zu beachten, dass Plinius und Strabon etwa 400 Jahre nach Herodot lebten, und Namensgebungen sich im Laufe der Zeit wandelten. Dazu kommt, dass das Nildelta durch das jährliche Hochwasser und die damit verbundene Schlammflut einem ständigen Wandel unterworfen war.

Alte Karte des Nildeltas

So gab es zur Römerzeit sieben Hauptarme, von Westen nach Osten, es waren der:

  1. Kanobische Arm (Unterlauf ab Verzweigung vom Saitischen Arm, verlandet)
  2. Bolbitinische oder Saitische Arm (zweigt vom Kanobischen Arm ab, heute Rosette-Arm)
  3. Sebennytischen Arm (verlandet)
  4. Bukolische oder Phatni(ti)sche Arm (zweigt vom Sebennytischen Arm ostwärts ab, heute Damiette-Arm)
  5. Mendesische Arm (zweigt vom Phatnischen Arm ab, verlandet)
  6. Tanitische oder Sethroitische Arm (zweigt vom Phatnischen Arm ab, verlandet)
  7. Pelusische Arm (verlandet)

Die Verlandung setzte bereits in der Antike ein und war in islamischer Zeit großteils abgeschlossen.

Der Assuan-Staudamm und seine Auswirkung auf das Nildelta

Durch die bereits von Muhammad Ali Pascha während seiner von 1805 bis 1848 dauernden Herrschaft über Ägypten begonnenen Umstellung der Bewässerungsmethoden am Nil von der saisonale Bewässerung in Überschwemmungsbassins auf die ganzjährige Kanalbewässerung und die dafür gebauten Delta Barrages sowie durch den Bau der Assuan-Staumauer, des Asyut-Stauwehrs und des Zifta-Stauwehrs (alle 1902 fertiggestellt) wurden die landwirtschaftlich bebauten und bewässerten Flächen erheblich vergrößert. Dadurch gelangte immer weniger Wasser und somit weniger Schwebstoffe und Sedimente in das Mittelmeer. Durch den von 1960 bis 1971 errichteten Assuan-Staudamm setzten sich die Sedimente (die nicht vorher schon vom Sannar-Damm und Roseires-Damm zurückgehalten wurden) in dem von ihm aufgestauten Nassersee ab.[1]

Dies hat zur Folge, dass dem Nildelta keine Sedimente mehr zugeführt werden und es sich nicht mehr weiter ins Meer vorschiebt, sondern langsam durch die Brandung abgetragen wird.

Orte im oder am Nildelta (flussabwärts)

Bevölkerungsdichte
Falschfarben-Satellitenbild von Landsat 7

Ungefähr 40 Millionen Menschen leben in der Region Nildelta. Außerhalb der Großstädte leben durchschnittlich etwa 1000 Menschen auf einem Quadratkilometer.[2]

Der Meeresspiegel des Mittelmeeres ist durch die globale Erwärmung seit Jahrzehnten stetig gestiegen.

Moderne Orte

NameBevölkerung 2008Koordinaten
Kairo (Al-Qahirah)7.947.12130° 3′ N, 31° 14′ O
Alexandria (Al-Iskandariyah)4.247.41431° 13′ N, 29° 56′ O
Gizeh (Al-Jizah)3.258.54029° 59′ N, 31° 8′ O
Schubra al-Chaima1.045.37030° 8′ N, 31° 15′ O
Port Said588.93531° 15′ N, 32° 17′ O
Al-Mansura465.37531° 2′ N, 31° 23′ O
Mahalla al-Kubra450.83330° 58′ N, 31° 10′ O
Tanta429.63230° 47′ N, 31° 0′ O
Zagazig (Az-Zaqaziq)308.63730° 34′ N, 31° 30′ O
Damiette (Dumyat)266.62731° 25′ N, 31° 49′ O
Damanhur247.07431° 2′ N, 30° 28′ O

