Natias Neutert

Natias Neutert, 2010 porträtiert von Nic Frechen

Natias Neutert (* 1941 in Neusalz an der Oder, Deutsches Reich)[1] ist ein deutscher Künstler und Autor von Sachbüchern. Von der Zeit wurde er 1988 als „ein Zauberer, ein Aktionist, Performer, Schreiber, ein poetischer, gescheiter Zeitgenosse, und auch ein Zeichner“ beschrieben.[2] Er lebt in Hamburg.[3] Zu den weiteren Wirkungsstätten in seiner Biografie zählen u. a. auch New York, Berlin und Quickborn.[4]

Leben und Werk

Neutert wurde 1941 in Niederschlesien in der damals noch deutschen Stadt Neusalz an der Oder geboren. Er absolvierte erst eine Lehre als graphischer Zeichner und schrieb sich anschließend zum Studium ein: in Hamburg für Philosophie und Literaturwissenschaft an der UHH und für Kunstgeschichte an der Hochschule für bildende Künste Hamburg (HfbK) sowie am Franz-Mehring-Institut der damaligen Karl-Marx-Universität Leipzig, das für die Ausbildung von Lehrern für das marxistisch-leninistische Grundlagenstudium zuständig war.[1]

Er drehte Mitte der 1960er Jahre den zweieinhalb Minuten kurzen Experimentalfilm Noch und Nöcher, der u. a. auf dem Internationalen Forum des Jungen Films und beim Münchner Filmfest gezeigt wurde. Er gehörte zu den Gästen des Hamburger Szenelokals Die Palette, wo sich am „Vorabend der 68er-Revolte“ jene trafen, die „gegen den Lebensstil im Nachkriegsdeutschland rebellierten“[5] und dem Hubert Fichte mit seinem Roman Die Palette literarisch ein Denkmal setzte.

Später betätigte er sich als Zauberer. Im Zuge dieser Tätigkeit veröffentlichte er im Rowohlt Verlag 1976 das Buch 100 Tricks und Zaubereien, das in den Folgejahren mehrfach neu aufgelegt wurde – zuletzt 1993 in der 10. Auflage. Anfang der 1980er Jahre folgte englischsprachig bei Angus & Robertson das ebenfalls der Zauberei gewidmete Buch You can make magic. Eine Abbildung von ihm als „Zaubertramp“ erschien auf der Titelseite der Zeitschrift Yps.[6] Als „Klaun“ war er 1982 Studiogast von Joachim Fuchsberger in der Sendung Heut’ abend.[7]

Ein-Mensch-Theater: Natias Neutert 1982 in der Arena (Wien)

Für den Zeitraum von 1982 bis 1985 ist Neutert (als „Natias Neubert“) in der Filmdatenbank IMDb mit vier Beiträgen gelistet, darunter einer Rolle in dem Spielfilm Die wilden Fünfziger.

Im Jahr 1988 führte er im Rahmen einer Performance in der Hamburger Kunsthalle gemeinsam mit Adrian Wolf die Komposition Sympathie für Piano und Pumpe auf. Als weitere Aufführungsorte wurden Heidelberg, der Kölner Kunstverein und das Münchner Lenbachhaus genannt.[8]

Er betätigte sich auch als Übersetzer von Gottfried Benn ins Englische[9] und veröffentlichte 2019 die Monographie Lady Dada über Hannah Höch.

Im Dezember 2019 fand in der Galerie und Verlag St. Gertrude in Hamburg die Ausstellung Blickbeute statt, die mit „Collagen, Zeichnungen sowie Entwürfen und Fotos von Performances eine erste größere Übersicht aus dem bildnerischen Schaffen des Künstlers“ darstellen sollte.[10] Im Oktober 2020 folgte beim Kunstverein Quickborn die Einzelausstellung Eräugnisse.[11]

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • 100 Tricks und Zaubereien. Rowohlt, Reinbek 1976 (10. Auflage 1993), ISBN 3-499-20119-4
  • You can make magic. Angus & Robertson, London/Canberra 1982, ISBN 0-207-14843-0.
  • Wo sind wir, wenn wir im Bilde sind? Über Differenziale der Einbildungskraft. Essay, Lilienstaub & Schmidt, Berlin 2014, ISBN 978-3-945003-98-5
  • Lady Dada. Essays über die Bild(er)finderin Hannah Höch. Lilienstaub & Schmidt, Berlin 2019, ISBN 978-3-945003-45-9

Weblinks

Commons: Natias Neutert – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Andrei Doultsev: »Die Bezeichnung ›Lady Dada‹ ist als Kompliment gemeint«. In: jungewelt.de. 26. September 2020, archiviert vom Original am 27. September 2020; abgerufen am 14. April 2021.
  2. Manfred Sack: Musikalische Performance: Piano und Pumpe. In: zeit.de. 30. September 1988, archiviert vom Original am 19. Juni 2013; abgerufen am 14. April 2021.
  3. Melissa Körner: Hund aus Hamburg: „Gino“ macht eine Entdeckung, die sein Herrchen erfreut. In: mopo.de. 3. August 2020, abgerufen am 14. April 2021.
  4. Natascha Thölen: Vernissage mit Natias Neutert: Das ist der neue Hotspot der Kunstszene in Quickborn. In: shz.de. 4. Oktober 2020, abgerufen am 14. April 2021.
  5. Christoph Twickel: »Spuck’s aus, Dichter!« In: zeit.de. 2. Oktober 2016, archiviert vom Original am 11. Oktober 2016; abgerufen am 15. Februar 2022.
  6. "Zaubertramp" Natias Neutert (Yps Gimmick 218 – 222). In: comicforum.de. 19. September 2014, abgerufen am 14. April 2021.
  7. Diese Woche im Fernsehen Dienstag, 3. 8. In: Der Spiegel. 1. August 1982, abgerufen am 14. April 2021.
  8. Konzert mit Fahrradpumpe. In: Der Spiegel. 18. September 1988, abgerufen am 14. April 2021.
  9. Heute in den Feuilletons: „Spirit of the Blitz“. In: Der Spiegel. 7. Juli 2006, abgerufen am 14. April 2021.
  10. Tipps: Vernissage „Blickbeute“ mit Natias Neutert. In: welt.de. 12. Januar 2019, abgerufen am 14. April 2021.
  11. Ausstellung „Eräugnisse“ mit Werken von Natias Neutert. In: stadtmagazin-mobil.de. 25. September 2020, abgerufen am 14. April 2021.

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If.neutert.jpg
Autor/Urheber: Nic Frechen, Lizenz: CC BY-SA 3.0
The German poet, philosophical essayist, performance artist Natias Neutert, 2010. Foto: Nic Frechen
One-Mensch-Theater.NatiasNeutert,1982.jpg
Autor/Urheber: Angelika Oehms (By out to Neutert), Lizenz: CC BY-SA 3.0
Natias Neutert as so called 'One-Mensch-Theater' at the Vienna ARENA in 1982