Natriumtetraborat

Kristallstruktur
Borax
_ Na+ 0 _ B3+0 _ O2−0 _ H+
Allgemeines
NameNatriumtetraborat
Andere Namen
  • Dinatriumtetraborat
  • Borax
  • E 285[1]
  • Tetrabordinatriumheptaoxid
  • calcinierter Borax (Anhydrat)[2]
  • Orthoborsäure-Natriumsalz
VerhältnisformelNa2B4O7
Kurzbeschreibung

farbloser geruchloser Feststoff[3]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
PubChem10219853
ChemSpider8395345
WikidataQ5319
Eigenschaften
Molare Masse201,22 g·mol−1
Aggregatzustand

fest[3]

Dichte
  • 2,37 g·cm−3[3]
  • 1,815 g·cm−3 (Pentahydrat)[4]
  • 1,72 g·cm−3 (Decahydrat)[5]
Schmelzpunkt
  • 75 °C (Decahydrat)[3]
  • 742 °C (wasserfrei)[3]
Siedepunkt

1575 °C (Zersetzung)[6]

Dampfdruck

7,3 hPa (1200 °C)[6]

Löslichkeit
  • wenig in Wasser (25,6 g·l−1 bei 20 °C, wasserfrei)[3]
  • löslich in Wasser (51,4 g·l−1 bei 20 °C, Decahydrat)[5]
Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (CLP),[7] ggf. erweitert[3]
GefahrensymbolGefahrensymbol

Gefahr

H- und P-SätzeH: 360FD​‐​319
P: 201​‐​305+351+338​‐​308+313 [3]
Zulassungs­verfahren unter REACH

besonders besorgnis­erregend: fortpflanzungs­gefährdend (CMR)[8]

MAK

Schweiz: 0,8 mg·m−3 (gemessen als einatembarer Staub)[9]

Toxikologische Daten

2660 mg·kg−1 (LD50Ratteoral)[3]

Thermodynamische Eigenschaften
ΔHf0

−3291,1 kJ/mol[10]

Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Natriumtetraborat ist eine chemische Verbindung des Natriums aus der Gruppe der Borate.

Vorkommen

Natriumtetraborat kommt natürlich in Form der Minerale Borax (Decahydrat), Tincalconit (Pentahydrat) und Kernit (Tetrahydrat) vor.[11] Es kommt auch als Bestandteil von Salzsolen (z. B. im Searles-See in Kalifornien) vor.[2]

Gewinnung und Darstellung

Natriumtetraborat-Anhydrat kann durch Entwässerung der Hydrate in zwei Schritten (Calcinieren und anschließendes Schmelzen) gewonnen werden. Schnelles Abkühlen ergibt ein amorphes Produkt, beim langsamen Abkühlen entsteht die α-Form (rhombische Kristalle).[2]

Eigenschaften

Natriumtetraborat ist ein farbloser geruchloser Feststoff, der wenig löslich in Wasser ist. Er zersetzt sich bei Erhitzung über 1575 °C, wobei sich Boroxid und Natriumoxid bilden.[3] Das Decahydrat gibt bei 75 °C Kristallwasser ab[5] und löst sich bei raschem Erhitzen im eigenen Kristallwasser auf. Bei langsamem Erhitzen verliert es einen Teil seines Kristallwassers und bildet ein Pentahydrat. Bei etwa 400 °C spaltet diese weiteres Kristallwasser ab und man erhält wasserfreies Natriumtetraborat.[12] Bei der Entwässerung können insgesamt zehn mol Wasser abgespalten werden. Acht stammen aus dem Kristallwasser, zwei aus dem [B4O5(OH)4]2−-Anion. Dieses Anion kennt man erst seit Aufklärung der Kristallstruktur Mitte des 20. Jahrhunderts.[13] Erhitzt man dieses wiederum weiter, schmilzt es ab 742 °C zu einer glasartigen Schmelze.

In dieser Schmelze lösen sich zahlreiche Metalloxide unter der Bildung charakteristischer Färbungen und bilden nach dem Abkühlen eine glasige Perle (Boraxperle). Mineralsäuren setzen Borsäure aus Natriumtetraborat frei.[12] Das Tetrahydrat kann durch Erwärmen eines Gemisches aus gleichen Teilen von Natriumtetraborat-Pentahydrats und Natriumtetraborat-Decahydrat auf 120 °C gewonnen werden.[14] Das Anhydrat hat eine trikline Kristallstruktur mit der Raumgruppe P1 (Raumgruppen-Nr. 2)Vorlage:Raumgruppe/2, das Pentahydrat eine trigonale Kristallstruktur mit der Raumgruppe R3 (Raumgruppen-Nr. 146)Vorlage:Raumgruppe/146 und das Decahydrat eine monokline Kristallstruktur mit der Raumgruppe C2/c (Raumgruppen-Nr. 15)Vorlage:Raumgruppe/15.[4]

