Negazione

Negazione


Negazione live in Hanau, 1988
Allgemeine Informationen
HerkunftTurin, Italien
Genre(s)Hardcore Punk, Thrash Metal
Gründung1983
Auflösung1992
Websitewww.negazione.com
Gründungsmitglieder
Guido „Zazzo“ Sassola
Roberto „Tax“ Farano
Marco Mathieu († 2021)
Orlando Furioso (1983–1984)
Letzte Besetzung
Guido „Zazzo“ Sassola
Roberto „Tax“ Farano
Marco Mathieu
Massimo Ferrusi (seit 1991)
Ehemalige Mitglieder
Michele D’Alessio (1984–1985)
Fabrizio Fiegl (1985–1988, † 2011)
Rowdy James (1988–1989)
Elvin Betty (1989–1990)
Giovanni „Jeff“ Pellino (1990–1991)

Negazione waren eine italienische Hardcore-Punk-Band aus Turin, die von 1983 bis 1992 aktiv war. Die Band erspielte sich eine ausgezeichnete Live-Reputation und gilt als eine der wichtigsten und einflussreichsten europäischen Hardcore-Bands.[1][2] Ihre EP Tutti Pazzi und das Album Lo Spirito Continua zählen zu den Klassikern des Genres.[3][4]

Geschichte

1983 verließen Roberto „Tax“ Farano (Gitarre) und Orlando Furioso (Schlagzeug) ihre Band 5° Braccio und gründeten mit Guido „Zazzo“ Sassola (Gesang) und Marco Mathieu (Bass), die zuvor bei AntiStato gespielt hatten, Negazione.[5]

Negazione gehörten mit Bands wie Declino (bei denen Farano Schlagzeug spielte), Raw Power und Cheetah Chrome Motherfuckers zur ersten Generation italienischer Hardcore-Bands. Vom US-amerikanischen Hardcore beeinflusst, waren diese italienischen Bands die ersten europäischen Punk-Bands außerhalb Englands, die ihre Musik schneller und extremer spielten, textlich und in ihrer Haltung radikaler und politischer waren und sich auch modisch deutlich von den traditionellen Punks unterschieden.[6] Obwohl Negaziones Texte oft persönlicher Natur waren, verstand sich die Band, besonders in den Anfangsjahren, als politische Band. Sie unterstützten die Hausbesetzer-Szene und die Bandmitglieder wohnten teilweise in besetzten Häusern.[7]

Noch 1983 veröffentlichten Negazione ihre ersten Lieder. Auf dem Tape-Sampler L'Incubo Continua von Disforia Tapes erscheinen 6 Stücke.[8]

Bereits Anfang 1984 verließ Schlagzeuger Furioso die Band und wurde durch Michele D’Alessio ersetzt. Mit ihm nahm die Band die Songs für Mucchio Selvaggio auf. Das Split-Tape mit Declino wurde im August 1984 von Ossa Rotte Tapes veröffentlicht.[9] Die Band begann erste Konzerte außerhalb Italiens zu geben und trat in Deutschland, Dänemark und den Niederlanden auf.

Nachdem Negazione mit D’Alessio 1985 ihre erste EP Tutti Pazzi aufgenommen hatten, wechselte die Band ein weiteres Mal den Schlagzeuger und Fabrizio Fiegl (zuvor Schlagzeuger bei Upset Noise) stieß zu Band. Die Band hielt sich 1985 vorwiegend in Amsterdam auf, wo sie auch ihre zweite EP Condanati a morte nel vostro quieto vivere aufnahm. Negazione touren durch Italien, die Niederlande, Deutschland, Dänemark und Spanien.[5]

Anfang 1986 veröffentlichte das englische Label Children of the Revolution Records das Mucchio Selvaggio Tape als Vinyl-LP. Negazione nahmen in Amsterdam ihr erstes Album Lo Spirito Continua auf. Wie auch schon die Condanati a morte... EP wurde das Album von Dolf Planteijdt produziert. In Europa wurde die Platte vom holländischen Label Konkurrel und in den USA von Mordam Records veröffentlicht. Lo Spirito Continua wurde 2012 von der italienischen Ausgabe des Rolling Stone in die Liste der "100 Besten italienischen Alben" aufgenommen[10], der Kritiker Massimiliano Osini nennt die Platte "eines der besten Alben des italienischen Rock".[11] Negazione touren fast ununterbrochen durch ganz Westeuropa und erstmals auch England. 1987 veröffentlichte das kalifornische Label New Beginning Records die EP Nightmare. Die Lieder auf Nightmare sind dieselben wie auf Condanati a morte..., lediglich der Song Ancora Qui wurde durch eine Liveversion von Tutti Pazzi ersetzt.

