Nagykanizsa

Nagykanizsa
Wappen von Nagykanizsa
Nagykanizsa (Ungarn)
Nagykanizsa (Ungarn)
Nagykanizsa
Basisdaten
Staat:Ungarn Ungarn
Region:Westtransdanubien
Komitat:Zala
Kleingebiet bis 31.12.2012:Nagykanizsa
Kreis:Nagykanizsa
Koordinaten:46° 27′ N, 17° 0′ O
Fläche:148 km²
Einwohner:44.550 (1. Jan. 2022)
Bevölkerungsdichte:301 Einwohner je km²
Telefonvorwahl:(+36) 93
Postleitzahl:8800
KSH-kód:30933
Struktur und Verwaltung (Stand: 2021)
Gemeindeart:Stadt
Bürgermeister:László Balogh[1] (Fidesz-KDNP)
Postanschrift:Erzsébet tér 7
8800 Nagykanizsa
Website:
(Quelle: Localities 01.01.2022. bei Központi statisztikai hivatal)

Nagykanizsa [ˈnɒɟkɒniʒɒ] (deutsch Großkirchen oder Groß-Kanizsa; früher: ungarisch Kanizsa, deutsch Kanischa, kroatisch Kaniža, türkisch Kanije, slowenisch Velika Kaniža) ist eine Stadt im Komitat Zala in Ungarn. Sie befindet sich im Zentrum des gleichnamigen Kreises und besitzt, wie 22 andere ungarische Städte auch, Komitatsrecht. Nagykanizsa liegt etwa 40 km südwestlich des Balatons und ist etwa 15 km von der kroatischen Grenze entfernt. Sie wird vom Prinzipal-Kanal durchflossen, der die Zala mit der Mur verbindet[2].

Geschichte

Canischa zur Zeit der Besetzung der Stadt durch die Türken.

Der Ort wird 1245 als Knysa zum ersten Mal erwähnt. Der Name ist (west- oder süd-)slawischen Ursprungs und bedeutet „Fürst“ (vgl. serbisch knez).

Am 20. Oktober 1600 war die wegen ihrer strategischen Bedeutung als der „Schlüssel zu Deutschland“ bezeichnete Stadt nach einer 40 Tage dauernden Belagerung den Türken übergeben worden. Dadurch war vor allem die Steiermark so unmittelbar gefährdet, dass im folgenden Jahr ein von Erzherzog Ferdinand, dem späteren Kaiser Ferdinand II., persönlich angeführtes Heer sich an die Rückeroberung Kanizsas machte. Diese scheiterte jedoch Mitte November 1601 unter schweren Verlusten.[3]

Versuch der Rückeroberung bzw. Beschuss der Festungsstadt im Jahr 1664.

Auch im Rahmen der Verhandlungen, die zum Frieden von Zsitvatorok führten, war es nicht gelungen, die Rückgabe Kanijes, wie die Türken die Stadt nannten, zu erreichen. Ein erneuter Versuch von christlicher Seite, die Stadt militärisch wieder zu erlangen, musste Anfang Juni 1664 angesichts des herannahenden osmanischen Heeres abgebrochen werden. Der Abwehrsieg in der nachfolgenden Schlacht bei St. Gotthard–Mogersdorf und der Frieden von Eisenburg änderten an den Besitzverhältnissen Kanizsas abermals nichts.[4]

Erst die nach der zweiten türkischen Belagerung Wiens einsetzende habsburgische Gegenoffensive, die endgültig zur Rückgewinnung des von den Türken besetzten Teils Ungarns führen sollte, brachte auch Kanizsa wieder in christlichen Besitz. Am 13. April 1690 übergab die völlig eingeschlossene und von der Nahrungsmittelzufuhr abgeschnittene türkische Garnison die Stadt gegen freien Abzug, der von den Christen auch gewährt wurde.[4]

Im Jahr 1913 gab es in der damaligen Stadt mit geordnetem Magistrat (rendezett tanácsú város) 3154 Häuser und 26.524 Einwohner auf einer Fläche von 12.931 Katastraljochen.[5] Sie gehörte zu dieser Zeit zum Komitat Zala.

Städtepartnerschaften

Söhne und Töchter der Stadt

  • Lajos Balázsovits (1946–2023), Schauspieler
  • Balázs Berke (* 1984), Fußballschiedsrichter
  • Hermine Braga-Jaff (1857–1940), Opernsängerin und Gesangspädagogin
  • Kornél Dávid (* 1971), Basketballspieler
  • Eugenie Erdösy (1860–1886), Theaterschauspielerin und Sängerin
  • Ferenc Farkas (1905–2000), Komponist
  • François Fejtő (1909–2008), Historiker, Publizist und Autor
  • András Flumbort (* 1984), Schachspieler
  • Rudolf von Geyer-Geyersperg (1879–1960), österreichischer Schauspieler, Regisseur und Dramaturg
  • Géza Herczeg (1888–1954), Journalist, Ministerialrat, Bühnen- und Filmautor (Oscarpreisträger)
  • Dorothea Kanizsai (um 1475 bis nach 1532), Adelige und Wohltäterin
  • Familie Kanizsay, Adelsgeschlecht aus Nagykanizsa, 1571 erloschen
  • István Kónya (* 1962), Lautenist
  • Ferenc Lehel (1933–1987), Offizier der Volksrepublik Ungarn
  • Rudolf Pajér, Edler von Mayersberg (1858–1934), Admiral der österreich-ungarischen Kriegsmarine
  • Kanijeli Siyavuş Pascha, osmanischer Großwesir zwischen 1582 und 1593
  • Sigmund Romberg (1887–1951), Komponist
  • Johann Schnitzler (1835–1893), Mediziner, Vater von Arthur Schnitzler
  • Györgyi Székely-Marvalics (1924–2002), Fechterin
  • Szabina Tálosi (* 1989), Fußballspielerin
  • Leopold Wittelshöfer (1818–1889), Arzt und Publizist in Raab und Wien
  • Győző Zemplén (1879–1916), Physiker

Siehe auch

  • Jüdischer Friedhof (Nagykanizsa)
  • Synagoge (Nagykanizsa)

Galerie

Literatur

  • Nagykanizsa, in: Guy Miron (Hrsg.): The Yad Vashem encyclopedia of the ghettos during the Holocaust. Jerusalem : Yad Vashem, 2009, ISBN 978-965-308-345-5, S. 512

Weblinks

Commons: Nagykanizsa – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Helyi önkormányzati választások 2019 - Nagykanizsa (Zala megye). Nemzeti Választási Iroda, 13. Oktober 2019, abgerufen am 18. Januar 2021 (ungarisch).
  2. Hölzel: Oberstufenatlas
  3. Vgl. dazu Günter Cerwinka: Die Eroberung der Festung Kanizsa durch die Türken im Jahre 1600. In: Innerösterreich 1564–1619 (= Joannea 3, Graz 1968), 409–511.
  4. a b Vgl. dazu Othmar Pickl: Die Kapitulation der Festung (Nagy) Kanisza der „Hauptfestung des Osmanischen Reiches“ am 13. April 1690 (zum 300. Jubiläum der Kapitulation der letzten türkischen Garnison Transdanubiens). In: Kulönteneyomat. Zalai Múzeum 4 (1992), 85–93.
  5. Nagykanizsa. In: A Magyar Korona Országainak helységnévtára 1913. Budapest 1913, S. 950 (ungarisch).
  6. a b c d e f g h i j k l Testvérvárosok. Stadt Nagykanizsa, abgerufen am 27. Juni 2023 (ungarisch).

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