Antike Stätten

GriechischAltägyptischModerner NameKoordinaten[3]Bedeutung
MemphisMen-neferMit-Rahina29° 51′ 0″ N, 31° 15′ 0″ OKönigliche Residenz und Verwaltungszentrum, lange Zeit Hauptstadt des Alten Ägypten.
HeliopolisIunuArab el-Hisn30° 8′ 0″ N, 31° 18′ 0″ OWichtiges religiöses Zentrum, Hauptkultort des Re und Atum-Re.
LetopolisChemAusim30° 7′ 0″ N, 31° 8′ 0″ OHauptstadt des 2. unterägyptischen Gaues.
LeontopolisNai-ta-hutTell el-Jahudija30° 17′ 0″ N, 31° 20′ 0″ ODer Hohepriester Onias errichtete hier während der Ptolemäerzeit einen jüdischen Tempel.
AthribisHut-ta-heri-ibTell Atrib30° 28′ 0″ N, 31° 11′ 0″ OHauptstadt des 10. unterägyptischen Gaues (Kemwer).
BubastisBasetTell Basta30° 34′ 0″ N, 31° 31′ 0″ OHauptkultort der Göttin Bastet, wichtige Stadt während der ägyptischen Spätzeit.
LeontopolisTa-remuTell el-Muqdam30° 41′ 0″ N, 31° 21′ 0″ OWahrscheinlich königliche Residenz während der 23. Dynastie.
AuarisHut-waretTell el-Dab’a30° 47′ 0″ N, 31° 50′ 0″ OWährend der Zweiten Zwischenzeit Hauptstadt der Hyksos.
Pi-RamesseQantir30° 48′ 0″ N, 31° 50′ 0″ OHauptstadt der Ramessiden unter Ramses III.
ImetTell Nabasha30° 51′ 0″ N, 31° 55′ 0″ OEiner der Hauptkultorte der Schlangengöttin Wadjet.
NaukratisNajukeredjKom el-Gieif30° 54′ 0″ N, 30° 35′ 0″ OWichtige griechische Handelsstadt während der Saïtenzeit.
BusirisDjeduAbu Sir Bana30° 55′ 0″ N, 31° 14′ 0″ OWichtiger Kultort des Osiris.
MendesDjedet / AnpetTell ar-Ruba30° 58′ 0″ N, 31° 30′ 0″ OHauptstadt des 16. unterägyptischen Gaues und Landeshauptstadt während der 29. Dynastie.
TanisDjanetSan el-Hagar30° 58′ 0″ N, 31° 52′ 0″ OKönigsresidenz während der 21. Dynastie.
SaïsSa’uSa al-Hagar30° 58′ 0″ N, 30° 46′ 0″ OHauptkultort der Göttin Neith und Landeshauptstadt während der 26. Dynastie (Saïtenzeit).
IseumPer-HebitBehbeit el-Hagar31° 2′ 0″ N, 31° 17′ 0″ OEnthielt wichtige Isis-Kultstätte.
ButoPe und DepTell al-Fara’in31° 12′ 0″ N, 30° 45′ 0″ OHauptkultort der Schlangengöttin Wadjet (Uto).
KanopusPeguati31° 19′ 0″ N, 30° 3′ 0″ OWichtige Hafen- und Handelsstadt der Spätzeit.
Alexandriaal-Iskandariyya31° 12′ 0″ N, 29° 55′ 0″ OVon Alexander dem Großen gegründet, eine der größten und wichtigsten Metropolen der Antike.
Taposiris MagnaAbusir30° 51′ 0″ N, 31° 55′ 0″ OStandort verschiedener Tempel und Pyramiden, überwiegend aus der 5. Dynastie.

Literatur

  • Das Nildelta in der Pharaonenzeit. (= Kemet 3/2006), ISSN 0943-5972
  • Emil Nack: Ägypten und der Vordere Orient im Altertum (= Bibliothek der alten Kulturen). Ueberreuter, Wien/ Heidelberg 1977, ISBN 3-8000-3141-8.
  • Ian Wilson: The Exodus Enigma. Weidenfeld & Nicolson, London 1985, ISBN 0-297-78749-7.

Weblinks

Wikivoyage: Nildelta – Reiseführer
Wiktionary: Nildelta – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Ahmed Saleh (Coordinator): Assessment of the current state of the Nile Basin Reservoir Sedimentation Scheme. (Memento desOriginals vom 9. Oktober 2010 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.nbcbn.com Nile Basin Capacity Building Network ‘NBCBN', 2005
  2. www.citypopulation.de, Central Agency for Public Mobilisation and Statistics Egypt, Schätzung vom 1. Juli 2019. Siehe auch Ägypten#Bevölkerung.
  3. Thomas Kühn: Das Nildelta. In: Gabriele Höber-Kamel (Hrsg.): Kemet. Band 3/2006. Kemet Verlag, 2006, ISSN 0943-5972, S. 6–10.

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Egypt 2010 population density1.png
Autor/Urheber: Giorgiogp2, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Egypt 2010 estimated population density per square kilometer. Data source:http://sedac.ciesin.columbia.edu/gpw/
Nile Delta Surrounding.jpg
Personal drawing, based upon image found in The Exodus Enigma (1985) by Ian Wilson, page 46, London: Wiedenfeld & Nicolson.
Nile delta landsat false color.jpg
Landsat 7 false colour image of the Nile Delta
Lange diercke sachsen afrika nildelta.jpg
Afrika, Nildelta und Landenge von Sues (3 Punkte=Ruine, Dreieck=Pyramide)