Beim Lösen in Wasser bildet sich jeweils Borsäure.[15]

Verwendung

Natriumtetraborat wird als Flussmittel beim Hartlöten und als Holzschutzmittel gegen Pilz- und Insektenbefall eingesetzt. Es ist in Seifen und Pudern gegen fettige Haut, Bleichcremes und verschiedenen Hautpflegemitteln enthalten. Es wird zur Herstellung von Gläsern, Glasfaserisolierungen, Glasfasermatten, Emaille, Borsäure und Natriumperborat verwendet. Ferner für Glasuren, zum Steifen von Geweben und als Flammschutzausrüstung von Holz und Textilien eingesetzt.[3]

Toxikologie

Natriumtetraborat wird aufgrund seiner Reproduktionstoxizität seit Juni 2010 als Substance of Very High Concern eingestuft.[8]

Einzelnachweise

  1. Eintrag zu E 285: Sodium tetraborate (borax) in der Europäischen Datenbank für Lebensmittelzusatzstoffe, abgerufen am 27. Juni 2020.
  2. a b c Franz v Bruchhausen, Siegfried Ebel, Eberhard Hackenthal, Ulrike Holzgrabe: Hagers Handbuch der Pharmazeutischen Praxis: Folgeband 5: Stoffe L-Z. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-642-58388-9, S. 299 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. a b c d e f g h i j k Eintrag zu Natriumtetraborat in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 8. Januar 2018. (JavaScript erforderlich)
  4. a b Jean de Ans, Ellen Lax: Taschenbuch für Chemiker Und Physiker: Band 3: Elemente, Anorganische … Springer DE, 1998, ISBN 3-540-60035-3, S. 602 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. a b c Datenblatt di-Natriumtetraborat-Decahydrat (PDF) bei Merck, abgerufen am 27. November 2012.
  6. a b Datenblatt di-Natriumtetraborat (PDF) bei Merck, abgerufen am 27. November 2012.
  7. Eintrag zu Disodium tetraborate, anhydrous im Classification and Labelling Inventory der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), abgerufen am 1. August 2016. Hersteller bzw. Inverkehrbringer können die harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung erweitern.
  8. a b Eintrag in der SVHC-Liste der Europäischen Chemikalienagentur, abgerufen am 18. Oktober 2015.
  9. Schweizerische Unfallversicherungsanstalt (Suva): Grenzwerte – Aktuelle MAK- und BAT-Werte (Suche nach 7440-42-8), abgerufen am 21. Dezember 2019.
  10. David R. Lide (Hrsg.): CRC Handbook of Chemistry and Physics. 90. Auflage. (Internet-Version: 2010), CRC Press/Taylor and Francis, Boca Raton, FL, Standard Thermodynamic Properties of Chemical Substances, S. 5-6.
  11. mindat.org: Search Minerals By Chemistry
  12. a b Seilnacht: Borax
  13. N. Morimoto, Mineral J. (Sapporo) 2 (1956) 1. Chem. Abstr. 52 (1958) 12687
  14. Georg Brauer (Hrsg.), unter Mitarbeit von Marianne Baudler u. a.: Handbuch der Präparativen Anorganischen Chemie. 3., umgearbeitete Auflage. Band II, Ferdinand Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-87813-3, S. 809.
  15. europa.eu: Annex XV Dossier von Dinatriumtetraborat, wasserfrei (PDF; 363 kB)

Auf dieser Seite verwendete Medien

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Globales Harmonisiertes System zur Einstufung und Kennzeichnung von Chemikalien (GHS) Piktogramm für gesundheitsgefährdende Stoffe.
Borax-unit-cell-3D-balls.png

Ball-and-stick model of the unit cell of borax ("sodium tetraborate decahydrate"), Na2B4O7·10H2O, better described as Na2[B4O5(OH)4]·8H2O. Boron is pink, oxygen is red, hydrogen is white, and sodium is lilac. The structure includes 8 water molecules for each tetraborate anion (not shown, for clarity).

Neutron diffraction data from H. A. Levy and G. C. Lisensky (December 1978). "Crystal structures of sodium sulfate decahydrate (Glauber's salt) and sodium tetraborate decahydrate (borax). Redetermination by neutron diffraction". Acta. Cryst. B 34 (12): 3502-3510. DOI:10.1107/S0567740878011504.

The anion's formula is [ B4O5(OH)42- ]. A refined structure was published in

G. J. Gainsford, T. Kemmitt and C. Higham (2008): "Redetermination of the borax structure from laboratory X-ray data at 145 K". Acta Crystallographica Series E (Inorganic Compounds), volume E64, pages i24-i25. doi:10.1107/S1600536808010441

According to this source, each sodium ion is surrounded by 6 water molecules, 4 of which are shared with 4 other sodium cations, forming zigzag chains.