Beim deutschen Label We Bite Records erschien 1988 das Folgealbum Little Dreamer. Es wurde von Theo van Rock, dem späteren langjährigen Live- und Studioproduzenten der Rollins Band, produziert. Nach den Aufnahmen zu Little Dreamer verließ abermals ein Schlagzeuger die Band und Rowdy James, der Schlagzeuger der niederländischen Band Pandemonium, nahm kurzfristig Fiegls Platz ein. Theo van Rock war auch der Sound-Engineer der niederländischen Band Gore, und mit dieser gingen Negazione im Winter 1988/89 auf Europatournee.[12]

Nach der Tournee ersetzte Elvin Betty den Interims-Schlagzeuger James. Mit Betty nahmen Negazione im April 1989 die EP Behind The Door und die Single Sempre In Bilico auf, die beide von Van Rock produziert und von We Bite veröffentlicht wurden. We Bite veröffentlichten im selben Jahr das Kompilationsalbum Wild Bunch (englisch für Mucchio Selvaggio), auf dem die Songs von Mucchio Selvaggio, Tutti Pazzi und Condanati a morte... enthalten waren. Nach knapp einem Jahr verlässt Elvin Betty die Band wieder, und Negazione finden in Giovanni „Jeff“ Pellino einen neuen Schlagzeuger.

Mit Pellino am Schlagzeug entsteht 1990 100%, das letzte Negazione-Album. Wiederum von Van Rock produziert, erschien die Platte in Europa und den USA auf We Bite Records, in Italien allerdings wurde sie von Godhead veröffentlicht. Godheat brachten auch eine einseitig bespielte Promo-Single heraus, auf der Negazione I think I see the Light von Cat Stevens covern.[13] I think I see the Light ist auch als Bonustrack auf der CD-Version von 100% enthalten. Negazione absolvieren zusammen mit der kanadischen Hardcoreband D.O.A. eine 30 Konzerte umfassende Tournee durch die Vereinigten Staaten.[14]

1991 wechseln Negazione ein letztes Mal den Schlagzeuger, Massimo Ferrusi (vorher bei den Stinki Rats und Indigesti) ersetzte Jeff Pellino. Im September des Jahres spielten Negazione als Vorgruppe von AC/DC und Metallica vor 45.000 Zuschauern bei Monsters of Rock in Modena.[5]

Nach neun Jahren und knapp 1000 Konzerten lösten Negazione sich 1992 auf.[14] Die Band war zu bekannt geworden, um weiterhin independent zu arbeiten, bei einem Major-Label zu unterschreiben lehnten die Musiker allerdings, trotz verschiedener Angebote, ab.[15] Da es zudem vermehrt zu persönlichen Auseinandersetzungen innerhalb der Band kam, beschlossen Sassola, Farano und Mathieu das Kapitel Negazione zu beenden und gaben 19. Juli 1992 ihr Abschiedskonzert.[5]

Nach dem Ende der Band

Gitarrist Roberto Farrano schloss sich nach der Auflösung von Negazione der italienischen Band Fluxus an. Mit Schlagzeuger Massimo Ferrusi gründete er 1996 die Band Angeli. Farano spielte Gitarre und übernahm den Gesang. Er schrieb sämtliche Musik und Texte für Angeli, die sich 1999, nach der Veröffentlichung von zwei Alben, wieder auflösten.[16] Seit 2002 betreibt er die offizielle Webseite Negazione.com.

Sänger Guido Sassola spielte nach Negazione kurzzeitig bei den Peggio Punx.[17]

Bassist Marco Mathieu wandte sich dem Journalismus zu. Er schreibt heute unter anderem für La Repubblica und hat mehrere Bücher veröffentlicht.[18] Am 15. Juli 2017 verunglückte Mathieu bei einem Verkehrsunfall in Rom. Der zum Zeitpunkt des Unfalls 53-Jährige lag daraufhin mehrere Jahre im Koma.[19] Anlässlich des 55. Geburtstags Mathieus veröffentlichte Roberto Farrano mit dem Gitarrist Paolo Spaccamonti am 6. März 2019 die 10'' EP Young till I die, die dem gemeinsamen Freund gewidmet ist.[20] An der Entstehung der Platte beteiligten sich weitere Freunde Mathieus, so der Grafiker Deemo, der die Cover der frühen Negazione-Veröffentlichungen gestaltete und der Fotograf Vittorio Catti, der ebenfalls bereits während der aktiven Zeit Negaziones mit der Band zusammenarbeitete. Die Platte enthält neben dem in Gedenken an Mathieu entstandenem Titelsong, auch eine Neuinterpretation des Negazione-Songs Lo Spirito Continua, den Mathieu und Farrano gemeinsam geschrieben haben.[21] Marco Mathieu verstarb am 24. Dezember 2021.[22][23]

