Neomycet

Als einen Neomyceten (Plur. die Neomyceten) bezeichnet man einen Pilz, der mit direkter oder indirekter menschlicher Unterstützung nach 1492 in ein Gebiet gelangte, in dem er zuvor nicht heimisch war oder der dort unter anthropogenem Einfluss entstanden ist.

1492 gilt als zeitliche Trennlinie zwischen Archäomyceten und Neomyceten, weil mit dem Anlegen der Santa Maria auf den Antillen ein weltumspannender Austausch von Menschen und Gütern begann, der in seiner Dimension ohne historische Vorbilder ist. Manche Autoren ziehen die Grenze allerdings nicht bei 1492, sondern bei 1500, ohne dass sich daraus allerdings unterschiedliche Zuordnungen von eingeführten Pilzen in Archäomyceten und Neomyceten ergeben. Von dieser Aufhebung von räumlich trennenden Barrieren waren vor allem Afrika, Amerika, Asien und Europa betroffen. Für Australien und Neuseeland verwenden Autoren gelegentlich den Beginn der Kolonisierung als Trennlinien zwischen Neu- und Altankömmlingen.

Situation nach Ländern

Neomyceten in der Schweiz

Bis 2016 wurden in der Schweiz 283 Pilzarten als Neomyceten identifiziert. Insbesondere wurden nachgewiesen:[1]

  • Batrachochytrium dendrobatidis (auch als Chytridpilz bekannt) und Batrachochytrium salamandrivorans, Auslöser der Chytridiomykose (Amphibiensterben).[2]
  • Clathrus archeri (auch als Tintenfischpilz bekannt), ein als harmlos eingestufter Pilz.[2]
  • Clitocybe amoenolens (auch als Parfümierter Trichterling bekannt), ein giftiger Pilz der mit Speisepilzen verwechselt werden kann.[2]
  • Ceratocystis ulmi (auch als Holländische Ulmenkrankheit bekannt), ein Auslöser des Ulmensterbens.[3]
  • Cryphonectria parasitica, ein Auslöser des Kastanienrindenkrebs[2]
  • Hymenoscyphus fraxineus (auch als Falsches Weißes Stängelbecherchen bekannt), ein Auslöser des Eschentriebsterbens.[2]
  • Phytophthora infestans (auch als Kartoffelfäule bekannt), ein langjährig bekannter Schadpilz.[2]

Bekannte Arten

Siehe auch

Literatur

  • Ingo Kowarik: Biologische Invasionen. Neophyten und Neozoen in Mitteleuropa. Ulmer, Stuttgart 2003, ISBN 3-8001-3924-3
  • David Theodoropoulos: Invasion Biology: Critique of a Pseudoscience. Avvar Books, Blythe, California 2003, ISBN 0-9708504-1-7

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ludwig Beenken, Beatrice Senn-Irlet Neomyceten in der Schweiz , Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL), 2016, ISSN 2296-3456 (online-PDF) (Memento vom 20. Juli 2019 im Internet Archive)
  2. a b c d e f WSL, SwissFungi: Neomyceten (Memento vom 20. Juli 2019 im Internet Archive)
  3. WSL, Invasive alien species in Switzerland, Factsheets, Federal Office for the Environment (FOEN), Ceratocystis ulmi (online-PDF) (Memento vom 20. Juli 2019 im Internet Archive)