Nanda Herbermann

Maria Ferdinanda Herbermann (* 29. Dezember 1903 in Münster; † 2. August 1979 in Beelen) war eine deutsche Autorin und während der Zeit des Nationalsozialismus Kritikerin des NS-Regimes. Vor dem Zweiten Weltkrieg eine enge Mitarbeiterin des Jesuiten und Widerstandskämpfers Friedrich Muckermann, musste sie anschließend nach einigen Monaten Haft anderthalb Jahre in einem Konzentrationslager zubringen. Nach dem Krieg nahm sie ihre Autorentätigkeit wieder auf und wurde in Münster Vorsitzende des Anerkennungsausschusses für Verfolgte.

Leben

Herbermann entstammte einer tiefreligiösen römisch-katholischen Familie und wuchs mit zehn Geschwistern auf.[1] Ihr Vater war Finanzbeamter. Nachdem sie die Höhere Töchterschule ohne Abschluss absolviert hatte, verbrachte sie einige Zeit als Gasthörerin für Kunstgeschichte und Literatur an der Universität Münster. In den 1920er Jahren trat sie nach Schauspielunterricht im Theater auf und freundete sich mit dem Maler Ernst Hase an.[2] Im Anschluss an eine Buchhandelsausbildung wurde Herbermann 1928 Privatsekretärin des Jesuitenpaters Friedrich Muckermann. Sie war für das Redaktions- und Korrespondenzbüro von dessen Zeitschrift Der Gral zuständig, für den sie zahlreiche, auch regimekritische Artikel beisteuerte. Nachdem Muckermann 1934 in die Niederlande floh und dort zusammen mit Josef Steinhage seine neue Zeitung Der Deutsche Weg gründete, übernahm Herbermann die alleinige Redaktion des Gral.

Vor allem in den ersten Jahren des Deutschen Wegs, bis Muckermann 1936 nach Rom beordert und solche Aktionen zunehmend gefährlich wurden, sorgte Herbermann (oft zusammen mit Albert Maring) im Rahmen von grenznahen Treffen für den Informationsaustausch zwischen Oldenzaal, wo der Deutsche Weg erschien, und der Münsteraner Redaktion.[3] Sie kam unter den Verdacht, als Mittlerin zwischen Muckermann und dem Münsteraner Bischof Clemens August Graf von Galen zu arbeiten und wurde schließlich in Ermangelung an Beweisen Anfang Februar 1941 unter fadenscheinigen Anschuldigungen verhaftet und Verhören unterzogen. Herbermann verbrachte die Zeit in Münster bis August 1941 in Einzelhaft, anschließend wurde sie ins KZ Ravensbrück verlegt, wo sie als Blockälteste einer mit Prostituierten belegten Baracke eingesetzt wurde. Auf Intervention ihrer Familie bei Heinrich Himmler wurde sie im März 1943 freigelassen. Danach nahm sie ihren Wohnsitz wieder in Münster und stand unter Beobachtung der Gestapo.[2]

Nach dem Zweiten Weltkrieg war Herbermann in Münster wieder schreibend tätig und arbeitete als Schriftstellerin und Autorin von Zeitungs- und Zeitschriftenartikeln. 1946 erschien mit ihrem Werk Der gesegnete Abgrund. Schutzhäftling Nr. 6582 im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück im Nachkriegsdeutschland einer der ersten biografischen Berichte über die Zeit in einem Konzentrationslager (2000 auch in einer englischen Übersetzung). Des Weiteren wirkte Herbermann in ihrer Heimatstadt als Vorsitzende des Anerkennungsausschusses für Politische, Rassische und Religiös Verfolgte. Am 31. Januar 1954 wurde sie als eine der ersten Frauen in der Bundesrepublik mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.[4] Zum 70. Geburtstag erhielt sie durch Bischof Heinrich Tenhumberg die Paulus-Plakette.[5] Sie starb am 2. August 1979 und wurde auf dem Münsteraner Zentralfriedhof beigesetzt.

In Münster wurde ihr zum Gedenken der Nanda-Herbermann-Weg benannt.

Schriften

  • Der gesegnete Abgrund: Schutzhäftling Nr. 6582 im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück. Glock & Lutz, Nürnberg/Bamberg/Passau 1946; vierte Auflage 2002
    • englische Ausgabe: The blessed abyss. Inmate #6582 in Ravensbrück concentration camp for women. Wayne State University Press, Detroit 2000, ISBN 0-8143-2904-7.
  • In memoriam P. Friedrich Muckermann S. J. Giesel, Celle 1948.
  • Was Liebe erträgt .... Giesel, Celle 1949.
  • Friedrich Muckermann. Ein Apostel unserer Zeit. Schöningh, Paderborn 1953.
  • ... Deine Angelika: Briefe an Niemand. Martin Verlag Berger, Buxheim 1962.

Literatur

  • Lutz Hagestedt (Hg.): Deutsches Literatur-Lexikon. Das 20. Jahrhundert. Band XVII: Henze-Hettwer. Walter de Gruyter, Berlin 2012, ISBN 978-3-11-023163-2.
  • Internationale Frauenbegegnungsstätte Ravensbrück Förderverein e.V.: Christliche Frauen im Widerstehen gegen den Nationalsozialismus: Häftlinge im Frauen-KZ Ravensbrück 1939 bis 1945, Morus-Verlag GmbH, Berlin 1998/1999, ISBN 9783875543360.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück/Förderverein Internationale Frauenbegegnungsstätte (Ravensbrück) (Hrsg.): Christliche Frauen im Widerstehen gegen den Nationalsozialismus. Häftlinge im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück von 1939–1945. Morus-Verlag, Berlin 1999, ISBN 3-87554-336-X, S. 59.
  2. a b Deutsches Literatur-Lexikon. Das 20. Jahrhundert. Band XVII: Henze-Hettwer, Walter de Gruyter, Berlin 2012, S. 32
  3. Hanno Hardt, Elke Hilscher, Winfried B. Lerg (Hrsg.): Presse im Exil. Saur, München 1979, ISBN 3-598-02530-0, S. 209.
  4. Bundespräsidialamt
  5. Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück/Förderverein Internationale Frauenbegegnungsstätte (Ravensbrück) (Hrsg.): Christliche Frauen im Widerstehen gegen den Nationalsozialismus. Häftlinge im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück von 1939–1945. Morus-Verlag, Berlin 1999, ISBN 3-87554-336-X, S. 60.