Schlagzeuger Fabrizio Fiegl war nach seiner Zeit bei Negazione als DJ Fabri in der Reggae/Dance-Hall-Scene aktiv und war Mitglied der Gruppe Camels In Effect. Er verstarb 2011 als Folge eines Herzinfarkts.[24] Er hinterließ seine Frau und einen Sohn.[25]

Schlagzeuger Giovanni Pellino feierte, nachdem er Negazione verlassen hatte, unter dem Pseudonym Neffa Erfolge als Rapper und Popmusiker.

2002 veröffentlichte das italienische Label V2 Records die Best-of-CD Tutti Pazzi - Negazione 1983–92.

Negazione (Sassola, Farano und Mathieu) veröffentlichten 2012 Il giorno del sole, ein Buch in dem sie in Fotos und Texten die Geschichte der Band von 1984 bis 1988 erzählen. Dem Buch lag eine Best-of-CD mit Liedern aus dieser Periode bei.

2017 bringt das italienische Label Contempo Records das Box-Set La Nostra Vita. Es enthält Vinyl-Nachpressungen der EPs Tutti Pazzi, Condanati a morte..., Sempre in bilico und Behind the door sowie der Alben Lo Spirito Continua, Little Dreamer und 100%. Des Weiteren sind in der Box ein Tape mit den Liedern von Mucchio Selvaggio, ein T-Shirt, ein großformatiges Booklet mit Liner-Notes und Fotos sowie ein Poster enthalten.[26]

Ebenfalls 2017 veröffentlichten Negazione ihre komplette Diskografie in digitaler Form auf der Musikplattform Bandcamp, welch alle offiziellen Veröffentlichungen der Band enthält. In der Folgezeit erweiterte die Band diese Veröffentlichung um eine Radiosession des Turiner Senders Radio Populare aus dem Jahre 1987, eine Kompilation von Aufnahmen in der Erstbesetzung mit Schlagzeuger Orlando Furioso, die 1983 entstanden, sowie mehrere Livemitschnitte ganzer Konzerte, aufgenommen unter anderem in Paris, Birmingham, Grenoble und Eindhoven.

Diskografie

Alben

  • 1984: Mucchio Selvaggio (Ossa Rotte Tapes, Split-Tape mit Declino)
  • 1986: Lo Spirito Continua (Konkurrel)
  • 1988: Little Dreamer (We Bite Records)
  • 1990: 100% (We Bite Records)

EPs und Singles

  • 1985: Tutti Pazzi (Negazione Selbstverlag)
  • 1985: Condannati a morte nel vostro quieto vivere (Negazione Selbstverlag)
  • 1989: Sempre in bilico (We Bite Records)
  • 1989: Behind the door (We Bite Records)
  • 1990: I Think I See the Light (Godhead Records, Promo, one-sided)
  • 2019: Roberto Tax Farano & Paolo Spaccamonti Young Till I Die / Lo Spirito Continua (Escape From Today Records) Die Platte ist Marco Mathieu gewidmet, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung seit 17 Monaten im Koma lag.

Kompilationen

  • 1987: Nightmare (New Beginning Records)
  • 1989: Wild Bunch - The Early Days (We Bite Records)
  • 2002: Tutti pazzi 1983–1992 (V2 Records)
  • 2012: Il giorno del sole (Shake Edizioni, Buch mit CD, ISBN 978-88-97109-24-2)
  • 2017: La Nostra Vita (Contempo Records, Box-Set)
  • 2017: Digital Discography (Negazione Selbstverlag, digitale Veröffentlichung)

