Nietzsche-Haus Sils Maria

Nietzsche-Haus, Sils Maria

Im heutigen Museum Nietzsche-Haus in Sils Maria in der Schweiz wohnte der Philosoph Friedrich Nietzsche (1844–1900) in den Sommermonaten der 1880er-Jahre, bis kurz vor seinem geistigen Zusammenbruch im Januar 1889. Das Gebäude ist seit 1960 als Museum eingerichtet.

Geschichte des Hauses

Wohnort Nietzsches

Zarathustra-Stein am Silvaplanersee

Wegen seiner schlechten gesundheitlichen Verfassung gab Nietzsche 1879 seine Professur für klassische Philologie an der Universität Basel auf und bereiste daraufhin europäische Kurorte wie St. Moritz, Nizza, Menton und Rapallo, auf der Suche nach einem günstigeren Klima zur Niederschrift seiner philosophischen Werke. 1881 mietete er in Sils Maria bei Gemeindepräsident Durisch für einen Franken täglich in einem etwa 200-jährigen Haus ein ungeheiztes Zimmer im ersten Stock und bewohnte es in den Sommermonaten dieses Jahres sowie von 1883 bis 1888. Das hochgelegene Sils im Oberengadin bezeichnete er als perla perlissima. In seinem Zimmer, das er seine Höhle nannte[1], korrespondierte er mit Freunden und Familienangehörigen und verfasste folgende Werke: Die fröhliche Wissenschaft, Jenseits von Gut und Böse, Zur Genealogie der Moral, Ecce homo, Der Wille zur Macht, Götzen-Dämmerung oder Wie man mit dem Hammer philosophirt, Der Fall Wagner, Nietzsche contra Wagner. Zu seinem Spätwerk Also sprach Zarathustra und dem damit verbundenen Konzept der Ewigen Wiederkunft wurde er bei einer Wanderung am nahegelegenen Silvaplanersee, «bei einem mächtigen pyramidal aufgethürmten Block unweit Surlei» inspiriert.

Museum

1959 wurde Nietzsches Aufenthaltsort durch Mitglieder der Stiftung Nietzsche-Haus in Sils Maria[2] zu einem Museum umgestaltet und am 25. August 1960 anlässlich des 60. Todestages des Philosophen eröffnet. Das Museum enthält eine der weltweit grössten, mehrsprachigen Sammlungen von Werken über Nietzsche. Die Sammlung umfasst eine Bibliothek mit mittlerweile über 4500 Bänden[3], den Oscar Levy-Raum, benannt nach Oscar Levy, dem ersten Übersetzer Nietzsches ins Englische[4] sowie die 1991 eingerichtete Basler Professorenstube mit dem originalen Mobiliar aus Nietzsches erstem eigenem Haushalt in Basel[5].

Zitat

„Lieber Freund, nun bin ich wieder im Ober-Engadin, zum dritten Male, und wieder fühle ich, daß hier und nirgends anderswo meine rechte Heimat und Brutstätte ist.“

Friedrich Nietzsche[6]

Einzelnachweise

  1. Nietzsche-Zimmer
  2. Stiftung Nietzsche-Haus
  3. Bibliothek im Nietzsche-Haus
  4. Oscar Levy-Raum
  5. Basler Professorenstube
  6. Brief Nietzsches an Carl von Gersdorff, Sils Maria, Ende Juni 1883

Literatur

  • Paul Raabe: Spaziergänge durch Nietzsches Sils-Maria. Arche Verlag, Zürich 1994 (6. Auflage), ISBN 978-3-7160-2182-8.
  • Bodo Plachta: Dichterhäuser in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Reclam Taschenbuch Nr. 20239, 2011. ISBN 978-3-1502-0239-5.

Weblinks

Commons: Nietzsche-Haus Sils Maria – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 46° 25′ 44″ N, 9° 45′ 54″ O; CH1903: 778792 / 144600

Auf dieser Seite verwendete Medien

Nietzsche1882.jpg
Portät Friedrich Nietzsches, 1882; Das zugrunde liegende Original stammt aus einer Serie von 5 Profilfotographien des Naumburger Fotographen Gustav-Adolf Schultze, Anfang September 1882.
La casa di Nietzsche.jpg
Nietzsche's summer home in Sils, now a museum
Nietzsche-Stein 01.jpg
Autor/Urheber: Kuebi = Armin Kübelbeck, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Der Nietzsche-Stein bei Surlej am Silvaplanersee (Oberengadin, Schweiz).