Neuengönna liegt am Ausgang des Gönnertals, 1 km westlich der B 88 im Saaletal zwischen Jena und Dornburg. Durch Neuengönna verläuft die L 2302. Die Stadt Jena liegt ca. 14 km entfernt, und die nächste Autobahn ist die A 4 (16 km südlich). In Porstendorf befindet sich ein Bahnhof der Saalbahn zwischen Großheringen und Saalfeld. Bis 1969 bestand die Bahnstrecke Crossen–Porstendorf, die hier abzweigte.
Das Gemeindegebiet ist geprägt von der Landschaft des mittleren Saaletals. Bei Neuengönna befindet sich der Ausgang des Nerkewitzer Grunds, und unweit davon mündet der Gönnerbach in die Saale. Richtung Westen führt das schmale, bewaldete Tal weiter nach Nerkewitz. In der Saaleaue befinden sich Felder oder Wiesen, und der Flusslauf wird von Bäumen gesäumt.
Östlich von Porstendorf liegt zwischen zwei Saalearmen die Rabeninsel mit einem großen Badesee. Der Westen der Gemeinde besteht aus den beginnenden Höhen der Ilm-Saale-Platte, die hier mit dem Plattenberg eine Höhe von 345 m ü. NN erreicht. Im Norden mündet der Erdengraben von Zimmern kommend ins Saaletal. Daneben liegt der Burgschädel, ein steiler Bergsporn, auf dem sich einst eine Burgstelle befand.
Geschichte
Mittelalter
Die Geschichte Neuengönnas war von Anfang an mit der Entwicklung des benachbarten Porstendorfs (siehe dort) verknüpft. Um 1250 hatten die Mönche des Klosters Pforte die bisherigen Bauerndörfer Porstendorf und Hummelstedt auflösen lassen und die Landbewirtschaftung über ihre Grangie in Porstendorf selbst übernommen. Erst eineinhalb Jahrhunderte später, zu Beginn des 15. Jahrhunderts entschieden sie sich zur Neuanlage einer Bauernsiedlung am Ausgang des Gönnerbachtals. Ob sich dort zuvor eine 1257 erwähnte Kleinsiedlung Parvo Geine (Klein-Gönna) befunden hat, ist umstritten. Durch die Mönche kam es zur Anlegung eines zweizügigen Straßendorfes, dessen Verlauf sich offenbar an den damals wichtigen Verkehrswegen orientierte. Der Neu-Porstendorf und später Neu-Gönna genannte Ort wurde nach neuesten Erkenntnissen bereits 1421/25 urkundlich erwähnt.[2] 1432 erhielt er eine eigene Kirche. Die neu angesiedelten Bauern übernahmen die Bewirtschaftung eines Großteils der Porstendorfer Ländereien. Hierzu zählten auch zahlreiche Weinberge.
Östlich von Neuengönna liegt die vorgeschichtlich bedeutsame Wüstung Hummelstedt.
Weinbau
Neuengönna war jahrhundertelang ein bedeutender Weinort des Mittleren Saaletals. Der Weinbau am Ausgang des Gönnatals bei Porstendorf wurde durch die Mönche des Klosters Pforta im 12. Jahrhundert begonnen und im Jahr 1182 erstmals urkundlich erwähnt. Im 16. Jahrhundert ist von über 70 Hektar Rebfläche in der Gemarkung Neuengönna-Porstendorf auszugehen. Um 1700 waren davon noch 41 Hektar und im Jahr 1799 38 Hektar übrig. Außerdem wurden viele Weinberge in der Zimmerschen und der Stiebritzer Flur von Neuengönnaer Einwohnern bewirtschaftet. Die Weinherstellung stellte bis ins 17. Jahrhundert den Haupterwerb des Dorfes dar, im 18. Jahrhundert wurde sie noch als „bestes Einkommen“ angesehen. Heutzutage werden in der Flur noch zwei Weinberge betrieben. Die alte Bedeutung des Weinbaus wird durch das Motiv des Winzers im Gemeindesiegel sowie durch mehrere Darstellungen an Gebäudefassaden in Erinnerung behalten.[3]
Auf der Rabeninsel befinden sich ein Freibad und ein Campingplatz.
Wirtschaft und Infrastruktur
Die ehemalige Holzmühle in Porstendorf wird heute als Wasserkraftwerk genutzt. Seit 1910 befindet sich in Porstendorf eine Kartonfabrik, die Graukarton herstellt und Altpapier aufbereitet.
Hans Rhode: Die Familien Heyne und Ziege in Neuengönna bei Jena. Stammtafeln und Beinamen vom 17. bis 19. Jahrhundert. In: Zeitschrift für Mitteldeutsche Familiengeschichte. Bd. 53, Nr. 4, 2012, ISSN1864-2624, S. 461–471.
Hans Rhode, Heidrun Rhode: 830 Jahre Weinbau im Gönnatal (1182–2012). Ein Beitrag zur Geschichte des Weinbaus in den Gemeinden Hainichen, Lehesten, Neuengönna und Zimmern nördlich von Jena. H. Rhode, Stiebritz 2012, ISBN 978-3-00-038902-3.
Anne Fuchs: Bauernwiderstand und Landesteilung im spätmittelalterlichen Thüringen. Der Rechtsstreit um die Gerichtsbarkeit in Neuengönna und Porstendorf in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. In: Zeitschrift für Thüringische Geschichte. Bd. 64, 2010, S. 101–132.
↑Andrei Zahn: Die Einwohner der Ämter Burgau, Camburg und Dornburg. Ein Beteregister aus der Zeit um 1421–1425 (= Schriftenreihe der AMF. 55, ZDB-ID 2380765-9). Als Manuskript gedruckt. Arbeitsgemeinschaft für Mitteldeutsche Familienforschung, Mannheim 1998.
↑Hans Rhode, Heidrun Rhode: Zur Geschichte des Weinbaus im Gönnatal. In: Zwischen Saale und Ilm. Vom Leben auf der Saale-Ilm-Platte im Wandel der Zeiten von einst bis jetzt. Bd. 2, 2010, ZDB-ID 2682264-7, S. 23–52.
↑Detlef Ignasiak: An der Saale und im Holzland. Ein kulturhistorischer Führer durch die Umgebung der Universitätsstadt Jena. quartus-Verlag, Jena 1997, ISBN 3-931505-17-0.