Samplerbeiträge

  • 1983: L'incubo continua (Disforia Tapes)
  • 1984: International P.E.A.C.E. Benefit Compilation (R Radical Records)
  • 1986: Emma (M.A. Draje Records)
  • 1995: We Bite Records 100 (We Bite Records)
  • 1995: Hate / Love (SOA Records)
  • 1995: Network of Friends (Social Bomb Records)
  • 1998: Network of Friends Vol. 2 (Plastic Bomb Records)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Negazione: la storia di un gruppo hardcore (punk) da Torino alla conquista del mondo. Huffington Post, 17. November 2012, abgerufen am 22. Juni 2017 (italienisch).
  2. Nico Segantin: Negazione. Il mio primo concerto. Penguins Love To Rock, 16. Februar 2012, abgerufen am 22. Juni 2017 (italienisch).
  3. Negazione - Lo Spirito Continua. DeBaser, 6. Juni 2005, abgerufen am 22. Juni 2017 (italienisch).
  4. Lorenzo Mortai: Negazione - Tutti Pazzi. Rock & Metal in My Blood, 31. Mai 2017, abgerufen am 22. Juni 2017 (italienisch).
  5. a b c d Roberto Farano: Storia. auf Negazione.com, abgerufen am 21. Juni 2017 (italienisch).
  6. Martin Büsser: Fuck Fashion. In: If the Kids are United - Vom Punk zum Hardcore und zurück. Dreieck Verlag, Mainz 1995, ISBN 978-3-930559-19-0, S. 22.
  7. Brob Tilt: Negazione Interview. In: Tilt! Fanzine. Nr. 3. Brob Tilt Selbstverlag, Ypern 1987 (wordpress.com).
  8. L'Incubo Continua. auf Discogs, abgerufen am 21. Juni 2017.
  9. Mucchio Selvaggio. auf Discogs, abgerufen am 21. Juni 2017.
  10. Mordac: 100 dischi Italiani più belli di sempre secondo Rolling Stone. La Musica Rock, 6. Februar 2012, abgerufen am 22. Juni 2017 (italienisch).
  11. Massimiliano Osini: Negazione. The History of Rock, abgerufen am 22. Juni 2017 (italienisch).
  12. In the Name of Rotten, Evil & Gore. semioffizielle, von der Band autorisierte Gore-Webpage, abgerufen am 21. Juni 2017.
  13. I Think I See The Light. auf Discogs, abgerufen am 21. Juni 2017.
  14. a b Daniele Zennaro: Intervista Marco Mathieu/Negazione. The New Noise, 27. Mai 2013, abgerufen am 22. Juni 2017 (italienisch).
  15. Antonio Pane: Intervista Roberto Farano/Negazione. Metallized, 27. Februar 2007, abgerufen am 22. Juni 2017 (italienisch).
  16. Giuseppe Galato: Riscopriamoli: Angeli - Voglio di più. WhipArt, 25. Januar 2010, abgerufen am 2. Juli 2017 (italienisch).
  17. Mystery Flame: Intervista Guido Sassola/Negazione. Rockerilla, 1. Oktober 2012, abgerufen am 22. Juni 2017 (italienisch).
  18. Protagonisti: Marco Mathieu. Le Republica, abgerufen am 21. Juni 2017.
  19. Grave incidente in scooter per Marco Mathieu: è in coma. In: Torino Today. 16. Juli 2017, abgerufen am 12. November 2018 (italienisch).
  20. Young Till I Die. auf Discogs, abgerufen am 7. März 2019.
  21. Ascolta in anteprima il disco di Paolo Spaccamonti e Roberto Tax Farano per Marco Mathieu. In: Rumore Magazine. 5. März 2019, abgerufen am 7. März 2019 (italienisch).
  22. Verstorben. In: Ox-Fanzine. Nr. 161, April 2022, S. 5.
  23. Fabrzio Turco: Marco Mathieu , la comunità granata in lutto per la sua scomparsa. In: La Repubblica. 24. Dezember 2021, abgerufen am 24. Dezember 2021 (italienisch).
  24. Nico Segantin: R.I.P. Fabrizio Fiegl, storico drummer dei Negazione. Penguins Love To Rock, 20. Juli 2011, abgerufen am 22. Juni 2017 (italienisch).
  25. Negazione Drummer Fabrizio Fiegl gestorben. (Nicht mehr online verfügbar.) Plastic Bomb, 19. Juli 2011, archiviert vom Original am 9. Februar 2018; abgerufen am 22. Juni 2017.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www2.plastic-bomb.eu
  26. Heintz Zaccagnini: Recensione: La Nostra Vita. True Metal, 29. April 2017, abgerufen am 22. Juni 2017 (italienisch).

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